Freundin nach FG unterstützen

Leider hat eine liebe Freundin von mir eine FG erlitten und ich möchte gerne für sie da sein.
Mein Beileid habe ich ihr schon ausgesprochen und angeboten, dass ich jederzeit für sie da bin, wenn sie reden möchte.

Sie war noch recht am Anfang, aber es war ein absolutes Wunschkind, Sie waren so euphorisch, dass sie schon in der 6SSW das Kinderzimmer komplett eingerichtet hatten, Babysachen kauften und auch jeder im Familien-und Freundeskreis bescheid wusste.
Ich will damit veranschaulichen, wie SEHR sie sich auf dieses Kind gefreut hat.
Und nun steht sie vor der Aufgabe, es allen mitzuteilen und ich kann mich nicht mal im entferntesten in ihre Lage versetzen :-(

Wie kann ich für sie da sein? Was tun und sagen?
Was hat euch in dieser Situation geholfen?

Bearbeitet von Rapheli
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Deine arme Freundin, das tut mir sehr leid.

Es ist schwierig dir was zu raten. Ich hatte auch eine frühe FG vor 4 Jahren. Mir persönlich tat Ablenkung gut und wenn man mir umgegangen ist wie sonst auch. Aber es kann auch sein, dass diese Alltagsbanalitäten für deine Freundin eher schwer als hilfreich sind. Frag sie, ob du gewisse Leute für sie informieren sollst, ob sie darüber reden oder lieber Ablenkung möchte und dass sie jederzeit ihre Meinung dazu ändern darf.
Ich persönlich fand es blöd, wenn jemand angedeutet hat, dass es ja noch kein richtiges Baby war. Gut, so früh sieht es wirklich seltsam aus, aber da schlug ein Herz, es hat also gelebt und jetzt nicht mehr. Man weiß (theoretisch), dass es zu FG kommen kann, aber weil viele nicht darüber reden, hat man keine Vorstellung davon, wie viele Leute das schon erleben mussten. Mir hat es geholfen zu wissen, dass es anderen Freunden und Bekannten auch passiert ist. Von meinen Kolleginnen, die Kinder haben, hat nur eine keine FG gehabt, alle anderen schon. ABER: sie haben alle auch 2-3 gesunde Kinder gekriegt.
Bei mir war es die 1. Schwangerschaft, die eben nicht gut endete. Da zweifelt man schon mal, ob was mit einem nicht stimmt, sorgt sich, dass man womöglich niemals Kinder bekommen kann. Nachdem ein bisschen Zeit vergangen war, konnte ich es dann relativ sachlich sehen. Mit meinem Baby war etwas nicht in Ordnung und deswegen hat die Natur so entschieden. Es macht mich traurig, dennoch bin ich froh, dass es noch im 1. Trimester vorbei war und ich nicht in der der fortgeschrittenen Schwangerschaft selbst hätte entscheiden müssen, ob ich ein krankes/behindertes Kind zur Welt bringe.
Danach bin ich noch zweimal schwanger geworden, hatte tolle Schwangerschaften und zwei gesunde Kinder.

Vielleicht macht es deiner Freundin irgendwann Mut zu wissen, dass es bei vielen Frauen mal schiefgeht und sie trotzdem gesunde Kinder bekommen. Akzeptiere, wenn für sie gerade eine Welt zusammenbricht. Gib ihr Zeit zum Trauern.

Toll, dass du dir solche Gedanken machst und sie unterstützen willst.

Alles Gute für euch!

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Hallo,
ich finde es toll, dass du hier um Rat fragst. Viele Reaktion sind ja lieb gemeint, aber kommen vielleicht nicht so rüber.
Mir hat es sehr geholfen, drüber zu reden. Ich hatte einfach lange nur dieses eine Thema im Kopf und zwei gute Freundinnen, die mir einfach zugehört haben, immer wieder, haben mir sehr geholfen. Sie haben sich beide immer von sich aus gemeldet und ein Treffen zum spazieren gehen vorgeschlagen. Ich hatte dagegen keine Kraft, Angebote wie "Melde dich, wenn du etwas brauchst", anzunehmen. Natürlich ist aber jede anders und allein dass du dir Gedanken machst, zeigt schon, dass du bestimmt den richtigen Weg für euch findest.

3

Guten Morgen 😊

Auf "melde dich, wenn du etwas brauchst" konnte ich damals nur schwer reagieren, es brauche schon jemanden, der gezielt Treffen vorgeschlagen hat und Menschen, denen man auf "wie geht es dir" mit der Wahrheit antwortet. Ein Gespräch ergibt sich dann von selbst und im Prinzip reicht es dann, einfach aufmerksam zuzuhören.

Mir ging es gar nicht darum, groß und breit über die FG zu sprechen, sondern um das Verständnis dafür, dass auch der Verlust in so einem frühen Stadium furchtbar ist und dass es in Ordnung ist traurig zu sein.

Letztendlich und mit etwas Abstand hat es mir geholfen zu begreifen, dass etwas mit unserem Baby nicht in Ordnung gewesen sein muss und dass sowohl das Leben unseres Kindes als auch in Folge unseres vermutlich massiv eingeschränkt gewesen wäre und dass die Natur für uns alle entschieden hat.

Ich wurde nach der FG wieder schwanger und wir haben unseren kleinen Sonnenschein bekommen. Auch wenn es hart klingt: Ohne dieses Schicksal hätten wir unseren Sohn heute nicht bei uns. Diesen rotzfrechen kleinen Wirbelwind, der uns manchmal in den Wahnsinn treibt. Manchmal sieht man erst später, wofür Schicksalsschläge letztendlich doch "gut" waren. Ich denke, du weißt wie ich das meine.

Diese Einsicht wird deine Freundin früher oder später auch haben 😊

LG

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Ich habe gestern lange mit ihr geschrieben. Ich glaube, das tat ihr gut. Vorbei gehen wollte ich erst einmal nicht, weil ich selbst ein Neugeborenes habe und ihr "das nicht antun wollte". Ich glaube aber, das war so richtig.
Sie muss heute zur Ausschabung und wollen dann das Kind untersuchen lassen. Es hat wohl deutliche Anzeichen für Trisomie 21 und Trisomie 18.
Ihr hilft der Gedanke, dass das Kleine eh nicht lebensfähig gewesen wäre und sich ihr Körper "drum gekümmert hat".
Ich habe ihr nochmals gesagt, dass ich für sie da bin, egal was ist und sie braucht.