Hallo,
ich hatte eine Abtreibung im Juni 2019.
Ich war ziemlich frisch mit meinem neuen Freund zusammen, gerade in eine neue Stadt gezogen und mitten in der Ausbildung.
Dann auf einmal der große Schock, ich bin schwanger.
Da ich zu dieser Zeit den Ring als Verhütungsmittel genommen hatte und diese gerissen war, saß ich nun völlig überfordert in meiner kleinen Wohnung und malte mir im Kopf aus, wie ich das meinem Freund erklären soll.
Als er es erfuhrt reagierte er gemischt. Einerseits geschockt und andererseits meinte er, dass er für mich da sei.
Ziemlich schnell baute ich eine Bindung zu dem Kind auf. Ich redete mit ihm, legte meine Hand immer öfter schützend auf meinen Bauch und achtete auf jedes Wehwehchen welches ich direkt mit der Schwangerschaft in Verbindung brachte.
Mein Freund konnte sich jedoch nicht so gut mit der Situation anfreunden. Er nahm immer mehr Abstand und wenn ich ihn fragte wie es nun weitergehe, kam von ihm nie eine klare Antwort. Mal sagte er das wir es bekommen sollten und mal (häufiger) sagte er, dass das alles nicht klappen wird. Finanziell und auch von der Situation her.
Er selbst war zwar älter als, wohnte jedoch noch zu Hause bei seinen Eltern und studierte.
Über das finanzielle hatte ich mir nie die großen Sorgen gemacht, natürlich hatte ich Angst davor aber ich wusste das unsere Eltern uns zu 1000% unterstützen würden. Ich selber hatte auch schon eine gewisse Menge angespart und es wäre nicht das größte Problem gewesen. Jedoch konnte ich ihn nicht überstimmen und durch seine ganzen Zweifel fing ich irgendwann auch an zu zweifeln... wir entschieden uns somit für eine Abtreibung.
Ich hatte eine wirklich schlimme Zeit vor mir und ich konnte nur so in meinen Tränen schwimmen. Ich konnte überhaupt nicht begreifen was gerade vor sich ging und das ich gerade unser Kind verlieren würde. Über diese Zeit habe ich nie wirklich mit meinem Freund gesprochen. Er sah wie traurig ich war, jedoch gab es nie ein klärendes Gespräch. Wir sind immer noch zusammen.
Jetzt, knapp 1 1/2 Jahre später ist mein Kinderwunsch zu groß...
Egal wo ich Babys, Kinder sehe, mein Herz geht direkt auf.
Ich muss immerzu an die Zeit denken und vermisse es richtig ein Kind in mir zu haben.
Eine gemeinsame Freundin zur Zeit schwanger und ich freue mich so für sie bin jedoch auch so traurig das ich nicht so glücklich schwanger sein kann.
Es zerfrisst mich innerlich.
Mein Kinderwunsch war vorher nicht so groß, ich hatte mir immer gedacht ich werde erst spät Mama ,aber jetzt auf einmal kann ich es einfach kaum abwarten. Ich bin zwar mit meiner Ausbildung noch nicht fertig (bin gerade in den letzten Zügen) und mein Freund muss noch 2 Semester studieren jedoch wünsche ich es mir so sehr.
Ich verstehe meinen Körper bzw meine Gedanken manchmal gar nicht. Es ist so als würde und könnte ich nicht loslassen. Mein Körper sehnt sich förmlich nach einer Schwangerschaft.
War es bei jemanden auch so?
Ergeht es jemand genau so wie mir?
Ich bin einfach so durcheinander und kann es gar nicht richtig einordnen.
Manchmal, wenn meine Periode etwas verzögert kommt mache ich einen Test und hoffe einfach, das dieser positiv ist.
Ich hab manchmal das Gefühl , dass ich damit noch nicht richtig abgeschlossen habe und das ich deshalb diesen großen Wunsch nach einem Kind habe.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Erfahrungen berichtet und vielleicht geht es jemanden ja ebenfalls so...
Mit meinem Freund traue ich mich nicht richtig darüber zu sprechen.
Ich habe Angst, das er denkt ich wäre verrückt oder neidisch auf andere schwangere Frauen, weil mein Wunsch so groß ist.
Einen schönen Abend wünscht euch
Linda
Starker Kinderwunsch nach Abtreibung
Hallo Linda,
ich möchte gleich vorweg sagen, dass ich deine Situation selber nicht durchlebt habe, aber ich möchte dir trotzdem ein paar Worte schreiben.
Du hast eine schwierige Entscheidung getroffen, indem du dich für den Abbruch entschieden hast, der sehr auf dir zu lasten scheint. Du hast dich an dein Kind gewöhnt und dich (anscheinend?) darauf gefreut, du warst schon voll im Kindermodus. Doch dann hast du dein Kind verloren. Es ist aber völlig normal, dass du dich jetzt nach einem Kind sehnst, wenn du damals eine Bindung zu dem Kind hattest. Und so hart das jetzt klingen mag, ich bewundere dich für die Entscheidung. Ich habe im August entbunden, nachdem ich 2019 ungeplant schwanger wurde. Mein Freund sagte mir zwar, er stünde hinter mir, egal was ich tue, aber auch, obwohl ich lange darüber nachgedacht habe, hätte ich mich nicht getraut, abzutreiben. Ich wusste, dass ich dafür von seiner Familie verstoßen werden würde. Und jetzt sitze ich mit einem 4 Monate alten Baby daheim. Versteh das nicht falsch, ich liebe meinen Sohn abgöttisch, aber ich bin erst 19 Jahre alt und erst nach der Geburt wurde mir so wirklich bewusst, worauf ich mich eingelassen habe. Ich habe in meinem Freund und seiner gesamten Familie wahnsinnig viel Unterstützung, und trotzdem frage ich mich derzeit immer öfter, wie es gelaufen wäre, wenn es ihn nicht gäbe. Ich vermisse meine Freizeit. Ich bin psychisch angeknackst und deswegen teilweise einfach nur genervt von dem Stress, den ein Kind mit sich bringt. Ich brauche meine Ich-Zeit. Und die nehme ich mir momentan abends (so wie jetzt), bin dafür morgens unausgeschlafen.
Wie du siehst, bin ich genau in der umgekehrten Situation von dir. Und so wie ich das sehe, solltest du wirklich mit deinem Freund darüber sprechen. Red dir alles von der Seele, sag ihm, wie viele Probleme du mit dem Abbruch hast, dass du dir sehnlichst ein Kind wünschst. Und ich hoffe, er wird es verstehen und ihr werdet gemeinsam eine Lösung finden. Auch wenn du am Ende einer Ausbildung bist, kannst du danach immer noch schwanger werden. Du kannst dir Elternzeit nehmen und danach, wenn das kleine alt genug ist, richtig in den Job einsteigen. Ich bin ungelernt, erst ein halbes Jahr vor der Schwangerschaft aus der Schule gekommen. Ich habe keinen Job, kein erarbeitetes Einkommen, nichts, und trotzdem ist es genug, um mein Kind zu versorgen und mich mit. Ihr könntet das stemmen, wenn ihr das wollt.
LG Lee