Kinder automatisch zur Mutter, wieso?

Ich finde es erstaunlich, dass Frauen offensichtlich selbstverständlich davon ausgehen, dass die Kindee hauptsächlich bei ihr bleiben.
Wenn die Frau sich trennt, kommen die Kinder mit ihr.
Oder der Mann zieht aus, aber natürlich allein.
Gibt es überhaupt den Fall, dass Frauen in Erwägung ziehen, dass es auch möglich ist, dass die Kinder hauptsächlich beim Vater leben?
Oder von sich aus zumindest das Wechselmodell vorschlagen?
Ich habe das bei meiner Scheidung festgestellt, dass unsere Lösung, Kinder hauptsächlich beim Vater, einmal im Monat am Wochenende bei mir, in den Köpfen der meisten Menschen gar nicht vorkommt.
Auch das Wechselmodell scheint immer noch nicht gleichwertig zu sein.
Wie habt ihr es geregelt und warum?

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Weil die Realität oft so aussieht:

- Frau übernimmt zum größten Teil die Elternzeit oder komplett
- Mann arbeitet voll bzw. sogar mehr, um finanziell die Familie abzusichern
- Frau kümmert sich um Kinder, organsiert die Termine und den Haushalt
- Mann nimmt seltener am Familiengeschehen teil, da müde, überarbeitet usw.

Und in den Köpfen herrscht eben das Denken, wer sich mehr um die Kinder kümmert, dass diese bei diesem Elternteil bleiben.
Das Wechselmodell ist aus meiner Sicht nonsens. Die Kinder wechseln wöchentlich zwischen Vater und Mutter und das ist belastend. Ein fester Ort für die Kinder..eigentlich müssten die Eltern wechseln....am besten ist es, wenn die Eltern nahe beieinander wohnen, so dass sie für alle Kinder gut erreichbar sind.

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Ich bin selbst nicht getrennt. In meinem Umfeld kenne ich niemanden der das Wechselmodell praktiziert. Jedoch einige Paare bzw Expaare welche sich darauf geeinigt haben, dass das Kind/die Kinder beim Vater bleiben. Aus unterschiedlichen Gründen: Vater bleibt im ehemals gemeinsamen Haus, Kinder möchten im gewohnten Umfeld bleiben / Schichtarbeit der Mutter, daher wäre die Betreuung schwer zu organisieren / gesundheitliche Beeinträchtigung der Mutter / Kinder äußern selbst den Wunsch beim Vater zu bleiben, da sie das bessere Verhältnis zueinander haben / Vater war ohnehin immer die Hauptbezugsperson, hat Elternzeit genommen und danach auch nur max. Teilzeit gearbeitet.

So krasse Geschichte wie hier im Forum, in welchen die Mütter die Kinder oftmals als alleiniges Eigentum betrachten, kenne ich persönlich gar nicht.

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Wollte an dieser Stelle nur mal wieder unseren afghanischen Bekannten erwähnen... Seine "kleine Schwester" (die noch in Afghanistan ist), ist eigentlich seine Nichte... Nur juckt das niemanden, da sein Bruder (der Vater der Kleinen) die Mutter schon vor Jahren rausgeworfen hat. Der Bruder selbst lebt nicht mehr (Krieg).

Ich hab mal diesen afghanischen Bekannten gefragt, wo die Mama der Kleinen denn ist, sie ist schließlich (mindestens) Halbwaise. Er hat mich angeguckt wie ein Auto. Er hatte sich bis dahin schlicht noch nie gefragt, wo die Mama der Kleinen ist...

Was ich damit sagen will: andre Länder, andre Sitten. Dort bleiben Kinder selbstverständlich in der Familie des Mannes. Auch wenn es den Papa zum Kind gar nicht mehr gibt. Das Kind gehört zur Großfamilie des Mannes. Punkt. Schwester, Nichte, alles wurscht, einfach Kind.



Ich selbst kann damit nix anfangen. Vor allem bei Kleinkindern nicht. Die Frau hat die Milch und die Bindungshormone. Die Frau kennt das Kleinkind aus der Schwangerschaft schon in und auswendig. Was will ein Mann mit so einem kleinen Würmchen...? Brust geben kann er nicht. Riechen tut er anders, die Stimme ist zu tief. Babies suchen nun mal die Mama...

In höherem Alter ist das anders. So ab 2 oder 3 hatte Papa ja schließlich auch genug Zeit, Bindung aufzubauen. Warum also nicht zum Papa? (Wobei ich kaum einen Mann kenne, dem ich einen Haushalt ohne Frau PLUS Kind zutrauen würde 😅)

Aber wie bereits erwähnt: wir sind da kulturell geprägt, und in meiner deutschen Kultur sind Kinder eben Frauensache 😉

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Wenn du es so siehst, dann müsste der Mann mindestens genauso eine Bindung haben. Schließlich schwimmt sein Sperma ja schon lange in ihm rum:-p

Du lebst aber in einer komischen deutschen Kultur

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Das kommt ja immer auf die jeweiligen Personen und Situationen an. Ich bin alleinerziehend und der Vater meines Sohnes hat und will auch keinen Kontakt. Darüber hinaus könnte ich persönlich mir aber auch nicht vorstellen das mein Sohn hauptsächlich bei seinem Vater lebt und von ihm großgezogen wird. Wenn beide Elternteile jedoch von Beginn an für das Kind da sind und das Kind auch zu gleichen Teilen großziehen möchten, empfinde ich das Wechselmodell als nur fair.

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Ich denke, dass das daran liegt, weil in deutschland noch ziemlich der Vorurteil Verankert ist, dass nur die Mutter am besten wisse, was fürs kind am besten ist 😉

Man merkt es schon hier im forum, wo das ziemlich befürwortet wird mit Aussagen wie "stillen baut die beste Bindung auf" oder "Familienmitglied dürfen die Kinder nicht anders behandeln" und wo selbst den Vätern eine eigene Beziehung zu den Kindern entsagt wird, ohne die Art der Beziehung mit den Müttern abzusprechen.

Es ist eben die deutsche Kultur 😉 daher wundert es mich nicht, wenn die meisten Kinder nach einer Trennung bei der Mutter bleiben. In anderen Ländern ist es anders. Es gibt auch Länder wo die Großeltern die Erziehung übernehmen und die Elteen kein Mitspracherecht haben. Oder wo beide Elternteile Arbeiten müssen und die Oma zur Bezugsperson wird. Oder wo die Kinder und Frau ab Heirat zur Familie des Mannes gehören. Etc. Gibt die verschiedensten Familienmodelle.

Schlimm finde ich es nur, wenn es zu einem Rosenkrieg ausartet und man für die Kinder nicht neutral bleiben kann oder wenn ein Elternteil sich nicht mehr fürs Kind interessiert.

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Das habe ich bei meiner Scheidung ebenfalls festgestellt. Ich habe aus diesem Grund damals ganz viele Freund verloren, weil sie unsere Entscheidung nicht verstehen konnten. Ich bin die Rabenmutter und der Papa der arme verlassene Mann, der jetzt gezwungen ist sich um die Kinder zu kümmern.

Und dabei war es damals bei uns absolut naheliegend, dass die Kinder beim Papa bleiben. Ich bin beruflich schon immer viel unterwegs. Die Elternzeit haben wir geteilt. Nach der Elternzeit (er arbeitet im Homeoffice) hat er hauptsächlich die Kinder betreut. Ich war teilweise von Montag bis Freitag weg. Bei der Scheidung haben wir uns geeinigt, dass er das Haus behält. Das Thema Kinder mussten wir zu keinem Zeitpunkt diskutieren. Es war schon vor der Geburt der Kinder klar, dass er die Hauptbezugsperson sein wird. Nur unter dieser Voraussetzung war ich überhaupt bereit zwei Kinder zu bekommen. Ich kannte ja meine Arbeit.

Bei Papa bleiben war also für die Kinder: Gewohntes Umfeld, grosses Haus mit Tieren und Garten, kontinuierteliche Betreuung durch den Papa, gewohnter Rhythmus - mit Papa allein war normal.

Mit Mama gehen hätte geheissen: neues Umfeld, kleine Wohnung, häufigere Fremdbetreuung auch über Nacht, ständig wechselnder Rhythmus - mit Mama ohne Papa ungewohnt.

Warum hätte ich die Kinder aus ihrem gewohnten Leben rausreissen sollen. Zumal ich in diesem Fall auch noch meinen Beruf hätte aufgeben müssen. Es hätten Kinder, Papa und Mama gelitten.

So war es für alle die absolut richtige Entscheidung. Die Kinder haben durch die einvernehmliche Scheidung nicht zusätzlich gelitten. Sie sind es schon immer gewöhnt, dass Mama nicht ständig da ist. Ich habe meinen Beruf behalten können und kann so den Papa finanziell gut unterstützen. Klar gibt es immer mal wieder Situationen, wo der Kleine meint, es wäre doch ganz gut bei Mama zu wohnen. Wenn ich ihm dann erkläre, dass es dann bei Mama auch anders wäre (Schule, Verpflichtungen, Alltag, auch Mama schimpft ...), dann ist das Thema meist ganz schnell vom Tisch.

Und selbst heute - wo die damaligen Freunde sehen, dass unserer Weg für uns der Richtige war, haben sie noch immer kein Verständnis dafür. Ich bekomme noch heute 6 Jahre später immer mal wieder die Frage, wann die Kinder zu mir ziehen. Ich weiss nicht, warum viele diese Konstellation nicht begreifen.

Es gibt natürlich auch ganz viele - die uns unterstützt haben. Die uns verstehen. Aber ich bin auch auf sehr, sehr viel Unverständnis und Boshaftigkeit in diesem Zusammenhang gestossen.

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Hut ab für eine so vernünftige, kooperative Entscheidung! Und ich bin ein bisschen erschrocken, dass man sich dafür im Jahr 2020 noch blöde Sprüche anhören muss!

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Bei uns war es schnell klar, dass es das Wechselmodell wird.

ICH als Mama fand und finde das noch immer blöd und sowieso mache ich alles viel besser ;-). Mir fehlt mein Kind. Aber ich weiß, dass ich deswegen kein Recht habe, meine Bedürfnisse als wichtiger zu betrachten als die des Vaters.
Und was der Vorteil ist: wir haben schlichtweg keine Geldthemen. Das entspannt doch vieles.

Ich kann mir eure Lösung auch gar nicht vorstellen. Ich würde durchdrehen... aber da ich auch mit dem Wechselmodell an Kritik gerate, weil es sich andere nicht vorstellen können, würde ich es nicht bewerten.

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"Mir fehlt mein Kind. Aber ich weiß, dass ich deswegen kein Recht habe, meine Bedürfnisse als wichtiger zu betrachten als die des Vaters."

Auch dafür, Hut ab!

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Wenn der Vater sich vorher hauptsächlich um das Kind gekümmert hat, sollte das Kind nach Trennung zum Vater. Wenn die Mutter sich hauptsächlich gekümmert hat und damit hauptsächlich Bezugsperson ist, sollte es zur Mutter. Da es meist die Frauen sind, die sich um das Kind kümmern, gehört das Kind auch zur Mutter.

Lg

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Die Realität in meinem Freundes- und Bekanntenkreis schaut so aus, dass immer die Mutter die Hauptbezugsperson ist.

Es ist die Mutter, die die meiste EZ nimmt, es ist die Mutter, die zuhause bleibt, es ist die Mutter, die dann Teilzeit arbeiten um die Kinder nachmittags betreuen zu können.

Und ich kenne keinen Vater, den das stören würde.

Ich hatte das Thema erst vor paar Tagen mit meinem Mann. Er ist ein toller Papa und liebt sein Kind über alles, macht sehr viel mit ihr, aber er wäre eigentlich nicht bereit gewesen, seine Karriere für sein Kind aufzugeben. Mit einem Jahr Krippe wollte er aber auch nicht.
Er ist froh, dass ich das übernommen habe.

Sollten wir uns trennen, wäre er vermutlich nicht scharf drauf, das Kind zu nehmen.
Mit allen konsequenten :
Nur Teilzeit arbeiten, den ganzen Haushalt schmeißen, einkaufen, Wäsche waschen, bügeln etc.
Plus den Einschränkungen die so ein Kleinkind mit sich bringt: keine spontanen Verabredungen etc abends weil man ja das Kind hat und damit alleine ist.

Und so gehts nicht nur ihm so sondern eigentlich fast allen Männern die ich kenne.

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Bei uns war es so wie bei Gnubbel, ich war sehr viel beruflich unterwegs, Teilzeit wäre für mich nicht in Frage gekommen, Haushalt hatten wir vor den Kindern schon delegiert an eine Haushaltshilfe.
Also Arbeiten wie Putzen, Waschen, Einkaufen, Kochen wurden erledigt.
Dadurch das wir beide auch nach der Geburt der Kinder weiterhin beide verdient haben wie vorher, lief das so weiter.
Mein Mann hat jeweils 1 Jahr Elternzeit genommen, aber 30 Stunden gearbeitet
Da ich unter der Woche nicht zu Hause war, hat er natürlich mehr Zeit mit den Kindern verbracht als ich.
Ich kenne durch meinen Job mehrere Fälle, wo es ähnlich läuft wie bei uns und der Mann mehr Zeit mit den Kindern verbringt.
Mein Mann hatte kein Problem damit die Kinder mit 3 Monaten zur Kita zu bringen.
Hätte er das nicht gewollt, war klar, dass er dann derjenige ist der zu Hause bleibt.
Die Scheidung kam, da waren die Kinder schon älter, 9, 15 und 17.
Von daher war das Thema Betreuung keins mehr.
Die Kinder sind also bei ihm geblieben, und ich kann vollen Unterhalt nach Düsseldorfer Tabelle zahlen.
Wäre es früher zur Trennung gekommen, war klar, dass die Kinder bei ihm bleiben
Er kann Home Office machen, und hat auch nicht so die Hummeln im Hintern wie ich.
Mein Bruder war sogar 2 Jahre zu Hause, seine Frau hat eine Professur und ist ebenfalls stark ein gespannt, arbeitet überall auf der Welt als Beraterin.
Meine Mutter war Ärztin mit eigener Praxis, mein Vater ebenfalls, da gab es auch keine Aufgabenverteilung wie du es beschreibst.
Meine Schwester hat es nochmal anders gelöst, da ist der Vater zwei Jahre beim Kind geblieben und arbeitet erst wieder Vollzeit, seit der Junge in der Schule ist

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Hi. Ich habe eine Bekannte. Die hat es so gemacht. Sie ist ausgezogen und die Kinder blieben beim Vater. Ich denke man nimmt meistens den einfacheren Weg. Und der ist ja meistens das die Kids bei der Mutter bleiben, da die meistens schon weniger gearbeitet hat und das Leben für die Kinder ausgerichtet hat. Die Männer arbeiten meistens Vollzeit weiter und müssten sich sehr umstellen. (wobei das kein Grund sein sollte, denn die Frauen mussten es ja auch) Kenne aber auch ein paar Eltern mit Wechselmodel, oder eben auch nur jedes zweite Wochenende und auch die die keinen Kontakt haben. Vg