Wurm drin

Guten Morgen,

Ich weiß nicht so recht, wohin mit meinem Gedanken. Seit 15 Jahren sind wir eigentlich ein glückliches Paar. Haben 2 Kinder und haben eigentlich gemeinsam uns das Leben aufgebaut, welches wir uns gewünscht haben. Ein Haus, beruflich erfüllt, unsere 2 wundervollen Kinder, früher viel gefeiert, heute mit Kindern, haben wir das feiern zu reisen umgewandelt und reisen mit unseren Kindern gern 2 mal ins Jahr. Grundlegend scheint es eigentlich keine Probleme zu geben, es wirkt so als wären wir eine glückliche kleine Familie, in der jeder auch seinen Platz zur Selbstverwirklichung und seinen Freiraum hat. Wir bedrängen uns nicht haben mindestens einmal die Woche einen Paarabend nur für uns zwei, verbringen gern Zeit mit unseren Kindern und sind eigentlich sowohl als Familie, als auch als einzelne Person erfüllt mit allem, was uns Gott geschenkt hat.

Nun zum eigentlichen Problem, er (40) ich (35) kennen und halt schon ziemlich lange. Früher haben wir nie gestritten, wenn es mal Streit gab, war das binnen paar Stunden geklärt, es war nie ein Streit der um elementare Dinge geht, sondern meist so alltäglicher Blödsinn, manchmal auch einfach Missverständnisse, wo man sich falsch verstanden hat. Aktuell ist aber der Wurm drin. Wir streiten uns immer öfters, früher war kneift beide immer gewillt aufeinander zuzugehen, wollten nie lange aufeinander böse sein und haben Dinge schnell als der Welt geschafft. Nun mittlerweile streiten wir, reden dann auch mal 2-3 Tage nicht mehr miteinander, außer vor den Kindern oder es geht um die Kinder.
Als wir Kinder bekamen, haben wir uns auf eine Erziehung ohne Geschrei ohne Gewalt ( so sind wir beide aufgewachsen mit viel Gewalt und alles andere als lieb).. geeinigt. Nun war es so, dass er unserer Tochter einen Klaps gegeben hat, ich bin innerlich explodiert- wollte vor dem Kind kein Thema machen und habe ihn, als die Kinder im Bett waren darauf angesprochen. Ich kann ihm seitdem nicht mehr verzeihen und bin irgendwie bei allem was er sagt nur noch wütend.
Er hat sich sofort entschuldigt und mir bestätigt, dass er es selbst nicht gut fand und sowas gar nicht möchte, er hat den Klaps bereut und war selbst erschrocken das er ihr auf den popo den Klaps gegeben hat. Meinte aber im selben Atemzug, dass wir etwas strenger werden sollten, da unsere Tochter sich immer mehr herausnimmt, haut und spuckt. Ja strenger, mehr erklären, mehr auf ihre Bedürfnisse eingehen, wieso sie das tut, Ja da wäre ich voll bei ihm, aber nicht mit körperlicher Gewalt. Es war nicht doll, ich saß daneben also hab wirklich gesehen es war „ nur“ ein kleiner Klaps unsere Tochter hat daraufhin so geweint, dass mir das Herz gebrochen ist. Sie hat den ganzen Tag auf kein Wort mehr mit papa gesprochen, war enttäuscht. Habe ihm auch wirklich ausgiebig erklärt, dass ich über sowas nicht hinweg sehe, dass aus einem Klaps mehr wird, weil Grenzen geöffnet werdenden irgendwann sowas dann für ihn vielleicht normal wird. So seitdem Klaps, geht bei uns gar nichts mehr, sobald er mit den Kindern meckert, hab ich direkt Angst und egal was ich gerade mache, ich höre auf uns setze mich zu den Kindern, sage ihm, komm geh gleich etwas anderes machen ich bleibe bei den Kindern. Ich hab Angst das es nochmal passiert, obwohl ich ihn wirklich als Mann und auch papa schätze, er ist wirklich ein toller papa bis auf die eine Reaktion die ich bis heute nicht verstehe.

Seitdem Klapp, wie soll ich sagen, bin ich bei der kleinsten Sache auf 180 und attackiere ihn, mit irgendwelchen Vorwürfen, die nichts zur Sache beitragen. Ich weiß nicht wieso ich das tue, seit dem Klaps ist er für mich nicht mehr das perfekte was ich in ihm gesehen habe, der Mensch der uns vor allem schützt, sondern wenn er mal meckert mit den Kindern, sehe ich mich gezwungen ihn anzugreifen mit irgendeinem Blödsinn, dass er meine Kinder in Ruhe lässt, irgendwie total blöd, ich weiß es sogar, sind ja auch seine Kinder. Aber aus dieser Reaktion von mir entsteht dann neuerdings immer Streit. Wir streiten dann stundenlang wenn die Kinder im Bett sind. Er erklärt mir immer wieder das er mich so nicht mehr erkennt und nicht verstehen kann wie ich ihn wegen eines Fehlers so dermaßen schlecht darstelle.

Gestern ist mir beim Streit dann raus gerutscht, was denn ist wenn die Kinder und ich nicht reagieren wie er will, ob er uns dann alle schlagen will, total bescheuert- aber seit dem Klaps, hat er da irgendwas in mir geweckt, vielleicht sogar aus meiner eigenen Kindheit, und ich komm nicht mehr aus diesen Gedanken raus.

Wie gesagt, er ist so ein toller Mensch, arbeitet, hilft im Haushalt hat einmal die Woche die Kinder alleine für sich, damit ich entspannen kann und nur Frau sein kann. Die Kinder lieben ihren papa über alles. Selbst ich liebe meinen Mann über alles, aber irgendwie verkack ich mir gerade meine ganze Beziehung durch diese Angriffe die ich gegen ihn fahre.

Ich weiß auch nicht was ich mir für antworten erhoffe..

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Hallo,

ich denke hier könnte der Grund für deine Reaktionen liegen:

" ( so sind wir beide aufgewachsen mit viel Gewalt und alles andere als lieb).."

Der Klaps war ganz bestimmt nicht okay. So wie du aber schreibst hat er sich entschuldigt und gesagt das er es nicht gut fand.

Ich vermute bei dir ist durch den Klaps wieder etwas aufgebrochen was sehr lange in deinem Unterbewusstsein verborgen war. Du wirst keine gute Kindheit gehabt haben und jetzt Angst haben das deine Kinder eine ähnliche Kindheit wie du erleben. Trotzdem solltest du versuchen nicht über zu reagieren. Ihn ständig anzugreifen wird euch nicht weiter bringen und eure Probleme noch verstärken. Ich weiß das es für dich schwierig sein wird dich zurückzuhalten weil sehr viel in deinem Kopf rumgeht. Vielleicht schaffst du es aber doch mit ihm ruhig über deine Ängste zu sprechen.

Sollte dich die Probleme länger und stärker belasten würde ich dir raten eventuell professionelle Hilfe für die Verarbeitung anzunehmen. Es hilft aber zum Teil auch wenn man sich alles von der Seele reden oder schreiben kann.


VG blaue-Rose

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Vielen Dank für deine Antwort. Das scheint dem, was ich mir gedacht habe auch sehr nah zu kommen, dass ich meine Vergangenheit gerade auf die Kinder projiziere. Ich werde heute Abend, mal das Gespräch suchen, um meinen Blick auf das ganze der letzten Monate zu erklären, vielleicht versteht er mich und nein handeln.

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du machst aus einer Mücke einen Elefanten,
wie alt ist das Kind denn überhaupt, dass es spuckt und Schlägt?
Hatte es zumindest den Sinn, dass das Probelm mit eurer Tochter behoben ist?
Eure Streiterein schaden dem KInd sicher mehr als der Klaps und es war sicher nur ein Klaps und das Kind hat wegen dem Schreck geweint und nicht wegen dem Klaps.

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Ich finde kein 2 jähriges Kind, was vielleicht nicht mal versteht, was es da macht und noch am verstehen von Zusammenhänge ist, verdient es körperlich gezüchtigt zu werden. Selbst wenn das Kind 10 ist, geht sowas nicht klar! Von sinnführend will ich gar nicht anfangen!

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Hallo,

ich denke, es ist offensichtlich, dass dieser Klaps bei dir eine gut verschlossene Tür geöffnet hat. Die zu deiner nicht so schönen Kindheit. Du wirst dich jetzt damit auseinander setzen müssen und solltest mittlerweile in der Lage sein, das auch zu können. Also, ich meine damit zu differenzieren, dass das was dir als Kind passiert ist, nicht automatisch jetzt deinen Kindern passieren muss. Es ist gut, dass du achtsam bist, aber du solltest wirklich davon Abstand nehmen, deinem Mann jetzt (unbewusst) ständige Gewaltbereitschaft zu unterstellen. Er hat sich dafür entschuldigt und weiß, dass das nicht richtig war. Ich an deiner Stelle würde natürlich evtl. etwas aufmerksamer auf den Papa achten, aber greif ihn nicht ständig an deswegen. Wenn du das alleine nicht verarbeitet bekommst, dann suche dir dafür professionelle Unterstützung. Ihr beide habt euch so ein schönes Leben aufgebaut, es wäre doch sehr schade, wenn es jetzt wegen "Zickereien" deinerseits kaputt ging.
Zum Verständnis: ich verstehe dich total und evtl. hätte ich tatsächlich früher genauso reagiert wie du. Mittlerweile weiß ich aber, dass dieses unbegründete Rumsticheln nichts bringt. Außer Schlechtes.
Ihr schafft das schon #herzlich

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Vielen Dank für deine lieben und verständnisvollen Worte. Denke genau das wird es sein, dass ich differenzieren muss, dass meine Vergangenheit und das erlebte, nicht mit den Kindern in Verbindung stehen muss. Mir fällt es seitdem ich Mutter bin öfters auf, dass ich Situationen auf mich und meine Kindheit projiziere. Selbst das Gefühl, dass ich meine beiden Kinder so abgöttisch liebe und solch eine Zuneigung ihnen gegenüber spüre, macht mich an manchen Nächten traurig, weil ich dieses Gefühl nie kennengelernt habe, nie so geliebt wurde von meinen Eltern. Ich erinnere mich an die Geburt und das demütige Gefühl, solch ein Wunder in den Armen zu halten und gleichzeitig die Frage, wie konnte meine Mutter nicht so fühlen und wie konnte sie mir all die Schmerzen im Laufe meiner Kindheit antuen. Jahrelang hatte ich das Gefühl kein zu Hause zu haben, selbst mein Partner wusste von dem inneren Kampf und das Gefühl, nie angekommen zu sein. Immer das kleine Gefühl an Fremdheit, ich kann das gar nicht so richtig beschreiben. Mit der Geburt der Kinder, kam ich an, ich wusste nein zu Hause ist da, wo meine Kinder und neunmalige sind. Zum ersten Mal im Leben fühlte ich das Glück geliebt und gebraucht zu werden, so könnte man das eigentlich recht gut beschreiben.

Ich glaube ich hab vieles was ich aufarbeiten muss, wofür ich aber nie einen Platz gelassen habe, weil ich mich nicht mit der Vergangenheit befassen wollte.. nun ist die Situation passiert und ich verbinde alle meine Sorgen und Gedanken aus meiner Kindheit mit dieser einen Situation und eskaliere innerlich, anders kann ich mir mein neues Ich nicht erklären.

Habe sehr lange heute mit meinem Mann gesprochen, wir versuchen das ganze gemeinsam aufzuarbeiten, in dem ich ihn öfters an Gefühle dieser Art unruhigen Ton teilhaben lasse ohne direkt zu explodieren und ihn anzufeinden.. falls das nicht hilft, so hast du recht, führt kein Weg daran vorbei mir Hilfe zu suchen.


Vielen Dank nochmals 💖

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sehr gerne. #liebdrueck

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Hallo,
ich empfehle dir das Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“.
Jahrelang war ich zufrieden und glücklich mit meiner Familie, trotz vieler blöder Erinnerungen aus meiner Kindheit.
Aber plötzlich haben mich Dinge im Alltag so sehr getriggert, dass ich oft sehr heftig reagiert habe.
Das Buch hat mir dann sehr geholfen!
LG

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Vielen Dank, ich hab mir eben das Buch bestellt.