Schuldgefühle nach der Trennung?

Hallo Liebe Community,

Ich versuche seit ca. einem Jahr meine letzte Beziehung zu verstehen/loslassen, aber ich habe das Gefühle, dass ich an einem gewissen Punkt nicht weiterkomme und wende mich daher an Euch, in der Hoffnung, neutrale oder von außen gerichtete Meinungen würden mir dabei vielleicht ein wenig helfen...

Um mich etwas besser ausdrücken zu können bzw. die Situation etwas genau schildern zu können, könnte der Text daher etwas länger werden...

Meine letzte Beziehung dauerte krampfhafte 2 Jahre. Krampfhaft deshalb, weil es, wie ich im Nachhinein verstanden habe, eine toxische Beziehung war/wurde. Das erstmal zu begreifen hat eine Weile gedauert, da ich solche Beziehungen bisher nicht kannte und eigentlich stabile, langjährige Beziehungen hatte, die ich nach der Trennung auch rasch loslassen konnte.

Diese letzte Beziehung war anders, voll von Höhen und Tiefen, mit heftigen Gefühlen, wo ich immerwieder zurück gegangen bin, bzw ich meinen Ex Partner immerwieder jeglicher Logik zurück genommen habe. Ausreden für sein Verhalten gefunden habe, noch bevor er sich für irgendwas entschuldigt hat usw.... Das typische Muster von toxischen Beziehungen eben.

Kennen gelernt haben wir uns online, beim Zocken. Es war eine Fernbeziehung, er damals 24 und ich schlappe 7 Jahre älter, also 31 und er erfüllte alle Kriterien die ich damals für eine Beziehung eigentlich NICHT wollte. Denn er war zum damaligen Zeitpunkt aufgrund einer Erkrankung arbeitslos, kam gerade aus einer anderen Beziehung raus, hatte keine Ausbildung, keinen Führerschein und die familiären Umstände waren auch nicht unbedingt rosig, bzw. er hatte eine sehr schwierige Kindheit.

Und ich? War alleinerziehend mit einer 3-jährigen Tochter, und hatte aufgrund meiner vorherigen Beziehungen eine genaue Vorstellung von einer liebevollen, erfüllenden, respektvollen und stabilen Partnerschaft und Umfeld für meine Tochter. Die Lebenssituation meines Ex Partners entsprach demnach genau dem Gegenteil meiner "Vorstellungen", mal ganz abgesehen davon, dass ich keine Fernbeziehung wollte. Und dennoch waren die Gefühle so stark, dass ich all das ignoriert habe, und diesem Mann eine Chance geben wollte, weil ich mich wie soviele Frauen wohl in das Potanzial verliebt habe.
Ich habe ihn zu Beginn als SEHR einfühlsam, verständnisvoll, erwachsen, liebevoll empfunden, bis sich vieles nach und nach als Täuschung herrauskristallisiert hat.

Nach ca 1 Jahr hat es bereits so heftig bei uns gekrieselt, denn dieses Potenzial in das ich mich verliebt habe, schien nicht vorhanden zu sein. Er hatte zwar allerlei Versprechungen gemacht aber die Worte die er sprach in die Tat umzusetzen war ihm nicht möglich. Es sind unglaublich viele Dinge bis dahin vorgefallen wo ich irgendwann sagte, ich kann so nicht mehr weitermachen:
- das komplette finanzielle habe ich übernommen (obwohl alleinerziehend), von Fahrttickets über Klamotten, Rechnungen, weil er keinen Cent hatte (in der Hoffnung es würde sich ändern wenn er einen Job hat)
- Er hat immer dahergeredet wie sehr er meine Tochter liebt, angeblich wie sein eigenes Kind. Wenn er uns dann aber mal besucht hat, hat er sich kaum mit ihr beschäftigt. Und als er ihr NICHTS zum 5. Geburtstag geschenkt hatte, außer eine schlappe Whatsapp Nachricht und ich ihn darauf angesprochen habe, hieß es nur "es sei ihm zu stressig gewesen alles".
- wir haben uns nur sehr selten gesehen (insgesamt in 2 jahren Beziehung gerade mal 5 mal und immer als ich das angesprochen habe, dass meine Tochter mehr Kontakt zu ihm braucht, dass es ungesund sei, wenn er mal 2 Wochen bei uns wäre und dann wieder ein halbes Jahr ihn garnicht sieht, hieß es nur: ja das ist sein Wunsch ja auch und versucht öfters übers Wochenende mal zu uns zu fahren.. (was natürlich nie in die Tat umgesetzt wurde)
- ständige, fürchterliche Streitereien wenn ich versucht habe, Dinge die mich belasten zur Sprache zu bringen, und ich es hinterher furchtbar bereut habe überhaupt irgendwas zu Wort gebracht zu haben

usw usw....

Ich möchte garnicht alles einzeln aufzählen, das würde den Rahmen sprengen ;) Jedenfalls entsprach das Alles nichts dem was ich unter einer funktionierenden Beziehungen verstehe.
Immerwieder habe ich versucht über alles hinweg zu sehen weil ich den Kerl echt liebte, mir immerwieder eingeredet, dass er vllt noch zu "jung" wäre, dass das seine 1. ernsthafte Beziehung ist (seine vorherigen Beziehungen gingen nicht länger als ein viertel Jahr), und er vllt aufgrund seiner schwierigen Situation einfach nicht aus seiner Haut kann.

Nach 2 Jahren und weiteren leeren Versprechungen, verletztendem Verhalten und der verrückten Tatsache, dass ich ihn bis dahin NIE besuchen konnte, seine Familie/Freunde kennen lernen durfte, weil er auch hierfür immer merkwürdige Ausreden hatte,(er aber bereits nach paar Monaten meine komplette Familie kennen gelernt hat) habe ich das ganze beendet. Ich war erschöpft, ratlos, am Boden zerstört und fühlt mich zu diesem Zeitpunkt als absolut Beziehungsgestört, weil er es immer irgendwie schaffte, es dastehen zu lassen als wäre alles meine Schuld. Ich hatte wirklich heftigen Liebeskummer, war wütend und sauer auf ihn, aber habe ihn gleichzeitig vermisst.

Nach ca 3 Monaten habe ich dann erfahren, dass er bereits eine neue Freundin hat. Der Mann meiner besten Freundin, hatte ihn noch in der Kontaktliste in Whatsapp und ihn mit einem KnutschFoto mit seiner Neuen. Ein Knutsch Foto? Wtf? In den 2 Jahren wo wir zusammen waren hat er nicht einmal ein Foto von uns hochgeladen? Nicht, dass es mich damals gestört hätte, ich bin kein Mensch der seine Beziehung nach außen hin präsentieren muss. Aber irgendwie hat mich ganz schön der Schlag getroffen, das zu sehen, und mich langsam gefragt wer dieser Mensch, den ich dachte zu kennen eigenltich ist....

Das war der Zeitpunkt für mich ganz dringend abzuschließen... irgenwie. Der Schock saß ganz tief und irgenwie fühlte sich das alles sehr traumatisierend an. Mir war klar, als ich von seiner neuen Freundin erfuhr, dass es kein zurück mehr gibt.
Dass ich mich allerdings gewaltig getäuscht habe, habe ich dann 4 Wochen später erfahren. Als er den Mann meiner besten Freundin von heut auf morgen kontaktiert hat, weil er Hilfe bräuchte. Er liegt im Krankenhaus auf der Intensivstation weil er mehrere Anheurismen hat, (knapp dem Tod entkommen) und wüsste nicht mehr weiter weil er mich immernoch so heftig liebt und mich braucht.

Was hab ich also getan? Ich habe sämtliche Wut, Verletzungen, Enttäuschungen über Bord geworden, mir gesagt, egal was vorgefallen ist, wenn ein Mensch in so einer Situation ist lasse ich ihn nicht im Stich. Mir wurde so schlecht bei der Vorstellung was passiert wäre, wenn er es nicht überlebt hätte, und ich nie davon erfahren hätte (weil ja keiner aus seiner Familie/Freunde je Kontakt zu mir hatten, geschweige denn meine Nummer oder sonst etwas). Also habe ich ihn umgehend angerufen und ja, es war herzzereissend und überwältigend, wir haben viel geweint,