Eigentlich ist alles klar aber dann auch wieder nicht

Hallo,

ich habe jetzt eine Weile im forum gelesen und versuche nun auch mal einen Beitrag. Er ist sehr lang geworden, vielleicht reicht es auch nur den Anfang und den Schluss zu lesen ;).

Vielen Dank an alle die sich die Zeit nehmen das zu lesen!

Es geht um folgendes: Ich bin mit meinem Mann seit 10 Jahren zusammen und seit 7 Jahren verheiratet. Wir haben 2 Kinder (3,7)und einen Altersunterschied von 10 Jahren, ich bin jünger.

Unsere Beziehung ist von Anfang an sehr emotional aber eben in jede Richtung. Sehr nah, sehr vertraut, sehr innig. Bei Streit aber auch sehr wild und auch mal laut.


Als wir irgendwie sicher waren bei uns aufgeräumt zu haben, waren wir bereit das erste Kind zu bekommen.
Das war eine ziemliche Belastungsprobe, denn da wurde sehr klar was für eine Bindungsangst mein Mann hat. Beinahe wäre die Beziehung zerbrochen.

Wir hatten viel Streit und mehr als einmal war er sehr verletzend und gemein. Beispiel: jede andere Frau sei schöner als ich. Wenn er die nur mal alle ausprobieren könnte (sonst ist er nie so herablassend gewesen) dann könnte er besser entscheiden ob er bei mir bleiben will.

Total infantil und da hätte ich ihn schon verlassen müssen und konnte es aber nicht. Das haben wir aufgearbeitet, wirklich viel geredet und ich habe zwei Jahre gebraucht das zu verzeihen.

Naja, dann kam der zweite Kinderwunsch und tatsächlich sind wir diesmal prophylaktisch in eine Paarberatung gegangen weil klar war bei so Lebensereignissen kann er nicht stabil bleiben, bekommt Angst und wird infantil.
Das war dann auch irgendwie anders, er hat sich sehr bemüht und viel getan also damit er nicht abrutscht.
Dann hat er aber mit einer anderen Frau geschrieben bis ich ihm das verboten habe weil sich das wie emotionales fremdgehen angefühlt hat. Er hat das dann auch beendet. Emotional war er aber weit von mir entfernt und mir tat das sehr weh.
Erst entscheidet man sich für so einen Weg und dann zweifelt man an der Beziehung. Da kann ich rational verstehen was ich will, mein Herz tut weh.

Naja als das Kind da war hatten wir viel Streit. Einmal auch wirklich enorm.

Ich glaube ich habe zuwenig Grenzen gezogen weil ich immer Angst hatte verlassen zu werden und mir selbst nicht genügte.

Jetzt hatte er eine schwere Krise in der Arbeit und über ein 3/4 Jahr hat sich alles nur um ihn gedreht. Ich musste auf jedes Wort aufpassen das ich gesagt habe um nicht zum Blitzableiter zu werden.

Mir reicht/e dieser Krisenmodus so sehr, dass ich begonnen habe mich abzugrenzen und mein eigenes Leben zu genießen. Hab mir Mantra mäßig gesagt, dass ich nur für mich und die Kinder verantwortlich bin.

Naja und dann ganz plötzlich wollte ich mich trennen.. Das war das erste Mal in all den Jahren das ich an Trennung dachte und überhaupt keine Angst davor hatte.

Er hat meine Veränderung gemerkt und wir haben viel gesprochen auch über meinen Trennungswunsch.
Er ist jetzt viel empathischer, liebevoller, aufmerksamer.. Wirklich toll und es kribbelt auch noch in meinem Bauch.

Jetzt bin ich hin und her gerissen.

Wenn ich vernünftig denke muss ich mich trennen weil er wirklich gemein war und es vermutlich auch wieder wird.

Wenn er aber immer bereit ist an sich und der Beziehung zu arbeiten und es ja auch wirklich schöne Zeiten gibt.. Dann kann ich das doch nicht alles hin werfen?!
Wir teilen uns Haushalt und Kinder sehr gerecht auf, er unterstützt mich bei allem was ich mir vorstelle und ich ihn. Wir haben gemeinsame Ziele.
Es könnte alles schön sein wäre da nicht seine zweite Seite..
Die ich hier jetzt gar nicht so ausführlich beschreiben will weil das auch weh tut. Aber es gab Situationen, die unter die Überschrift häusliche Gewalt fallen würden.
Auch darüber kann ich mit ihm reden und er streitet nichts ab sondern arbeitet an sich. Es wird auch nicht schlimmer sondern wirklich viel besser und es ist auch nicht oft vorgekommen..

Man merkt mir meine Ambivalenz an.

Falls jemand das bis zum Schluss gelesen hat, vielleicht habt ihr ein paar Gedanken für mich?

Ich danke euch nachdenklich!

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Geh...

Häusliche Gewalt ? Absolutes No Go. Die Kinder bekommen das sofort mit. Auch die Gemeinheiten. Du lebst deinen Kindern eine ungesunde Beziehung vor. Für sie wird es die Normalität und sie sind später nur schwer in der Lage selbst eine gute und stabile Partnerschaft einzugehen.

Was würdest du denn deiner Tochter raten, wenn sie in der Situation wäre?

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Klingt viel härter als es wirken soll.

Dich drücke ich fest. Aber bitte sei Dir wichtig und genieße das Leben das noch auf doch wartet.

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Danke dir.
Ja.. Die Kinder bekommen das mit das stimmt. Deswegen sage ich ja dass es eigentlich klar ist.
Aber(doofes Wort jetzt..) sie bekommen auch die schönen Seiten mit und die liebevollen Momente.
Und mit häuslicher Gewalt meine ich keine Schläge sondern Anschreiben und beleidigen.. Auch Türen knallen. Da sind die Kinder immer im Bett gewesen aber ja sie bekommen es sicher mit 😥

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Im oberen Abschnitt schreibst du davon, dass das letzte 3/4 Jahr sich alles nur um ihn drehte und die Stimmung explosiv war.

Im folgenden Abschnitt fokussiert du dich mehr auf den sich wandelnden, den an sich arbeitenden Ehemann, der schon große Erfolge gemacht hat.

Wenn das "letzte" 3/4 Jahr aber doch so schwierig war - wie kann er sich dann schon so erfolgreich gewandelt haben? So etwas dauert doch, wenn es überhaupt gelingt, da ihr ja schon viele Jahre mit diesen Problemen lebt. Also, wie lange hält denn der Zustand der Wandlung bereits kontinuierlich an?

Bearbeitet von Berganza
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Deswegen meine ich ja, das es sicher auch wieder auf uns zukommt.
Er hat wirklich schon Erfolge gezeigt und ist nicht mehr so explosiv wie vor 6 Jahren aber diese aktuelle Krise zeigt eben, dass nicht alles vorbei ist.
Seit ich so klar Grenzen ziehe ist er wie ausgewechselt.
Es ist eben auch das erste Mal, dass ich von Trennung spreche und er will das ganz und gar nicht.
Er sagt er liebt uns und er hasst es wenn er so ist.
Das letzte 3/4 Jahr war auch nicht geprägt von Gewalt aber es drehte sich eben alles um ihn und die Kinder und ich waren nicht wichtig.
Bis ich vor drei Wochen eben ein Stopp gesetzt habe und er es verstanden hat.
Kann man es jetzt besser verstehen?

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Also ich habe deine Situation jetzt besser verstanden, danke, ja.

Aber dass ER es verstanden hat, weil du ein "Stopp gesetzt hast", so, wie du es schreibst, das glaube ich weniger.
Er hat etwas verstanden, was er verstanden hat, bleibt unklar. Auch zeigt er ein anderes Verhalten. Du kennst aber die Motivation nicht, die ihn antreibt, dieses für euch neue und positive Verhalten zu zeigen.

Ich vermute, es könnte die blanke Angst sein,
Angst vor dem Verlassen werden (er ist ja wenig stabil, was Veränderungen angeht ... schreibst du).
Angst vor dem Alleinsein.
Angst vor horrenden Unterhaltszahlungen.
Angst vor seiner eigenen Persönlichkeit.
Angst vor einem drohenden Arbeitsplatzverlust, sozialer Abstieg, euer Altersunterschied ....

Die Liste lässt sich bestimmt noch verlängern.

Angst ist aber ein schlechter und meist auch kein kontinuierlicher Ratgeber. Er wird es auf der Basis wahrscheinlich nicht durchhalten, die Wesensveränderung:

Andererseits ist ein Anfang gemacht. Man spürt förmlich die Hoffnung und Freude, die in deinen letzten Zeilen des Eingangspostings liegt. Sein Verhalten ist ein Appell an deine weibliche Empathie und den Mutterinstinkt, der die Familie "durchbringen" will. Freude erzeugt Freundlichkeit, was wiederum ein guter Nährboden für eine positivere Stimmung in der Familie ist. Die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern, er hätte schon früher deine Konsequenz spüren müssen. Die Zukunft kannst du dir ja mit deiner klaren Haltung weiter anschauen. Wenn es JETZT gut ist, ausprobieren, wie lange es unzweifelhaft gut bleibt.
Letztlich wird dir niemand sagen können, wie das Experiment ausgeht.

Bearbeitet von Berganza
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Liebst du ihn noch? Hört sich nicht so an!

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Tja, dass weiß ich leider nicht und kann es auch gerade nicht sagen.
Ich weiß, dass es da noch ein kribbeln gibt und dass sich vieles auch vertraut anfühlt und dass ich ihn mag..
Aber vielleicht ist es, wie gesagt wurde, auch nur mein Mutterinstinkt der anspringt und die Familie nicht "zerstören" will.
Andererseits ist nach 10 Jahren das Gefühl der Liebe ja auch ein anderes.
Und bei wichtigen Dingen (Job, Weiterbildung, Freiraum, Kindererziehung oder generell Carearbeit..) kann ich mich auf ihn verlassen (jetzt mal ausgenommen der letzten Krise, wobei sein Fokus auf den Kindern lag immer wieder aber er hatte es auch schwer sich zu fokussieren, da denk ich halt, dass sowas ja mal sein kann).
Wir lachen noch zusammen und können auch unbeschwerte Zeit verbringen.
Ich weiß es nicht.

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Ich habe mich kürzlich von meinem Partner getrennt. Seit 1,5 Jahren läuft es nicht gut.
Er war mir gegenüber häufig beleidigend (war aber nur ein Scherz, wenn ich ihn drauf angesprochen habe). Der Türen Knallende Part bin allerdings leider ich 🥴

Naja jedenfalls hab ich vor einem halben Jahr gesagt das ich mich trennen will. Das hat er hingenommen.

Ich hab dann Panik bekommen, dass ich es alleine mit Kind nicht schaffe (& Hund) und bin zurück gerudert. Er ist dann hier geblieben und es hat sich kurze Zeit alles gebessert. Die Stimmung zu Hause war besser usw. Bis zum nächsten großen Streit, dann wieder ein Gespräch, wieder eine Besserung usw. Spiel das jetzt noch zwei/drei mal durch und dann sind wir Ende Januar angekommen. Wieder ein Streit, aber dieses Mal war’s genug.

Ich hab die Trennung ausgesprochen und wir haben uns geeinigt das er sich eine Wohnung sucht. Am 1.3 bekommt er den Schlüssel.

Was ich mit meiner Geschichte erzählen will, natürlich läufts besser wenn man auf der Kippe zur Trennung steht. Weil es einem da wieder bewusst wird. Wir verstehen uns auch jetzt zu 75% sehr gut, 25% gehen wir uns so auf den Senkel, dass ich mir wie ein Mantra „Er ist nicht mehr lange hier“ vorsage.

Wie auch immer du dich entscheidest - das musst du nämlich selbst wissen- du wirst Lösungen finden.

Ich würde das, wie von dir beschrieben, nicht mit mir machen lassen.

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Danke dir, dass du mich und uns an deiner Geschichte hast teilhaben lassen. Ich wünsche dir alles Gute für die Trennung und das sie weiterhin relativ gut über die Bühne geht.

Ich habe gerade versucht die Trennung auszusprechen aber er hat sofort angefangen mich zu verwickeln.
Hat alles gut verstanden, sieht auch, dass wir das jetzt gut regeln müssen.. Das wichtigste sei das die kinder nicht leiden und so..

Und als ich fragte wer heute nacht wo schlafen Wird ist seine ganze Stimmung total gekippt und er würde laut(beherrscht aber laut) und meinte wir müssen ja jetzt auch nicht alles überstürzen.. Da liegt eine lange Reise vor uns und diese Frage sei so als hätte ich ihm gerade vorgeschlagen eine Weltreise zu machen und er habe angenommen über den Vorschlag nachzudenken und dann würde ich plötzlich fragen in welchem Land wir beginnen wollen und ob 4 Monate reichen. Das alles ziemlich aggressiv. Dann hat er sich gefangen und gemeint wir beide müssen jetzt nachdenken und so lange kann ja alles laufen wie bisher.
Ich sei jetzt ja sicher erleichtert das mal platziert zu haben und dass er es so gut aufgenommen hat und dann hat er gefragt ob es das jetzt war von meiner Seite?!

In mir ist der Entschluss natürlich nur fester geworden aber ich hab solche Angst vor Eskalation, dass ich nicht weiter darauf eingegangen bin.

Kann man das verstehen? Er macht mir Angst.. Das ist doch eine komische Reaktion?!

Meine auch das gebe ich zu und ich bin verwirrt.

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Nagut, er ist jetzt doch ins Gästezimmer gegangen zum schlafen.. Vielleicht brauchte er auch ein bisschen Selbstbestimmung nach der Nachricht?!

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Hallo igelmaedchen,
also du möchtest dich trennen aber er macht nicht wirklich mit weil er dich doch wieder in Gespräche verwickelt wie ihr es doch noch hinbekommen könnt. Und weiter drauf bestehen magst du nicht weil er im Ton aggressiv wird und du Angst bekommst. Richtig?
So geht es natürlich nicht weiter.

„Dann hat er sich gefangen und gemeint wir beide müssen jetzt nachdenken und so lange kann ja alles laufen wie bisher“

Wahrscheinlich wird er aber gar nichts verändern sondern will damit nur Zeit schinden. Und dich vorerst in Sicherheit wiegen (ihr denkt ja über Besserung nach) um dass dann hoffentlich alles beim Alten bleibt und Gras über deinen dummen Vorschlag wächst (aus seiner Sicht).

Er hatte sich ja schon mal auf eine Paartherapie eingelassen. Kannst du nicht einfach einen Mediator oder eine Gruppe für Trennungshilfe raussuchen? Unterstützung bei der Trennung. Evtl sagt du ihm das vorher nicht mal ganz so deutlich. Oder hättest du Angst vor einem Donnerwetter später zu Hause? Bei Angst, auch wenn es „nur“ verbal bleibt, die Polizei rufen. Vielleicht kannst du sogar eine Verfügung bekommen dass er das Haus verlassen muss.