Wechselmodell - Vater hat Aufgaben der Mutter an älteste Tochter übertragen, was tun

Meine Schwester hat sich vor guten 2 Jahren getrennt, mit 3 Kindern. Damals wurde das Wechselmodell vereinbart, da beide Vollzeit arbeiten. Das war auch die von der Richterin favorisierte Lösung. Grund der Trennung war, dass der Ehemann spät aufstand, zur Arbeit ging und nicht vor 21, meist 22 Uhr Uhr wiederkam. Meine Schwester war für die Kinder weitgehend alleine verantwortlich. Sie meinte dann, ohne die Ehe würde sie viel besser dran sein, da sie keinerlei Gefühle mehr für ihn hat, er im Familienleben kaum präsent ist und sie ohnehin besser verdient und bisher alles für die Familie kauft, da ihr Mann nie einkaufen ging. Ihr Mann war sehr gegen die Trennung und wollte sie verhindern, hat sich aber auch nicht bemüht etwas zu verändern und wollte keine Paartherapie.
Nun hat sich nach und nach herauskristallisiert, dass ihr Exmann weiter so lebt wie bisher, nur dass jetzt die meisten der Aufgaben, die bisher meine Schwester gemacht hat, die älteste Tochter (heute 14, damals 12) übernimmt. Sie steht morgens auf, weckt ihre jüngeren Geschwister, macht ihnen Brotzeit und schickt bzw. bringt sie in die Schule. Sie sind im Hort, so dass sie dann dort essen und Hausaufgaben machen. Weiterhin kommt der Exmann gegen 21 Uhr nach Hause bzw. sperrt sich im HO im Arbeitszimmer ein und will nicht gestört werden. Er kauft viele Fertiggerichte ein, die die Kinder sich dann abends machen bzw. vor allem die Älteste. Freunde dürfen sie keine treffen, Hobbys nur in den Wochen ausüben, in denen sie bei meiner Schwester sind (das haben auch die Vereine so ausgesagt, dass sie in der "Papawoche" nie dort sind). Ausflüge oder Ferien macht er auch keine. Feste wie Weihnachten oder Ostern oder Geburtstag werden nicht bis kaum gefeiert (die Älteste macht dann wohl etwas Deko etc. mit den Jüngeren). Alles, was meine Schwester immer gemacht hat, fällt weg, sofern es nicht die Älteste macht. Haushalt übernimmt wohl auch v. A. sie außer einkaufen.
Die Informationen dazu stammen von den jüngeren Geschwistern, die Älteste hat bisher gar nichts erzählt. Allerdings haben die Kinder sehr Angst, da sie im Scheidungsverfahren der Familiengerichtshelferin erzählt haben, dass der Vater aufbrausend ist und lange schläft und spät heimkommt. Als dies dann im Verfahren zur Sprache kam, wurden von Seiten von ihm und dem Großeltern alle Geburtstagsgeschenke gestrichen und Weihnachten fiel aus, weil sie "so unartig" waren und "schlecht über den Papa geredet" hätten (Weihnachten fiel damals in seine Woche).
Nun hat die Älteste sich neulich mir unter Tränen anvertraut. Sie will dort nicht mehr hin, aber sie muss, weil sonst sich niemand richtig um die Jüngeren kümmert. Sie will es meiner Schwester nicht sagen, damit diese sich keine Sorgen macht und auch, weil sie dann versucht, etwas zu tun und der Vater dann nur sauer wird. Vor Gericht oder im Jugendamt will sie aber keinesfalls aussagen. Meine Schwester und ich wissen nicht mehr, was wir tun sollen. Die Anwältin meiner Schwester sagt, ein einmal getroffenes Modell zu ändern ist kaum möglich. Meist würde es zu einer riesigen Schlammschlacht vor Gericht mit ungewissem Ausgang. Hat jemand eine Idee? Einziger Lichtblick: Die Kinder sind jetzt meist länger bei meiner Schwester, da ihr Exmann sie oft erst einen Tag später abholt und dann öfter auch einen Tag wieder früher bringt.

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Ganz, ganz schwierige Situation ... besonders weil die Kinder offensichtlich Angst vor der Reaktion des Vaters haben (dessen Grausamkeit ja schon erleben mussten) und ihre Lebenssituation nicht noch verschlimmern wollen ...

... ich kann nur sagen, was ich tun würde:

Therapeutische Unterstützung/Begleitung für die Kinder organisieren, den Verfahrensbeistand wieder ins Boot holen ... und dann um meine Kinder kämpfen und sie das rausholen ... mit allen Mitteln ... dabei immer im Blick, dass die Kinder so viel Unterstützung von außen bekommen, wie nötig ... der Kinderschutzbund wäre hier sicher auch ein guter Ansprechpartner.

Des weiteren würde ich mit meiner Anwältin die Option besprechen, die Kinder erst einmal nicht wieder rauszugeben.

Denn eines ist klar, wenn das Geschilderte zutrifft:
Der Vater misshandelt seine Kinder und agiert vollumfänglich gegen des Kindeswohl.

Das Motiv für das Wechselmodell können für ihn nicht die Kinder gewesen sein.
Warum hat sich in Gottes Namen Deine Schwester je darauf eingelassen ... sie hat doch schon in der Ehe gesehen gehabt, dass er ein Klogriff als Vater ist.

Alles Gute.

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Sie hat sich darauf eingelassen, weil die Richterin im Verfahren mehrmals sagte, dass sie nur das Wechselmodell als Option sieht und eine Ablehnung dieses Modells zuungunsten meiner Schwester sprechen würde, dass sie dann offensichtlich nicht kooperieren wolle und das kein gutes Bild abgeben würde. Der Ehemann wollte die Kinder unbedingt auch haben, er war total wütend wegen der Trennung. Meine Schwester wollte keine Schlammschlacht auf Kosten der Kinder bzw. hatte Angst, die Kinder dann ganz zu verlieren, wenn sie als unkooperativ gilt.
Psychotherapie hatte sie bereits organisiert, aber da sie das Sorgerecht teilen, muss ihr Exmann zustimmen und er hat die Zustimmung verweigert.
Mein Mann war früher mit dem Ex von ihr befreundet und ist überzeugt, dass er seit Jahren an Depressionen und Burn Out leidet.

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Deswegen sprecht am besten mit dem Kinderarzt, ob er eine Therapie sinnvoll findet. Dann könnt ihr ggf die Unterschrift für die medizinische Sorge ersetzen lassen.

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Hey!

Erstmal ist es vielleicht schwierig, das Modell zu ändern, aber nicht unmöglich.

Auf dem Mädchen liegt viel Verantwortung und Druck- das würde ich ändern.

Folgende Schritte fallen mir ein:
1. Protokolliert alles. Die Strafen zu Weihnachten, die Verantwortungslosigkeit des Vaters.. Ihre Aufgaben. Alles mögliche.

2. Geht erstmal zum Kinderschutzbund und sortiert euch dort. Lasst euch beraten, welche Möglichkeiten ihr habt und wie das Verhalten des Vaters bewertet wird.

3. Der Verfahrensbeistand ist auch genannt worden.

4. Gibt es vielleicht in der Schule Ansprechpartner?
Ich erinnere mich an ein 14-jähriges Kind, das nicht mehr zum Umgang zum Vater wollte. Die Schulsozialarbeit ist mit ihm zum Jugendamt marschiert, das Kind hat sich dort erklärt und musste nicht mehr dorthin. Das war kein großer Akt.

5. Besprecht die Situation des Kindes mit dem Kinderarzt.

Ich denke schon, dass es für deine Nichte und Neffen Hilfe gibt. Die Familie sollte strukturiert vorgehen.
Erstmal gibt es vielleicht eine Schlammschlacht vor Gericht- aber wenn sie sich ordentlich vorbereiten, werden sie diese gut überstehen und danach ein schönes Leben haben. Lieber so, als ewig in diesen Zuständen zu leben.


Liebe Grüße
Schoko

Bearbeitet von schokofrosch
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Hallo Schoko,

Danke für deine ausführliche Antwort. An den Verfahrensbeistand dachten wir noch nicht, nur haben die Kinder Angst vor ihr, weil die damals quasi "verraten" hat, was sie ihr gesagt hatten und daraufhin erfolgte die Strafe. Ich wriß nicht, ob sie ihr wieder etwas erzählen würden.

Kinderschutzbund ist eine gute Idee.

Laut Aussage der Anwältin könnte die 14-Jährige wirklich relativ leicht keinen Umgang mehr haben, aber nicht die Jüngeren. Und um diese fürchtet sie ja.

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War es denn von Anfang an klar, dass der Verfahrensbeistand berichten wird oder hat sie gegen die Schweigepflicht verstoßen?

Geht Schritt für Schritt an die Sache ran und guckt, wie ihr die Kinder stabilisieren könnt.

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Wenn das so ist, dann soll deine schwester natürlich zum Jugendamt. Sich beraten lassen. Sehen ob man sich außergerichtlich einigt. Wenn nciht vor Gericht. Umgangsmodelle können sehr wohl geändert werden.

Wenn die Kinder dann natürlich lügen und sage "ne alles tutti"...dann ist kacke. Denn dann gibts keinen Grund was zu ändern.

Wenn das nicht so ist und deine Schwester anhand von Sätzen wie "iimmmeerr muss ich nur putzen", "der Papa macht eh nie was mit uns" sich zusammenreimt (weil sie emotional ja schon in einer Schlammschlacht steckt) dann sollte sie sich Hilfe holen ihre Emotionen geregelt zu kriegen. Sonst ist sie nämlcih diejenige die die Kinder zerstören wird.

Wenn eine richterin ein Modell klar favorisiert hat das Gründe. Der Vater muss damals also Dinge angegeben haben, die nciht so umgesetzt wurden. Denn hätte er die Wahrheit gesagt, dann hätte ja keine Richterin dem wechselmodell zugestimmt. Also warum, wenn das alles so ist wie du schreibst, die Anwältin deiner Schwester gesagt haben solle, dass das Modell eh nciht geändert wird verstehe ich nciht.

Entweder die Anwältin hat keine Lust zu arbeiten, weil sie schon reich genug ist....oder uns fehlt ein entscheidender Teil der Geschichte.

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Nein. Ich habe doch geschrieben, wie es war. Warum unterstellst Du also meiner Schwester sowas? Sie ist im Gegenteil eher von der übervorsichtigen, superlieben Sorte, siehe Überlassung des gemeinsamen Hauses. Die Älteste hat bisher 0 gesagt. Nichts. Bis vor einer Woche, als sie es weinend mir und unserer anderen Schwester erzählt hat mit der Auflage, es "der Mama nicht zu erzählen" weil die sich sonst nur Sorgen machen würde und was tun will und der Papa dann wieder sauer wird. Zuvor hat sie es immer gedeckt (ehrlich gesagt ist mir bei deinen Beiträgen schon häufiger aufgefallen, dass Du oft sehr einseitig nur den Müttern die schlimmsten Dinge unterstellst. Genau das, wovor meine Schwester so Angst hat. Vielleicht solltest Du dich dahingehend mal reflektieren, gerade, wenn Du selbst in diesem Bereich arbeitest, das aber nur nebenbei).
Die Kleinen haben zunächst öfter mal erzählt, dass die Brotzeit, die ihnen N. gemacht hat, nicht geschmeckt hätte. Darauf hat meine Schwester gefragt, warum überhaupt N. die Brotzeit macht. Darauf kam zunächst "Weil der Papa so traurig ist, dass Du ihn verlassen hast, deswegen kann er nicht aufstehen". Es war aber bereits die letzten Jahre der Ehe so, wegen einem Haufen solcher Dinge erfolgte ja die Trennung. Nach und nach kam heraus, dass die Kinder sich auch abends das Essen machen. Dass Weihnachten ausgefallen ist und Geburtstagsgeschenke gestrichen wurden, haben sogar die Großeltern exakt so bestätigt und fanden es richtig. Dass sie nur jede zweite Woche zum Sportverein gehen, wurde auch bestätigt. Einem Wechsel des Sportvereins auf Wunsch eines Kindes wegen neuer Sportart wurde auch nicht zugestimmt.
Ja, er hatte vor Gericht gesagt, er kann viel Home Office machen. Was theoretisch ja auch stimmt.

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? Wo bitte rede ich gegen die Mutter? Das liest du. Ich schreibe hier ganz klar, dass wenn das alles so ist, die Mutter selbstverständlcih reagieren und die Kinder da weg holen soll.

Aber ich konnte aus deinem Beitrag nicht herauslesen wie validiert diese Aussagen sind usw. In der Pubertät bringen Kinder Sätze mit nach Hause, die klingen nach Folter sind objektiv betrachtet aber minimale Grenzsetzung. Darauf wollte ich schlicht hinweisen, dass man genau hinsieht bevor man zu Gericht geht.

Was du vom Vater schreibst ist nicht tragbar. Fertig. Die Kinder brauchen Hilfe. Von ihrer Mama.

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die grosse ist 14, sie entscheidet selbst, wo sie lebt, sie muss den vater besuchen. Hast du mit deiner Schwester gesprochen. Das Kind leidet und die anderen auch, so geht Wechselmodell nicht

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Ja, das ist klar, das sagte die Anwältin auch, sie will aber wegen den Kleineren (11 und 9) weiter hin, weil sie Angst hat, dass sich dann um die beiden keiner kümmert.

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Naja, ich danke euch jetzt erstmal sehr für die vielen Tipps. Kinderschutzbund ist jetzt mal das Erste und ich finde, auch eine neue Anwältin. Hoffe, ich kann sie dazu überreden. Dann wohl erstmal nochmal JA, aber erst nach dem Kinderschutzbund.