Wechselmodell nach Trennung

Hallo liebes Forum,

meine Ex hat sich von mir getrennt. Nachdem sie schon zwölf Mal ausziehen wollte (mal mit und mal ohne ihren Neuen), hat sie sich jetzt beraten lassen. Soll heißen, ich soll ausziehen und zahlen.
Aber wir sind dabei, uns für die anstehende Zeit nach der räumlichen Trennung auf das Wechselmodell für die Betreuung unserer beiden Kinder (7 und 10 Jahre) zu einigen.
Wer hat damit bereits Erfahrungen gemacht? Ich will es den Kindern nicht noch schwerer machen, als sie es durch unsere Trennung bereits haben. Ich bin mir auch sicher, dass sie beide Elternteile lieben und brauchen.
Wie lebt man es "richtig" und was sollte man lassen?
Zwei Grundvorraussetzungen kann ich mir vorstellen. Zum einen sollten wir beide im bisherigen Einzugsgebiet bleiben und zum anderen sollten wir uns über die Kinder verständigen können.
Und noch eine Frage dazu: Muss einer der Eltern ein Hauptbestimmungsrecht oder so ähnlich dabei haben oder können beide wirklich gleichberechtigt (bzw. gleich in der Pflicht) stehen bleiben?

Ich würde mich freuen, wenn jemand dazu Erfahrungsberichte hat. Sicher ist es bei jedem anders. Aber vielleicht kann ich etwas daraus lernen. Ist schließlich auch für mich komplett Neuland.

Vielen Dank und viele Grüße!

Harry

1

Hallo Harry,

vor dieser Frage hab ich auch mal gestanden.
Für uns war das Wechselmodell leider überhaupt nix weil der "Kleine" (6 Jahre alt) damit nicht klar kam.
Er hat sowieso unter der Situation gelitten und durch das hin und her schieben kam er nicht zur Ruhe.
Er hat sowohl mich als auch seinen Papa sehr sehr lieb und er hat das Gefühl gehabt ständig jemandem weh zu tun so dass er irgendwann blockiert hat und zeitweise sehr ungern zu mir gekommen ist.
Er kam mit dem räumlichen Wechsel nicht klar - andere Umgebung etc.
In der ersten Zeit war er mehr bei seinem Papa als bei mir - mittlerweile lebt er bei mir.
Wichtig ist, dass Ihr Euch einig seid (also Ihr als Eltern) und das auch gegenüber den Kindern vertretet.
Ihr müsst das ausmachen und diese Entscheidungen nicht den Kids überlassen. Zumindest war das der Hauptgrund, der bei uns zu Problemen geführt hat. Wir haben unserem Sohn das beinahe überlassen wann er zu wem möchte und dadurch haben wir ihm eine große Last aufgeladen weil er sich ständig für bzw. gegen jemanden entscheiden musste.
Richtig wäre in unserem Fall wohl gewesen den Kleinen in seiner gewohnten Umgebung zu lassen fürs erste und ihn ab und an in die Wohnung des ausgezogenen Elternteils zu "locken".
Aber wahrscheinlich ist das von Kind zu Kind unterschiedlich. Unser Sohn kam mit unserem Versuch nicht klar. Wir haben uns an eine Beratungsstelle gewandt und im 2. Step ans Jugendamt wo wir wirklich tolle Hilfe bekamen.
Denn erst dort wurde uns vermittelt was das Problem ist, was den Kleinen bedrückt und wie er wohl fühlt.
Dadurch ist´s uns wie Schuppen von den Augen gefallen.
Wir wollten letztendlich beide das Beste für den Kurzen was anfangs kläglich gescheitert ist.
Das allerwichtigste ist, dass Ihr Euch als Eltern einig seid, auch vor den Kindern miteinander kommuniziert .... damit sie merken, dass Ihr weiterhin Eltern seid.

Drücke Dir die Daumen dass alles gut klappt!

LG,

Happy

2

Hab ne Frage von Dir vergessen...
Hauptbestimmungsrecht: event. meinste Du das Aufenthaltsbestimmungsrecht. Die Rechte liegen bei Euch beiden gleich solang da nix gerichtlich dran geändert wird.
Wichtig: sprecht Euch ab... versucht nicht dem anderen eins auszuwischen oder Dinge zuzulassen die der andere bei den Kids nicht akzeptieren würde. Versucht eine klare Linie zu verfolgen.
Es gibt Dinge die müsstet (wird in der Praxis leider anders geregelt...am eigenen Leib erfahren) Ihr gemeinsam regeln wie z. B. Ummeldung...Schule... etc.
Wichtig: reden reden reden und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und niemals versuchen den anderen schlecht zu machen oder den Kids das Gefühl geben sich entscheiden zu müssen.
Ansonsten seid Ihr weiterhin gleichberechtigt in allen Belangen!

LG,

Happy

3

Ach Happy,

da haust Du ja leider genau in die Kerbe hinein.
Unser Problem ist es ja gerade, dass wir nicht miteinander reden können.
(Stell Dir vor, Du hast eine Frau und die redet nicht mit Dir. Ist als Mann schon eine komische Situation.)
Und unser nächstes Problem ist es, dass keiner von uns beiden in den Fragen, wer behält die Kinder und wer bleibt im Haus, einen Rückzieher machen will.
Nun ist meine Ex auch so, dass sie darum kämpfen wird, dass die Kinder nicht beim Jugendamt oder sogar bei einer therapeutischen Hilfe mit die Trennung verarbeiten dürfen.
Ja die Kids lieben uns beide. Aber Du stichst natürlich auch in das Problem, dass wir sie durch nicht reden usw. zwingen, sich selbst entscheiden zu müssen. Vielleicht sogar gegen einen von uns. Und das ist mit das Schlimmste, was wir ihnen in der Situation antun können.
Nun habe ich meine Ex nach fünf Monaten endlich soweit, dass wir bei der staatlichen Familienberatung waren. Da haben wir vereinbart, dass wir die Kinder im wöchentlichen Wechsel betreuen. Leider hat das meine Ex eine Woche später wieder aufgehoben und mir mitgeteilt, dass sie ja da nur unter Zwang gehandelt habe. Und dass sie die Kinder bei sich haben will und das durchsetzen wird.

Also eigentlich sind die Voraussetzungen, dass wir die Kids gemeinsam im Wechsel betreuen, momentan eher schlecht. Ich hoffe immernoch, wenn wir uns dann räumlich getrennt haben, können wir zu den Fragen der Kinder gemeinschaftlich handeln. Aber ob wir das wirklich können, dass weiss ich nicht. Meine Ex sagt jedenfalls, vetrauen kann sie mir definitiv nie wieder (immerhin war sie es, die gegangen ist).
Die Rahmenbedingungen wie zweite Wohnung in der nächsten Umgebung oder zeitliche Organisation der Betreuung sind eher kein Problem. Das Problem sind eher wir mit unseren verhärteten Fronten.

Gibt es da nicht auch Stellen/Beratungen, die einen da heran führen können? Vielleicht bräuchten nicht nur die Kids in dieser schrecklichen Situation Hilfe, sondern auch wir Erwachsene. Aber wer bietet so etwas an?

Ich halte es für möglich, dass es geht. Die für mich entscheidene Frage ist eher, wie bringen wir uns dahin, dass wir Erwachsene das Modell zugunsten der Kinder leben!

Viele Grüße

Harry

4

Hallo Harry,

meistens haben die Kids die Probleme aufgrund der Eltern - da haste wahrscheinlich recht.

Hört sich bei mir event. zu locker und abgeklärt an... aber glaub mir... auch wir bzw. ich und mit Sicherheit auch mein Nochmann sind durch die Hölle gegangen. Es war ein Hin- und Hergezerre um das Kind - das war nicht mehr schön.
Als ich einen Termin beim Jugendamt hatte und er daraufhin zum gemeinsamen Gespräch eingeladen wurde hat er erst mal mit Anwalt geantwortet und war stinkesauer.
Es hat lange gedauert bis er erkannt hat, dass ich ihm nicht "ans Bein pissen" will sondern nur versuchen möchte, das Beste fürs Kind rauszuholen.
Es war kein einfacher Weg... es war das schlimmste Jahr meines ganzen Lebens aber es hat sich gelohnt.

Das nach was Du gefragt hast nennt sich Mediation - bietet auch das Jugendamt an - zumindest bei uns.
Sie können Dir nix vorschreiben aber zumindest die Dame bei uns hat sich super viel Mühe gemacht.
Geht aber nur wenn Deine Frau die Dringlichkeit erkennt und mitzieht - einer alleine kann das nicht "wuppen".
Da müssen zwei mitziehen. Bei mir hat´s lang gedauert und ich hab die Hoffnung schon fast aufgegeben.
Ich bin schon fast am Krückstock gegangen...aber letztendlich hat sich alles zum Guten gewendet.

So was ist eine ätzende, zermürbende Sache... auch bei uns war am Anfang die Frage "wer zieht wann wohin aus" das Thema schlechthin.

Deine "Geschichte" hört sich so verdammt ähnlich zu meiner an....wie ein dejá-vue.

Wie gehen denn Deine Kids damit um momentan?

LG,

Happy

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