Ich hasse meinen Beruf...

Hallo ihr!

Es kann sein, dass dieser Text etwas länger wird aber ich brauche irgendwie mal etwas Input von Außenstehenden.

Kurz vorab: Ich bin 28 Jahre alt und habe einen top bezahlten Job als Softwareentwicklerin. Ich habe Informatik studiert und bin sehr gut in meinem Beruf.

Das Problem: ich hasse ihn.

Hier die Story:
Ich habe nach meinem Realschulabschluss beschlossen, dass ich in den sozialen Bereich gehen möchte, eventuell mal Psychologie oder Pädagogik zu studieren war mein eigentlicher Plan. Ich bin also auf ein Fachgymnasium mit Schwerpunkt Pädagogik/Psychologie gegangen und habe in 3 Jahren meine Allgemeine Hochschulreife absolviert. Seit ich 16 bin lese ich Bücher rund um diese Themen und habe vermutlich mehr Ahnung davon als viele, die im sozialen Bereich tatsächlich arbeiten. Während meiner Schulzeit begannen meine Eltern sich zu trennen und es gab einen riesen Rosenkrieg, der bis heute (immerhin schon 10 Jahre inzwischen) anhält. Ich habe zu der Zeit nur noch funktioniert und habe irgendwie mit Ach und Krach mein Abitur geschafft. Ich war ein psychisches Wrack, habe mich von Kaffee und Zigaretten ernährt, bin von einer Party zur nächsten und habe am Ende nur gedacht: wie soll ICH anderen Menschen helfen?! Wie soll ICH denn bitte andere therapieren, erziehen, unterstützen? ICH, die selbst ein Wrack ist und grade ins Bodenlose fällt? Aber irgendetwas musste ich nach dem Abitur nun mal tun. Ich habe einen unfassbaren Ehrgeiz und nichts tun kommt nicht in Frage für mich. Ich schrieb mich an der Uni für Informatik ein. Als Informatikerin brauchst du dich nicht um andere kümmern, dachte ich mir. Mathe kannst du, das kriegst du hin. Soll ja auch gut bezahlt sein. Ich habe also im Prinzip so weitergelebt und in 3 Jahren ein 1er Schnitt hingelegt, rein in den Job, nicht weiter nachgedacht. Inzwischen hatte ich meinen jetzigen Mann kennengelernt und war psychisch wieder gut in Form, glücklich und zufrieden. Ich machte Weiterbildungen, Überstunden, alles lief so reibungslos und super und ich kann das ja auch alles! Aber so langsam schlich sich dann vor einem Jahr der Kinderwunsch ein. Und mit ihm kam die große Frage: Was zum Teufel machst du da eigentlich?! Das willst du doch jetzt nicht noch Jahrzehnte lang weiter machen!? Du wolltest doch anderen Menschen helfen, mit Kindern arbeiten...
Meine Tochter ist inzwischen auf der Welt seit einigen Monaten und jeden Tag wünsche ich mir immer mehr, nochmal neu anzufangen. Ich bereue meine Ausbildung nicht. Es war der richtige Weg für mich damals. Aber heute ist er das nicht mehr! Ich muss in wenigen Monaten zurück in meinen Job und jede Faser meines Körpers wehrt sich dagegen.
Mein Mann weiß davon aber weiß nicht recht, wie er damit umgehen soll. Wir haben unsere Lebenspläne auf diesem Job aufgebaut und es wäre nicht schön, wenn mein Gehalt wegfiele. Der Job hat uns eine Hochzeit, ein Auto, ein Kind finanziert. Inzwischen verdient mein Mann auch ziemlich gut aber wir müssten uns zumindest wohnungstechnisch verkleinern und ein Geschwisterchen wäre auch erstmal nicht drin. Andererseits kann ich so nicht weitermachen! Ich verharre schon zu lange in diesem Zustand, in dem ich funktioniere für diesen Job und ihn nur des Geldes wegen mache. Ich bin noch jung und ich würde, wenn ich zunächst eine Erzieherinnenausbildung mache, sogar noch ein Studium hinterherschieben können und wäre sicherlich vor 40 fertig. Ich würde das sofort tun aber ich glaube, mein Mann hätte Schwierigkeiten damit.

Ich bin doch nicht der einzige Mensch, der seinen Lebenslauf nochmal umlenkt?

Gibt es hier jemanden, der sich das getraut hat?

Kann mich jemand verstehen?

Ich habe keine Ahnung, wie der nächste Schritt aussehen soll. Ich weiß nur, das er gemacht werden muss. Ich werde unglücklich, wenn es so weiter geht.

Irgendwie hoffe ich auf wertvolle Tipps.

Alles Liebe!!!

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Hallo mama-carlie,

wie findest Du die Idee, Lehrerin zu werden? In vielen Bundesländern werden händeringend gute Informatik-Lehrkräfte gesucht! Mach Dich mal schlau, welche Wege es bei euch gibt. Evtl. kannst Du auf Deinen Informatik-Bachelor (ich vermute, den hast Du nach 3 Jahren) einen Master of Education in Mathe und Informatik setzen, evtl. auch direkt ins Referendariat einsteigen, je nach Bundesland und Schulart. Du könntest sowohl Dein Informatik-Wissen, als auch Deine Freude an der Pädagogik nutzen!

Wenn Du magst, kannst Du mich per Privat-Nachricht kontaktieren!

Liebe Grüße,
Elfchen (die selbst Informatik-Lehrkräfte ausbildet)

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Hallo,

Ich kann dich total verstehen. Ich habe zwei Berufe, bin studiert und konnte beide Richtungen nicht mehr. Ich habe das Problem, dass ich mich schnell langweile.

Momentan arbeite ich Vollzeit in meinem Beruf und studiere schon wieder an einer Fernuni etwas völlig anderes.

Ich weiß, was Entwickler verdienen, daher ist es in deinem Fall viel schwieriger sich zu entscheiden, wenn man in den leider weniger gutbezahlten Sozialpädagogischen Bereich wechselt. Vielleicht studierst du einfach nebenbei und entscheidest nach dem
Studium, ob du wechselst. Dann hast du noch etwas Zeit und es geht dir evtl besser mit dem Gedanken, dass deine "Qual" ein Ende hat. Außerdem kannst du dir einen schönen Batzen Geld beiseite legen.

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Was genau machst du, wenn ich fragen darf? Und wie finanzierst du das ganze? Welche Ausbildungen hast du? Bin etwas neugierig! :D

Ich weiß einfach nicht, was genau ich studieren soll?

Viele Grüße!

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Ich habe Informatik und dann Verwaltung studiert. Beides hat mich nicht befriedigt. Momentan studiere ich Rechtswissenschaft. Finanziert habe ich es dadurch, dass ich einfach weiter gearbeitet habe. Da es sich um Fernunis handelt, konnte ich mir Zeit lassen und so teuer ist es nicht. Mein Studium kostet pro Monat 99€ und 59€ pro Prüfung.

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Huhu,

Hast du mal versucht, in Richtung Mensch-Maschine-Interaktion und User Experience zu gehen? Das kombiniert IT und Psychologie. Es gibt tolle Weiterbildungsmöglichkeiten z. B. von Artop in Berlin oder dem Frauenhoferinstitut.
Die Branche ist auch aufstrebend. Ich kenne einige SW Entwickler, die das gemacht haben, und die FIrma hat es sogar unterstützt.

http://www.artop.de/ausbildung-zum-usability-ux-professional

http://www.usability-ux.fit.fraunhofer.de/de/weiterbildung/usability-engineer.html

Das ist ein ganz spannendes Arbeitsumfeld, wo es viel um die menschliche Wahrnehmung, menschliche Bedürfnisse, aber eben auch um IT geht.
Man kann das auch toll als Berater machen, in Teilzeit, flexibel, ...

LG,

Hanna

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Hallo!

Ja das hatten wir im Studium und ich habe es teilweise in meiner Bachelorarbeit sogar vertieft. Ich finde es durchaus sehr spannend aber in meiner Gegend gibt es da aktuell wenig attraktive Stellen. Wir sind erst vor kurzem hergezogen, bedingt durch den Job meines Mannes und würden jetzt ungern sofort wieder umziehen.

Danke für deine Antwort! :)

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Ich kenne das und habe auch den Schritt gewagt und eine neue Ausbildung gemacht. Ich weiss nich

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Zu schnell abgeschickt...Ich weiss nicht, aus welchem Bundesland du kommst, aber hier in Baden- W.gibt es die PIA-Ausbildung für angehende Erzieherinnen. Diese wird voll bezahlt.

Ich kann dir nur raten, deinem Herzen zu folgen. Alles andere wird sich finden und Geld ist nicht alles!

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Erzieherin willst du werden????

Okay, dann geh in Teilzeit zurück in deinen Beruf, aber höchstens zu 50%, damit etwas Geld reinkommt. Und dann machst du mal nebenher ein längeres TZ-Praktikum im Kindegarten. Wenn du die Schattenseiten des Kindergartenlebens mal kennenlernst, und immer noch unbedingt Erzieherin werden möchtst, bitte. Man kann nicht unglücklich im Beruf Vollzeit arbeiten. Höchstens vielleicht Teilzeit. Dann macht es u.U. auch etwas mehr Spaß.

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Was wären denn die Schattenseiten?

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Hallo!

Mein absoluter Traumberuf war und ist Pfarramt. Ich kann darin auch bald meine Zwischenprüfung machen. Da ich extrem viel erlebt habe und deshalb die Probleme persönlich kenne, könnte ich Seelsorge auch sehr gut (davor hatte ich Angst und wurde von der betreuenden Pfarrerin an der Uni beruhigt).

Da wir aber eine schwerstbehinderte Tochter bekommen haben, musste ich umschwenken (ich könnte einer Gemeinde momentan zeitmäßig nicht gerecht werden) und schließe im nächsten Sommer meinen Master für Lehramt ab. Ich hasse diesen Job jetzt schon. :-( aber bringt halt Geld. Man muss sich ja irgendwie finanzieren. Ich arrangiere mich damit.

Ich werde an der Fernuni nach dem Master noch einen anderen bachelor machen und versuche in die Wirtschaft zu kommen. Irgendwann hoffe ich, dass ich doch noch als Pfarrerin tätig sein kann.

Ich werde das Referendariat machen und als Lehrerin arbeiten bis ich den anderen bachelor habe oder Pfarramt umsetzbar ist. So finanziere ich mich dann.

Vielleicht kannst du einen Quereinstieg ins Lehramt schaffen? Oder auch ein Fernstudium absolvieren?

Ich bin 28 Jahre alt und habe 3 Kinder. :-) das noch als familiärer Hintergrund. Mein Mann ist auch im Sommer mit dem Studium fertig und arbeitet momentan bereits im Informatikbereich.

Liebe Grüße

Ninly

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So wie ich es lese, kannst Du so auf Dauer nicht weitermachen. Wenn Dein Job Dir nicht gefällt, solltest Du etwas ändern.

Warum schaust Du nicht, wo man nebenberuflich Psychologie studieren kann - z. B. an der Fernuni Hagen und schreibst Dich ein? Du bist erst 28 Jahre - also noch sehr jung und hast auch noch 40 Jahre bis zur Rente vor Dir - die willst Du doch möglichst in einem Job verbringen, der Dir Spaß macht? Vielleicht kannst Du Deine Arbeitszeiten im jetzigen Job verkürzen um mehr Zeit für das Studium zu haben (stelle ich mir nämlich mit Kind nicht so einfach vor).

Zu Deiner Frage des Umlenkens: Ich habe mit 29 meinen Job geschmissen und angefangen zu studieren. War zwar keine Gratwanderung, da ich eine kaufmännische Ausbildung hatte und BWL studiert habe, aber ich habe meinen finanziellen Hintergrund quasi aufgegeben, Bafög bezogen und nebenher gejobbt.
Und ich bereut nichts ;-)

Alles Gute bei Deiner Entscheidungsfindung!!

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Hallo,

ich verstehe, dass einem sein Beruf nicht erfüllt und man nach neuen Möglichkeiten sucht. Ich habe bei dir jedoch ein ungutes Gefühl ob der soziale Bereich der richtige Weg ist eine Erfüllung zu finden.

Ich würde an deiner Stelle Praktika in den von dir bevorzugten Arbeitsbereichen machen und Kontakt zum Arbeitsamt aufnehmen.

Warum ich übrigens Glaube, dass du noch einmal tief in dich gehen solltest sind:

- das finanzielle Wohlbefinden eurer Familie

- das sozial romantische Menschen helfen

- das arrogante ich weis mehr als ...

- ich weis eigentlich gar nicht wie ich meinen Traum umsetzen soll

Aus diesem Zusammenspiel heraus bekomme ich nach dreiundzwanzig Berufsjahren im sozialen Bereich ein ungutes Gefühl in der Magengegend.

Es werden gute Informatiker übrigens in der Medizintechnik gesucht und hier ist der Bereich weit gestreut.

LG Reina

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Oh wow, also das scheint falsch rübergekommen zu sein mit dem mehr wissen. ;)
Ich habe zudem bereits während meiner Schulzeit 8 Praktika in verschiedenen Einrichtungen absolviert.
Es werden überall Informatiker gesucht und dennoch möchte ich einen radikalen Jobwechsel.

Danke für deine Antwort

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Huhu,
ich selbst habe zwar keinen radikalen Jobwechsel gemacht, hatte aber ein ähnliches Dilemma wie Du. Noch zu jung, um nichts anderes mehr zu machen und dennoch soweit an meinen guten Verdienst gewöhnt, dass ich für ein Studium nicht aussteigen wollte / konnte.

Ich habe mich dann mit knapp 28 an der FernUni Hagen eingeschrieben und ein BWL-Studium absolviert. Nebenbei habe ich in meinem Job weiter gearbeitet - manchmal reduziert, z.B. als ich die Diplomarbeit geschrieben habe.

Wenn Dich Psychologie oder Pädagogik machen willst - beides gibt es in Hagen. Erkundige Dich mal.

Einen radikalen Umbruch ohne vorherige Praktika halte ich für kritisch, denn eines muss man immer wissen: So, wie man sich ein Leben als Lehrerin / Erzieherin / Sozialarbeiterin / Ärztin / Rechtsanwältin / Sachbearbeiterin etc. pp. vorstellt, ist es mit Sicherheit NICHT.

LG, Cherish