Erfahrungen mit Zwangsversteigerungen

Hallo, ich und meine Familie suchen seit einiger Zeit ein Haus oder Baugrundstück -- bisher vergeblich.
Jetzt meinte ein Verwandter, dass gerade aus seiner Nachbarschaft ein erst 5 Jahre altes Haus zwangsversteigert wird.

Ich habe davon wirklich überhaupt keine Ahnung von dem Thema, bin aber sehr skeptisch :/
Zu Unrecht?

Habt ihr Erfahrungen damit gemacht? Würde mich über zahlreiche Antworten freuen.
Viele Grüße 🤗

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Meine Eltern haben ihr Haus seinerzeit bei einer Zwangsversteigerung deutlich unter Verkehrswert erwerben können. Man sollte sich vorher ein paarmal in Versteigerungstermine gesetzt haben, um etwas ein Gefühl zu bekommen, wie der Ablauf ist.
Ansonsten schau mal unter www.zvg-portal.de
Dort kannst du das zuständige Amtsgericht raussuchen und solltest dann auch das entsprechende Objekt finden, um das es bei dir geht. Wichtig ist, dass ein vernünftiges Gutachten erstellt wurde und dass das Haus vom Gutachter von innen besichtigt wurde. Oftmals ist das nicht der Fall und dann kauft man im schlimmsten Fall ein Fass ohne Boden und erlebt ziemlich böse Überraschungen. Selbst bei relativ neuen Häusern sollte man sich nie nur auf das Äußere verlassen.
Es gibt unabhängige Baugutachter, die man hinzuziehen kann. (Einfach mal googeln) Wenn man die Möglichkeit hat, das Objekt vorher zu besichtigen, bietet es sich auch bei einem bereits vorliegendem Gutachten an, dass man für wenige Euros mit jso einem Baugutachter durchs Haus marschiert. Er wird dir dann relativ genau aufzeigen können, welche Kosten für ggf. Sanierung und Co. einzuplanen sind. Und im schlimmsten Fall vom Kauf abraten. Dann lieber das Geld für den Baubegleiter in den Sand setzen, als deutlich mehr für eine Bauruine.
Außerdem würde ich bei jedem Hauskauf immer bei der Stadt nachfragen, ob die Erschließungskosten vollständig abgegolten sind. Das können ansonsten nämlich auch immer ungewünschte Überraschungen werden. Selbst nach Jahrzehnten noch.
Zum reinen Ablauf einer Versteigerung einfach mal googlen. Dann findet man viele Seiten, auf denen alles gut erklärt ist.
Viel Glück!

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Bauruinen/Fässer ohne Boden kann man auch nach Besichtigung erwerben. Wir haben selbst vor gar nicht allzu langer Zeit überlegt, unser Haus zu verkaufen... das Haus alt, aber kernsaniert und top in Schuss. Das hat aber wirklich niemanden interessiert, stattdessen wurde bemängelt, dass keine Fußbodenleisten an dem neuen Fußboden waren. Interessiert hat alle nur die reine Optik, wie bei einer Mietwohnung, vielleicht wurde mal nach dem Alter der Fenster gefragt - aber keiner hat sich für Dach, Isolierung, Kabel, Putz oder sonstige wirklich relevante Dinge interessiert. Wir hätten lieber mal neu tapeziert und Vinyl verlegt und den Rest so alt und baufällig gelassen, dann hätten wir viel mehr Geld rausschlagen können. Menschen sind halt dumm.

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Ich weiß, was du meinst. Deswegen würde ich nie ohne Baugutachter in ein Haus gehen, es sei denn, man hat Ahnung. Den interessieren die Fenster, das Dach, die Dämmung, Leitungen und Co. und nicht die neuen Fußleisten etc. :)

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Einträge im Grundbuch sind auch wichtig. Wohnrechte, andere Vollstreckungen bzw. "Kredite" die gleich mit erworben werden. #zitter

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Guter Einwand!! :)

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Hallo,

es ist aber wirklich EXTREM selten, dass die Zwangsversteigerung von der zweiten Rangstelle betrieben wird.

freundliche Grüsse Werner

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Und wenn du dich fragst, wie es zu Zwangsversteigerungen kommt, lies den Thread bzgl. geplanter Hausfinanzierung hier etwa 10 Einträge weiter unten - das sind oft solche geplatzten Finanzierungen. 😉

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Hallo,

es ist halt ein bestimmtes Klientel, die es bis zur Zwangsversteigerung kommen lässt. "Vernünftige" Menschen erkennen irgendwann, dass sie mit der Finanzierung ein totes Pferd reiten (oder reiten gar kein totes Pferd, weil sie keine unstemmbare Finanzierung betreibene).

Oft lassen die Eigentümer Interessenten dann auch nicht ins Haus, so dass dir eine Besichtigung nur von der Straße möglich ist. Oft hat die Bank, die die Finanzierung durchgeführt hat, noch Pläne, damit du wenigstens die Zimmeraufteilung sehen kann.

Das "Glück" bei solchen Aktionen ist, dass man eigentlich, was das Innenleben angeht, vom Schlimmsten ausgehen muss und sich das im Kaufpreis auch widerspiegelt. Wenn es dann nicht so ist, dann hast du ein fettes Plus gemacht. Aber es kann auch sein, dass alles "viel schlimmer" ist. Es ist praktisch wie so eine Flughafenkofferersteigeraktion. Eine "Glücksspielkomponente" ist dabei.

Das nächste Problem ist, dass du eben das Klientel als Besitzer hast, die mitunter äußerst impulsiv und wenig besonnen reagieren. Ziehen sie freiwillig aus? Ansonsten musst du sie rausklagen. Das ist teuer und ärgerlich. Verursachen sie im Nachhinein noch Schäden am Haus? Sozusagen aus Rache? Haftet dann die Gebäudeversicherung (auch wenn die Beiträge vielleicht jahrelang nicht bezahlt wurden). Das sind alles solche Dinge ....

GLG
Miss Mary

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"Ansonsten musst du sie rausklagen."

Das muss man zum Glück nicht, die alten Eigentümer haben nämlich nicht den Status eines Mieters, sondern mit der Versteigerung den Status eines Besitzstörers.

Mit dem Ersteigerungstitel habe ich die Möglichkeit der sofortigen Räumung durch den Gerichtsvollzieher.

Alte Eigentümer habe ich nach Erhalt der Urkunde innerhalb von spätestens 72 Stunden raus aus der Bude.

Probleme gibt es nur dort wo es nicht um Alteigentümer geht, sondern ich eine Immobilie mit Mietern aus einer Zwangsversteigerung ersteigere.
Aber dann habe ich oft auch gar keine Möglichkeit die rauszuklagen..

Alles andere aus deinen Betrachtungen und möglicher Probleme ist richtig.
Mein Bekannter hat es oft, dass alte Eigentümer noch richtig Schaden anrichten bevor sie wider willen "ihr" Hab und Gut verlassen.

Gruß
Demy

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Hallo,

stimmt, da hast du Recht. Wenn sie aber nicht gehen, hast du gleich mal total Theater. Leider ist die Zwangsräumung dann nicht unbedingt ide erste Priorität des Gerichts. Kenne das von einer Tante von mir ... die hat trotz Titel Monate gewartet bis Tag X kam.

Ich denke, wenn du dann so auf die Straße gesetzt wirst, geht das mitunter nicht besonders harmonisch von statten, du musst auf jeden Fall gleich die Schließanlage austauschen (=Kosten).

GLG
Miss Mary

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Versucht zu vereinbaren, dass ihr erst eine Anzahlung leistet und der Rest gezahlt wird, wenn die jetztigen Bewohner ausgezogen sind.
Eine Freundin hatte riesige Probleme und immense Kosten die alten Eigentümer rauszuklagen. Bekannte hatten auch ein Haus ersteigert, da wurde festgelegt, Restzahlung erst wenn die Bewohner ausgezogen sind.

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"Eine Freundin hatte riesige Probleme und immense Kosten die alten Eigentümer rauszuklagen."
Warum?

Die alten Eigentümer sind keine Mieter sondern Besitzstörer nach der Versteigerung.
Mit der Ersteigerungsurkunde erhält man gleichzeitig einen vollstreckbaren Titel.
Damit "entferne" ich die vorherigen Besitzer innerhalb weniger Tage.
Da muss man nicht klagen.

Was bitteschön ist da bei deiner Freundin schiefgelaufen?

Gruß
Demy

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#da wurde festgelegt#

Das war aber mit Sicherheit keine Zwangsversteigerung.
Wer soll angeblich was mit wem festgelegt haben ?

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Hallo,

günstiger kannst du ein Haus nicht bekommen. Mein Bruder hat eine Immobilie für 180.000,- ersteigert, die einen Wert von 250.000,- hat. Du kommst bei Versteigerungen immer günstiger weg als wenn du direkt oder über einen Makler kaufst. Im letzteren Fall will jeder Profit schlagen, bei einer Zwangsversteigerung muss das Objekt unter den Hammer.

LG
Michaela

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Vielen Dank für eure Antworten.
Wir haben uns gestern mal beim Gericht erkundigt und uns wurde mitgeteilt, dass man das Objekt nicht von innen besichtigen kann (machen die generell nie bei den Objekten) - im Büro würde aber ein ausführliches Exposé ausliegen... Das müsse reichen.

😲

Also für uns hat sich die Sache erledigt... ich nehme doch nicht ein paar hundert tausend € in die Hand für etwas, was ich noch nie gesehen und gefühlt habe 🙄

Es heißt also weiter suchen 😏
Danke nochmals!