Schwester, 28 - Erwerbsminderung, Finanzielle Unterstützung

Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum und habe eigentlich noch nie einen Beitrag in einem Forum geschrieben. Mittlerweile bin ich aber so ratlos, dass ich mich über ein bisschen Schwarmwissen freuen würde #gruebel

Es geht um meine Schwester, 28 Jahre alt. Hier ein paar Infos für die jetzige Situation:

Seit Geburt hat sie eine Erbsche Lähmung, welche bei der Geburt passiert ist. Diese hat sie am Leben bis vor Monaten nie eingeschränkt - jetzt kann dieser kaum bewegt werden und die Hand fühlt nichts, keine Hitze, Kälte, Stiche etc.
Ihr Arm verschlimmerte sich dann vor geraumer Zeit, zusätzlich hat sie eine betriebsbedingte Kündigung ihrer Firma erhalten und hat sich dann noch eine Abfindung erkämpft.
Da das mit dem Arm noch wärend des Angestellt-Seins begann, ging es finanziell dann fließend über in Krankengeldauszahlung. (Hier waren schon die monatlichen Ausgaben größer den Einnahmen).
Es fand eine Reha statt in der auch beurteilt werden sollte, in wie weit sie erwerbsunfähig ist.
Sie bekam den Entscheid, dass sie wohl die volle Erwerbsminderungsrente bekommt, allerdings kam jetzt das letzte Krankengeld und bis zur Erwerbsminderungsrente dauert es bestimmt noch 4 Wochen.

Jetzt muss man aber vielleicht noch erwähnen, dass sie gesund wie aber auch geschädigt über ihre Verhältnisse lebt. Sprich, die ganze Familie half ihr die letzten drei Monate finanziell über die Runden (Miete, Strom, Müllkosten etc). Die ganze Familie besteht aus Großmutter, Mutter und mir (größere Schwester).
Großmutter bekommt Rente, meine Mutter arbeitet zwar, steht kurz vor der Rente (kann leider auch nicht mit Geld umgehen), ich arbeite normal und teile mir meinen Finanzen ein.

Abgesehen davon, dass es bei mir langsam Löcher ins finanzielle Polster reißt, werde ich aber auch ein wenig sauer, wenn ich bei so einer Situation über SocialMedia mitbekomme, dass sie viel unternimmt und weg geht wo man Geld ausgeben kann/muss.

Ich war mit ihr einkaufen (Vorrat zum Beispiel), habe zuhause mehr Portionen gekocht, dass sie sich immer etwas abholen kann (Lähmung erschwert das kochen, ist aber nicht unmöglich).

Wenn ich in meine Vergangenheit zurückblicke, lief es damals zur Ausbildungszeit finanziell auch recht schlecht, aber ich konnte mich durchringen (mit 18 ausgezogen, ohne finanzielles Polster), ohne dass ich Angst haben musste, dass man mich wegen fehlender Mietzahlungen rausschmeißen würde. Allerdings habe ich damals anders reagiert um finanziell nicht zu versinken - das Ausbildungsgehalt war gering, deshalb bin ich zusätzlich noch einem Minijob nachgegangen. Dann hats grad so gereicht.
Wie sie bin ich auch Raucher, allerdings bin ich damals auf's Drehen umgestiegen um meinem damaligen einzigen Luxus noch nachzukommen. Oder ich habe keinen Kredit aufgenommen um mir neue Möbel zu kaufen, sondern Stück für Stück aus Kleinanzeigen usw. Ich finde gebrauchte Möbel nicht schlimm und bin mittlerweile sogar davon begeistert.

Bevor die Textlänge nun ausartet: Was ich damit sagen möchte, ich habe ein schlechtes Gewissen wenn ich ihr kein Geld gebe, wenn sie danach fragt, ich hab sie ja gern und sie kann ja irgendwie auch nichts für die Krankheits Situation.
Andererseits denke ich mir ein Minijob wie Zeitung austragen oder irgendwas in der Art sollte doch auch möglich sein? Oder mann kann ja auch mal in den Garten sitzen oder einen Freund besuchen anstatt Auszugehen wo man zahlen muss?
Wie gesagt, ich bin etwas ratlos. Hat da jemand Tipps wie man damit umgeht?

Liebe Grüße
:-)

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Lernen, nein zu sagen.

Sie ist 28 und vermutlich alleinstehend... Vom im Garten sitzen wird das nicht besser.

Darf sie denn überhaupt einen Minijob machen?

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Hallo :)
Ja, denn sie ist nicht voll arbeitsunfähig aber bis noch untersucht wird was genau sie maximal 6 Stunden arbeiten darfdauert es leider noch :/

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Ja, selbst mit einer vollen Erwerbsminderungsrente darf man noch arbeiten, zumindest auf 450€-Basis. Das wird nicht auf die Rente angerechnet. Ganz genaue Infos über die Menge, die hinzu verdient werden darf, gibt es bei der Rentenberatung.

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Würde ihr nichts mehr geben - sie muss langsam lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen

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Also erst einmal: Deine Schwester ist 28 Jahre alt, volljährig und in Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte! In erster Linie ist sie also selbst verantwortlich für Ihr Leben und für ihre Finanzen! Natürlich könnt Ihr sie gerne finanziell unterstützen, ich würde das aber z.B. als festen monatlichen Betrag auf ein Konto einzahlen. So kann sie fest damit rechnen. Ansonsten muss sie dringend lernen, mit ihren Finanzen umzugehen.
Du könntest eventuell mit ihr mal zusammen zu einer Beratungsstelle gehen, damit sie von einer neutralen Person mal genau erklärt bekommt, wie man sich das Geld einteilen muss, wie man sparen kann, wie man budgetiert, welche Gelder ihr vielleicht zusätzlcih noch zustehen...
Hat sie einen Schwerbehindertenausweis? Damit könnte sie teilweise auch noch Geld sparen. Hat sie einen Reha-Berater? Wurde in der Reha besprochen, ob eventuell die Möglichkeit besteht, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben zu erhalten?

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Warum sollte sie arbeiten gehen und etwas hinzuverdienen und sparen, wenn sie doch bisher immer jemanden gefunden hat, der ihr weitergeholfen hat? Der behinderte Arm ist tragisch, das ist das passende Alibi. Du hilfst ihr beim Erwachsenwerden, wenn du diesen Geldhahn zudrehst.

Ich werde niemals verstehen, warum Menschen, die ohnehin schon nicht genug haben, auch noch mit Rauchen Geld ausgeben und ihrer (Rest-)Gesundheit den Rest geben. Wenn du zusammenrechnest, was pro Woche, pro Monat, pro Jahr fürs Rauchen draufgeht, da kannst du im Laufe des Lebens eine schöne Immobilie anschaffen und fürs Alter dann mietfrei leben. Aber die Kritik geht auch an dich. Du hast wenig, du haushaltest, und trotzdem vergeudest du dein Geld und deine Gesundheit mit Rauchen??

Genauso könntest du das Geld, das du verrauchst (mit den Gedrehten) deiner Schwester schenken. Das verursacht weder Lungenkrebs noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

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Drehen wird sie wahrscheinlich nicht können mit dem Arm.

Der Rest
warum sollte sie lernen mit Geld umzugehen.
Am Ende reicht es ja doch.

Wenn du es besser kannst, prima.
Dann zeige ihr, wie es geht.
Wenn du ihr Geld gibst, hältst du sie klein. Warum sollte sie es lernen? Es geht ja auch so.

Du hast es gelernt. Prima. Hohe Eigenmotivation oder Notlage.

Sie braucht das eine nicht, weil ihr das andere nicht auffällt (es geht ja auch so).

Hilfe geht auch ohne Geld!
Begleitung zum Berater, Schuldenberater, Krankenkasse, sonstiges.


Die beste Hilfe von Freunden als ich krank war: sie haben geholfen die richtigen Stellen rauszusuchen, die ich brauchte. Sie haben mir geholfen es zu schaffen - damit ich es selbst wieder schaffen konnte.

Geld hätte nicht viel gebracht
ein "ich zeige dir wie es besser geht" hätte nichts gebracht. Ich war nicht in der gleichen Lage wie meine Freunde. Ich konnte es gesundheitlich nicht. Da bringen die besten Tipps nichts. Im Gegenteil könnten sogar herablassend wird: Sieh her ich kann etwas, was du nicht (mehr) kannst.
Das haben sich NICHT-Freunde getraut und versucht. Aber nicht um mir zu helfen, sondern um ihr schlechtes Gewissen rein zu halten "irgendwas" zu tun und wie sie selbst auch sagen, um "was Gutes zu tun" (sei gefälligst dankbar dafür).
Hat nicht geholfen, war neutral oder hat geschadet.


Echte Freunde haben geschaut, was ich BRAUCHE, was SIE LEISTEN KÖNNEN (real, tatsächlich) und haben sich mit mir ausgetauscht, was passt.

DAS hat geholfen.
So fand ich ins Leben zurück.
Meinen Freunden bin ich dankbar
und würde es auch für sie tun.
Das geht auch ohne finanzielle Unterstützung.


Finanziell bin ich abgesichert aus zwei Gründen
1. weil ich es WILL
2. weil es kein anderer für mich macht.
Würde mir jemand öfter Geld anbieten, wäre das ein Rückschritt, eine Abhängigkeit. Und jemanden vor der Nase zu haben, der alles besser kann, möchte ich nicht.

Es sei denn es wäre schon gesundheitlich soweit, dass mir alles egal wäre.
Aber dann hätte ich auch keine Skrupel mehr es anzunehmen und noch weniger es auszugeben. Dann wäre mir der Mensch egal.

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Hallo,
das ist übel. Aber sag mal, wieso ist kein Mensch bei euch auf die Idee gekommen, dass sie DRINGEND! einen Antrag beim Versorgungsamt stellen muss auf Feststellung einer Behinderung mit Gleichstellung bzw. Schwerbehinderung?
Damit wäre sie selbst bei einer betriebsbedingten Kündigung ersteinmal ein ganzes Stück weit geschützt gewesen.
Man kann die Schwerbehinderteneigenschaft auch rückwirkend feststellen lassen. Nur sollte sie dann wirklich mit einem Anwalt zusammenarbeiten. Die Abfindung war da eher kontraproduktiv für ein weiteres Beschäftigungsverhältnis.
Deine Vorschläge sind nett gemeint, ich könnte mir aber vorstellen, dass sie nicht wirklich umsetzbar sind. Ich habe als Kind Zeitung ausgetragen - ist ein Knochenjob. Es scheint nicht immer Sonne bei luftigen 23 Grad. Jenachdem gibt es einen festen Tag/Uhrzeit, in der ausgetragen werden MUSS. Da ist das Wetter egal. Wenn sich dieser Job lohnen soll, bleibt nur laufen oder Fahrrad. Die einfachen Neubaugebiete sind längst vergeben und haben lange Wartelisten. Frei sind immer die Gebiete mit langen Laufstrecken. Machbar mit Fahrrad, aber nicht mit einer gelähmten Hand.
Ein gewohntes Leben einfach mal so über Nacht zu ändern ist praktisch unmöglich. Keine Angst, sie wird sich ändern, wenn sie dazu gezwungen ist. Allerdings ist der Zwang solange nicht da, wie sie immer dich als Resserve hat. Gib ihr kein Geld mehr, hilf ihr mit ihren eigenen Mitteln klarzukommen. Gib ihr stattdessen einfach Nahrungsmittel. Kochen kann sie auch selbst. Du bist nicht ihre Mutter und sie ist kein minderjähriges Kind. Du darfst dich nicht beschweren wie sie sich wie ein Baby verhält, wenn du sie pamperst.