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Zugegeben, meine Vorzeichen waren damals gänzlich andere als Deine jetzt, aber ich glaube, dass ich durchaus mitreden kann. Ich hab mit 25 Jahren die Chance meines Lebens bekommen und eine Ausbildung zur Bürokauffrau angefangen. Mein Lehrbetrieb war in Neukölln, die Schule in Lichtenberg und die Ausbilderin saß in Mitte. Ich selbst hab in Spandau gelebt. Anfahrtsweg zu jeder Stelle im Durchschnitt eineinhalb Stunden, zur Schule u. U. auch zwei, je nach Verbindung. Mein Sohn war zu Beginn der Ausbildung mit knapp fünf Jahren schon größer und bereits im Kindergarten. Die Ausbildung dauerte klassisch drei Jahre und ehrlich? Ich bin schon nach einem halben Jahr auf dem Zahnfleisch gekrochen. Denn morgens musste ich um halb 6 aus dem Haus. Mit Kind. Der Kindergarten hat um 6 aufgemacht. Von dort dann zur Arbeit oder zur Schule. Von 8 - 16.30 Uhr ging die Arbeit, Schule immer bis 16.10 Uhr. Oft genug hab ich es so gerade noch rechtzeitig zur Kitaschließzeit um 18 Uhr geschafft, mein Kind wieder abzuholen. Dann noch ggf. einkaufen, später noch Hausaufgaben mit meinem Sohn und um spätestens 19.30 Uhr musste er im Bett sein, denn sein Tag begann ja auch schon um 5 Uhr in der früh. Ich hab durchgehalten. Ich wusste, dass ich diese Chance nie wieder bekommen würde! Und ich würde es immer wieder tun. Aber ehrlich? Als die Ausbildung vorbei war, war ich richtig ausgebrannt. Viele Probleme hatte ich vielleicht auch, weil ich nicht immer alles optimal organisiert bekommen hatte, manchmal wusste ich damals auch einfach nicht, wie ich was besser hätte machen können.

Du hast den Vater Deines Sohnes, der vieles übernehmen würde und Dir den Rücken frei hält. Dann würde ich es an Deiner Stelle in jedem Fall versuchen, auch wenn es so aussieht, dass Dein Alltag sehr stressig wird :-) Wenn das wirklich Dein absoluter Traumjob ist, dann packst Du das auch

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Genauso habe ich es auch gemacht. Steglitz - Lichtenberg
Steglitz - Königs-Wusterhausen.

40h Woche und 2x mindestens 45-60 Minuten Fahrt. Alleinerziehend. Es hat sich gelohnt, mir und meinem Kind den Arsch gerettet.

Heute ist er fast 15 und ein tolles, gut entwickeltes Kind. Schaden genommen hat er nicht. Wir wussten unsere freie Zeit super zu schätzen und hatten da viel Nähe.

Hier ist ein aktiver Vater vorhanden. Das macht die Situation gut händelbar. Nach der Probezeit gibt es vielleicht Möglichkeiten, ein paar Stunden runter zu gehen oder Homeoffice-Tage einzurichten.

Versuchen, zeigen, dass man ein Gewinn für den Betrieb ist und dann vortasten und Vorteile aushandeln.

LG

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Das alles zu 101% ist wie man das wünscht, ist wohl äußerst selten. Ich finde, man muss einfach mit dem Gesamtpaket im Reinen sein.
Mein vermeintlicher Traum Job hatte ähnliche Bedingungen wie deiner. Ich habe die Stelle angenommen und 2 Jahre dort gearbeitet. Vorab: bevor du dort angekommen bist, ist vieles Vorstellung und Träumerei. Ob die Stelle wirklich "der Traum" ist, kannst du nur herausfinden, in dem du es probierst.
Warum ich dort weg bin, hatte mehrere Gründe. Ich kann nicht lügen, das Familienleben hat hier sehr gelitten. Mein Mann ist Arzt und wir haben viel jongliert. Dann war die Stelle, so wie sie war, doch nicht SO toll. Das Gehalt war top, aber alles in allem, konnte ich nicht sagen "fühlt sich trotz allem richtig an". Ich habe für mich einfach keinen Mehrwert gesehen.
Ich bin dann in unser Familienunternehmen eingestiegen. Konnte ich mir damals nieeee vorstellen. Ich sehe darin nach wie vor einige Vorteile, aufsteigen in dem Sinne, werde ich hier nicht. Auch bin ich quasi 24/7 auf Abruf. Dafür kann ich aber viel selbst organisieren, von daheim arbeiten, die Kids auch mal mitnehmen,... Das schätze ich umso mehr.
Die Zeit im alten Job bereue ich dennoch nicht. Es war eine interessante Zeit und hätte ich es nicht probiert, hätte es mich nie losgelassen.

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Hallo,

es ist vielleicht die Chance, seinen Traumberuf auszuüben.

Ich würde umziehen. Die Pendlerzeit ist viel zu lang. Wenn man noch kein Kind hat, dann ist es auch anstrengend. Aber mit Kind bist Du ständig unter Zeitdruck. Es könnte auch Mal vorkommen, dass Du das Kind aus der Krippe sofort holen musst und Dein Partner ist krank etc.

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Das ist eine Frage die sich so wirklich nur eine Frau stellen kann. Ein Mann würde machen und du würdest daheim hocken und Dich wie eine alleinerziehend oh e akute Geldsorgen fühlen.

Dein Mann kümmert sich ums Kind. Professionell sogar weil er ist vom Fach. Du wirst nach der Einarbeitung Möglichkeiten finden Dich flexibler aufzustellen, zB den Rest im Zug fertig machen o.ä..

Zwei Erfahrungswerte:
Ich persönlich habe lange und teils noch deutlich mehr gependelt. Man muss reinkommen. Am Anfang ist es hart. Ich würde mittelfristig über einen Unzug nachdenken. Mittelfristig. Erst Mal im Job ankommen.
Habe erst Karriere gemacht und dann Familie gegründet. Wenn Du nicht mehr auf von-jedem-und-schnell-ersetzbarem-Sachbearbeiterlevel krebst hast Du meist eine andere Autonomie und Flexibilität. Ich bin überrascht wie gut es geht. Musste aus gesundheitlichen Gründen anders wieder einsteigen als geplant. Meine Firma ist sehr kulant und kommt mir maximal entgegen. Es hat akute Vorteile ein Profil zu haben das nicht jeder hat und damit nicht so ohne weiteres ersetzbar zu sein.

Im mittelfristigen sehe ich die Vorteile überwiegen. Entwicklungsperspektiven. Flexibilität für ein zweites Kind. Mehr Geld. Ich würd's probieren. Du kannst Dir immer noch was anderes suchen wenn es nix ist.

Und lass Dich nicht von Rabenmuttergelaber runterziehen. Es gibt nichts fürchterlicheres als Frsueni, speziell Mütter untereinander. Raben sind sehr fürsorgliche Tiere.

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Hallo Svellanie,

ja, ich war und bin in der Situation, für meinen Traumjob, sagen wir mal, das Familienleben anzupassen.

Mein Großer ist 13 und mein Kleiner 2 Jahre alt. Bei dem Großen steckte ich in einem guten, aber sehr unflexiblen familienunfreundlichen Job. Arbeitszeit von 9-17 Uhr, immer Büro, dann noch Fahrzeit von je 45min eine Strecke.

Ich wollte nicht, aber ich musste wieder arbeiten gehen, da es finanziell einfach nicht anders möglich war. Da war mein Großer 8 Monate alt. Er wurde dann vom Papa betreut, bis er mit 14 Monaten in die Krippe kam.

Ich gebe zu, es war sehr hart für mich. Ich war nie der Karrieretyp und nun hatte ich am Abend noch 1h Stunde was von meinem Kind, das wegen des anstrengenden Kindergartenalltags oft einfach nur noch quengelig war :-(

Da es aber nicht anders machbar war, hat es sich eingespielt und zwar super. Natürlich habe ich einige Entwicklungsschritte nicht als allerallererste mitbekommen, aber ich freute mich genauso, wenn ich sie dann abends sah und mit meinem Großen knuddeln konnte.

Die kurze Zeit, die wir täglich gemeinsam hatten, war ich nur und ausschließlich für ihn da. Und was soll ich sagen: Er ist bis heute ein absolutes Mama-Kind und hatte nie ein Problem damit, dass ich nicht mehr zu Hause war. Dabei sagte er mir erst gestern, dass ich eine ganz tolle Mama bin #freu

Bei der Geburt meines Kleinen steckte ich in einem tollen Job mit Verantwortung, Dienstreisen, aber auch unkalkulierbareren Arbeitszeiten. Auch hier wieder die Angst und Sorge, wie es werden wird, wenn ich wieder arbeiten muss. Auch beim zweiten Kind bin ich nach 8 Monaten wieder in Vollzeit eingestiegen und Papa hat die Betreuung tagsüber bis 18 Monate und Kita-Start übernommen.

Die unkalkulierbaren Arbeitszeiten sind geblieben, aber ich kann sie gut durch geschickt gelegte Homeoffice-Tage und eigenständig vereinbarte Termine kompensieren. Sprich, ich bin auch mal bis abends 22 Uhr unterwegs, aber am nächsten Tag dann zu Hause und kann den Kleinen dann auch mal von der Kita abholen. Etwas was beim Großen nie mögich gewesen wäre.

Fazit: Es gibt Dinge, die kann man nicht ändern. Man muss nur einfach schauen, dass man sich damit arrangiert und - ganz wichtig - die Familie an einem Strang und die Kinder mitziehen. Ich hab immer gesagt, wenn ich gemerkt hätte, dass meine Kinder mit meiner mangelnden Präsenz tagsüber ein Problem haben, hätte ich mich sofort nach einem anderen Job umgesehen.

Und ganz ehrlich: In der heutigen wirtschaftlichen Lage haben Arbeitnehmer die besten Chancen, beim Vorstellungsgespräch auch ein paar Goodies wie Homeoffice oder Dienstwagen o.ä. zu verhandeln.

Also ich würde definitiv zum Vorstellungsgespräch gehen, mir überlegen unter welchen Voraussetzungen der Job annehmbar wäre und bei Annahme des Jobs als Familie felsenfest an einem Strang ziehen. Dann ist alles machbar.

Ich wünsche Dir/euch viel Erfolg für Deinen/euren weiteren Weg

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Kein Job der Welt könnte mir so wichtig sein, das Ich es im Kauf nehmen würde mein Kind von Montag bis Freitag nicht mehr zu sehen.

Mein Kind ist meine Priorität Nummer 1, alles anders kommt danach..Wäre es anders, hätte Ich mich nicht für ein Kind entschieden. Kein Geld und keine Position kann die Zeit die Ich mit meinem Kind verbringe ersetzten.

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Doppelbelastung hast du bei jedem Job... auf einer Seite muss man immer Einschränkungen in Kauf nehmen.

Du hast ne Vorladung zum Vorstellungsgespräch. Das ist erstmal kein Garant einen Vertrag zu bekommen. Ich bin vor 4 Jahren bis in die endphase eines Unternehmens gekommen. Ich hatte zum Schluss nur noch eine einzige Konkurrentin. Durch meine Kontakte intern hab ich auch rausgefunden warum ich nicht genommen wurde. Die Dame hat bereits ein Familienmitglied in der Firma und besonderes Vitamin B gehabt aber zb im Gegensatz zu mir keine Berufserfahrung in der Abteilung. Und für mich sah es bis zum Schluss sehr gut aus! Und ich hätte locker 1800-2200 Euro netto bekommen können.

Ich muss ehrlich sagen das ich nach der Geburt meines 1. Sohnes. Zwar nie nur Hausfrau sein könnte. Aber auch nicht mehr bereit bin weit über 8 Stunden am Tag zu arbeiten mit flexiblen Einsatzzeiten. Willst du parallel eine Karriere musst du automatisch Abstriche in der Familienzeit hinnehmen. Denn eine Karriere macht man nicht mit festen Arbeitszeiten oder einem Unternehmen das nicht bereit ist eine work-life-balance zu schaffen. Was moderne Konzerne mittlerweile überwiegend anbietet. So hat BMW oder die Telefonica und andere große Konzerne in München schon läbger eigene Kitas. Das wird mittlerweile immer stärker im Kampf um Fachkräfte... Denn wer aus einem Job kommt der mehr freie Plätze hat als Bewerber... muss mit work-life-balance Punkten um Leute zu werben.

Im Lebenslauf macht der Name vom AG jetzt nicht sooo eine prestigeträchtige Angelegenheit... Sondern nur die Position die du ausgefüllt hast. Ob du Verantwortung tragen müsstest... Und vorrangig dein Arbeitszeugnis. Bist du in deiner Berufswahl rar kannst du auch bei Firma nobody gearbeitet haben. Sobald ein Mangel an Fachkräften da ist nehmen die alles mit kusshand was Abschlüsse in dem Bereich vorweisen kann. Mein Mann ist zb Elektriker mit bauleiterfunktion. Der wird Max berufsunfähig aber niemals arbeitslos. Der hat sich vor nem halben Jahr weiterbeworben um sein Marktwert zu checken nicht zwangsläufig um zu gehen (er ist nicht gegangen)... der hat nie ne Absage bekommen sondern direkt im Vorstellungsgespräch einen Vertrag daliegen gehabt und alle haben gebettelt und gebuhlt um ihn. Auch in der IT wird faktisch alles angenommen was nur Hallo sagt und nen abschluss in dem Sektor hat. Gleiches in meiner Branche... absagen gar nicht mal zu befürchten. Ich konnte beim Vorstellungsgespräch sogar mein Kind mitbringen... Ich hatte keine Betreuung und die wollten unbedingt am selben Tag alles unter Dach und Fach bringen.