Erst spät in Rentenkasse einzahlen = Altersarmut ?

Hallo,

ein Thread weiter unten hat mich zum Nachdenken angeregt. Mal ganz abgesehen von der persönlichen Situation der TE, auf die ich hier gar nicht weiter eingehen möchte.

Die TE wird von verschiedenen Userinnen auf ihre Rente angesprochen. Es fällt auch die Aussage, dass ihr jetzt schon Jahre fehlen. Dabei ist sie erst zwanzig.

Ich bin 25 und habe bisher nur in einem Job, den ich hatte, in die Rentenkasse eingezahlt. Und das war auch nur ein Jahr lang und ein sehr überschaubarer Betrag. Im März beende ich mein Studium. Im Sommer bin ich mit unserem Kind, wenn alles läuft wie geplant, in einer Reha. Ich fange also erst mit 26 an zu arbeiten und könnte mir dann auch wegen unserem Kind nicht vorstellen, direkt Vollzeit einzusteigen.

Falls ich mich für eine Promotion entscheide und ein Promotionsstipendium erhalte, könnte es sogar sein, dass ich erst mit 29 in die Rentenkasse einzahle. Sollte ich mir Sorgen machen?

Die Situation meines Mannes sieht noch schlechter aus. Er ist mit Anfang dreißig nach Deutschland gekommen und wird Anfang nächsten Jahres vierzig. Er hat seit er hier ist, sehr unregelmäßig in die Rentenkasse eingezahlt (erst mal Studium, gleichzeitig und anschließend wechselnde Jobs, meistens mit Lücken dazwischen, kaum Vollzeit).

Was können wir machen, um Altersarmut vorzubeugen? Wo lässt man sich am besten beraten?

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Als erstes:
Lass dich nicht verrückt machen.
In der Pauschalität ist die Aussage absoluter Quatsch.
Um Vermögen aufzubauen - egal ob im rententopf oder privat - kommt es auf die Höhe der Einzahlungen und die Länge der Laufzeit an. In Hochzinsphasen ist die Länge von größere Bedeutung als in Niedrigzinsphasen. Seit Jahren haben wir jetzt niedrigzins bzw. Nullzins und minuszinus. Der große Vorteil einer langen Laufzeit ist daher derzeit nicht so ausgeprägt.

Eine Menge Berufsgruppen fangen erst kurz vor oder sogar in ihren 30er an in die Rente einzuzahlen. Ärzte Anwälte Lehrer. Alles Berufe mit langer Ausbildung währenddessen nichts eingezahlt wird und die in der Regel für wahr in der rentenzeit nicht am Hungertuch nagen.
Ein großer Aspekt wird also sein, wieviel du später verdienst.
Was Fehlzeiten betrifft, so werden dir ja pro Kind 3 Rentenpunkte gutgeschrieben, da musst du dir also aktuell weniger Gedanken machen.
Neben der großen Säule gesetzliche Rente macht es absolut Sinn bzw ist je nach Rentenlücke zwingend notwendig privat vorzusorgen.

Ich empfehle dir eindringlich nicht zu einem Versicherungsmakler oder Bankberater zu gehen. Diese Personengruppen leben davon dir Policen zu verkaufen die für sie selbst mit hoher Provision verbunden sind.

Als erstes solltest du daher dringend zunächst an deiner finanziellen bildung arbeiten.
Für Frauen empfehle ich hierzu gerne Miss Moneypenny. Bitte Google doch einfach mal und fang an dich zu belesen. Es gibt zig Seiten im Netz zu finden. ZUm lesen, als Podcast oder Videos. Was dir am liebsten ist.

Wenn du dich dann auskennst, kannst du auch zum Makler oder bankberater gehen wenn du das dann noch für sinnvoll hältst. Goldene Regel sollte aber - wie immer - sein, dass du nicht abschließt oder unterschreibst was du nicht wirklich verstanden hast. Damit bis du den „anderen“ schon weit voraus. Schätzungsweise 90% der Leute die solche Finanzprodukte abschließen, wissen nicht was sie tun. Das ist leider oft fatal.

Zur Beruhigung: ich hab erst mit 30 angefangen „richtig“ zu arbeiten, vorher war ich schlicht nicht fertig. Mit bald drei Kids hab ich durchaus Fehlzeiten und vor allem gehaltseinbußen und trotzdem läuft die Rente super.
Selbst wenn du mit 35 erst anfängst, hast du noch über 30 Jahre bevor es in die Rente geht. Das ist lang genug.

Erst lesen und verstehen, dann handeln. Dir viel Erfolg :)

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Der beste Rat überhaupt. Vielen Dank für deinen Beitrag, auch wenn ich nicht die TE bin.

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ärzte , anwälte und lehrer zahlen gar nicht in die Rentenkasse,
Lehrer sind Beamte, die bkommen Pension, die ist überhaupt nicht von Einzahlungsziet abhängig
und àrzte und Anwälte zahlen in ganz andere Töpfe, bei 250000 Eimkommen im Jahr interessiert kein gesetzliche Rente, die ist Deutschland nur für mittlere und kleine Einkommen Pflicht

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Hallo, du kannst eine private Vorsorge starten. Dazu kannst du dich bei deiner Bank beraten lassen. Mach dir einen Termin aus bei einem Bankberater und lass dir Vorschläge unterbreiten.
Wenn du erst mit 29 anfängst, voll einzuzahlen, dann wäre eine zusätzliche private Vorsorge, die da schon länger läuft, sicher von Vorteil.

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Danke. Ich frag bei der Bank nach.

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Lass dich lieber nicht bei einer Bank beraten. Die wollen in erster Linie eins: Dir ihre Produkte verkaufen um mit dir Geld zu verdienen. (Quelle: Mein promovierter Bruder, der eine Bänker-ausbildung gemacht hat, bevor er Wirtschaftswissenschaften studiert hat)

Private Altersvorsorge ist eigentlich simple: Ein Notgroschen bleibt auf dem Konto, der Rest geht in ein breitgestreutes Aktien-ETF. Ich kenne niemanden, der sich mit dem Thema beschäftigt hat und das nicht so macht. Das ist im Grunde die einzige Variante mit sehr geringem Risiko Geld zu vermehren. Alles andere (Tagesgeld, Festgeld) ist bei der aktuellen Inflation aktive Geldvernichtung.

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Ihr solltet ganz dringend privat Vorsorgen. Wir machen das im Prinzip fast seit Beginn unseres Studiums. Erst so spät einbezahlen )und dann nicht Vollzeit) in die Rentenkasse wäre mir viel zu riskant. Beratung entweder bei der Bank oder es gibt Versicherungsmakler, etc.

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Danke. Ich mache dann einen Termin bei der Bank.

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"Wir machen das im Prinzip fast seit Beginn unseres Studiums."

Das hätte ich mir gar nicht leisten können. Miete, Fachbücher, Arbeitsmaterialien... Da blieb vom Bafög nicht mehr viel übrig - mitunter musste ich sogar noch meine Eltern nach einem Zuschuss fragen. (Bafög-Höchstsatz derzeit 716€ zzgl. 109€, wenn keine FamilienKV mgl. ist, Wohnung im Studentenwohnheim 256,25 warm = 459,85€ für Dinge des täglichen Bedarfs, Fachbücher etc. - bei einem Studium, wo man wenig Bücher kaufen musste (bei uns waren die gängigen Lehrücher in der Bibliothek immer auf Monate reserviert) und keine Verbrauchsmaterialen benötigt ist das sicher locker ausreichend, aber ein Fachbuch kann gut und gerne mehrere hundert Euro kosten. Das bei uns empfohlen Anatomie-Buch hatte 3 Bände, die insgesamt damals ca 500DM gekostet hatten.
LG

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Hallo, kurz zur Info:
auch für Ausbildung und Studium werden rentenpunkte angerechnet. Für Kindererziehung ebenfalls. Das ist nicht viel, aber auch nicht „nichts“.
Also mach Dich bei der Rentenversicherung schlau wie es aktuell wirklich aussieht. Panik ist kein guter Ratgeber. ;)

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Danke, das klingt gut.

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Dss ist so nicht korrekt. Studium zählt als beitragszeit, es gibt allerdings keine rentenpunkte. Sprich, das Studium zählt in die mindesteinzahlungsdauer rein, du erwirbst aber keine monetären Ansprüche in Form von rentenpunkten.

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Hey

Zu den Tipps der Userin "mandalaye" möchte ich noch ergänzen: Es gibt seit ein paar Jahren namhafte deutsche Finanzbloggerinnen / Communities für Frauen (von Frauen). Einige Namen, die mir spontan einfallen: Anke Pauli, Karolina Decker, Margarethe Honisch. Ich "kaufe" deren Programme/Angebote nicht, lasse mich aber sehr gerne inspirieren für die Eigenrecherche.

LG

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Hallo

Für jeden eine private Rentenversicherung abschließen und einzahlen, Eigentum anschaffen, mehr arbeiten.

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Liebe TE, du kannst auf der Website der Rentenversicherung Infos anfordern (bisheriger Verlauf etc). Das ist ein guter erster Schritt um zu schauen, wo du stehst. Ansonsten hast du ja schon einen super Rat bezüglich Recherche bekommen. Aktionismus ist jetzt gefährlich, ganz entspannt erstmal die Lage checken, dann recherchieren und dich für das richtige entscheiden. In meiner Studienrichtung wird man ziemlich offensiv umworben (MLP, DÄV etc - in der Regel gibt es Geschenke wie Bewerbertrainings oder Lehrbücher, manchmal auch ein einfaches Lernposter wenn man sich ein kostenloses Beratungsgespräch geben lässt und dann schwatzen sie einem alles mögliche auf)... Ich bin immer wieder auf's Neue überrascht, wie viele Policen sich gut gebildete und eigentlich intelligente Studenten aufschwatzen lassen.

LG :)

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Danke. Ich werde die Infos anfordern.

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Meine Meinung ist, das man sich auf die gesetzliche Rente alleine nicht verlassen sollte.
Wichtiger ist privat fürs Alter vorzusagen.

Bezüglich Kind, du kannst bei der Rentenversicherung Kindererziehungzeit beantragen.

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Ich habe auch erst spät angefangen zu arbeiten (ich war im Ausland, hab erst das falsche studiert und dann wegen Depressionen recht lange gebraucht und bin jetzt demnächst 37 und habe ca 7 Jahre auf der Uhr, davon 2 Jahre Elternzeit).
Es hängt doch von so vielen Faktoren ab. Wir haben relativ früh ein Haus gekauft, was wir mit Mitte 50 spätestens abbezahlt haben. Danach leben wir mietfrei auch zu Rentenzeiten und falls wir uns doch trennen sollten, was ich nicht glaube, dann können wir es immer noch verkaufen. Als wir gekauft haben, haben wir "in the middle of nüscht" gekauft zu einem seeeehr moderaten Preis und nun weitet sich der Speckgürtel von Berlin immer mehr aus und wir würden unser Haus mittlerweile für den doppelten Preis verkaufen können, wenn nicht sogar mehr.

Es sind so wahnsinnig viele Faktoren, die rein spielen, ob man von Altersarmut betroffen sein wird. Selbst wenn man privat vorsorgt, was passiert dann im Falle eines Crashs, weiß auch kein Mensch. Es sind schon Leute enteignet worden etc.
Ich sehe dem Ganzen sehr gelassen entgegen. Ich musste lange mit sehr wenig Geld auskommen, wenn es dann im Alter wieder so ist. Dann ist das halt so. Ist nicht erstrebenswert, aber auch kein Weltuntergang. Es gibt so viele kreative Arten zu leben, dass man es sich bestimmt trotzdem schön machen kann.
Ich habe mittlerweile so viele Leute kurz vor der Rente sterben sehen, dass ich mich wirklich frage, ob es wirklich Sinn macht, sich einzuschränken um für die Rente zu sparen, oder ob man nicht lieber leben sollte, wie man es gerade kann und möchte.
Ich habe eh das Gefühl, dass wir in einer Zeit leben, wo wir uns auf weniger Wohlstand einstellen müssen, weil die Schere zwischen arm und reich immer größer wird und die reichen ihren Beitrag für das Allgemeinwesen nicht tragen. Also ich bin gespannt, was da noch alles auf uns zukommt.

Lange Rede kurzer Sinn. Ja ein wenig privat Vorsorgen, sich ein wenig Gedanken machen, aber entspannt bleiben. Vielleicht sieht es in 30 Jahren schon wieder anders aus. Vielleicht platzt die Immobilienblase, was passiert mit der Energiewende, was passiert mit fossilen Energieträgern, was passiert mit der Finanzierung der zunehmenden Umweltkatastrophen etc. Das und vieles mehr spielt rein. Man kann es überhaupt nicht mehr vorhersehen, wie die Sache in Zukunft mit dem Geld läuft.

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Mein Beitrag aus Rentnersicht ;-)
Ich habe nach meiner Scheidung mit weniger als nichts leben müssen; habe Kartoffeln und Kraut von Feldern gestohlen, Obst geklaubt und vieles mehr, um mit den Kindern besser durchzukommen. Nein, so möchte ich es jetzt im Alter nicht mehr haben. Das flapsige "dann ist es eben so" sagt man als junger Mensch seeehr einfach, wobei ich das echt nicht böse meine. Ich kann mir zusätzliche, Schmerzen erleichternde Therapien für meine dämliche Arthrose leisten, die die Kasse nicht zahlt, kann meiner Enkelin (und auch meiner Tochter ;-)) kleine Sonderwünsche erfüllen und letztendlich auch mir kaufen, was mich gerade "anspringt", ohne groß zu überlegen, ob ich es mir leisten kann. Gerade das alles erleichtert einem das Leben schon sehr - und ich muss auch nicht in ein Wohnklo mit Kochgelegenheit im 2.OG ziehen, weil ich mir meine geräumige und bequeme Wohnung nicht mehr leisten kann.
Ich habe lebenslang als Angestellte Vollzeit gearbeitet im ÖD und ja, ich habe damals mit 20 schon daran gedacht, dass ich davon wohl später profitieren werde. Habe für den Job einen viel besser bezahlten in der Industrie aufgegeben. Fazit: Die Firma gibt es schon viele Jahre nicht mehr ....somit alles richtig gemacht.
Die TE tut wirklich gut daran, sich darüber mal Gedanken zu machen und entsprechend vorzusorgen. Ich möchte echt nicht drauflosleben mit dem Hintergedanken, welche Crashs mich EVENTUELL sowieso ruinieren. #schwitz
LG Moni

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Hi, erbraucherzentralen beraten auch-definitiv neutral.

Majonjon

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