Mein Lebensgefährte, geschieden, 3 Kinder (13, 10, 7, leben bei der Mutter und sind über sie familienversichert), möchte jetzt in die PKV wechseln.
Welche Nachteile kann das haben? Bitte nur "fundierte" Meinungen.
Lieben Dank.
Mit 43 in die PKV wechseln?
Für mich ist der größte Nachteil der PKV, dass man seine Rechnungen bei Arzt, KH etc. erstmal selbst bezahlen muss und dann anschließend bei der Kasse einreichen muss. Das ist je nach Gesundheitszustand ein erheblicher Aufwand.
Zudem ist es schwierig wieder in die gesetzliche Versicherung zurück zu kommen. Im Alter wird das für viele zum Problem, weil die Kosten der PKV ja unabhängig vom Einkommen sind.
KH-Rechnungen kann das KH auch direkt mit der Versicherung abrechnen
Das tut das KH auch meist. Der Arzt macht das aber nicht. Der schickt die Rechnung direkt zum Patienten.
Hat er sich über die Kosten informiert? Nimmt ihn überhaupt noch eine PKV?
Und dann dürfte in dem Alter ja auch schon das ein oder andere in der Krankenakte stehen, das den Tarif hoch treibt.
Er ist dabei sich zu informieren, hatte gestern ein Beratungsgespräch mit check24.de
Aber am Ende wollen die wohl auch nur verkaufen und sind nicht unabhängig.
Warum sollten sie ihn nicht nehmen? Ist nie krank, hat nicht mal nen Hausarzt. Die freuen sich doch über jeden, der Beiträge zahlt.
Ich hatte mit 32 schon Probleme, eine PKV zu finden, die mich nimmt.
Wie fit und gesund ist dein Partner? Hat er vorerkrankungen?
Entsprechend wird halt sein Tarif ausfallen, außerdem können hakt gewisse Behandlungen ausgeschlossen werden, also den Vertrag wirklich ganz genau lesen.
Je nachdem kann es hakt schwer bis unmöglich werden, irgendwann wieder in die GKV zu wechseln. Nach 55 wird das quasi unmöglich.
Man muss halt in der Lage sein, arztrechnungen direkt zu bezahlen, auch in der Apotheke müssen die Medikamente direkt bezahlt werden (zumindest war es bei meinem Vater immer so).
Und das können halt auch mal 3000€ sein (bei bekannten erlebt, als die Ehefrau plötzlich an Krebs erkrankte).
Das muss man sich wirklich genau überlegen und nicht nur auf die Versprechen des Vertreters der Versicherung hören.
PKV war bis in die 90er vielleicht mal cool. Ist aktuell eher ein Faß ohne Boden mit unüberschaubaren Kosten im Alter. Wenn man nicht grad Beamter (Lehrer) ist und 80% Beihilfe erhält ODER Millionär ist das fast schon Selbstmord. Bist Du erstmal im System PKV kommst Du fast nicht mehr heraus. Selbst Freunde von mir, die locker in die PKV könntne haben sich nach eingehender Beratung dagegen entschieden und haben dann für Wunschzusatzleistungen halt Zusatzversicherungen abgeschlossen. Da braucht man meist eher was für Zähne oder Unfall o.ä. Chefarztbehandlung? Braucht keiner, der kann das eh nicht mehr so gut wie sein Kollege, der die OP jeden Tag macht. Einzelzimmer? Ist heute obsolet, meist gibt es eh nur Zweibettzimmer. Mal kurz zum Arzt eine Krankschreibung abholen? Macht 100 € for nothing.
So spät einzusteigen ist gefährlich, die Kasse muss Altersrückstellungen für den Versicherten bilden, je später man anfängt, desto höher steigt der Beitrag und das ganz fix.Arbeitslos geworden und Beiträge nicht leistbar? Pech, dann landet man im Minimaltarif, der kostet auch Geld, mehr als der "Basistarif" der GKV mit weniger Leistung. Hatte ich als Student, ich habe mehr bezahlt als meine MItstudis, hatte weniger Leistung und hatte zudem einen Selbstbehalt von ich glaub 300-500 € pro Jahr. Ich bin das nur durch Beendigung des Studiums losgeworden.
Meine Meinung, Finger weg von der PKV, die kann Dich im Alter ruinieren, ist unkalkulierbar. Wer was besseres an Leistungen will nimmt eine Zusatzversicherung, das ist quasi identisch nur mit dem Unterschied, dass man das auch wieder kündigen kann...
Warum haben deine Freunde sich für die GKV entschieden? Wo haben sie sich beraten lassen?
Eine wirklich UNABHÄNGIGE Beratung bekommst Du nirgends, die wollen alle nur was verkaufen.
Das hier ist unabhängig, weil keiner dafür Geld bekommt.
Mich wollte die PKV mit damals 31 Jahren mit 40% Aufschlag versichern, weil ich 1 Jahr zuvor mal Rückenschmerzen hatte. Seitdem hatte ich 19 Jahre lang keine mehr!
Da war das Thema für mich sofort durch.
Ich würde mich eher fragen, was die Vorteile sind?
PKV ist mega teuer, gerade im Alter.
Du hast unfassbaren Aufwand mit Rechnungen und Co., gerade im Alter der Horror.
Viele Dinge, die gesetzlich Versicherte komplett normal finden (Kuren, Kindkranktage, Logopädie, Psychotherapie, Medikamente) sind nicht oder nur mit sehr hohen Zuzahlungen bis als Selbstzahler machbar.
Vorteile beim Arzt - ich wüsste nicht welche. Ich war 18 Jahre privat, 3 Jahre gesetzlich und seitdem leider wieder privat versichert. Die beste medizinische Versorgung hatte ich in den drei Jahren gesetzlich. Mir fällt wirklich kein Grund ein (davon abgesehen, dass Dank fehlender Beitragsrückstellunngen und Co. Eine private eh nicht mit 43 bezahlbar sein wird) weshalb man freiwillig in eine pkv möchte.
Achso, und zum Krankenhaus: In der Notaufnahme wird nach Dringlichkeit, nicht nach Versicherungsstatus sortiert. Das interessiert da niemanden. Seit ich wieder privatversichert bin, musste ich 3x 3 Tage ins Krankenhaus. Einmal habe ich in einem vierbettzimmer verbracht, zweimal trotz Schmerzen und sonst was drei Tage auf dem Flur(!!!) Verbringen müssen mit dem Bett.
Es herrscht pflegenotstand, und aus dem kann man sich nicht freikaufen. Wo kein Bett ist, ist kein Bett.
Als gesetzlich Versicherte hatte ich übrigens die Geburt meines Sohnes, bei welcher ich zunächst ein Einzelzimmer 2 Wochen vor der Geburt hatte und nach der Geburt dann ein Familienzimmer mit meinem Mann. Klar, das wird beides Zufall gewesen sein, aber man kann es eben nicht beeinflussen.
Die vielen sehr sehr negativen Meinungen zur PKV kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Mir scheint hier schreiben eher die Leute ihren Frust von der Seele welche einen schlechten oder überteuerten Tarif hatten? Bin selbst in der PKV, nichts von dem geschriebenen kann ich so bestätigen oder kenne es so.
Wie auch immer, deinem Lebensgefährten würde ich aber dringend von einer PKV abraten. Er müsste schließlich dann 3 Kinder mitbezahlen (vermutlich gemeinsames Sorgerecht?), dazu ist er schon relativ "alt". Beides zusammen würde, bei einem vernünftigen und seriösen Tarif der nicht mit Super-Günstig-Lockangeboten wirbt zu sehr hohen Beiträge führen (erst wegen den drei Kindern, dann wegen der fehlenden Altersrückstellungen) die in keinem Verhältnis zur Leistung steht.
Lass dich beraten, von einem Experten. Aber jeder gute Experte welcher wirklich im Sinne des Kunden handelt wird hier wohl zu ähnlichen Schlüssen kommen.
Ja. Gemeinsames Sorgerecht. Ist es dann nach der Scheidung immer noch so, dass die Kinder über den Vater versichert sein müssen? Also wenn er mehr verdient.
Stimmt, habe gerade nochmal nachgelesen, es kommt wohl auf die Details an. Scheint so als könnten Kinder bei bereits geschiedenen Ehen in der GKV bleiben auch wenn nur einer der Eltern in der GKV ist. Sofern sie derzeit über die Mutter familienversichert sind sollte sich also nichts ändern. Aaaber wenn die Kinder hingegen derzeit über den Vater familienversichert sind wird es schwieriger, die Möglichkeit gibt es danach ja nicht mehr, das mitversicherte Kind würde dann ebenfalls in die PKV gehen oder man müsste diese an die gesetzlich versichere Eherfrau "übertragen". Diese übertragugn an die GKV der Ehefrau kann man aber, soweit ich weiß, nicht erzwingen. So ganz trivial ist das also nicht und hängt davon ab wie die genauen Verhältnisse da sind.
Was das angeht bin ich aber kein Experte. Selbst wenn alle Kinder in der GKV der Mutter sind, sehe ich es kritisch mit Mitte 40 in die PKV zu wechseln, dann droht genau das was viele hier berichten, nämlich stark steigende Beiträge im Alter wegen geringer Altersrückstellungen und sehr hohe Beiträge die am Ende in keinem Verhältnis stehen zur Leistung.
Genau diese Abwägungen muss ein guter Makler/Berater alle durchgehen. Meine Beratung bis zum Abschluss einer PKV hat sich über ca. 6 Monate hingezogen - das kann hier im Forum keiner leisten.
Ist Dein Lebensgefährte selbständig oder verdient er über der Bemessungsgrenze?
Also welches der beiden Merkmale trifft konkret zu?
Er ist angestellt.
Also verdient er über der BBG.
Da könnte er ja bei Unterschreiten dieser wieder zurück, da gab es aber glaub ich auch Altersgrenzen.
Ich habe im Bekanntenkreis 3 Selbständige, welche in der PKV sind. 2 sind schon zurück in der GKV, der 3. gesteht sich den Fehler noch nicht ein, aber der redet auch eh wenig über sowas. Fehler würde der nicht zugeben.
Die anderen Beiden sind heilfroh, wieder in der GKV zu sein, einer hatte 18 Monate danach Darmkrebs.
Lass bloß die Finger davon.
Sollte es Deinem Freund um Arzttermine gehen, die man zugegebenermaßen als PK eher bekommt, hier der ultimative Tipp: Sag beim Anruf einfach, Du zahlst privat. Der Arzt schickt Dir dann die Rechnung nach Hause, Du zahlst und reichst die Rechnung bei Deiner GKV ein. Du bekommst das Delta zwischen PKV und GKV erstattet.
Neben den exorbitant hohen monatlichen Kosten sind auch die Außenstände, die Du als PK hast, enorm. Wenn wir alle (5köpfige PK-Familie) alle zum (Fach-)arzt gehen, schießen wir mal locker 2 bis 3000 EUR vor. Je nach Arbeitsbelastung bei der PKV kann es schon mal ein paar Wochen dauern, bis das Geld wieder aufm Konto ist.
LG, Cherish