Unfall - Verhalten Ersthelfer

Hallo,

heute mittag war ich auf dem Beschleunigungsstreifen für auf die Autobahn aufzufahren, da sah ich am Rand einen PKW seitlich im Graben liegen, es waren schon 3 Ersthelfer vor Ort welche versuchten, den oder die Verletzten aus dem Auto zu nehmen und zwei weitere Helfer war aus einem 4. Auto ausgestiegen und waren kurz vor der Unfallstelle. Ich hatte meine 3jährige Tochter im Kindersitz und fuhr langsam an der Unfallstelle vorbei. Diese Situation lies mir aber den ganzen Nachmittag keine Ruhe. Wäre ich nur vielleicht 2 oder 3 Minuten früher losgefahren, wäre ich eventuell als Erster an der Unfallstelle eingetroffen und ich überlegte mir die ganze Zeit, wie ich mich verhalten hätte. Klar, sofort Notruf anrufen, aber dann? Tochter im Auto lassen und Erste Hilfe leisten? Oder warten, bis ein weiterer Helfer eingetroffen wäre? Und was ist, wenn kein weiterer kommt? Man wird in solch einer Situation wahrscheinlich nicht großartig nachdenken und nach Gefühl handeln aber wie würdet ihr euch verhalten wenn eure Kleinkinder angeschnallt im Auto sitzen würden? Sie allein lassen und helfen oder doch warten, bis weitere Helfer eintreffen?

LG

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Ich kann dir nur aus Sicht eines Unfallopfers berichten. Ich hatte vor vielen Jahren, mit etwa 20, einen nicht von mir verschuldetet schweren Unfall auf der Autobahn, mit Überschlag und Allem.

Ich habe mich hinter die Mittelleitplanke retten können. Ich stand da, nass, frierend, glücklicherweise nur verhältnismäßig leicht verletzt, aber völlig verstört mit schwerem Schock. Und alle,wirklich alle anderen Autos sind an mir vorbei gefahren. Keiner hat angehalten, alle haben nur gegafft. DAS war das allerschlimmste an dem ganzen Unfall. In der totalen Hilflosigkeit auch noch allein gelassen und angestarrt zu werden wie eine Attraktion.

Wenn es sich irgendwie machen lässt, muss man anhalten. Klar geht die eigene Sicherheit und die des eigenen Kindes vor. Ich hätte zB Angst, dass ein unachtsamer Fahrer von hinten in die Unfallstelle reinknallt. Aber es wäre ja schon was, einen Notruf abzusetzen, auch wenn man der dritte oder vierte Anrufer ist.

Denn eines denken in solchen Fällen immer alle: es wird schon jemand anderes helfen, jemand anderes hat bestimmt den Notruf gewählt, jemand anderes hält an, etc etc.
Aber darauf kann man sich nicht verlassen!!

Alle wollen immer geholfen bekommen aber nur die wenigsten bieten ihre Hilfe auch an.

Mir kam dann doch noch ein rettender Engel zu Hilfe. Er hat hinter meinem Auto gehalten, mich in seine warme Jacke gewickelt und über die Leitplanke gehoben und in sein geheiztes Auto gesetzt. Er ließ mich meine Eltern anrufen und hat nachher sogar noch meine Tasche aus dem Auto geholt und sie mir hinter meinem Krankenwagen her ins Krankenhaus gebracht. So konnte ich mich wenigstens umziehen. Er wollte keinen Dank von mir, nur das Versprechen, dass ich auch anhalte, wenn jemand anderes meine Hilfe braucht.

Daran habe ich mich immer gehalten, bis heute!

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Hallo!

Für mich stellt sich die Frage nicht, natürlich würde ich versuchen zu helfen!

Dein Tochter ist laut VK 3 Jahre alt, ich sehe da kein Problem sie warten zu lassen.

Wenn ich das Auto sicher abstellen kann würden meine Kids alleine dort sitzen müssen, da gibt's ne klare Ansage und dann wissen die beiden das sie sich vernünftig verhallten müssen. Sollte ich auf der Autobahn anhalten müssen, dann würde ich die beiden aus dem Auto nehmen und hinter der Absperrung bringen und dort müßten sie warten. Glaube mir Kinder haben gute Antennen wenn es um Situationen geht wo es absolut notwendig ist das sie hören müssen.

Mir es eine ähnliche Situation mit meinem Sohn passiert. Er war höchstens 18Monate jung und wird sind zum Einkaufen gefahren. An einer Kreuzung sind 2 abbiegende Autos zusammengekracht. Gott sei Dank ohne Blut. Trotz strömenden Regen habe ich mein Auto an die Seite gestellt und habe mit anderen Helfern auf das Eintreffen der Rettungskräfte gewartet, es ging dabei nur darum die unter Schock stehenden Leute die Händchen zu halten. Die Unfallverursacherin war eine hochschwangere Frau und ich bin solange bei ihr geblieben bis ihr Mann gekommen ist. Mein Sohn hat dann fast ne Stunde im Auto gesessen ohne zu Murren, ich bin zwischendurch gucken gegangen.

Ich würde mir das auch wünschen, ich finde es sehr schlimm wie viele Leute gaffen aber nicht helfen wollen.

arielle

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ich finde, es ist nie sicher, sein auto dort abzustellen!
ich würde mein kind nicht im auto lassen! nicht umsonst sagt man, man soll aussteigen und hinter die leitplanke! das gilt für den verunfallten und selbstverständlich auch für helfer und erstrecht ihre kinder!
lg julia

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Bisher habe ich diese Situation nicht gehabt und um ehrlich zu sein, auch verdrängt. Natürlich wäre es richtig, solange meine Kinder im Auto angeschnallt sind und keine Gefahr durch das Anhalten am Rand der Autobahn für sie besteht (z.B. Überhitzen des Innenraumes, Auffahren eines anderen Wagens auf dem Standstreifen), versuchen zu helfen. Das mindeste wäre in jedem Fall, den Notruf anzurufen und die Unfallstelle abzusichern. Ich kann die Antwort von daisy-muc total verstehen. Und ja, aus dieser Perspektive heraus soviel beitragen wie es den Umständen entsprechend geht. Zur Zeit habe ich nämlich noch einen Säugling mit im Auto und da wäre ich dann doch vorsichtiger. Aber meine Kinder dann im Auto schreien lassen,... weiß ich nicht.

Allerdings kenne ich leider auch Fälle, wo die Unfälle vorgetäuscht waren und Helfer überfallen wurden, bisher jedoch nicht hier in Deutschland. Aber im europäischen Ausland gibt es das durchaus, leider.

Irgendwie wünsche ich niemandem so eine Situation.

Gruß
marjatta

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Zitat aus meiner Fahrstunde:

Nie, niemals anhalten bei einem Unfall auf der Autobahn. So schnell es geht die Polizei alarmieren und weg da. Das Risiko, beim Helfen selbst getötet zu werden, ist viel zu gross.

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Ich finde es doch sehr befremdlich schon im Voraus ganz konkret das Wort "Nie" zu benutzen.

Sicher wird es dann schwierig, wenn man mit einem Kleinkind alleine unterwegs ist. Aber meinem 4jährigen Sohn würde ich aus dem Auto nehmen, weit hinter der Absperrung stellen (und glaube mir in so einer Situation hört der aufs Wort) und helfen.

Es gibt genug Massnahmen die man ergreifen kann um sich zu schützen. Und wenn mind. 2 Erwachsene dabei sind, stellt sich die Frage, ob helfen oder nicht, gar nicht.

Wie eine Userin schon geschrieben hat, lieber das Auto als Prellbock benutzen als Menschen sterben zu lassen.

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Ich habe 15 Jahre beim Unfalldienst gearbeitet und da gab es solche Fälle, wo Autofahrer anhielten, um andere zu retten und dabei selbt getötet wurden.

Das ist ganz furchtbar, aber ich weiß nicht, ob man in so einer Situation nicht doch anhalten und helfen würde. Ich persönlich glaube nicht, dass ich an so einer Unfallstelle vorbeifahren könnte.

LG Mick

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Sofern man nicht selber am Unfall beteiligt ist und dazu gezwungen ist, sollte man auf der Autobahn niemals anhalten! Das ist wahnsinnig gefährlich und gerade mit meinen Kindern hinten drin würde ich echt nicht auf die Idee kommen. Autobahnen liegen in der Regel derart zentral, dass ein abgesetzter Notruf qualifizierte Hilfe in kürzester Zeit dorthin bringt, also ich würde immer weiterfahren, bis ich sicher halten kann, z.B. Parkplatz oder Nothaltebucht und dann mit dem Handy die Polizei verständigen.

Erste Hilfezu leisten ist wichtig, aber meine eigene Sicherheit geht vor!

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Hallo

laut meinem "Lehrer" aus dem Erste Hilfe Kurs, ist man mit Kind im Auto

nicht verpflichtet auszusteigen.

ABER nur dann wenn es ein Baby oder Kleinkind ist das auf Mama oder Papa "angewiesen" ist.

Weiß nicht wie ich das beschreiben soll ich komme einfach nicht auf das passende Wort#klatsch

Vielleicht weißt du ja was ich meine #schwitz

Den Notruf sollte man allerdings rufen! :-P

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Hi,
du schreibst, 3 Jahre. Und Kleinkind.

Ich würde differenzieren.

Für mich gibt es eine klare Regel: in einem Auto, das auf dem Standstreifen (oder noch schlimmer - die Autobahnen, wo es nicht mal das mehr gibt) steht bleibt niemand drin.

In den wenigen Situationen, wo ich also ALLEINE mit Kind(ern) unterwegs sind, die NICHT in der Lage sind, 50 m neben der Autobahn stehen zu bleiben wenn man sie da abstellt - warum auch immer, Alter, Erziehung... - würde ich bei der nächsten Gelegenheit anhalten und Hilfe holen. Mein 6jähriger bleibt zum Beispiel genau da stehen, wo ich ihn hinstelle. Mit ihm wäre dieses Szenario durchaus möglich. Und er wäre auch in der Lage, seinen Bruder an die Hand zu nehmen - auch der weiß, wann ich bestimmte Dinge einfach ernst meine.

In den (vielen) Situationen, wo ich auf der Autobahn unterwegs bin MIT einem Beifahrer und Kind(ern) würde ich anhalten, den Beifahrer mit den Kindern weit jenseits der Leitplanke postieren und erst mal ganz weit vor der Unfallstelle ein Warndreieck aufstellen. WEnn ich rechtzeitig anhalten konnte würde ich auch mein Auto VOR der Unfallstelle als "Prellbock" abstellen. Lieber ein Auto, das Schrott ist als das der nächste in den Unfallwagen knallt. Und da ja keiner mehr drin sitzt (siehe oben) wäre es eben bei mir nur das Auto. Und mit Leuten, die schlafen - da hält sich mein Mitleid eh in Grenzen.

Und dann würde ich helfen.

Bei einem Unfall in der Mitte der Fahrbahn (also linke Fahrspur) würde ich aber auch nicht mitten auf der Autobahn stehen bleiben, wenn sich nicht schon ein Stau gebildet hat.

Zumindest hoffe ich, dass ich das tun würde - in der Situation war ich zum Glück noch nie, zumindest nicht auf einer Autobahn.

NIE würde ich meine Kinder alleine in einem auf der Autobahn abgestelltem Fahrzeug lassen. Und quer über eine (befahrene) Fahrbahn rennen - auch da wäre vermutlich meine Grenze erreicht. Es mag für die Opfer eine extrem schwere Situation sein, wenn man vorbeifährt ohne anzuhalten - aber es kann mich niemand zwingen, meine Kinder in eine derart große Gefahr zu bringen.

Viele Grüße
Miau2

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Endlich mal eine vernünftige Antwort.

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#pro

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hallo,

also auf der autobahn würde ich mit kind im auto nicht anhalten, sondern nur einen notruf absetzen. es wäre mir viel zu gefährlich. kind im auto lassen, niemals. hinter die leitplanke und hoffen, das sie auch stehenbleibt, glücksspiel....
in der stadt wäre es was anderes. da würde ich auch mit kleinkind im auto anhalten, schauen und helfen. das dauert ja meist nicht stundenlang und solange kann meine kleine auch mal ohne mich auskommen.

ich hatte selbst im märz erst einen unfall mit meiner kleinen (da 9 monate) im auto. bin, weil ich abgedrängt wurde, frontal in die leitplanke auf ner zweispurigen bundesstraße. weder der verursacher noch die ersten autos danach haben angehalten. und mein auto stand quer zur fahrtrichtung mitten auf der straße! ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis jemand angehalten hat. bin nur froh, das keiner weiter in mein auto reingefahren ist. nur so sind wir nur leichtverletzt rausgekommen...
die , die dann angehalten haben, haben uns aber richtig geholfen. polizei+kw gerufen, uns ne decke gegeben (hatte geregnet) und solange gewartet, bis der kw da war. der eine sogar, bis die polizei alles aufgenommen und mein auto abgeschleppt wurde. war ja derweil schon mit meiner kleinen in der klinik....

lg, kitty

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Hallo,

ich denke, es kommt immer auf die Situation und auf die Gegebenheiten zu der Zeit auf der Autobahn an.

Da ich selbst noch ein Kleinkind hab (15 Monate) weiß ich nicht, wie ich reagiert hätte. Sicher kann man ein Kind in diesem Alter nicht allein hinter die Leitplanke stellen und auf keinen Fall würde ich es allein im Auto zurücklassen. Aber ich könnte mir vorstellen, es mit samt dem Kindersitz hinter die Leitplanke zu stellen. Denn so ein Kindersitz ist schnell ausgebaut und meist treffen dann auch in kürzester Zeit noch mehr Helfer ein.

Jedoch wird wohl niemand einer Frau mit Kleinkind im Auto einen Vorwurf machen, wenn sie vorbeifährt und mit dem Handy Hilfe ruft. Zumal in deinem Fall ja schon Helfer vor Ort waren.

LG Mick