Zorngeschrei aushalten?

Hallo,
eine Bekannte, deren Kind im Hoch der Trotzphase ist, hat mir letzthin erzählt, dass es wichtig für die Entwicklung des Kindes ist, dass man es schreien lässt wenn es einen Zornanfall hat.

Gemeint hat sie damit wohl, dass man nicht versuchen soll, es bei Zornausbruch schnell zu beruhigen bzw. es durch strenge Zurechtweisung am Zornen zu hindern, weil es durch seinen Zorn sich selber regulieren lernt.

Klingt irgendwie logisch, ich finde im Netz aber nichts explizites zum Thema Schreien-lassen.

Wie ist eure Meinung dazu oder noch besser: Was wisst ihr darüber, habt gelesen, gehört, gelernt?

Danke schonmal und liebe Grüße!

1

Mein Sohn ist da wohl noch nicht angekommen mit seinen 1,5 Jahren. Ich hab also sicherlich keine fundierte Antwort, nur so ein Prinzip: ich höre auf mein Gefühl. Wenn mein Sohn trotzig mit Dingen um sich wirft (schreien tut er dann nicht länger als drei Sekunden) sag ich ihm das ich das nicht möchte, dass er wütend ist, ich seine Wut verstehe und das es prima ist, auf seine Matratze zu boxen, wenn man so wütend ist. Dann erinnert er sich an sein Bilderbuch, da macht genau das nämlich ein Junge, lacht und fängt an, die Matratze zu hauen. Ihn richtig schreien lassen würde ich nicht. Das macht er momentan auch nur, wenn er ganz hungrig ist, sich weh getan hat etc.da versuche ich dann einfach seine Bedürfnisse zu befriedigen.

2

Meine Tochter trotzt zwar noch eher wenig spektakulär, aber sie kann schon ganz schön sauer sein. Und, ganz unabhängig davon was irgendwelche Ratgeber dazu sagen mögen, ich habe inwischen die Erfahrung gemacht, dass es dann am sinnvollsten ist, sie zunächst einmal in Ruhe zu lassen. Sie macht das aber auch selber ganz deutlich indem sie dann ein paar Meter von mir wegläuft und mir den Rücken zudreht. Sobald sie mir nicht mehr ganz den Rücken zeigt, ist sie auch wieder ansprechbar, was ich DANN auch tue.
Ich schließe da einfach von mir auf sie - wenn ich richtig sauer bin, will ich auch erstmal meine Ruhe und etwas runter kommen bevor ich irgendwas mit irgendwem diskutiere. (Dass mein Vater das nicht verstanden hat, hat zu der einen oder anderen unnötigen Eskalation geführt. Ich habe nicht vor, DEN Fehler zu wiederholen. Auch wenn meine Tochter natürlich noch deutlich jünger ist und ich evtl. zu viel in ihr Verhalten hinein interpretiere.)

3

Hallo,
Zorngeschrei aushalten klingt ja irgenwie besser als schreien lassen. Wenn mein Kleiner, der die Trotzphase für sich entdeckt hat, schreit, dann lasse ich ihn schreien, weil ich gar nichts anderes tun kann. Er hat dann alle Kanäle dicht. Egal, was man macht, es ist alles falsch. Das muss ich dann aushalten. Hinterher wird gekuschelt. Wenn er sonst weint, dann tröste ich ihn. Allerings ist er oft wütend, weil er sich nicht wickeln lassen will oder etwas haben möchte, dass für ihn ungeeignet ist. Da rede ich dann ruhig mit ihm, kann aber gegen das Schreien auch nichts tun, er beruhigt sich dann von selber wieder.

LG, der Mops

6

Danke für eure Antworten!
#winke#winke

4

Hallo!

Also ich habe ein Buch dazu gelesen:das trotzkopfalter.
Dort wird stark unterschieden zwischen Anfällen, in denen das Kind seine Gefühle eben noch nicht regulieren kann(so bis 3) und dann bewusst eingesetzten Wutanfällen um dich zu manipulieren. Mt dem Aussschreien oder ausweinen ist gemeint, dass die Kinder dann so in ihrem Gefühl stecken, dass du nicht an sie rankommst. Also lässt du sie in Ruhe ihren Anfall erleben und beenden. Danach kannst du sie trösten und darüber sprechen. Mein Sohn hatte diese Anfälle kaum. Jetzt mit drei Jahren brüllt oder weint er, wenn er seinenWillen versucht so durch zukriegen. Ich denke, das beste Mittel ist immer noch Vorbild sein. D.h. Bei uns wird niemand angeschrien. Und das erwarte ich auch von meinem großen Sohn. Ich versuche ihn in viele Alltagsdinge und auch Entscheidungen miteinzubinden. So erlebt er, dass seine Meinung etwas zählt. Wir versuchen auch mit so wenig Neins wie möglich auszukommen......das wird allerdings nihcht leichter;) hier ein Beispiel aus unserem Alltag:
Louis möchte nach dem Frühstück eine Süßigkeit. Ich Sage ihm ruhig, dass er nach dem Mittagessen einen Machtisch bekommt. Er kontert mit irgendeinem ABER..... Satz. Ich wiederhole die Regel ruhig und widme mich dann einer anderen Sache wie abräumen, spülen oders o. Er fängt an zu weinen und zu brüllen. Ich gehe hin Knie mich vor ihn, sag ihm, dass ich ihn verstehe und dass alle Kinder Süßigkeiten lieben. Das man aber von zu viel davon schlechte Zähne kriegt..... Und wir gemeinsam nach dem Mittagessen einen Nachtisch essen. Weint er nun weiter lass ich ihn und mache die Arbeit von vorher weiter. Am Anfang hat es einige Zeit gedauert, aber nun hört er meist innerhalb einer Minute mit weinen auf, weil er weiß, dass es nichts bringt.
Aber anstrengend Ist es alle Mal!

Achtjährige, sein Liebstes Argument ist die Polizei. Er sagt immer:ich habe die Polizei angerufen und die haben es erlaubt.;))))
Alles Gute

5

Danke für deine Antwort! In dem Fall passt das schon so, wie die Bekannte erzählt hat.

Der letzte Satz ist super - auf was Kinder so kommen, haha *ggg*

7

Wir hatten eben einen Megaanfall hier.... zum Schluss hat er nur gekreischt um zu kreischen^^

Naja, jedenfalls handhabe ich das so, dass ich ihn in Ruhe lasse, DENN ich versthe mein eigenes Wort dann nicht, er versteht mich nicht und die Welt schonmal gar nicht in dem Moment und von daher, spare ich mir die Luft und mache was anderes.

Heute allerdings wollte er hoch. Ok, unter der Bedingung, dass er aufhört zu kreischen. Oben (auf dem Srm) angekommen, "runter runter" ok..... unten angekommen Gekreische ;)

Ich finde es wichtig, dass die Kindern sich ärgern dürfen, das auch laut, das machen wir auch und ich finde es wichtig, danach mit dem Kind drüber zu sprechen.

Zorn zu unterbinden in m.E. nach sehr schlecht für die gesunde Entwicklung eines Charakters.

8

Hallo,

dem kann ich so nicht zustimmen, zumindest bei so kleinen Kindern wie denen, die in der Trotzphase sind, also so bis viell 4 o 5 Jahre.

Kleine Kinder können (starke) Emotionen wie Wut, Enttäuschung, etc. noch nicht gut alleine regulieren, das müssen sie erst lernen. Sie leben immer im JETZT (weswegen Argumente wie 'Wir kommen morgen wieder' oder so nicht ziehen bei ihnen) und für SICH (die Empathie muss man auch erst langsam erlernen). Frustrationen auszuhalten ist anfangs schwer für sie, und wenn sie sich richtig in die Wut reinsteigern dann werden sie geradezu überrollt von sehr sehr starken Gefïuhlen, denen sie nichts o wenig entgegenzusetzen haben. #zitter

Was stimmt an der Aussage deiner Freundin ist, das man ihre Wut nicht verbieten, negieren, übersehen sollte. #pro Allerdings kann man dem Kind auch helfen, den emotionellen Sturm besser zu überstehen (bzw ihm gleich etwas Wind aus den Segeln zu nehmen), in dem man zB das Kind ernstnimmt ("Ich verstehe deine Wut, aber wir müssen jetzt einkaufen gehen sonst haben wir nichts zu essen zu Hause...") und vielleicht ablenkt ("Im Supermarkt kannst du im Wagen fahren / mir helfen die Sachen in den Wagen zu legen."). Dazu ein bisschen Körperkontakt (umarmen) und v.a. selber ruhig bleiben! Nicht nur kann man so die meisten Krisen schon lösen bevor sie doll werden, man soll damit dem Kind auch auf Dauer helfen, ein Mensch zu werden der seine Frustration gut managen kann (... ob u wie das klappt sage ich dir in 20 Jahren #winke).

Ich beziehe mich da auf das Buch von Margot Sonderland (oder Sonderman? Oder so ähnlich), "Ein glückliches Kind" (nicht sicher beim Titel), in dem sie die Resultate der Gehirnforschung auf Kinderentwicklung u -erziehung anwendet. Und auf meine Erfahrungen mit Nils, u Vergleiche mit Kindern seines Alters aus unserer Umgebung wo das anders gemacht wird...

LG, Anna

10

Ich finde, das hast du wirklich toll geschrieben!

Die Autorin heißt übrigens Margot Sunderland und das Buch 'Die neue Elternschule.

Hier kann man auch nochmal nachlesen, was man bei einem Trotzanfall als Elternteil machen kann:

http://gewuenschtestewunschkinder.blogspot.de/2013/05/autonomiephase-trotzphase-warum-immer.html?m=1

9

Hi,

meine Tochter ist zwar erst 13 Monate, aber sie fängt gerade an mit (kleineren) Zornausbrüchen, z.B. wenn sie etwas nicht haben darf (Messer, Kaffee etc. #schwitz). Sie "bebt" dann richtig vor Wut und schaut mich ganz anklagend an, während sie die Sirene anwirft, meistens haut sie noch mit den Händen nach mir, wenn ich ihr zu nahe komme... Leider sieht sie so süß dabei aus, dass ich oft lachen muss. #hicks

Aber zu meiner eigentlichen Antwort: Ich finde auch, es hört sich vernünftig an, das Geschrei "auszuhalten". Das bedeutet ja nicht, dass mir mein Kind gleichgültig ist und ich es mit seiner Wut allein lasse!!! Ich bleibe dann schon bei Helene, aber ich versuche nicht um jeden Preis, schnell Ruhe zu kriegen. Statt dessen rede ich möglichst ruhig mit ihr - wenn das Geschrei es zulässt - und sobald es möglich wird, nehme ich sie auch in den Arm, wische Tränchen weg, geb ihr nen Kuss... Sie soll ihre Gefühle zeigen dürfen, und gleichzeitig wissen: Ich bin trotzdem da und liebe sie, auch in solchen Situationen.

Das ist jetzt aber nur meine persönliche Alltagserfahrung, nicht wissenschaftlich fundiert oder so. ;-)

LG Julia #winke