2jähriger Sohn, schlimme Stimmungsschwankungen u Eskalationen

Hallo zusammen,

unser Sohn ist im Februar 2 Jahre alt geworden. Folgende Szenarien spielen sich hier momentan ab (manches gab es auch schon in der Vergangenheit) und ich wäre dankbar für jede Antwort, weil wir gerade echt nicht wissen, ob das normal ist was hier "ab geht":

Alles fing damit an, dass er hin und wieder nachts wach wurde, vermutlich noch im Halbschlaf gewesen ist und etwas verlangt hat was wir tun sollen, wie z.B. eine Milch holen. Haben wir dann eine Milch geholt, kam von ihm "nein, doch nicht". Meistens wurde dann schon geweint. Dann hat er sich aber nicht beruhigt, sondern sich immer mehr hinein gesteigert. "Doch Milch, nein doch nicht, Licht bitte an lassen, Licht bitte aus machen" usw. Egal was man tat, es war falsch und er lehnte es ab. Seine Stimmung steigert sich dann bis ins hysterische, schreiende. Man darf ihn nicht anfassen, er rennt von einem weg, spricht man ihn an wird er noch lauter, dreht man sich weg und ignoriert kommt "Maaaaamaaaa, Maaaaaaaaaaaaaaaaamaaaa" immer fordernder usw. Wir sind dann dahinter gekommen, dass es wirklich am Besten ist ruhig zu sein, ihn toben zu lassen, auch wenn es schwer fällt. Meistens dauert das Spektakel zwischen 10 und 20 Minuten. Schön, so mitten in der Nacht....

Ich hatte mal den Doc darauf angesprochen, er meint er sei sicher im Halbschlaf und nicht richtig da, hat schlecht geträumt usw.... Naja....

Nun findet so etwas ähnliches immer häufiger am Tag statt. In den letzten Tagen STÄNDIG. Auslöser ist hier meistens irgendeine Kleinigkeit, irgendwas was man ihm gerade verbietet, oder wenn man seinem Wunsch den er gerade äußert nicht nach kommt. Beispiel: ich räume die Spülmaschine aus, er will sich auf die Klappe setzen. Ich sage "steh bitte auf, du bist zu schwer, die Klappe bricht ab" und mache die Spülmaschine zu. Dann stand er davor "bitte aufmachen" mit einer weinerlichen, trotzdem sehr fordernden Stimme, bestimmt 100x (nicht übertrieben) hintereinander.

Oder gerade vorhin: wir haben Zähne geputzt. Wir machen das immer im Wechsel, mal darf er putzen und dann ich wieder. Dann sagte ich "so, jetzt sind wir fertig". "Weiter putzen" Okay, also mache ich nochmal etwas Zahnpasta drauf und lasse ihn putzen. Er kam immer wieder zu mir, "Zahnpasta drauf machen bitte". Irgendwann habe ich gesagt es ist nun genug und wir putzen morgen wieder. DRAMA. Immer wieder "Zahnpasta drauf machen", gut 100x, weinerlich, fordernd. Zwischendurch kam der Papa und wollte ihn ablenken. "Papa weggehen". Papa geht weg. *brüll* "Paaaaapaa kommen". Papa kommt "Papa weggehen"....

Das Spielchen ging ewig weiter. Meistens steigert er sich so rein, das wir daneben stehen und wirklich denken unser Kind spinnt. Sorry, aber ich finde kein anderes Wort dafür. Das hört sich jetzt vielleicht nicht so dramatisch für euch an, aber dieses ständige Wiederholen, das Weinen, das Schreien ohne Pause, minutenlang, das macht die Nerven wirklich mürbe. Momentan passiert das mehrmals täglich.

Gestern ging das Ganze am Abend so lange, bis er völlig erschöpft auf dem Badezimmerteppich eingeschlafen ist!

Zu ihm noch ein paar Infos: er war gerade arg krank mit hohem Fieber, dachte erst es kommt daher, aber Fieber ist seit 2 Tagen weg und er macht es immer noch. Und wie gesagt, es kam in der Vergangenheit auch hin und wieder vor.

Der Doc meint es sei das Trotzalter. Okay, ich habe auch schon Kinder gesehen, die sich auf den Boden werfen, treten, strampeln, schreien. Aber ich finde das, was unser Kleiner hier gerade macht wirklich schlimm. Eben weil es ständig geschieht und weil er mir auch Leid tut. Es ist sicher nicht schön für ihn ständig so auszuticken.

Meine Frage an euch, wer kennt so etwas? Ist das normal? Muss ich mich sorgen? Muss ich irgendwas unternehmen? Wie reagiere ich richtig? Ich bzw wir sind echt am Limit mit den Nerven und zudem ratlos.

LG :-)

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Also ich finde es hört sich ganz normal an u es ist halt die Trotzphase.
Ich kann euch nur den Tip geben, das IHR bestimmt was gemacht wird. Z.B. Beim Zähne putzen. Wenn du sagst ihr seid fertig...dann fertig! Klar wird er dann bockig oder weinen/schreien. Aber vllt. Mit was verbinden u nicht nachgeben. Wir sind jetzt fertig mit Zähne putzen u gucken uns noch ein Buch an(GuteNachtGeschichte z.B.). Wichtig ist dabei/dran bleiben u nicht nachgeben, mit was anderem ablenken.
LG Elsa

2

Ich möchte dich beruhigen! Mit deinem Sohn ist alles in Ordnung! Er entdeckt seinen eigenen Willen und seine Bedürfnisse, die natürlich sofort befriedigt werden sollen. Diese Wünsche und Bedürfnisse sind teilweise so wirr, dass er mit weinen und trotziges Verhalten reagiert. Google mal Autonomiephase! Ich kenne diese Phasen ebenfalls und es ist manchmal wirklich schwierig.Seine Bedürfnisse decken sich nicht immer mit dem, was wir möchten. Da hilft nur Ruhe bewahren und das Kind durch seine Wut begleiten und nicht alleine lassen, aber auch Grenzen setzen/ablenken und ein Nein aushalten lassen.

3

Puh.....harte Zeit! Aber für beide. Die Sachen kenne ich zu gut. Das Spülmaschinendrama haben wir auch oft....uns diese pedantische Art. Ich finde das kostet mehr Kraft wie der Zorn. So wirklich tips habe ich leider nicht.....ausser Kraft sammeln wann immer es geht ;-)

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Ich würde dieses Spiel gar nicht so lange mitmachen.Wenn du sagst ihr seid fertig mit dem Zähne putzen dann ist gut.Er versteht ja nicht dass 1x Zahnpasta-Nachschlag okay ist aber kein zweites mal.
Setzt sich mein Kind auf den Spülmaschinendeckel sage ich auch nicht lieb bitte und erkläre noch warum nicht.Da heißt es klipp und klar sofort aufstehen der geht kaputt!
Kinder brauchen einfach Grenzen.
Wenn er nachts keine Milch mehr trinkt würde ich ihm da auch nix mehr machen.Ich würde Wasser anbieten und gut ist.Ich denke auch dass er nachts im Halbschlaf ist und selbst gar nicht weiß was er will.Ich würde bei ihm bleiben,signalisieren dass man da ist,dass er kuscheln kommen darf und gut ist.Freunde von uns hatten das auch mal nur dass der Sohn da tatsächlich ne Stunde gebraucht hat bis er sich beruhigt hatte.
Ansonsten klingt es nach normaler Trotzphase und Grenzen ausprobieren :-)

5

Hallöle,

ja, das kommt mir sehr bekannt vor. Die gute Trotz- oder Autonomiephase ist das. Wir sind auch gerade mitten drin (meine Tochter ist 26 Monate alt).

Das mit den Stimmungsschwankungen kenne ich auch. Da ändert sich von einem Moment auf den anderen das Bedürfnis (nein, die grüne Flasche, nein dir rote Flasche, doch lieber einen Becher, nein ich will doch aus dem Glas trinken, nein ich will Milch, nein keine Milch, doch lieber Saft...) und wenn man das dann nicht gemacht hat, wurde geschrien, dass die Wände wackelten. Allerdings kann ich Dich beruhigen, das ist besser geworden, jetzt haben wir etwas besser überschaubare Wutanfälle.
Wobei mir auch auffiel, dass sie das auch gerne nachts hatte oder nachmittags, wenn sie sehr müde war. Ich nehme an, dass diese Stimmungsschwankungen etwas damit zu tun haben, dass die Kinder ihren eigenen Willen entdecken, aber damit überfordert sind, da sie selber manchmal gar nicht so genau wissen, was sie eigentlich wollen, nur dass sie etwas wollen. Ich hatte oft den Eindruck, dass sie quasi anfangen zu verstehen, was es bedeutet, eine Entscheidung zu treffen, nämlich dass man sich damit immer auch gegen eine andere Sache entscheidet, und das ist manchmal einfach zu viel.
Halt durch, bald weiß er genau, was er will und dann kommen die "normalen" Trotzanfälle.

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Um das große ganze nicht zu übersehen...

http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/emotionales_bewusstsein_3.htm

7

Hallo,

ja, kenne ich (Soehnchen ist gleichalt wie Eurer). Nicht ganz in der von Dir beschriebenen Haeufigkeit, aber doch genauso. Ich denke, das kommt, weil die Kleinen gerade anfangen, ihre eigenen Beduerfnisse warzunehmen, aber noch nicht so ganz mit den Emotionen klarkommen. Oft wissen sie wahrscheinlich selbst nicht, was sie wollen und fuehlen sich total ueberfordert.

Manchmal hilft Ablenken, vor allem, wenn ich ihn darum bitte, irgendwas zu tun (Beispiel Spuelmaschine: "Steh bitte auf und mach die Spuelmaschine zu", anschliessend dann direkt Hilfe einfordern "Gibst Du mir bitte mal den Topf/Loeffel/Putzlappen/Wasauchimmer"). Manchmal hilft, ihm weniger Entscheidungen zu ueberlassen oder nur zwischen zwei Alternativen waehlen zu lassen. Hier ist zum Beispiel das Thema Anziehen immer wieder kompliziert. Wenn er waehlen darf welche Jacke er anziehen will, endet das garantiert in einem Drama und in mehrmaligen An- und wieder Ausziehen. Wenn er nur konkret zwischen der roten und der blauen Jacke waehlen darf, klappt es meist gut.

Wir haben hier oft Theater mit auf den Arm, wieder runter, laufen, doch nicht laufen, muede, aber nicht auf den Arm, auch nicht aufs Laufrad, doch auf den Arm,... (gerne auf dem Nachhauseweg vom Spielplatz). Da hilft es manchmal (wenn er nicht total uebermuedet ist), wenn ich frage "moechtest Du laufradfahren oder laufen." Wenn abzusehen ist, dass er muede sein wird und daher zu keiner Entscheidung mehr faehig, dann nehme ich direkt die Trage mit, packe ihn ungefragt rein, und gut ist.

Und Geduld, Geduld, Geduld. Ist eine Phase. Bei uns war es um Weihnachten rum ziemlich unertraeglich mit staendigem Gebruell und Geheule (die Nachbarn von unten haben uns schon gefragt, ob mit unserem Kind irgendwas nicht stimmt, oder wir es abends allein lassen. Sowas waere ja nicht normal). Im Moment laeuft es echt gut. Ich glaube, es hat auch damit zu tun, dass er endlich angefangen hat zu sprechen und mir teilweise mitteilen kann, was er doof findet.

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Keine Sorge! Du bist nicht alleine!! Nicht umsonst heißt das zweite Lebensjahr im englischen "terrible two".

Gottseidank oder leider Gottes kenne ich von mir selbst Tage, an denen ich nicht weiß, was ich will und an denen ich darüber so frustriert bin, dass ich auch bockig werde und mich ebenfalls gerne auf den Boden schmeißen würde, weil ich weder spazieren gehen will (bääääh, Bewegung, frische Luft) noch im Haus bleiben will (bäääh, langweilig).

Und mir hilft es an den Tagen am besten, wenn mein Mann mir einfach die Jacke reicht und mich rausscheucht.

Was ich damit sagen will: Ich glaube, es ist hilfreich, wenn man selbst eine klare Linie fährt, um das Kind, dass eh schon nicht weiß, was es will, nicht auch noch damit zu stressen, dass es selbst entscheiden muss.

Kann mein Sohn sich nicht entscheiden, biete ich ihm ne Alternative an, will er die auch nicht und steigert sich in Rage, bleibe ich ruhig und fahre ganz normal im Alltag fort, versuche ihn in ein Gespräch über etwas anderes zu verwickeln und bleibe präsent, falls er Trost will (und das will er nach der ersten Wut fast immer).
Das Milch-Drama in der Nacht haben wir auch gelegentlich. Da ich mittlerweile weiß, dass er die Milch, die er gefordert hat, eh nicht will, reiche ich ihm eine Flasche Wasser, leg mich daneben (schläft im 1,40er Bett) und versuche zu schlafen, auch wenn neben mir gemeckert wird. Bislang musste ich aber auch zweimal schon mit dem Zwerg auf dem Arm ne Runde durchs Zimmer drehen, weil er offensichtlich nicht richtig wach keinen Ausweg aus seinem "Unglück" gefunden hat. Da halfs nur, ihn einmal kurz richtig zu wecken und sich dann zurück ins Bett zu kuscheln.

Für mich ist es sehr hilfreich zu wissen, dass der kleine Wutzwerg am unglücklichsten über seine Situation ist und gerne da raus will. Das hilft mir, ruhig zu bleiben und zu trösten. Was auch hilft (tagsüber): Auf Augenhöhe gehen und in Worte fassen, was der Zwerg vermutlich gerade fühlt plus eine Erklärung: Mann, bist du sauer, dass du da nicht auf der Spülmaschine sitzen darfst. Aber ich will das nicht, weil sie sonst kaputt geht.

Gute Nerven wünsche ich dir!!!

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Hallo,

Ich bin zwar schon raus, da Tochter 7,5 Jahre alt, aber kann es sein, dass ihr keine Grenzen setzt (oder nicht genug) und er diesbezüglich "schwimmt"?

Papa raus, nein rein... etc und solche Spiele 20 min.? Zeigt ihm doch einfach, dass sein Handeln Konsequenzen hat: schickt er Papa raus, ist Papa weg - egal wie gezetert wird. Zahnpasta wird max. 1x nachgefüllt, dann ist Schluss! Mit 2 muss man nachts keine Milch mehr trinken, da gäbe es bei uns nur Wasser - Regeln oder Grenzen sind
auch eine Sicherheit für Kinder, sie wissen wo sie dran sind und müssen nichts mehr austesten.

Wenn ihr ihm das Spiel überlasst (Mama macht 10x Zahnpasta drauf, Papa tanzt 20 Minuten durch die Wohnung...) dann ist es logisch das er überfordert ergo weinerlich ist.