Weinen/ Streiten vor Kleinkind

Hallo Ihr, vielen Dank im Voraus für Eure Antworten. Gestern haben mein Freund und ich uns leider gestritten. Nicht lautstark! Aber eindeutig ein Streit. Da wir unsere Tochter, 1 1/2 Jahre nicht ablenken konnten, war sie dabei bzw. Auf unserem Arm. Ich habe auch angefangen zu weinen, weil ich so sauer war. Meine Tochter wollte dann von meinem Arm runter und ist auf den Arm von meinem Freund gewechselt. Mir tat das ganze auch so leid für sie. Ich glaube die ganze Situation hat sie verwirrt (ich denke vor allem das Weinen).

Zwanzig Minuten später haben mein Freund ich uns vertragen und wir haben einen Ausflug gemacht und einen schönen Tag (soweit) verbracht. Das ganze lag natürlich doch irgendwie über dem Tag. Das schlechte Gewissen unserer Tochter gegenüber usw.

Sie war gestern auch sehr Papa- anhänglich. Ich glaube, die Tatsache, dass ich weinen musste usw. , hat sie schon ein wenig verstört. :-(

Wie macht Ihr das? Streitet Ihr vor Eurem Kind? Auch wenn Ihr dabei weinen müsst? Ich rede hier von keinen lautstarken Auseinandersetzungen mit Schreien. Aber eben doch mehr als eine kleine Auseinandersetzung.

Ich war immer der Meinung, es ist eher förderlich, wenn sie sieht, dass Streit auch mal etwas 'normales' ist, das es wichtig hat, dass man spricht und das man sich wieder verträgt.

Mein Freund hat bis vor ein paar Monaten geglaubt seine Eltern hätten sich nie! Gestritten und ist fast vom Glauben abgefallen , als es jetzt "rausgekommen" ist. Er empfindet Streit als etwas sehr unnormales (hat sich inzwischen ein wenig geändert) und hat sich mit seiner Ex nur angeschwiegen. Daher wohl Ex. ;-)

Meine Eltern haben sich ab und an vor uns gestritten. Wir fanden das furchtbar. Das spricht natürlich nicht dafür, dass man vor seinen Kindern streiten sollte.

Aber was ist denn hier der richtige Weg? 'Müssen' Kinder da durch, um etwas zu lernen oder ist eine Scheinwelt besser - die sie dann aber oft wohl noch in die Erwachsenenwelt hinaustragen.

Wie sieht es mit Weinen aus? Meine Eltern haben versucht nie vor uns zu weinen. Meine Mutter fand und findet es eher (bei sich!) Peinlich. Ich bin genauso grundsätzlich. Gefühle zeigen geht so....ich bin vom Typ nicht so und vorgelebt wurde es mir auch nicht.

Nach der Reaktion von meiner Tochter bin ich mir da aber auch nicht mehr so sicher, ob das "gut" ist oder Kinder einfach damit überfordert sind?!

Ich habe mal gelesen, Streiten und Weinen der Eltern vor den Kindern erst ab Grundschule. Aber das finde ich auch komisch, wenn man "plötzlich" damit anfängt und das Kind vorher einen ganz anderen Eindruck hatte.

Vielen Dank. Vielleicht habt Ihr ja Tipps??

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Hey,

Meine Meinung: Streit und Weinen gehört zum Leben dazu, also ja Kinder dürfen das sehen. Im Prinzip kannst du es gar nicht verstecken, denn dein Kind würde es dir anmerken.
Auch wenn dein Mann etwas anderes behauptet: er wird als Kind ganz sicher gemerkt haben, dass seine Eltern mal gestritten haben!

Wichtig ist aber der Umgang damit. Man sollte dem Kind zur Not Rede und Antwort stehen können wenn es einen Streit mitbekommt und ihm erklären, dass deswegen das Familienleben nicht in Gefahr ist (das sind ja meist die Hauptängste).
Kinder streiten sich noch viel häufiger als wir Erwachsenen und können das durchaus nachvollziehen ab einem gewissen Alter.
Und anschließend sollte es im Optimalfall auch sehen, dass du und dein Mann nach einer gewissen Zeit wieder liebevoll miteinander umgeht. Das sollte aber ehrlich sein und nicht erzwungen, denn blöd sind sie ja nicht.
Dass dein Kind mal Papa anhänglich war würde ich nun nicht unbedingt auf dieses eine Ereignis schieben.
Du hast es nicht "verstört" oderso. Ihr hattet noch einen schönen Tag also ist es doch in Ordnung!

Liebe Grüße

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Vielen Dank. Du hast mich ein wenig aufgemuntert. Wobei ich denke, dass es sie schon verwirrt hat. Ja. Das darüber sprechen finde ich auch wichtig. Allerdings habe ich das gestern versucht und ich glaube ich habe sie mit den Erklärungen nicht wirklich "erreicht". Dafür ist sie wohl noch zu klein. Da wir ja trotzdem einen schönen Tag hatten (bis auf meine Gedanken), hoffe ich, dass sie die Situation gut "weggesteckt" hat. Quasi: Mama und Papa waren böse aufeinander, alles nicht so schlimm, hat sich geklärt, hatten einen schönen Tag. Später kann man mit Worten wohl (noch) mehr erreichen. Lg

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Ich finde auch, streiten in kleinem
Rahmen vor Kindern völlig normal. Also das streiten an sich. Es kommt ein wenig auf die Streitkultur an.

Was ich überhaupt nicht mag ist weinen vor den Kindern. Also natürlich bei Todesfällen oder sowas..., aber nicht wegen sowas banalem wie streiten. Dann wirkt das auf das Kind ja schon, als wäre es was schlimmes gewesen. Ich mag auch weinen so nicht...

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Ja , mag ich eigentlich auch nicht so. Allerdings bin ich so ja auch aufgewachsen. Und weiß nicht, ob das so richtig ist, Gefühle zu verstecken, wenn es einen "überkommt". Aber ich bin was das angeht auch sehr hin und hergerissen....lg

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Ich finde das muss nicht sein.

Diskutieren ja, aber streiten - womöglich mit schreien oder weinen? Nein!

Ich habe auch ganze unschöne Erinnerungen an die Zoffereien meiner Eltern, mit dem Ergebnis, dass ich bis heute nicht verstehe, warum sie noch verheiratet sind.

Mein Kind ist drei. Im Kindergarten meinte letztens sein Kita-Freundin zu ihm: "willst du mich verarschen?" Ich musste ehrlich gesagt lachen, aber man ahnt sofort woher das kommt ;-)

Sohnemann ist Trennungskind, er erlebt eher eine vorsichtige Kommunikation zwischen mir und dem Vater, ansonsten im Alltag keine. Ob das so gut ist... man weiß es nicht.

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Ich fand es auch unschön bei meinen Eltern, umso glücklicher waren wir, als sie sich wieder vertragen haben. :-)

Das Thema finde ich echt wirklich sehr schwierig.

Aber letztlich, hat eine Userin grade geschrieben, sollen die Kinder doch auch über Emotionen rauslassen und ehrlich sein. Da müssen wir doch auch Vorbild sein?! Auch wenn es mal nicht so schön ist?

Lg

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Ich denke, anhand deines Freundes sieht man, was passieren kann: er konnte keine Streitkultur entwickeln und das ruinierte schon eine Beziehung.
Wir diskutieren/streiten auch manchmal vor unserer Tochter. Wir benutzen natürlich keine Schimpfwörter oder werden unsachlich (finde ich unter Erwachsenen sowieso total unangebracht). Ich habe meine Eltern als Kind auch zoffen gehört. Ich fand es nicht schön, wusste aber, dass auf ein Gwitter auch wieder Sonnenschein folgt.

Das mit dem Weinen könnte ich nicht pauschalisieren. Es gibt eben total emotionale Menschen, denen schnell die Tränchen unkontrolliert rollen und welche, wo es fast nie geschieht. Sobald es nicht in einen halbstündigen Heulkrampf ausartet, denke ich nicht, dass man die Emotionen verdrücken muss. Wir lehren unserer Tochter, dass sie ihre Emotionen raus lassen soll (beim Wutanfall also bspw. auch mal schreien), da müssen wir auch selbst authentisch sein.

Wenn man merkt, dass man noch so viel zu klären hat, das aber nicht ohne großes Gespräch möglich ist, könnte man den Streit ja einfrieren und dann zur Schlafszeit des Kindes weiterführen.

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Da hast Du Recht. Und den Punkt werde ich mal mit aufnehmen. Ja, wir lehren das unseren Kindern. Wollen uns aber selbst anders verhalten? Das beißt sich irgendwie. Vielen Dank.

Nein, war kein langes Heulkrampf. Den hätte ich nicht vor meines Tochter "ausgeübt". :-) das ist dann wohl auch nicht mehr kindgerecht...

Ja, alleine streiten ist natürlich trotzdem besser. Aber das ganze war Morgens und bis zum Abend "aushalten"- das wäre kein schöner Sonntag geworden...

:-) lg

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Mein Mann und ich bemühen uns sehr, nicht vor dem Kind zu streiten. Diskussionen werden aufgeschoben, bis das Kind im Bett ist oder aber alleine spielt.

Ich glaube, man muss sich nur selbst daran erinnern wie man empfand, wenn man einen Streit der eigenen Eltern mitbekommen hat - das findet jedes Kind schrecklich! Kinder können den Grund des Streits und die Intensität des Streits nicht einschätzen. Für sie ist das ganz schrecklich, sie leiden Unwohlsein wenn sich die Eltern streiten.

Sicherlich gehören streiten und weinen zum Leben dazu. Meiner Ansicht nach lernen Kinder das aber hauptsächlich im Umgang miteinander. Ich als Mutter verstehe mich als "Schutzwall" für mein Kind. Meinetwegen soll sie ruhig den Glauben daran behalten, dass Mama nicht weinen muss.

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Hallo,

ich finde, Streit gehört zum Leben dazu. Auch mit weinen oder schreien. Es gibt nun mal unterschiedliche Charaktere und das ist auch gut so. Ich sehe keinen Sinn darin sich vor Kindern zu verstellen und halte es ein bisschen für weltfremd Kindern immer nur Friede, Freude, Eierkuchen vorzugaukeln.
Meine Mutter sagt immer, Menschen, die mit Dauer-Smiley und dem immerzu gleichen Tonfall flöten, seien ihr unheimlich und definitiv nicht echt/sich selbst.
Einzig kommentarloses Weggehen/Haus verlassen nach einem Streit und Gewalt vor Kindern sind in meinen Augen ein No go.

Meine Eltern haben auch vor uns Kindern gestritten und sich auch wieder vor uns vertragen und die Situation in Ruhe geklärt.
Die Eltern einer Freundin von mir haben, haben quasi immer nur hinter verschlossenen Türen und - übertrieben ausgedrückt - flüsternd miteinander gestritten. Vor ihren Kindern machten sie immer einen auf heile Welt. Tja, bis meine Freundin eines Morgens zum Frühstück erschien und gepackte Koffer sah. Auf ihr mehrmaliges Nachfragen wurde kurz erklärt, dass Mama und Papa Probleme haben und Mama jetzt (!) auszieht. Mehr wurde nicht gesagt. Sie war damals 15 Jahre alt und diese Nachricht hat sie umgehauen, weil sie immer dachte, Streit/Trennung or whatever gibt es nur bei anderen. Die Muster-Gymnasiastin schrieb urplötzlich schlechte Noten, schwänzte die Schule, wurde auffällig und zu guter Letzt auch magersüchtig.

Ihren Bruder traf das Ganze nicht so arg...er ist älter als sie und wohnte damals schon nicht mehr zuhause.
Bis heute (!) weiß sie immer noch nichts genaues (ist jetzt 29).

Also: Wenn vor Kindern (auch lautstark) gestritten wird, dann sollte man ihnen dann auch vorleben, wie man sich wieder verträgt! Und (je nach Alter) auch erklären, dass es nichts mit ihnen zu tun hat.

LG,
incredible mit ihren Prinzen (3/2009 und 8/2015) und Babyboy 34. SSW (33+2)

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Ich finde dass sich streiten und dass man sich danach wieder lieb hat sogar sehr wichtige Erfahrungen für Kleinkinder sind! Man streitet, aber das ist kein Weltuntergang. Auch Dein Kind wird bald seine ersten Streitigkeiten ausleben und dann ist es doch gut wenn es weiß dass das "normal " ist und dass danach alles wieder gut ist!

Und noch wichtiger, auch "Diskussionen" wie man sie später mit Kindern führen muss räum das Zimmer auf etc sind ja Streitigkeiten! Auch da wäre es schon gut wenn Dein Kind gelernt hat dass das nichts damit zu tun hat ob man sich liebt.

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Ganz meine Meinung!

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Ich bin grundsätzlich ein sehr offener, "transparenter" Mensch und mir ist Ehrlichkeit sehr wichtig. Ich möchte meinen Kindern einen gesunden Umgang mit Gefühlen beibringen. Wir sprechen darüber, was uns wütend / traurig / fröhlich oder ängstlich macht und benennen die Gefühle auch so. Ich arbeite an einer Grundschule und wenn wir hier im Rahmen von sozialem Kompetenztraining mit den Kindern üben, wie man Konflikte richtig löst, ist die Basis der Zugang zu seinen eigenen Gefühlen und das Benennen gegenüber dem Streitpartner.

Mein Mann und ich können beide sehr impulsiv sein. Große Streitigkeiten würden wir wohl nicht vor den Kindern austragen, jedenfalls nicht so wie wir es zu zweit täten. :-D Aber wir meckern uns durchaus mal vor den Kindern an oder streiten auch mal. Ich denke, so lange das nicht die Regel ist, ist es wesentlich gesünder, als Kindern eine heile Welt vorzugaukeln. Wichtig finde ich hier aber natürlich, dass man dann auch vorlebt, wie man so einen Streit wieder löst.

Ich würde mir kein schlechtes Gewissen machen, weil du geweint hast. So bist du nun einmal und das war deine Reaktion. Es hilft dir nicht, wenn andere dir sagen, sie hätten in so einer Situation nicht geweint. Jeder reagiert ja auch anders auf Wut.

Ich habe mit meinem Sohn (fast 6) schon oft über meine und seine Gefühle gesprochen. Auch wenn ich mich mal bei ihm entschuldigt habe, weil ich ihn unfairerweise angezickt habe, antwortet er dann verständnisvoll "ist doch nicht schlimm, kann doch jedem mal passieren." Und damit ist die Sache gut.

Die Oma meines Mannes (Ende 80) versucht uns auch immer einzubläuen, dass man in einer Partnerschaft nicht streiten darf. Man soll dann lieber raus in den Garten und einmal durchschnaufen und sich wieder versöhnen. Wenn ich mir überlege, was sich diese liebe und herzliche Person alles von ihrem Mann gefallen ließ und wie sich das negativ auf ihre Kinder auswirkte, sehe ich umso mehr, wie wichtig eine gesunde Streitkultur für Kinder ist. Niemals sollten Kinder lernen oder vorgelebt bekommen, dass man seinen Frust einfach so runterschluckt und weglächelt. Das ist nicht gesund!

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Hallo,

Ich denke streiten gehört genauso wie lachen, weinen etc mit zum Leben. Insofern würde ich das vor meinen Kindern nicht verheimlichen.

Wichtig finde ich wie man streitet. Mein Mann und ich streiten (zum Glück) selten -und wenn dann respektvoll. Also bei uns fliegen keine Schimpfwörter oder so. Wir sind dann eben sauer aufeinander und diskutieren, dabei wird aber i.d.R. nicht geschrien, wir gehen nicht "unter die Gürtellinie", wir werden (natürlich!!!) nicht körperlich.

Unser Sohn findet das natürlich nicht toll, aber er reagiert auch nicht verstört darauf. Wir vertragen uns ja auch immer wieder.

Das einzige womit er nicht gut umgehen kann ist, wenn ich mich verletze und Schmerzen habe oder wenn ich weine.
In Streitsituationen weine ich allerdings nicht, eigentlich nur bei Trauer oder starkem Schmerz. Und das gehört nunmal auch dazu.

Mit Tränen im Streitfall kann ich z.B. nur ganz schwer umgehen. Ich empfinde das im Streit immer als "letzte Waffe mancher Frauen" und das nervt mich ehrlich gesagt dann eher. Meine Schwiegermutter ist so eine Kandidatin, die fängt immer zu heulen an wenn sie was durchsetzen will. Gar nicht mein Fall (damit will ich jetzt nicht pauschalisieren dass alle die im Streit weinen dies taktisch einsetzen, es ist nur immer mein Empfinden darauf).

Insofern, mach dir wegen Streit vor eurem Kind keinen Kopf. Ihr seid auch nur Menschen und sofern ihr keine. Dauerstreit austragt wird euer Kind sicherlich nicht schlecht davon geprägt werden. Im besten Falle lernt es dadurch eher wie man solche Situationen lösen kann.

LG