Erinnerungen Kleinkind

Folgendes:
Mein Sohn hat mit knapp 1,5 Jahren seinen Papa verloren. Er ist gestorben. Jetzt ist mein Sohn 3 Jahre jung.

Neulich kam die Situation,dass er weinend auf dem Sofa eingekullert war mit den Worten:“ Ich vermisse meinen Papa..ich möchte auch in den Himmel um mal bei Papa zu sein.“
Da War ich ziemlich baff und traurig!

Dazu muss man sagen: Bilder hängen in der Wohnung, Fotoalbum hat Bilder mit Papa, Erzählungen von mir und anderen Personen, Trauerphasen die er von mir mitbekommt und der Gang auf dem FH.

Nun ist die Frage: Ist das überhaupt möglich, dass ich durch die oben genannten Dinge seine Erinnerungen an Papa „aufgefrischt“ habe?
Und generell kennt jemand Infos zu dem Thema etc.

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Oh Gott, dass ist sehr traurig! Es tut mir sehr leid für euch, dass ihr ohne Papa seid. Zu deiner Frage:
Wir haben auch einen Sohn der 19 Monate ist. Mein Mann ist Soldat und momentan im Einsatz. Er ist seit zwei Monaten weg und ich glaube er vergisst ihn so langsam. Über den Tag verteilt fragt er gar nicht mehr nach Papa. Wenn wir allerdings skypen schaut er kurz, sagt Papa mehr aber nicht. So schlimm es auch ist, vermute ich dass dein Sohn keine Erinnerungen mehr an Papa hat. Er wird wissen wie sein Vater aussieht durch die Bilder, mehr aber nicht. Das ist natürlich sehr traurig. Ich wünsche euch los Gute für die Zukunft!

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Huhu,

mein Beileid zu Eurem schweren Verlust!

Durch regelmäßiges anschauen von Fotos kann man tatsächlich auch bei Kleinkindern die Erinnerung lebendig halten. So wird sie vor den Vergessen immer wieder aufgefrischt und bleibt bestehen. #pro

LG Jelinchen

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Hallo,
im Normalfall werden so früh keine Erinnerungen an bestimmte Situationen oder Begegnungen im Langzeitgedächtnis abgespeichert.
Es kann aber durchaus sein, dass durch die Bilder und eure Erzählungen Erinnerungen geschaffen werden. Dieser Spiegel-Artikel passt ganz gut zu dem, was du schreibst: http://m.spiegel.de/gesundheit/psychologie/warum-man-sich-erst-an-die-zeit-ab-dem-3-lebensjahr-erinnern-kann-a-874181.html

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Hallo du.

So ganz stimmt es aber nicht, dass es unmöglich ist, dass Menschen keine eigenen Erinnerungen aus den frühesten Lebensjahren haben können.

Es steht ja auch im Artikel, dass es nicht bewiesen ist, dass so frühe Erinnerungen eingang ins Langzeitgedächtnis finden, das Gegenteil ist aber auch nicht bewiesen.

Ich kann mich auch an Dinge erinnern (größtenteils unschöne) die passiert sind, als ich 1,5-2,5 Jahre alt war. Das sind sehr wenige, die aber klar und deutlich. Und da ist auch 100% sicher, dass meine Erinnerung durch Erzählungen verfälscht wurde, denn niemand hat je mit mir darüber geredet.

Ich denke schon, dass derart einschneidende Erlebnisse wie der Tod eines Elternteils auch bei sehr kleinen Kindern spuren im Langzeitgedächtnis hinterlassen können, zumal wenn die Erinnerungen durch Gespräche etc wach gehalten wird.

Lg waldfee

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Hallo,
ja, da ist sicher etwas dran, dass besonders auch sehr einschneidende Erlebnisse früher haften bleiben. Deshalb schrieb ich "im Normalfall", also ganz allgemein. Ich kenne z.B. niemanden, der Erinnerungen von vor seinem zweiten Lebensjahr hat. Das heißt natürlich nicht, dass es das nicht gibt. Ich vermute nur, dass bei den meisten Kindern die Erinnerungen erst ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr einsetzen. So habe ich es auch im Pychologiegrundstudium vermittelt bekommen. Aber da gibt es nach all den Jahren bestimmt schon neue Forschungsansätze. Ich habe mich lange nicht mehr intensiver damit befasst. ☺

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Hallo du.

Erstmal tut es mir leid, dass dein Partner so früh von euch gegangen ist.

Ich denke schon, dass es möglich ist, dass auch Kinder sich an besonders emotionale Erfahrungen auch aus frühester Kindheit erinnern. Gerade bei sehr kleinen Kindern werden ja besonders die sehr emotionalen Ereignisse abgespeichert, was ja der Tod eines Elternteils auf jeden Fall ist.

Gerade wenn diese Erinnerungen durch Bilder und Gespräche wach gehalten werden.

Eine vorschreiberin hat ja schon einen Artikel dazu verlinkt, da steht zwar drin, dass so frühe Erinnerungen unwahrscheinlich sind, aber eben auch nur mit hätte, könnte, möglicherweise usw. Bewiesen ist nichts.

Ich denke, du machst es schon richtig so, wie du es machst. Rede mit deinem Sohn über seinen Papa, lass ihn auch teilhaben an deiner Trauer, nur so findet ihr gemeinsam für die Zukunft einen Umgang mit eurem Verlust.

Lg waldfee

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Ich habe selbst vage Erinnerungen an Personen und Orte vor meinem 3. Geburtstag. Hat mir lange keiner geglaubt, bis meine Mutter und ich vor dem Studentenwohnheim standen, in dem ich mit ihr gewohnt habe, bis ich 2 1/2 war. Und ich ihr sagen konnte, wo wir gewohnt haben, wie das Zimmer aussah, wie unsere Mitbewohner aussahen etc. Von all dem gibt es keine Bilder und keine großartigen Erzählungen. Dann hat man mir geglaubt, dass ich aus frühester Kindheit einige Erinnerungen habe.
Ich glaube, das kann schon sein, dass es einige Situationen und Menschen im Leben deines Kindes gab, woran er sich erinnern kann, zumindest noch. Einige davon wird er noch vergessen und einige werden bleiben. Bei mir selbst sind es eher unbedeutende Situationen und Menschen, die mir in Erinnerung geblieben sind. Also ich denke, es ist alles möglich.
Es ist ja auch ein Prozess, zu vergessen. Es ist ja nicht so, dass er gleich vergisst, bzw werden an verschiedenen Tagen andere Erinnerungen abgerufen als noch den Tag zuvor.
Ich wurde die Chance nutzen, wenn er allein auf dich zu kommt, mir in dem Moment ein Album mit dem Vater anzuschauen oder eben auch ganz viel von Papa zu erzählen, dass er vielleicht einen kleinen Funken Erinnerung an den Papa tatsächlich behält.

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Ich glaub eher das er bei anderen Kindern erlebt, das die Papas haben und was man mit denen erlebt. Er weiß durch deine Erzählungen aber das Papa nicht mehr lebt und "im Himmel" ist. Ergo will er dahin wo sein Papa ist. Ich kann mir nicht vorstellen das er ein aktives Bewusstsein hat an seinem Vater. Aber ihm die vaterfigur abgeht.

Meine Mutter hat in dem ähnlichen Alter ihren Vater verloren. Ich wüsste nicht das sie sich an irgendwas mit ihrem Vater erinnern kann. Zumal er die letzten Monate vorher pflegebedürftig vor sich hin krepiert ist. (28, gestorben an Krebs) sprich die letzten Wochen hat sie ihn nicht mal mitbekommen da im Krankenhaus.

Das man diesen Teil von sich aber auch vermissen kann ohne Erinnerungen oder gar die Person gekannt zu haben. Ist durchaus nicht ungewöhnlich.

Meinem Cousin wurde mit 7 Jahren offenbart das er einen Bruder hat. Der aber 2 Jahre vor seiner Geburt gestorben sei... kurz nach dessen Geburt. Da hat er auch lange erzählt wie es wohl wäre wenn sein Bruder noch da wäre.

Sprich du hältst nix frisch in seinen Augen... sondern er realisiert jetzt erst die Tatsache das gestorben... nicht mit... im Urlaub verglichen werden kann aus dem man irgendwann wiederkommt. Ich finde es im übrigen wichtig die Erinnerung zu bewahren. Nicht zu stigmatisierend zu praktizieren... aber auch wenn es schmerzend ist und für dich vor allem alles wieder aufreißt. Es ist wichtig das er weiß wer sein Vater ist... positive Erinnerungen an ihn getragen werden und er das so erleben darf.

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Aber Erinnerungen so früh sind möglich. Ich weiß unter anderem auch noch Szenen ausm kh. Da bei mit mit einem Jahr ein herzfehler aufgefallen war und ich im kh. Ich wusste ewig nicht wie ich die Bilder zuordnen sollte. Bis ich mit 14 erfahren hab das ich mit nem Jahr oft zur Kontrolle ins kh musste wegen dem herzfehler.

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Es tut mir leid, dass ihr so ein grausames Schicksal durchleben müsst. Ich selbst habe meine Mama bei einem Autounfall verloren, als ich 6 Jahre alt war. Und ich sage dir, ich erinnere mich nicht an sie. Ich erinnere mich daran dass ich mich mal am Klo eingesperrt hatte, ich erinnere mich an Details an meine Kindergartenzeit, ich erinnere mich daran dass ich vor Schreck weinend aufgewacht bin, als mein Schnuller aus dem Gitterbett gefallen ist. Aber an meine Mama erinnere ich mich nicht. Ich weiß durch Fotos wie sie aussah und durch Erzählungen was sie für ein Mensch war. Aber es ist trotzdem so als ob wäre sie nie da gewesen. Und ich denke ehrlich gesagt, dass es bei deinem Sohn nicht anders sein wird, später zumindest. Klar, er vermisst seinen Papa und er möchte zu ihm. Für so ein junges Kind ist der Tod nicht greifbar. Es ist gut wenn du seinen Papa "leben" lässt und die Erinnerungen wachhältst. Aber was sich am Ende im Langzeitgedächtnis fest hängen wird weiß man leider nicht. Alles Liebe!

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Zuerst einmal tut es mir unendlich leid das ihr diesen Verlust verkraften müsst.

Bei uns ist es "nur" die Oma gewesen die gestorben ist kurz vor dem ersten Geburtstag meines Sohnes. Wir reden über sie und es gibt natürlich auch Bilder von ihr hier. Mein Sohn ist bald 6 und er redet immer wieder darüber das er sich auf den Tag der Toten (kennt er aus dem Film Coco) freut weil da die Oma bei uns sein kann. Manches mal ist er plötzlich ganz traurig und sagt dann es wäre nicht schlimm wenn er stirbt weil er ja dann bei der Oma im Himmel wäre. Für mich ist das dann immer ein Schock und erschreckend solche Aussagen zu hören aber auf der anderen Seite ist es auch schön wenn sie so in Erinnerung bleibt. Es ist die Mutter meines Mannes gewesen und wenn wir nun gar nicht mehr darüber reden würden fände ich es viel schlimmer als wenn es für unseren Sohn quasi zu seinem Leben dazu gehört.

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Hallo,

mein herzliches Beileid über euren Verlust :(

zu deiner eigentlichen Frage, hast du ja schon viele Antworten bekommen. Ich wollte Dir einfach nur mal von meinen Kleinen Grosscousinen berichten, die alle (alter 1-4) ihre geliebte Oma verloren haben. Jedesmal wenn sie gerade sehr traurig sind und mit ihren Gefühlen nicht zurecht kommen, malt die Mama mit ihnen zusammen ein Bild für die Oma, sie stellen es dann ins Fenster, damit Oma es sehen kann. Ich fand die Idee immer sehr sehr schön. Vielleicht kannst du das mit deinem Sohn ja auch machen?!

Ich wünsche euch alles Gute!