Schwieriges Kind oder nur eine Phase?

Hi,
Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Meine Tochter war schon immer schwierig. Als Baby hat sie viel geschrien und viel gestillt. Durchschlafen kann sie auch mit 3,5 noch nicht. So viele Dinge sind ein Kampf: anziehen, ausziehen, Haare kämmen, Haare waschen, Zähne putzen, das Haus verlassen, zur Kita gehen, ins Bett gehen, einschlafen ... Sie will einfach nicht. Sie weigert sich immer. Sie schreit, sie heult, sie jammert. Sie ist immer laut. Inzwischen meckert sie sogar über das Essen und findet vieles ekelig.

Wenn ich mit jemandem rede, stellt sie sich dazwischen und wird laut. Mein Mann und ich können keinen Satz beenden. Verabredungen mit ihr drehen sich nur um sie. Den ganzen Tag möchte sie mit mir reden und alles nur mit mir machen. Natürlich male ich gerne mit ihr und beantworte ihre Fragen. Aber sie hört mir nicht zu. Egal was ich antworte, sie fragt einfach noch einmal. Es ist so ermüdend. Zum Schluss werde ich oft laut, weil ich sie nur so auf Abstand halten kann.

Ich habe noch ein zweites Kind. Mein Sohn ist 1 1/4 und total pflegeleicht. Er spielt alleine, hat immer gute Laune und schreit nie rum. Alles ist so viel einfacher. Ich versuche trotzdem beiden Kindern gleich viel Liebe und Aufmerksamkeit zu geben. Aber häufig kommt der Kleine einfach zu kurz.

Wird das irgendwann besser? Was kann ich tun, damit meine Tochter mich nicht völlig vereinnahmt? Sie bekommt natürlich auch ihre "Exklusiv Zeit" 😉

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Lässt deine Tochter mit sich reden, also könnte man ihr - natürlich kindgerecht - erklären was das Problem ist, also dass dieses ständige Theater furchtbar anstrengend ist, und mit ihr Regeln ausmachen? Kann sie erklären was ihr Problem mit bestimmten Dingen ist?
Vielleicht würde auch sowas wie Ergotherapie helfen?

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Man kann tatsächlich über alles mit ihr reden. Sprachlich ist sie auf dem Niveau eines Schulkinder. Emotional ist sie aber drei 😂 An manchen Tagen habe ich die Geduld, alles zu erklären, manchmal muss es aber einfach schnell gehen und funktionieren. Es sind schließlich die gleichen Abläufe, jeden Tag 🤷‍♀️ In der Kita klappt alles übrigens wunderbar 🙈

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Ich bin mir nicht sicher, ob es in eurem Fall hilft, aber in der Arbeit kommt es recht häufig vor (klar, bei 50 kleinen Kindern), dass ein Kind einem ins Gespräch platzt, weil es gerade etwas furchtbar wichtiges mitzuteilen hat. Aber wenn ich gerade im Gespräch, oder in Interaktion mit einem anderen Kind oder einer Kollegin bin, mache ich das meistens schon intuitiv so, dass ich mit dem Unterbrecherkind nonverbal kurz durch Handzeichen kommuniziere, dass es einen Moment warten soll. Das kann sein, indem ich ein Warte-Handzeichen gebe, oder dem Kind kurz die Hand auf die Schulter lege. Manchmal funktioniert das aber auch nicht, da unterbreche ich das Gespräch kurz und sage dem Kind, dass ich mich gerade mit Xy rede, und es jetzt kurz warten muss, dann höre ich ihm zu. Das funktioniert (zumindest bis jetzt) so gut wie immer.
Ob es privat funktioniert, weiß ich nicht. Wenn nicht, würde ich im nächsten Schritt absichtlich auf ihre Unterbrechungen nicht mehr eingehen und sagen, ich kann dich nicht hören, oder ich kann dich nicht verstehen.
Dass sie selbst nicht zuhört oder nicht zuhören kann, das würde ich mal untersuchen lassen. Möglicherweise hat sie eine Wahrnehmungsstörung oder ein Aufmerksamkeitsdefizit.

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Na klar, ich bitte sie zu warten. Aber es wird immer schlimmer. Früher konnte sie kurz warten, jetzt schreit sie einfach rum. Also sie singt oder brabbelt oder spricht in einer Fantasie Sprache und wird immer lauter. Alternativ einfach Mama, Mama, Mama, Mama.... Bis ich reagiere. Sie bekommt wirklich viel Aufmerksamkeit. Aber jetzt habe ich den Punkt erreicht, wo ich körperlich und mental zu erschöpft bin.

Was für eine Wahrnehmung Störung könnte das sein?

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Übrigens, dass alles ein Kampf wird, könnte auch - muss aber nicht - auf eine Wahrnehmungsstörung deuten. Es könnte daran liegen, dass bei Umbruchsituationen (wie alltäglich sie auch sein mögen) in dem Moment für deine Tochter eine Reizüberflutung im Kopf stattfindet. Nur eine Theorie. Vielleicht hilft euch eine Eieruhr, mit Ankündigung. Oder ALEXA 😉
Kann natürlich auch sein, dass es Trotzverhalten ist, es könnte auch wieder Aufmerksamkeitshascherei sein. Das müsstest du zuerst rausfinden um dann richtig zu reagieren.

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Jetzt lese ich Wahrnehmung Störung in jeder Antwort. Vielleicht passt das bei meiner Tochter. Was sind denn Wahrnehmungsstörungen und wie äußert sich das? Normal ist mein Kind nicht. Das wusste ich immer und das ist okay für uns. Sie ist verbal sehr stark - laut Kita etwa auf dem Niveau einer Drittklässlerin. Sie spielt auch gerne mit älteren Kindern und orientiert sich an Erwachsenen. Sie philosophiert viel und hat viele Ängste. Manchmal denke ich, sie ist hypersensibel, weil sie so stark auf alles reagiert.

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Du schreibst ja grad selbst, dass sie "nicht normal" ist. Dann lass doch einmal eine gute Diagnostik bei einem Psychologischen Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche machen. Dein KiA sollte dir da weiterhelfen können zwecks Anlaufstellen.
Wenn sie nichts hat, hat sie nichts. Aber wenn da doch was ist, hat "das Kind endlich einen Namen" und ihr könnt es besser einordnen und weitere Schritte planen. Meiner Meinung nach habt ihr da kaum was zu verlieren und viel zu gewinnen!
Alles Gute euch

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