Wie Betreuung geregelt?

Unser Kind ist noch nicht geboren, aber ich frage trotzdem, weil ich gerade einen schockierenden Artikel über die Betreuung von Kleinkindern (Schaden und Nutzen) gelesen habe (https://www.focus.de/familie/eltern/sehnsucht-kleiner-kinder-fremdbetreuung-wie-kleine-kinder-unter-der-trennung-von-den-eltern-leiden_id_10842434.html).

Kann mir jemand von euch gute und seriöse Literatur zu diesem Thema empfehlen? Am besten auch gute Studien.

Wie habt ihr es bei euren Kindern geregelt, sodass keiner zu kurz kommt?

Wir wollten eigentlich mit etwa 14 Monaten mit der Eingewöhnung anfangen. Wir haben viel in unsere Ausbildung investiert und in unseren Berufen ist es nicht gut, wenn wir lange ausfallen.

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Also abgesehen davon, dass dieses Thema insgesamt sehr kontrovers diskutiert wird ist der von dir verlinkte "Artikel" kein wirklicher Artikel sondern ein extrem subjektiver, aus Einzelschicksalen gespeister Kommentar.
Ich finde dieses Wort "Fremdbetreuung" an sich schwierig. Das klingt, als würde das Kind jeden Tag von jemandem betreut, den es vorher noch nie gesehen hat. Aber so ist es ja nicht. In der Regel findet eine mehrwöchige Eingewöhnung statt, an dessen (erfolgreichen!) Ende die Erzieherinnen keine Fremden mehr sind sondern vertraute Personen zu denen das Kind eine Beziehung aufgebaut hat. Wenn man das als "fremd" ansieht weil es nicht die Eltern sind, müsste man dann nicht auch eine Betreuung von Oma oder Tante etc als "fremd" ansehen? Davon abgesehen entwickelt das Kind in den ersten Monaten bereits eine (mehr oder weniger) sichere Bindung zu den Eltern, die selbstverständlich nicht zerstört wird, nur weil weitere Bezugspersonen dazu kommen.

Abgesehen von dem Aspekt wie es dem Kind geht finde ich auch, dass man auch immer gucken sollte wie es der Mutter geht. Wenn die Mutter damit glücklich und zufrieden ist, 3 Jahre oder mehr zu Hause zu bleiben und keiner Erwerbsarbeit nachzugehen und evtl danach nie wieder im eigentlichen Beruf Anschluss zu finden - prima. Wenn aber der Beruf Teil der Identität der Mutter ist und es sie selbst unglücklich machen würde, sollte sie dann dieses "Lebensunglück" in Kauf nehmen, um dem Kind um jeden Preis eine "Fremdbetreuung" zu "ersparen"?

Ich denke meine Meinung zu dem Thema ist deutlich geworden. Die Entscheidung was für dich und für euch als Familie richtig ist, kann hier keiner für dich treffen.

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Wie habt ihr es denn gehandhabt und was sind deine Erfahrungen?
Ich will gar keine Grundsatzdebatte anfangen, sondern einfach nur eure Erfahrungen hören. Alle Eltern in meinem Umfeld haben ihre Kinder in die Krippe gebracht, deshalb kenne ich nur diese eine Seite.

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Unsere Tochter hat mit 18 Monaten die Eingewöhnung begonnen. Wir haben die Krippe sorgfältig ausgesucht und mit Absicht eine sehr kleine U3-Kita mit nur 2 Gruppen=20 Kindern ausgewählt. Pro Gruppe sind immer 3 Erzieherinnen da, der Betreuungsschüssel ist also ca 1:3. Bei der Eingewöhnung kam es NIE zu einer Situation in der unsere Tochter verzweifelt geweint hat bei der Trennung, alles lief in ihrem Tempo ab. Nach 5 Wochen war sie komplett ohne weinen eingewöhnt und hat dort auch Mittagsschlaf gemacht. Alles ohne Drama. Inzwischen ist sie am Wochenende traurig dass die Kita zu hat und hat über die Weihnachtsferien immer mal wieder gefragt, ob die Kita denn IMMERNOCH zu hat. Sie geht also wirklich gerne hin und toleriert es nicht nur.
Vermutlich ist es aber sehr Kind-abhängig, wie gut eine Eingewöhnung in dem Alter klappt.

Für mich persönlich wäre es nicht in Frage gekommen, 3 Jahr oder länger zu Hause zu bleiben, es sei denn in einem ganz besonderen Extremfall. Ich arbeite gerne und mag meinen Job. Er ist Teil meiner Identität und ich brauche die kognitive Herausforderung. Inzwischen arbeite ich ca. 28h/Woche und das funktioniert sehr gut

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Huhu! Ich find es schön dass du dir Gedanken machst. Total viele Eltern die ich kenne geben ihr Kind mit 12 Monaten in die Krippe und müssten das nicht.
Es gibt viele Texte und Bücher die eine unter drei Betreuung kritisch sehen.
Jesper Juul z.b sieht das ganze Kita Konzept als eine Lösung für die Eltern, weniger für die Kinder.
Wenn du dein Kind mit 14 Monaten in die Krippe geben musst, dann ist das so und dein Kind wird auch tolle Erfahrungen da machen und anderen Kindern( die noch nicht in der Krippe sind) in vielen Dingen voraus sein.
Ich habe auch viel Zeit in meine Ausbildung gesteckt, habe zwei mal studiert, insgesamt 14 Jahre.
In meine Tochter hab ich aber auch viel "Zeit gesteckt".
Habe sie mit 3,5 Jahren in den Kindergarten gebracht, 6 Wochen Eingewöhnung.
Ich bin wieder schwanger und verzichte auf viele Dinge damit ich wieder so lange Zuhause bleiben kann, beziehungsweise mein Mann.
Das ist ein ganz sensibles Thema, bei dem sich viele Eltern schnell angegriffen fühlen, du musst da deinen eigenen Weg finden.
Liebe Grüße!

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Vielen Dank für deine Antwort.
Wir müssen unsere Tochter eigentlich nicht betreuuen lassen. Mein Mann und ich verdienen beide genug Geld, dass einer von uns die ersten 3 Jahre zu Hause bleiben könnte. Es ist für uns beide aber schwer, danach wieder Anschluss im Beruf zu finden.
Ich gebe zu, dass ich mir nie viele Gedanken darum gemacht habe, dass auch eine gute Einrichtung schlechte Folgen für das Kind haben kann. In unserem Umfeld ist eine frühe Fremdbetreuung ziemlich normal.

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Bei uns auch. Wohne in einer Großstadt, da war ich eine der wenigen die so lange zuhause war. Ich habe mir da vorher nie Gedanken drüber gemacht. Als meine Tochter dann mit 1,5 Jahren einen festen Kita Platz hatte(weil man das halt so macht), hab ich mich erstmals damit auseinandergesetzt und gemerkt wie falsch sich das anfühlt. Mit 3,5 Jahren war das nicht mehr so ein heftiges Anti Gefühl😄

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Ich habe meine Kinder aus einem Bauchgefühl heraus zuhause behalten.

Meine Güte, hat mich der Artikel erschüttert!

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Bist du zu Hause geblieben oder dein Mann? Sind eure Kinder später noch in den Kindergarten gegangen (ab wann) oder sind sie bis zur Einschulung zu Hause geblieben?
Hatte es (große) Konsequenzen für deine Arbeit?

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Ich war zuhause. Papa hat nur jeweils die zwei Papamonate zusätzlich genommen.

Sie sind dann erst nach dem dritten Geburtstag gegangen, mit etwa 3,5. Und nur halbtags ohne Mittagessen.

Ja, es ist nicht ganz leicht nach etwas über 6 Jahren Pause als "Teilzeitmutter" wieder einzusteigen.

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Müsst/wollt ihr nach 14 Monaten beide schon wieder Vollzeit arbeiten, oder ginge es evtl. bei einem oder beiden von euch auch mit Stundenreduktion?

Ich habe selbst nach 8 Monaten wieder geringfügig bzw. nach 14 Monaten Teilzeit zu arbeiten begonnen. Muss aber zugeben, dass ich das auch nur gemacht habe, weil der Kleine in der Zeit bei meinen Eltern ist.

Ich finde es gut und sehr wichtig, dass es auch für die Kleinsten schon Betreuungsangebote gibt, weil es bei manchen einfach sein muss. Aber da es bei uns zum Glück auch anders geht, hätte ich mich wohl nicht überwinden können, den Zwerg so jung schon in fremde Hände zu geben. Im Zweifelsfall wäre ich eher länger daheim geblieben, aber da hätte ich schon Sorge gehabt, den Anschluss zu verlieren. Und finanziell ist es so natürlich auch angenehmer (wir haben erst vor 2 Jahren ein Haus gekauft).

Um fachlich dranzubleiben, müssen es meist keine 40 Wochenstunden sein, dann müsste das Kind zumindest nicht Vollzeit fremdbetreut werden. Die Frage ist nur, ob der Arbeitgeber da mitspielt. Bzw. wenn ihr in der Forschung arbeitet (Post-Doc?), bin ich mir auch nicht sicher, wie sinnvoll da Teilzeit ist.

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Hattest du den Eindruck, dass dir oder eurer Beziehung etwas verloren ging durch die Betreuung? Hat dein Mann weiter voll gearbeitet?

In meinem Betrieb wird es nicht so gerne gesehen, wenn man die Stunden reduziert. Das macht mir auch Sorgen.

P.S. Weil du es schreibst: In dem Artikel stand, dass es gar keinen Unterschied macht, ob ein Kind in Armut aufwächst oder über 10 Stunden in einer Gruppe in der Krippe betreut wird. Das hat mich echt geschockt. Da suche ich jetzt nach weiterer Literatur.

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Ich möchte noch anfügen, dass ich schon sehr froh bin, nicht Vollzeit zu arbeiten. Am besten wäre es, wenn sowohl mein Mann als auch ich jeweils 75% arbeiten würden, bei ihm geht das aber im Moment nicht.

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Es ist wie mit allem. Es kommt drauf an, wie die Ausführung ist. Meine kids waren in einer sehr kleinen privaten Krippe mit sehr gutem Betreuungsschluessel. Alles hat gepasst. Ich habe geweint als meine in den Kiga kamen. Normaler kiga halt. Ich bekam bisher nur Gutes zuhören. Wie sozial meine sind. Ich habe halt versucht wenn ich mit meinen zusammen war,dass sie viel Mama Zeit hatten. Sie wurden sehr lange gestillt z. B. jeder sollte seinenWeg finden.

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Mir ging es wie dir. Ich war schwanger und wollte meine Tochter mit 2 zur Tagesmutter geben, bzw eigentlich war der Plan direkt das zweite hinterher und Nummer zwei dann allerdings mit 18 Monaten zur Tagesmutter geben. Ich habe auch solche Artikel gelesen und Interviews gesehen (die Seite der Glücksknirbse hat da ein gutes Interview zum Thema) und mir kamen Zweifel. Nummer zwei kam wie geplant, so dass die Große erst mit 3 in den Kindergarten ging. Wie gesagt, es kamen uns Zweifel ob wir unsere zweite Tochter so früh abgeben sollten und wir haben uns dagegen entschieden. Dafür war ich jetzt 5 Jahre aus meinem Beruf draußen. Wir haben bewusst diese 5 Jahre in unsere günstigeren Wohnung gewohnt, und mit etwas ersparten das letzte Jahr zu Hause gut überbrückt. Für uns war das die richtige Entscheidung. Unseren Kindern hat es sehr gut getan. Was sind schon ein paar Jahre, auf das komplette Berufsleben. Die Kleine geht jetzt seit kurzem in den Kindergarten und ich wieder zur Arbeit. LG

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Danke für deine Erfahrung. Die Seite gucke ich mir mal an.

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Liebe TE,

den Artikel finde ich absolut gruselig. Das Thema Fremdbetreuung ist eh ein ziemlich sensibles Thema. Es gibt bei Urbia Threads, da hauen sich Mütter, die nach einem Jahr wieder anfangen zu arbeiten(da gibt es genug Gründe für) und Mütter, die jahrelang über die normale Elternzeit (muss jeder selber wissen) auf deutsch gesagt verbal gegenseitig die Köpfe ein, was richtig oder falsch ist. Worüber ich teilweise auch nur den Kopf schütteln kann.

Kucke dir bitte Krippen bzw. Kitas oder auch Tagesmütter ein und mache dir selber ein Bild davon, welche gehen oder nicht gehen. Höre auf dein Herz- und Bauchgefühl.

Meine beiden Kinder kamen leider erst mit 3 Jahren in den Kindergarten, da es damals noch keinen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz gab. Ich würde es heute wohl etwas anders machen. Ich bin nun mal keine Mutti gewesen, die jahrelang zu Hause bleiben wollte. Als der Große 14 Monate alt war fing ich stundenweise wieder an zu arbeiten. Er wurde von meinem Mann betreut. Der Kleine ging mit 2,5 Jahren zur Tagesmutter bevor mit 3 in die Kita kam.

Wie jeder das mit der Fremdbetreuung handhaben will muss jeder selber wissen.

LG Hinzwife

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Hat dein Mann auch seine Stunden reduziert, damit er die Kinder betreuuen kann, oder ging das trotz Vollzeit?
Glaubst du, dass es Auswirkungen auf Familienleben und eure Ehe hatte?

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Ja also das Wort "gruselig" trifft den Artikel echt gut! Danke!

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Unsere Kinder sind mit einem guten Jahr 3 Tage die Woche für ein paar Stunden zur gleichen Tagesmutter gegangen. Für uns und unsere Kinder eine tolle Lösung. Dort wurden immer nur maximal 3 Kids betreut, die Tagesmutter ist ein Goldschatz, umsorgt und erzieht die Kids liebevoll, unternimmt viel mit ihnen ist einfach ein toller Mensch. Inzwischen sind wir gut befreundet und inzwischen geht, nach unserer Großen, auch unser Kleiner hin.
Wenn es für euch beide okay ist, dann wird es auch für das Kind in Ordnung sein. Man muss ja nicht gleich übertreiben und das Kind täglich 8 Stunden abgeben. Außerdem kann sich, bis es soweit ist, noch einiges ändern. Ihr werdet euch vielleicht total durch das Kind verändern. Ein Baby lässt das ganze Leben plötzlich in einem ganz anderen Blickwinkel erscheinen. Vor den Kindern dachte ich auch, ebenfalls Akademikerin, dass mein Beruf das Wichtigste wäre. Nach dem 1. Kind und dem 2. steht für mich persönlich fest, dass es keine wertvollere Aufgabe im Leben gibt, als die eigenen Kinder beim Großwerden zu begleiten. Jeglicher Beruf, egal welcher Rang und welches Ansehen ist lachhaft gegen die Aufgabe das eigene Fleisch und Blut aufzuziehen.

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Danke für deine Erfahrung.
Die meisten Artikel und Studien, die ich finde, sprechen nur über Krippen und gar nicht über Tagesmütter oder Betreuung durch die Großeltern (das ist bei uns aber eh nicht möglich).

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Meine Tochter geht seit sie 12 Monate ist in die Krippe, die Beschreibungen aus dem Artikel treffen bei uns definitiv nicht zu.

Eingewöhnung hat ca 5 Wochen gedauert, mit sehr wenig Weinen, anfangs war sie 9:30 bis 12, inzwischen (15 Monate) 9:30-15.
Sie weint beim Abgeben normalerweise nicht und ist beim Abholen fröhlich und ausgeglichen.
Ausnahme war, als wegen vielen Kranken nur Springer als Betreuer da waren für 2 Tage. Da war sie beim Abholen und danach wirklich ko und unzufrieden.

Ich arbeite 30h 8-14 Uhr, mein Partner bringt sie hin, ich hole ab. Für uns alle 3 klappt das sehr gut. Länger würde ich sie aber nicht dort lassen noch, so ist doch noch gut Familienzeit möglich.
Karrieretechnisch werde zumindest ich mit den 30h für voll genommen und bin vermutlich gleich produktiv wie mit Vollzeit.

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Zum Artikel finde ich übrigens, der ist recht klassisch dafür, wie unsachlich und emotional die Diskussion hier von beiden Seiten oft geführt wird.

Es ist sicherlich kein Schaden, wenn ein Kind länger (nur) bei der Mutter ist. Man sitzt ja da auch normalerweise nicht nur zuhause rum, sondern trifft sich mit anderen Müttern usw (schon weils sonst einfach zu langweilig wäre).

Fremdbetreuung ist sicher auch anstrengender für ein kleines Kind als wenn sich ein Erwachsener 100% um es kümmert, weil es halt zurückstecken muss. Aber hier zu sagen, man wäre quasi automatisch traumatisiert, ist doch Quatsch.

Den größten Teil der Menschheitsgeschichte wurden Kinder vom ganzen Clan aufgezogen, dh da hat sich natürlich nicht nur die Mutter gekümmert, sondern auch andere Erwachsene, die dem Kind vertraut waren.
Und da war auch ganz sicher nicht ständig ein Erwachsener auf ein Kind ständig 100% fokussiert, sondern da haben die Erwachsenen halt gearbeitet oder sonstwas gemacht und die Kinder haben nebenher gespielt.

Dh im Grunde nicht so verschieden von einer Krippe, WENN die Betreuer einigermaßen stabil sind und der Betreuungsschlüssel gut ist.

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"Den größten Teil der Menschheitsgeschichte wurden Kinder vom ganzen Clan aufgezogen, dh da hat sich natürlich nicht nur die Mutter gekümmert, sondern auch andere Erwachsene, die dem Kind vertraut waren. "

Und sie waren über mehrere Stunden bei den Tanten weil die Neandertalermutter ne 30 Stunden Woche im Steinbruch hatte wo sie ihr Kleines wegen Arbeitssicherheitsbestimmungen nicht mitnehmen konnte oder wie muss man sich das vorstellen?

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