Einjähriger will rangeln

Mich interessiert zu Folgendem einfach mal eure Meinung:

Mein Sohn hat im Moment sehr viel Spaß daran, mit uns zu kämpfen/zu raufen. Oft wenn man irgendwo sitzt oder liegt, kommt er angerannt, grinst, springt auf einen drauf uns fängt an "zu kämpfen". Sieht so aus, wie wenn z.B. junge Tiere miteinander rangeln. Das geht teilweise eine halbe Stunde lang.
Wir raufen dann auch oft mit, da wir es egtl gut finden, dass er so etwa seine Energie raus lässt und seine Kraft/seinen Körper einzuschätzen lernt. Wir Kugeln uns dann teilweise richtig über den Boden. Er hört aber auch sofort auf wenn wir "Aua" rufen, falls er uns z.B. mal mit dem Fuß erwischt hat oder uns beim Festhalten kratzt etc.
Das Problem dabei ist jedoch, dass er das in letzter Zeit auch bei gleichaltrigen Kindern probiert, die meistens dann weglaufen/weg krabbeln oder auch weinen. Er versteht das dann oft nicht, läuft hinterher und versucht es 1-2 mal weiter oder weint auch.
Ältere Kinder aus der Familie oder dem Freundeskreis gehen aber auch manchmal darauf ein und rangeln eine Runde mit ihm.
Neulich hat mich aber eine andere Mutter angefahren, ich sollte das komplett verbieten, da dass ein Zeichen von Aggression ist. 😒
Lernt er irgendwann selber, dass einige das nicht möchten oder sollte ich da zum Schutz der anderen eingreifen? Sollte man so etwas ganz verbieten oder ist so ein Spiel ok?
Er ist motorisch sehr weit und rennt den halben Tag durch die Gegend, klettert auf alles drauf, schiebt Kleinmöbel von A nach B etc. Braucht er vlt irgendeinen Ausgleich weil er körperlich nicht ausgelastet ist oder ist das ein völlig normaler Entwicklungsschritt im Bezug auf "Spielen"? Dachte ich versuche mal ihm Kleinkinderturnen oder so etwas um ihn besser auszulasten.

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Ringen und Raufen ist kein Zeichen von Aggression. Es ist ein wesentliches Verhalten. Manche Kinder tun dies halt ausgeprägter als andere Kinder. Als Mama ist es natürlich auch sportlich, da du für die Unversehrheit verantwortlich bist. Begleite und sei dabei. Greife ggf ein. Lass dich nicht angreifen. Steh hinter deinem Kind.
Regeln sind hierfür immens wichtig. Die erlernt dein Kind natürlich in der Situation selbst. Also in den Momenten in denen ihr mit eurem Kind ringt und rauft. Es ist super, dass er bei dem Wort Aua aufhört. Wir benutzen da Wort „Spielstop!“ (es gibt ja auch anderen Gründe außer Schmerz um eine Situation beenden zu wollen).
Ich denke, es ist Zeit vermehrt Spielverabredungen mit „Gleichgesinnten“ Kindern zu verabreden.
Kinderturn einen ist auch eine gute Idee! Zumal er so jung ist und die meisten Initiativen die Kampfkünste und ähnliches anbieten, erst etwas ältere Kinder aufnehmen. Ich würde mich generell nach sowas wie Kung Fu, TaekWonDo, Karate, PencakSilat, Vovinam, o.ä. umsehen. In einem regelgeleiteten Umfeld kann er seine Fähigkeiten vielleicht entfalten.
Wenn du das Stichwort „Ringen und Raufen“ (im didaktischen Kontext) googelst findest du sicher noch mehr Input!

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Danke für die Antwort!

Die Idee mit dem "Spielstop" finde ich gut! Es kann ja immer mal was sein, wo man einfach unterbrechen muss.
Da ich schwanger bin, arbeiten wir z.B. gerade daran, ihm verständlich zu machen, dass mein Bauch keine Angriffsfläche ist. Beim Gesicht hat er es nach ein paar Wochen auch verstanden, denke das klappt schon.
Ich spiel da aber auch gerne mit und hab meinen Spaß dran. Wenn er sich von der Sofalehne aus mit lautem "Aaaah" auf einen stürzt hat das schon was von Wrestling! Manchmal springt er auch vorbei! 😄

Unser Sportverein vor Ort bietet Taekwondo, Boxen, Karate und Fußball an. Die jüngsten dürfen ab 3 starten, ich denke das lass ich ihn wenn er alt genug ist mal duchprobieren.
Ein Dorf weiter gibt es sonst noch Ringen und Klettern ab 6 Jahren.
Ich denke wir finden da schon was, was ihm Spaß macht und gut tut.

Ab April geht er 5 Stunden am Tag in die Kita in eine altersgemischte Gruppe, die zweimal in der Woche in die Turnhalle geht und auch sonst viel draußen ist. Das sind für ihn auch nochmal ganz neue Möglichkeiten.

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Er wird es irgendwann lernen, dass andere das nicht wollen bzw er wird deren „Stopp“ erkennen und bis es soweit ist, musst du zum Schutz der anderen eingreifen und ihm immer und immer wieder erklären, dass andere das nicht möchten. Wird anstrengend werden, aber Freiheit hört da auf, wo andere sich „bedroht“ fühlen.
Verzeih bitte, falls der letzte Satz zu „hart“ rüberkommt, mir fällt bloß keine andere Formulierung ein 🙈.
Ein Zeichen von Aggression ist es meiner Meinung nach nicht, dafür ist er noch viel zu klein. Er findet nichts Schlimmes daran, weil es macht Spaß und Mama&Papa spielen ja so mit ihm.
ICH persönlich mag diese Art von Spielen überhaupt nicht 🙈, mein Mann rangelt gerne mit unseren 2- und 4-jährigen Jungs so. Sie fordern es aber nicht so ein, sind eher ruhigere Kinder. ABER dadurch, dass ICH das nicht mag und auch NICHT mitspiele (und die kleine 1-jährige Schwester auch nicht), lernen die beiden Jungs sofort und spielerisch, dass andere das halt nicht wollen. Sage dann auch immer „Stopp. Ich will nicht mitspielen“ oder halt „Nein“, aber meist versuchen sie gar nicht erst, uns zu integrieren (sie wissen ja, ich spiele nicht mit).

Ja, dein Kind scheint lebhafter/aktiver zu sein, der viel Kraft/Power hat. Geht viel raus, Laufrad fahren (wenn er es schon kann), Kinderturnen, schwimmen, Spielplatz

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Das mit dem Laufrad klappt noch nicht so wie gedacht, er ist ein paar mal gefahren aber meist steigt er sofort ab und schiebt lieber oder nutzt es zwischendurch als Sitzgelegenheit oder um Steine, Grashalme etc die er gefunden hat da drauf zu transportieren. Haben ihm extra Taschen für den Lenker und für hinten besorgt, damit er da alles rein packen kann. 😅

Spielplatz findet er auch doof, zumindest die Spielgeräte, den Sandkasten etc, aber die anderen Kinder findet er toll! Denke er wird sich freuen, wenn er ab April in die Kita darf. Einige Kinder kennt er schon vom Spielplatz.

Wir waren seitdem er 4 Monate alt war jeden Freitag beim Babyschwimmen, das fand er auch super! Leider ist er mit 12 Monaten dafür nun zu alt und in den Kleinkindkurs darf er erst mit 1,5 Jahren.

Wir probieren mal ein bisschen rum, wie wir den kleinen Wirbelwind beschäftigen können und passen auf, wenn es den anderen Kindern zu viel wird. Kleinkinderturnen starten auch schon nächste Woche, bin mal gespannt was er davon hält.

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Hi,

Meine Beiden (5 und bald 2 Jahre) machen das auch, der Große aber noch mehr.
Am liebsten mit Papa, ich mache zwar auch mit, aber Papa scheint es besser zu machen 😂.

Ich finde es toll, wenn sie da am kämpfen und raufen sind. Es ist gut für die motorische Entwicklung und auch fürs Körpergefühl.
Mein Großer ist auch ein ganz Lieber, klar schubst und haut er auch mal, aber er weiß inzwischen, dass man es nicht darf und vorsichtig sein muss.

Also macht ruhig weiter und erklärt eurem Sohn, dass es eben nicht mit jedem so geht. Er wird es irgendwann verstehen, solange müsst igr ihn eben aus der Situation nehmen.
Turnen ist da auch eine super Alternative und schwimmen gehen. Mit Mama und Papa im Wasser rangeln macht noch mehr Spaß, meine Beiden lieben es, ins Wasser geschmissen zu werden 😁.

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Hallo,

meiner Meinung nach, gehört das zur normalen Entwicklung von Kindern dazu. Jungs machen das mehr, aber ich kenne das auch von unserer Tochter.

Wenn man das komplett unterbindet, ist der "Erfolg", dass die Kinder nicht einschätzen können, wo Schluss sein sollte, damit der andere nicht ernsthaft verletzt wird.
Sich nie körperlich auseinander setzen oder freundschaftlich rangeln, tun die wenigsten Kinder. Wenn die Eltern daraus ein Drama machen, wird das nur dahin verschoben, wo sie es nicht sehen.

Wenn kleine Kinder rangeln, passiert normalerweise wenig. Wenn Grundschulkinder rangeln oder sich prügeln, die nicht wissen, wo es ernst wird, kann das schon anders ausgehen.

Ich glaube auch, dass einige ernste Verletzungen oder sogar Todesfälle, die passieren, wenn sich Jugendliche prügeln, darauf zurück zu führen sind, dass heute bei jüngeren Kindern alles in der Richtung vielfach als "Gewalt" sofort unterbunden wird, so dass die Jugendlichen gar kein Gefühl mehr dafür haben, ab wann es gefährlich wird.
Die kennen das nur aus Computerspielen und da passiert ja nicht viel, wenn man einer anderen Figur einmal vor den Kopf tritt.

Unserem Sohn hat in der Grundschule mal ein anderer Junge recht heftig die Finger umgeknickt. Als unser Sohn am nächsten Tag mit Verband kam, war der andere Junge ganz erschrocken und hat er sich tausendmal entschuldigt.
Er meinte das nicht so, konnte es aber nicht einschätzen.

In unserem Kindergarten hatte sich die Leitung ausführlich mit dem Thema beschäftigt und hat letztendlich beschlossen, Rangeleien beim Turnen auf einer dicken Matte zu erlauben, wenn und solange beide Kinder einverstanden waren.

LG

Heike

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Wir denken auch, dass es eher Vorteile hat, wenn er schon früh ein Gefühl für seine Körperkraft bekommt und generell viel körperlich ausprobiert.
Wir lassen ihn z. B. auch auf das Sofa oder Bänke klettern und nach ein paar mal zeigen, hatte er verstanden, dass er runter kommt, indem er sich mit den Füßen voran langsam wieder runter lässt.
Wir hoffen, dass er so später eine Idee bekommt, was er seinem Körper zutrauen kann bzw. wie er seine Körperkraft einsetzen kann oder auch zurücknehmen muss um anderen nicht weh zu tun.
Na klar kann er das jetzt noch nicht, aber wir sehen es als Anfang des Lernprozesses.

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Ich halte es für normal und gesund. So lernt er nicht nur seine Kräfte einzuschätzen, sondern kann tatsächlich auch Aggressionen abbauen oder vorbeugen (zumindest sagt Jesper Jul so etwas, ich kriege den genauen Wortlaut nicht mehr zusammen, aber das kann man sicher googeln). Er muss halt lernen, dass nicht jeder rangeln möchte und da musst du ihm bei helfen. Ansonsten, weiter so. :)