Verlustängste oder doch was anderes?

Hallo ihr lieben.
So langsam weiß ich nicht mehr weiter. Meine Tochter hatte nun ihren Papa von November bis Ende Mai zu Hause gehabt. Da der lockdown war. Nun ist Papa wieder arbeiten und seit dem fängt das Drama an. Sie war sonst relativ entspannt und man konnte gut mit ihr reden. Nun sind die Tage ohne Papa da und sie fragt nachts 2-3 mal nach ob Papa da ist. Sie hatte vorher immer gut geschlafen. Ab und an mal, aber die Regel war das sie gut durchgeschlafen hat. Seit nun über einer Woche ist das nicht mehr. Ich habe daher das Gefühl das sie verlustängste hat. Was sie ja nicht braucht, der Papa kommt ja wieder.
Aber es ist nicht nur der Papa, auch gestern waren wir bei Oma und Opa und als wir zu Hause waren, hatte sie sehr stark geweint und wollte zurück zu Oma. Es sind momentan echt viele „ Machtkämpfe“ die sehr nerven zählend sind, dazu noch Schlafmangel. Sie ist 2;9 Jahre alt. Jetzt weiß ich nicht ob es die „ trotzphase“ ist oder doch etwas anderes. Wie gesagt sie brüllt oft und ihr liebstes Wort ist nein. Meine anfängliches Verständnis schwindet so langsam in Ratlosigkeit. Ich möchte ihr auch nicht immer ihren Willen geben. Oder ist die Ansicht falsch? Wie gesagt ich weiß nicht mehr weiter und brauche Tipps.
Bevor der Papa wieder arbeiten war, war er nicht so angesagt und durfte sie nicht mehr ins Bett bringen. Spielen ja, aber sonst eher weniger. Also verstehe ich ihre Art nicht.

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Ich finde es völlig normal, dass eine so große Veränderung deine Tochter aus dem Gleichgewicht bringt und massiv verunsichert. Das ist bei uns schon so, wenn einer 10 Tage wegen Urlaub/krank zu Hause war und dann wieder geht.

Für ein Kleinkind sind das doch beängstigende Themen: "Plötzlich ist Papa für längere Zeiten weg, hat er vielleicht vor uns ganz zu verlassen?" "Warum ist er nicht mehr bei uns, es muss ja einen schlimmen Grund geben, sonst würde er uns doch nicht so lange alleine lassen, er gehört doch zu uns!" "Was soll ich denn machen, wenn ich ihn plötzlich doch mal brauche?" "Oh nein, Oma und Opa kann ich auch nicht herbei holen, wenn ich sie mal brauche, auf niemandem kann man sich verlassen, alle können jederzeit weg sein! Was mache ich, wenn Mama anfängt, sich auch so zu verhalten, dann bin ich ja ganz alleine!"

Ich würde ihre Ängste ernst nehmen und ihr diese Themen immer wieder geduldig erklären, damit sie versteht, dass der Papa zu vorhersehbaren Zeiten zuverlässig wieder kommt, dass man ihn vielleicht in einem Notfall (also ich meine echte Notfälle aus Erwachsenensicht) erreichen kann und er dann auch schnell herkommen würde. Dass nie Mama und Papa gleichzeitig weggehen würden und immer jemand für sie da sein wird etc.

Mit der Zeit wird sie sich natürlich auch wieder dran gewöhnen, aber es ist aktuell eine emotionale Herausforderung für sie und da braucht sie eben von ihren Eltern mehr Geduld und Unterstützung als sonst.

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Hallo, danke für die Erklärung. Manchmal fühlt man sich einfach wie vor einer Wand.
Ich erkläre es ihr immer, sage ihr auch immer das sie von Mama und Papa sehr geliebt wird. Das ist das abendliche Ritual. Nur bin ich schon am überlegen das sein zu lassen, da sie das eher traurig macht also fröhlich wie sonst.
Jedes Wort meine ich dabei ernst und möchte sie damit stärken. Aber zur Zeit erziele ich das leider nicht.
Ich hoffe sehr das sie sich an die Situation schnell wieder gewöhnt und es Alltag wird. Das sie weiß, dass sie niemals alleine ist. Einer von uns immer in ihrer Nähe ist. Egal wer.
Nur der Weg zu der Erkenntnis ist das Ziel. Sie ist leider auch nicht so die große kuschlerin, das man ihr dadurch den Halt geben kann den sie braucht. Was das Ganze erschwert.
Aber danke nochmal für die Erklärung ihrer Sicht.. du hast einige Aussagen denke ich mal auf den Kopf getroffen. Die mich bestimmt wieder etwas anders reagieren und agieren lassen. Danke dafür.

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Hey, November bis Mai ist eine lange Zeit für so kleine Kinder. Sie war jetzt daran gewöhnt das ihr beide zu Hause seid, das ist jetzt ne große Veränderung für sie.
Ich denke wenn sie sich wieder an den Alltag gewöhnt hat, dann klappt es auch wieder besser mit dem Schlafen.
Das wird aber bei vielen Veränderungen, immer mal wieder kommen, das sie das ganze im Schlaf verarbeitet u.a auch wenn das Baby da ist.

Unsere Töchter sind ja gleich alt, wenn du hier manchmal zuhören würdest, würdest du wahrscheinlich überlegen ob du das Jugendamt rufen solltest 😀
Zähne putzen geht nur mit Drohung oder Geschrei, sind es die falschen Socken oder Hosen steht sie brüllend in der Ecke. Mache ich nicht was sie möchte, schreit sie mich an GEH WEG!!!! Gehe ich dann weg, schreit sie noch lauter.... nicht die 5te Schokolade?! Ja dann wird auch mal nach Mama und Papa gehauen.... vom schlafen gehen fang ich erst garnicht an.

Und das sind nur einige Beispiele...

Nein ich lasse ihr definitiv nicht immer ihren Willen, denn sonst würden wir u.a nie Zähne putzen und es gäbe 5x Eis am Tag oder sie würde nackt zur Kita gehen....

Natürlich nervt mich das Geschrei und Gemecker und ich bleibe definitiv nicht immer ruhig, nein ich raste irgendwann auch aus. Da hilft auch 12 Jahre Erzieherin im u3 Bereich sein nicht 😜

Hier gibt es allerdings eine Sache die sie zu 95% annimmt und damit runter kommt, gemeinsam ein Buch lesen, das probiere ich auch so oft es geht zu nutzen.
Aber z.b morgens vor der Arbeit geht diese Taktik zeitlich leider nicht.


Papa ist hier auch ein spezielles Thema. Mal ist er der Beste, mal soll er am besten nicht atmen in ihrer Gegenwart. Er darf lustiger Weise ihre Haare morgens kämmen, aber ich muss dann frisieren. Er muss das Eis holen, sie weiß er findet alles... Aber abends oder mittags ins Bett bringen?! Das geht nur wenn ich nicht da bin

Du siehst, ich habe es auch nicht einfach.

Ich hoffe ich konnte dir bisschen helfen

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Danke, das tut gut zu hören. Ich erkläre ihr jeden Abend vor dem schlafen gehen das der Papa, wenn er denn dann da ist, beim aufstehen da ist. Sie in die Kita bringt. Oder ich erzähle ihr das er zum Abendessen da ist. Damit sie Bescheid weiß, es sind ja keine Uhrzeiten, sondern essen oder Tätigkeiten um ihr eine Stabilität zu geben. Sie ist wirklich sehr erschüttert. Sie wollte heute eigentlich bei ihrer Oma schlafen, da der Opa aber nach dem Abendessen nochmal weg gefahren war, sie wieder Angst hatte, ging das nicht. Ich habe ihr zugesprochen das sie ein starkes Mädchen war. Dabei zitterte ihre Unterlippe so sehr das sie wieder angefangen hat zu weinen. Also daran merke ich wie erschüttert sie in ihrer Wahrnehmung ist. Nur leider muss sie sich an das weg gehen Personen wieder gewöhnen, ich kann es nicht ändern und oder vor ihr fern halten.
Ich muss mal in der Kita fragen, wie es da ist, wenn ihre Erzieherin mal dem Raum verlässt. Ich möchte sie ja auch nicht fürs Leben zeichnen. Aber so geht es nicht weiter.
Nachts fragt sie immer wo Papa ist und ihr Bruder ( Baby im Bauch) wenn ich ihr das beantworte ist sie erleichtert. Letzendlich möchte ich ihr helfen, damit sie wieder ein unbeschwertes Mädchen ist.
Das mit dem nein und alles wieder doch anders als wir es vorher gemacht haben, ist dann halt immer noch das i Tüpfelchen.
Eine ähnliche Situation hatten wir um ihren Geburtstag letztes Jahr. Sie hatte sie in der Kita verletzt und war auch danach 2-3 Wochen anders. Sie war weinerlicher und wusste vieles nicht mehr einzuschätzen.
Gut zu wissen, das man mit der Situation nicht alleine ist und vom Beruf her eigentlich es besser wissen müsste, aber dann doch wie in einer Sackgasse steht.
Wünsche dir eine gute Nacht. Mal sehen wie meine wird.

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Irgendwie ist es doch logisch - sie vermisst ihn. Das ist doch ein sehr schönes Zeichen! Ihre Bindung hat sich deutlich gestärkt. Arme Maus, klar wird sie da nachts wach. Wenn wir „unglücklich“ sind, schlafen wir doch auch nicht so gut ;)

Sie erkennt wohl nun langsam, dass Leute auch gehen können. Deswegen weint sie auch nach Oma.

Machtkämpfe führe ich mit meiner Motte übrigens keine, das finde ich schrecklich (also diese Begrifflichkeit). Motte ist 2, hat natürlich ihren eigenen Willen und kann diesen selbstverständlich nicht immer haben. Aber inzwischen kann sie immer öfter immer besser damit umgehen. Grade wollte sie z.B, dass auch der Papa aufsteht. Aber der war noch müde und es ging dann nach kurzem meckern ganz ohne Tränen 😁

Also auch das ist ein völlig normales Verhalten. Ja, für uns anstrengend, aber so wichtig für die weitere Entwicklung. Wir legen grade einen ganz wichtigen Grundstein für die Zukunft!

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Mich verwundert es nur, das sie ihn vermisst, da sie vorher immer wollte das er geht. Da durfte er sie nicht ins Bett bringen oder sowas in der Art.
Vielleicht denkt sie auch sie ist schuld, das er weg ist da sie ihn immer weg haben wollte. 🧐

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Naja aber jetzt war er ja sehr stark präsent und die „paar Monate“ sind für Kinder eine Ewigkeit, quasi als wäre es nie anders gewesen.

Dazu verschieben sich Präferenzen. Hier war papa mal 8 Wochen Highlight und ich durfte nix und von heute auf morgen hat es sich komplett gedreht 🤷‍♀️ Da durfte er nix und ich war Nummer 1.

Inzwischen wechselt es sogar tageweise 😂😂

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