Zum Essen „zwingen“ oder das Kind entscheiden lassen?

Hallo zusammen, da ich hier bis jetzt die besten Ratschläge bekommen, hoffe ich jetzt auch auf eure Hilfe! Viele werden natürlich entsetzt sein, und ich weiß, dass ich selbst schuld bin, dennoch hoffe ich ihr könnt mich entweder beruhigen oder einen Tipp geben wie ich in der Zukunft damit umgehe…
Wir sind von Anfang an ziemlich locker mit dem Thema Medienkonsum umgegangen und meine Tochter ist praktisch mit Fernsehen aufgewachsen. Als es um Thema essen ging, haben wir uns auch da leicht gemacht und die Kleine vor dem Fernseher gefüttert 🙈 Sie hat immer alles gegessen und das war es mir dann wert. Als sie selbst essen konnte, hatte sie dann aufm Handy Youtube Kids geguckt und dabei gegessen, wie immer alles ohne Konzerte, ohne Rumschmeißen etc. Auch wenn das total schlecht ist, war ich aber froh dass sie so gut isst.
Nun wurde auch mir allmählich unwohl bei dieser Vorgehensweise. Ohne Handy will sie nicht mal das Essen anfassen. Füttern geht auch nicht. Seit gestern verweigern wir ihr das Handy, ich stelle ihr den Teller mit Essen auf den Tisch, sie schreit aber rum und will nicht essen. Also runter vom Stuhl und etwas später das gleiche Spiel, mit der Hoffnung, der Hunger ist dann stärker als ihre Proteste. Aber nichts da, bis jetzt hat sie nur ein bisschen Gemüse und Pizzastückchen von ihrem Teller gegessen. Winzig kleine Mengen…
Soll ich so weiter machen oder versuchen, mit irgendwelchen Tricks oder Ablenkungen sie zum Essen zu bewegen? Sie trinkt ganz gut und abends vorm Schlafen und morgens 240ml Pre. Wird sie irgendwann vergessen, dass sie beim Essen Videos schauen muss?

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Oha, das klingt für mich echt übel. Also die Vorstellung, dass ein Kind ganz ohne Beachtung des eigenen Appetits und vor allem des Sättigungslevels Essen in sich hinein geschoben bekommen hat. Die ersten Jahre sind doch so wichtig um Essen kennenzulernen und Kinder wissen intuitiv so gut, was und wie viel sie von welchem Lebensmittel brauchen, um den Kalorien- und Nährstoffbedarf gut zu decken. "Sie hat immer alles gegessen" klingt für mich echt gruselig. Ihr Eltern könnt doch gar nicht wissen, was und vor allem wie viel sie eigentlich braucht. Dann müsst ihr jetzt wohl bei Null anfangen, aber je nachdem wie alt euer Kind ist, könnte das schwierig werden. Wenn ihr jetzt wieder auf Ablenkung zurückgreift, wird sich ja überhaupt nichts ändern. Zum Essen zwingen würde ich auch niemals. Bereitet Essen für die gerade anwesenden Familienmitglieder zu, stellt es auf den Tisch, setzt euch hin und bietet ihr an sich dazu zu setzen und sich etwas zu nehmen. Ob sie mitisst oder nicht würde ich gar nicht groß kommentieren und da auch keinen Druck aufbauen, Druck macht alles nur noch schlimmer. Vielleicht isst sie eine Zeit lang weniger, aber ein ansonsten gesundes Kind verhungert nicht freiwillig.

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Ja ich stimme dir da vollkommen zu, wir haben echt Null gedacht und es uns einfach bequem gemacht. Aber danke, dass du nicht mit Missachtung oder sonst wie reagierst, sondern konkrete und nützliche Tipps gibst… Eben hat die Kleine schon mal ein Brötchen mit Käse und einen Joghurt gegessen, ganz ohne Ablenkung…

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Ihr seid da leider nicht die Einzigen, die das so machen. Wir waren dieses Jahr in einem großen Familienhotel mit Massen an Kindern. Ich hab noch nie so viele Kleinkinder mit Handy am Tisch gesehen. Teils zu jeder Mahlzeit von Anfang bis Ende, damit Mama und Papa ungestört essen und reden können. Ich war da schon mehr als ein wenig entsetzt!

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Hey 🙋

Also bei uns ist das Thema Essen momentan auch groß. Zwar nicht wie bei euch wegen dem Medienkonsum, aber sie hat momentan die Angewohnheit alles, was sie gerne mag nach einem Bissen weg zu schmeißen und laut:,, bäh" zu sagen.
Ich lasse sie "hungern", weil ich weiß, dass sie die Sachen mag und es einfach eine Art Grenzen testen ist.
Meine Kinderärztin sagt, dass Essen nicht so wichtig ist und sie schon isst, wenn sie Hunger hat. Sie ist auch schon Mal ohne Essen ins Bett gegangen, allerdings nur ein einziges Mal 😂

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Danke dir für die aufmunterne Worte!

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Beim Lesen hab ich eine Gänsehaut bekommen. Mein lieb gemeinter Tipp: weniger Medienkonsum und erst recht nicht beim Essen. Kinder essen noch intuitiv - nicht so wie wir Erwachsene. Schaut das Kind beim Essen TV, stopft es sich einfach nur die Dinge in den Mund, ohne drüber nachzudenken oder es zu schmecken.

Lass den Tv weg, biete ihr etwas an, wenn sie es nicht mag, dann eine Alternative. Die wird essen wenn sie Hunger hat und auch soviel wie sie Hunger hat. Wenn sie nach 2 Stück Gurke satt ist, ist das vollkommen ok.

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Ja schrecklich, ich weiß… Aber das war halt immer meine größte Angst, dass sie nicht genug isst… Und so war ich sicher, dass sie satt ist und alle Vitamine die sie braucht auch bekommen hat😕

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Ja ich kann deine Denkweise verstehen, aber so musst du wirklich nicht denken. Ich weiß was du meinst. Wir waren mal bei Freunden zu Besuch zum Kaffee. Dort lief der Fernseher und mein damals 2 jähriger hat einfach mal 3 Donuts nebenbei reingespult. Das war definitiv zu viel - er hat es aber nicht gemerkt. Das Essverhalten von Kindern ist noch total unbefleckt, das sollte so lange wie möglich beibehalten werden. Wenn ihr weiter macht mit TV und Essen, ist dein Kind auf dem besten Weg zur Essstörung. Zwing ihr auch nichts rein, das macht es auch nicht besser. Dein Kind wird dir sagen, wann es Hunger hat. Kommt es dann nach 30 Minuten und sagt, dass es Hunger hat, kannst du ja (je nach Alter) darauf verweisen, dass es erst die Möglichkeit hatte zu essen und ihr trotzdem vielleicht einen Apfel anbieten. Bei der nächsten Mahlzeit dann daran erinnern, dass es sich wirklich satt essen soll wegen der und der Situation. Die Umgewöhnung wird natürlich kacke 😅, aber ich denke es lohnt sich.

Alles Gute euch!

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Ich rate dir, setzt euch an den Tisch alle zsm und entweder isst sie oder nicht. So machen wir es auch, ich biete maximal noch ein Brot an aber das war’s. Unsere hat schon immer schlecht gegessen und im Moment ist es auch echt schwierig. Lasse zudem Snacks ebenfalls weg. Manchmal gibt es auch essen vorm tv, aber sie isst dann leider noch weniger 🙈
Wie alt ist denn dein Kind?

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Dass diese Vorgehensweise falsch war, weißt du ja selbst 😬
Aber ich finde es gut, dass du es nun ändern möchtest und dir Ratschläge suchst.
Das eigene Hunger- und Sättigungsgefühl lernen die Kleinen schon sehr früh. Sie essen intuitiv, wie hier schon erwähnt wurde. Das habt ihr ein wenig kaputt gemacht 🙈 aber ich bin davon überzeugt, dass ihr auf den richtigen und gesunden Weg finden werdet.
Zum Essen zwingen würde ich nicht. Vorher war essen nur eine Nebenbeschäftigung, jetzt sollte es bewusst wahrgenommen werden. Aber es sollte nicht zum Zwang werden.
Was mir eingefallen ist - vielleicht kannst du erstmal versuchen, Handy und Essen bewusst voneinander zu trennen? Die Handyzeiten kann man ja später immer noch kürzen, wenn das Essen nicht mehr mit dem Handy in Verbindung gebracht wird.
"Du kannst dir jetzt eine Folge Trotro anschauen und danach setzen wir uns zum Tisch und essen unsere Suppe."
Oder umgekehrt. "Erst essen wir gemeinsam, danach schauen wir uns etwas an."
Falls ihr das zu langweilig ist, da sie ja etwas anderes gewohnt war, könnte sie nebenbei ihre Puppe füttern 🤷🏼‍♀️
Ja, auch spielen während dem Essen sollte eigentlich nicht sein, aber so trennt sich vielleicht diese Verbindung zwischen Videos und Essen. Ist das mal geschafft, kann man immer noch Handyzeiten kürzen und die Puppe, das Bilderbuch usw. mal während dem Essen im Zimmer liegen lassen.
Ihr könntet nachmittags Picknick spielen - richtet euch eine Jause und macht es euch im Wohnzimmer auf einer Decke gemütlich. Gemeinsam mit Mama, den Puppen oder Kuscheltieren und einem schönen Bilderbuch macht es bestimmt mehr Spaß, als einsam vor dem Handy 😉
Alles Gute wünsche ich euch

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Ich bin kein großer Fan von Medien und dass das nicht ideal war, weißt du.

Deine Angst ist, dass dein Kind nicht die richtigen Nährstoffe bekommt. Ich möchte dir gerne von meinem Sohn erzählen. Er ist 15M, gesund und das, was ich gerne einen schlechten Esser nenne.

Sein Frühstück: etwas Obst (Kiwi, Beeren, Apfel, Nektarinen) das war’s

Mittags: was wir essen (heute Lasagne) eine Mini Menge

Nachmittag: etwas Brezel, Rest vom Frühstück

Abends: ein bisschen Brot und Ei.

Er wird Mittags und Abends gestillt

Das Essen ist oft eine Sauerei, es landet einiges auf dem Boden und ja - es ist anstrengend. Aber er isst. Egal wie wenig es ist, ich vertraue darauf, dass er sich nimmt was er braucht. Er will etwas nicht? Ok. Dann biete ich eine Alternative. Er will nicht? Ok. Dann nicht. Es geht. Aber das wichtigste ist denke ich, dass DU dir sicher bist, dass du etwas ändern willst und möchtest. Bzw. Ihr als Familie.

Vermutlich wird es eine harte Woche, bleib dran, es lohnt sich!

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So, wie auch einige vor mir, finde ich es gut, dass du das Thema jetzt angehen willst. Dass euer Vorgehen nicht optimal war, weißt du selber, aber vielleicht ist es noch nicht zu spät. Wie alt ist denn dein Kind?

Wir setzen hier ganz stark auf freie Entscheidung beim Essen und haben das schon immer so gemacht. Ausgelöst wurde das dadurch, dass meine Tochter keinen Brei essen wollte mit sechs Monaten. Hat die Lippen zusammen gekniffen, sich weggedreht, alles, was auch nur annähernd in ihrem Mund gelandet ist, wieder ausgespuckt. Ich hatte auch große Sorge, dass sie nicht genug Nährstoffe bekommt.

Zwei Wochen nach unseren Versuchen, Beikost einzuführen, habe ich frustriert aufgegeben und das Thema einfach mal ganz gelassen. Eine Woche einfach wieder gestillt. Und dann wieder ganz von vorne angefangen, aber mit Baby Led Weaning, wo das Kind vom Familientisch mitisst und selber entscheiden darf, wie viel und was es möchte. Klar würde ich es schön finden, wenn sie sich beim Abendessen nicht nur die Fleischbeilage raussuchen und das Gemüse auf den Boden werfen würde. 😅 Andererseits denke ich mir, dass sie intuitiv schon weiß, was sie braucht. Wenn absolut gar kein Bestandteil der Mahlzeit schmeckt (kommt nicht so oft vor), holen wir eben was anderes, was sie dann hoffentlich isst. Und wenn nicht, dann isst sie eben nichts - ich habe ja auch nicht immer gleich viel Hunger. 😉

Was ich mit meiner Geschichte sagen will: Erlaube deiner Tochter, selbst zu entscheiden, was und wie viel sie isst. Sie wird genug Nährstoffe bekommen. Außerdem ganz konsequent den Fernseher, tablet etc aus lassen. Das gibt's beim Essen nicht mehr, fertig. Da wird es am Anfang sicher Protest und Getrotze geben. Halte das aus, erkläre ihr, dass du ihren Frust verstehen kannst, aber dass gemeinsames Essen schöner ist. Vielleicht kann sie sogar einen Aufkleber oder sowas an den Kühlschrank, an ihr Bett oder sonst wohin kleben für jeden Tag, an dem das Essen ohne Medienzeit geklappt hat.

Setzt euch mit ihr hin, esst gemeinsam. Wenn sie den Gemüseauflauf nicht will, bietet die restlichen Kartoffeln vom Vortag an oder macht ihr schnell ein Brot. Natürlich möchte man, dass die Kinder essen, was man kocht, aber ich bin insbesondere im Kleinkindalter kein Freund von "Was auf den Tisch kommt, wird gegessen."

Mit neuen Tricks/Ablenkungen verlagert ihr nur das Problem. Ich würde jetzt an der Wurzel ansetzen und das Problem beseitigen. :)

Viel Glück!

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Meine Tochter ist vor einem Monat 2 geworden. Da sie nun auch in die Kita geht und ich Angst habe, dass sie da ohne Handy nichts isst, versuche ich das jetzt komplett abzuschaffen. Anscheinend isst sie in der Kita wohl auch ganz gut, liegt aber eher am Gruppenzwang denke ich. Hier zu Hause sitzen wir selten zusammen am Tisch, weil für mich 12 Uhr Mittagessen eigentlich zu früh wäre, sie aber dann nach dem Essen um 12.30 schlafen möchte. Aber stimmt, wenn wir mal zu dritt am Tisch sitzen und essen, dann isst sie auch ohne Ablenkung mit.
Ich werde es jetzt konsequent durchziehen, ich danke euch 10000 Mal für eure Meinungen und Ratschläge und keinen einzigen Vorwurf, davor hatte ich echt Bammel 😅

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Ich würde mich einfach immer dazusetzen, alleine essen ist doch immer doof :-D Man selber mag das ja auch nicht und sucht sich dann meistens Ablenkung - am Handy lesen, Fernseher an, Buch...oder stopft es eben schnell in sich rein. Auch wenn wir selber nicht mitessen, weil es z.B. zu früh ist, sitzt mindestens einer immer beim Kind, redet mit ihr, macht bisschen Quatsch, verhindert die Essensschlacht... Klappt super, Kind isst vergnügt und ist aber nicht so benebelt wie von einem Fernseher, der auch verhindert, dass man aufhört, wenn man satt ist.

Und ganz wichtig: Locker bleiben, wenn wenig oder auch mal nichts gegessen wird. Ich mache mir den Stress nicht mehr, am Anfang war ich da immer angespannt, weil sie so eine dünne Sprotte war. Auch heute ist an ihr nicht viel dran, aber verhungern vor einem vollen Teller wird sie nicht. Deswegen entspannt bleiben, wenn mal nur wenig im Bauch landet.

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Sitzt ihr zusammen am Tisch und esst ihr zusammen?

Bespaßung würde ich konsequent weg lassen!

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Ich halte generell wenig davon, Kinder abzulenken, wenn sie unzufrieden sind oder einfach nicht das tun, was Erwachsene von ihnen erwarten. Unzufriedenheit oder den Ärger darüber, dass die eigenen Wünsche nicht in Erfüllung gehen, muss man als solche erfahren und lernen, damit umzugehen. Selbstverständlich sollt ihr euer Kind begleiten, wenn es unzufrieden ist oder weint, aber nicht die Glotze als Ablenkung einschalten. Ich denke, diese Erziehungsmethode dürfte ein Grund sein, warum Leute z.B. "Frustshoppen" oder ähnliche Angewohnheiten haben. Weil sie es gewohnt sind, dass man auf eine Frustration grundsätzlich mit Ablenkung reagieren muss.

Und wenn sie nichts essen will oder nur wenig, würde ich das einfach akzeptieren. Eine vernünftige Essmenge wird sich wohl relativ schnell regeln. Deinen Text interpretiere ich so, dass sie bisher wohl eher überfüttert war, weil "immer alles essen" offenbar aus eurer Sicht positiv ist. Kinder sollten soviel essen, bis sie satt sind, nicht soviel, bis der Teller, den sie in der Regel ja nicht selbst füllen, leer ist.