Kind SvV- Narben erklären

Hallo :)
Meine Tochter ist erst 2 Monate alt, aber langsam fange ich an, mich zu fragen, wie ich ihr meine SvV- Narben erklären soll, wenn sie mich irgendwann danach fragt. Ich verletzte mich seit Jahren nicht mehr selbst, dennoch sieht man es immer noch sehr.
Ich habe Angst, sie zu verstören oder auf Ideen zu bringen. Hat hier jemand Erfahrung mit dem Thema?

1

Die meisten Kinder interessieren sich für Wunden, wenn sie also sehr auffällig sind, wird mit zwei Jahren vielleicht die Frage kommen - indem Alter begnügen sich viele Kinder aber auch mit "da hatte ich mal eine Verletzung und es ist eine Narbe geblieben", bei meiner Tochter, die früh Interesse an körperlichen Funktionen hatte, wäre noch eine Nachfrage gekommen, warum die Narbe geblieben ist/was das ist und danach wäre das Thema erstmal so gegessen gewesen.

Und wenn dein Kind dann älter ist, kannst du es mit ihr besprechen, woher die Verletzungen kamen und wieso.

Alles Gute! :)

2

Ich glaube auch, dass das lange kein Thema sein wird bzw. du ihr einfach erzählen kannst, dass du dich verletzt hast, genau wie sie sich manchmal weh tut, wenn sie hinfällt und ein Pflaster braucht. Denke nicht, dass das früh hinterfragt wird, da wohl kein kleines Kind von allein auf die Idee kommt, dass Mama sich selbst mit Rasierklingen schneidet oder so.
Wenn das Kind älter ist und nachfragt oder blöde Sprüche von anderen kommen, dann würde ich die Wahrheit sagen. Dass du vermutlich nicht so schöne Dinge erlebt hast oder mit etwas unzufrieden warst und dir nicht anders zu helfen wusstest.
Ich würde wahrscheinlich sagen, dass ich als Kind nie gelernt habe, wie man mit xy besser umgehen kann. Oder dass dir niemand geholfen hat von den Erwachsenen... Oder was auch immer dahinter steckt. (Was da wirklich hintersteckt, würde ich dann ggf. etwas abschwächen).
Ich denke, dass ein Kind verstehen kann, dass ein Mensch auch seelisch krank oder belastet sein kann und dass das genauso wie Fieber ist, nur dass man es eben nicht sofort erkennt oder dann nicht sofort geholfen werden kann. Und das war eben die Auswirkung. Dass man dagegen aber genauso etwas tun kann, wie bei Fieber.. Und das hast du gemacht und nun geht es dir wieder gut.
Natürlich auch drauf hinweisen, dass das keine Lösung ist, ihr es nun anders macht, sie immer zu euch kommen kann, Strategie xy hat etc etc.

3

Ich habe eine auffällige Narbe am Hals, wo letztes Jahr ein Tumor entfernt wurde. Mein Sohn ist 3 und in den letzten Wochen fragt er öfter danach.
Ich sage ihm die Wahrheit, dass dort „eine böse Krankheit rausgenommen wurde und jetzt wieder alles gut ist und Mama wieder gesund ist“ Er sagt dann noch manchmal, dass Mama eine Spritze bekommen hat 😄🤷‍♀️ und dann ist das Thema wieder abgehakt.
Er fragt auch, wo denn meine langen Haare sind. Letztes Jahr mit 2 Jahren hat ihn das kaum interessiert. Ich dachte nicht, dass da jetzt doch noch Fragen kommen.

Also so handhabe ich das. Kurz und knapp eine kindgerechte Wahrheit.
Ich denke nicht, dass du sie da im Kleinkindalter auf dumme Ideen bringst. 🙂

4

Ehrlich gesagt, ich würde einfach irgendetwas harmloses sagen und weiter nichts, so lange das Kind noch minderjährig ist. Je nach dem wie sensibel dein Kind, kann die Wahrheit eine Last sein, mit unbeabsichtigten Folgen. Wenn es erwachsen ist und fest im Leben steht, kann man darüber reden.

Mit solchen Verletzungen habe ich keine Erfahrung, aber ich bin mit einer traumatisierten Mutter aufgewachsen (die allerdings, anders als Du, ihre Traumatas nicht verarbeitet hatte) und mich hat das als Jugendliche, als ich die Wahrheit erahnt habe, sehr belastet. Ich wollte ihr helfen ,konnte nicht, war selbst depressiv etc.

10

Es wird viel eher notwendig sein, mit ihr darüber zu reden. Narben von Selbstverletzendem Verhalten sind meistens auffällig und "typisch". Ich wusste als Jugendliche schon mit 14 was das ist und warum manche Menschen das machen.
Es ist besser, sie erfährt es von der Mutter selbst (inklusive altersangemessener Erklärung) als sich irgendwas zusammenzureimen.

Im Kleinkindalter und wahrscheinlich auch im Grundschulalter würde ich darauf aber inhaltlich wohl auch noch nicht näher eingehen.

11

Gut, wenn sie wirklich sichtbar sind und genau nachgefragt wird, darf man nicht einfach lügen. Kommt auch auf die Gesamtsituation an, wie seelisch ausgewogen das Kind ist etc. Wollte nur erzählen, dass bestimmte sehr sensible Kinder die seelische Last der Eltern oft übernehmen.

5

Ich denke auch du kannst dann einfach erst mal sagen du hattest dir dort leider wehgetan und darum sieht die Haut so aus. Stimmt ja auch und mehr will sie bestimmt erst mal nicht wissen. Meine Mutter hat übrigens eine sehr lange und auffällige Narbe über die gesamte Wirbelsäule, die ich ja zumindest im Schwimmbad und im Urlaub meine ganze Kindheit hindurch gesehen habe und so komisch das klingt ist mir das NIE aufgefallen. Auch später als ich schon wusste sie hatte eine OP usw. habe ich das nicht mit dem Aussehen ihres Rückens in Verbindung gebracht. Kinder nehmen halt das Gegebene hin. Neulich habe ich eine Doku über eine Mama im Rollstuhl gesehen und ihr 5jähriger hatte nie nach dem Warum gefragt und war wohl völlig platt als andere Kinder seine Mutter danach fragten. Von daher: kann sein dass das noch sehr lange nicht kommt.

6

Hi,
wie schon geschrieben, würde ich mir auch keinen Kopf machen. Das wichtigste ist ja, dass du darüber hinweg bist :) Mit so 2 sind Kinder schön neugierig, aber man muss nicht in die Tiefe gehen. Meiner würde das zwar sehr intensiv beobachten, aber die Antwort Mama hatte Aua, aber es ist alles ok und tut nicht weh, reicht in der Regel aus.
Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass man Kinderfragen ehrlich beantwortet, vor allem wenn die größer sind. Wir hatten in der Familie ein paar harte Fälle und der Rat der Spezialisten war immer der gleiche und zwar nichts verschweigen. Die Kleinen kriegen eh alles mit und da ist es besser, wenn man Problemthemen altersgerecht und proaktiv angeht, statt, dass man die (evtl. unbemerkt) grübeln lässt. Was mir eingefallen ist als ich deine Frage gelesen habe, wir haben bei der Kita zB, aber auch als Dienstleistung von der Stadt Psychologen an denen man sich mit allen möglichen Fragen wenden kann. Ich würde mich bei so einem Thema wenn die Zeit so weit ist tatsächlich mal beraten lassen. Kostet nicht und schadet nicht ☺️

7

Hi,
ich wäre auch ehrlich. Mit 2 oder 3 Jahren würde ich eher wenig sagen "da hab ich mir weh gemacht und da sind Narben geblieben" reicht aus, das reicht wahrscheinlich sogar für eine ganze Weile. Und wenn deine Tochter älter ist, kannst du ihr ja sagen, dass du dich selbst verletzt hast als du noch sehr jung warst, weil du Probleme/große Sorgen hattest und damit nicht gut umgehen konntest. Dass du das heute aber sehr bereust und dass es total doof ist, sich selbst weh zu tun,... Dass es viel hilfreicher ist, jemandem seine Sorgen anzuvertrauen,...
Kinder können das recht früh leider einordnen. Ich bin Schulsozialarbeiterin und schon bei unseren 6-Klässlern ist das regelmäßig Thema. Entweder tatsächlich SsV aufgrund psychischer Belastungen oder manchmal auch aus Gruppenzwang heraus. Ich würde das also spätestens mit 9 oder 10 Jahren besprechrn, sofern es von ihr kommt/sie Fragen stellt.
Mein Papa war Alkoholiker und ich wusste das eigentlich immer (hat auch immer wieder in Einrichtungen gelebt). Für mich war Alkohol immer schon etwas Furchtbares, das Menschenleben und Familien zerstört. Ich hab mich immer komplett davon fern gehalten, auch als Teenie. Wenn man solche Dinge thematisiert, bringt man nicht unbedingt jemanden auf dumme Ideen, vielleicht schreckt es auch ab.

8

Ich bin ehrlich gesagt hin- und hergerissen, weil hier geraten wird, es knapp zu halten.

Einerseits ist das schon richtig, weil man Kindern in so sensiblen Fällen natürlich nur so viel aufmischen sollte, wie sie vertragen und auch interessiert. Wenn du Glück hast, reicht: "Da habe ich mich verletzt / geschnitten/ oä"

Andererseits fragen mir meine Kinder Löcher in den Bauch. Da wäre mindestens noch ein, "was ist passiert" und ein "warum" hinterhergeschickt worden. Und das definitiv im Kindergartenalter. Darauf würde ich mich einstellen.

Meiner Meinung nach gibt es körperliche und psychische Krankheiten, die eine gleiche Berechtigung haben und die man vor Kindern beim Namen nennen darf und mitunter auch muss. (Die Mama einer Freundin von K1 ist depressiv, es fällt ihr schwer, Ordnung zu halten, oft ist es schlimm chaotisch im Haus, manchmal helfe ich ihr, während die Kinder spielen - auf Nachfrage erklärte ich, dass diese Mama eine Krankheit hat, die dazu führt, dass sie sich oft schlimme Sorgen macht und es oft nicht schafft, alleine aufzuräumen... Thema gegessen!)

In deinem Fall würde ich AUF JEDEN FALL dafür sorgen, dass dein Kind durch DICH aufgeklärt wird, bevor MitschülerInnen oder irgendwelche anderen Personen darüber sprechen. Zudem wird es ja auch dein Anliegen sein, dass dein Kind einen anderen Umgang mit emotionalem Stress erlernt, als du ihn zeitweise gelebt hast. Und du kannst am besten (KINDGERECHT) erklären, dass du Sorgen hattest, aber du heute weißt, dass man sich nicht selbst verletzen darf und dass dein Kind mit allen Sorgen kommen darf etc. pp.

Wir haben alle unsere Geschichte. Es gibt immer auch mal Dinge, auf die wir nicht stolz sind. Unsere Kinder vertrauen und lieben uns. Eines der Dinge, die für mich in der Erziehung am wichtigsten ist, ist es, ehrlich zu sein - auch dann, wenn es uns an unsere Grenzen bringt. AUSNAHME: Geburtstagsgeschenke ;-)

Alles Liebe

9

Ich weiß nicht, warum da aufmischen steht. Ach ja... ich wollte AUFTISCHEN schreiben!!!