Hallo,
L ist jetzt knapp 2,5 und momentan ist es wirklich anstrengend mit ihr. Ich weiß momentan nicht genau, ob ich anfangen sollte irgendwo Grenzen zu setzen oder doch lieber weiterhin alles zu ertragen und versuchen mich zu beherrschen. Bei jeder Kleinigkeit muss sie auf den Arm. Mein Schoß oder andere Vorschläge ihr Nähe zu geben werden nicht akzeptiert. Auf dem Arm darf ich sie auch nicht streicheln oder ihr einen Kuss geben oder ähnliches. Gestern ist sie auf einen Sticker getreten und es gab deswegen einen Heulkrampf. Ich versuche immer da zu sein. Aber ich habe auch noch ein Baby, das gerade im Schub ist. Es ist kaum möglich beiden immer gerecht zu werden. Gestern Abend wollte mein Mann sie ins Bett bringen. Wie jeden Abend. Ich war mit dem Baby beschäftigt. Als ich in ihr Zimmer ging um gute Nacht zu sagen, lag sie heulend auf dem Fußboden. Wir haben sie gefragt was denn los sei. Sie sagte sie möchte unten im Badezimmer weinen. Wir haben ihr verschiedene Alternativen versucht aufzuzeigen. Aber sie ließ sich nicht davon abbringen. Also sind wir runter und sie hat sich im Badezimmer auf den Teppich gelegt und geweint. Was der Auslöser dafür war, weiß ich nicht. Nach ein paar Minuten konnte ich sie dann beruhigen, wir haben noch ein Buch gelesen (das habe ich ihr oben in ihrem Zimmer auch angeboten) und dann ist sie ohne Probleme ins Bett gegangen. So geht das immer wieder im Laufe des Tages. Sie ist dabei ansprechbar und hört zwischendurch für eine Minute auf zu weinen und legt dann wieder los. Ich kann das ganz schlecht einordnen. Nach blind vor Wut, weil die Gefühle sie überrennen klingt es für mich nicht. Dann ließe sie sich ja nicht zwischendurch ablenken, oder? Ich frage mich nun langsam, ob man ihr nicht vielleicht auch in diesen Situationen eher mal ne Grenze aufzeigen sollte. Recht machen klappt ja nicht. Dann denke ich wieder sie ist ja noch so klein. Dann habe ich Sorge, dass sie sich angewöhnt das Weinen als Mittel einzusetzen um ihren Willen durchzusetzen. Bisher habe ich immer alles gemacht was sie möchte und auch im Alltag bekommt sie viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Ich bin nur echt überfragt wie ich ihr helfen kann. Es ist hart sie dann so zu sehen. Und irgendwann geht es auch an die eigenen Nerven...
Wo hört Autonomiephase auf und wo fängt Erziehung an?
Für mich scheint der springende Punkt weder Autonomiephase noch Erziehung zu sein, sondern das Baby. Wie alt ist es denn? Im ersten Jahr mit neuem Geschwisterchen finde ich es recht normal, dass das ältere Kind emotional etwas instabiler ist und viel Nähe sucht und die sollte man meiner Meinung nach dann auch soweit wie möglich geben. Natürlich darf man auch die eigenen Grenzen aufzeigen, aber nicht mit dem Ziel zu erziehen, sondern um selbst klarzukommen.
Das Baby ist jetzt 6 Monate alt. Die beiden verstehen sich gut (soweit man das jetzt schon sagen kann) Eifersucht gibt es keine. Aber das kann natürlich trotzdem sein, dass sich die Veränderung sehr auf das emotionale Verhalten auswirkt. Die Phase mit dem Arm haben wir schon lange immer mal wieder. Auch vor der Geburt des Babys. Aber vielleicht wurde es dadurch gerade nochmal verstärkt.
Könnten teilweise meine Worte sein.
Unsere ist 2 Jahre geworden gerade und steckt schon lange in dieser Phase.
Es ist echt extrem. Da genügt es schon, wenn frage, ob sie sich fürs Abendessen einen Teller aussuchen möchte und dabei schon einen Schritt auf den Schrank zugehe. Dann flippt sie schon aus und bekommt einen leichten Anfall. Ich könnte ja den Schrank ohne sie öffnen.
Wir setzen schon immer Grenzen. Unsere Maus hört auch tatsächlich sehr gut... Zumindest, wenn ich es sage. Bei meinem Mann testet sie gerne mal die Grenzen.
Wir lassen sie sich auskotzen und ausheulen. Ich werde es nie verstehen, aber ich weiss, dass es nunmal ein Weltuntergang sein kann, wenn ich morgens das Brot falsch durchschneide. Der Anfall geht auch schnell vorbei. Wenn mein Fass mal am überlaufen ist, nehme ich Plan B und sie darf Videos auf meinem Handy schauen. Damit kommt sie schnell runter.
Ja diese typischen Auslöser kenne ich hier auch zu gut. Brot falsch geschnitten, falsches Brett... Das ist ganz normal auchcwenn es mega anstrengend ist.
Was mich nur irritiert ist die Aussage, dass sie im Badezimmer weinen möchte, als ich sie gefragt habe, was sie möchte. Gewisse Grenzen kennt sie auch oder ist gerade dabei sie zu lernen. Das muss natürlich auch sein. Meistens akzeptiert sie diese auch, da wir sie normalerweise begründen und ihr wenn möglich ne Alternative bieten.
Ich frage mich nur, ob sie in dem Altee schon Heulen einsetzen kann um ihren Willen zu bekommen
Ja. Ich bin mir sicher, dass sie das können.
Ich sehe es meiner Tochter an. Sie macht dann dieses heulende Geräusch, aber es kommen keine Tränen und sie schaut dann auch auf eine bestimmte Art. Sie setzt das bewusst ein, ganz sicher. Da gilt es dann richtig darauf zu reagieren. Man darf dann nicht alles zulassen und nachgeben.
Ich würde auch sagen, dass es vielleicht am Geschwisterchen liegt. Sie verhält sich wie ein Baby und möchte den entsprechenden Trost etc. Das ist ja nicht untypisch. Unser Sohn ist 3, seine Schwester 3,5 Monate alt. Er liebt sie und ist ganz liebevoll. Aber irgendwo muss der damit einhergehende Stress, die Eifersucht und auch Wut ja hin. Er hat eine Zeitlang äußerst theatralisch geweint, sich auf den Boden fallen lassen, wegen jedem piep. Wir haben ihn immer getröstet und irgendwann war es gut. Nicht unnötig viel Aufmerksamkeit darauf lenken, aber auch nicht ignorieren. Natürlich kann man auch mal einlenken, aber immer ist das nicht sinnvoll. Also ich würde ihr nicht immer alles zugestehen, aber natürlich immer begleiten und den Schmerz eben aushalten.
Unser Sohn hat dann immer noch Tage, da ist die Wut groß. Und dann fängt er an mich bis aufs Blut zu reizen. Er provoziert ohne Ende und weiß genau was mich wütend macht. Meist schaffe ich es ruhig zu bleiben. Ich bin so konsequent wie vor der Geburt und irgendwann wird es aufhören.
Ich will damit sagen: nur weil sich die zwei lieben und verstehen, bedeutet das nicht, dass die Eifersucht nicht da ist. Sie zeigt sich nur nicht durch Gewalt gegenüber dem Baby. Und seien wir ehrlich: Gott sei Dank! Ich bin sehr stolz, dass unser Sohn es nur an mir auslässt.
Ich würde also Verständnis aufbringen und trösten, aber in der eigenen bisherigen Erziehung konsequent bleiben, also nicht alles mitmachen.
Wir haben einen etwas kleineren Abstand als ihr und ich kenne das was du beschreibst und bei uns hängt es nicht mit dem kleineren Geschwisterkind zusammen. Ein Stückweit verschärft es das bestimmt, aber die Grundtendenz ist (bei uns) unabhängig davon. 🤷♀️
Wir haben für uns überlegt was geht und was geht über unsere Grenzen hinaus. Wir haben uns dafür entschieden, dass es für uns OK ist sie jederzeit auf den Arm und Schoß zu nehmen (ggf. auch zusammen mit den Geschwistern), aber dass wir sie nicht herumtragen, denn das schmerzt im Rücken. Stattdessen gehen wir Hand-in-Hand. Das durchzusetzen ging binnen 1-2 Tage.
Bei unserer Tochter merken wir, dass sie Tränen als Mittel der Wahl einsetzt. Bei ihr gibt es andere Merkmale auf die wir achten, z.B. Anspannung des Körpers.
Unsere Tochter ist währenddessen auch ansprechbar, zeigt aber ansonsten alle Merkmale dafür, dass sie aus der Situation nicht herauskommt. Da hilft uns tatsächlich nur so auf den Arm zu nehmen und Verständnis zu zeigen. 🤷♀️ Die Dialoge sind immer ungefähr so: „Bist du sauer, weil Papa dich nicht ins Bett bringt?“ „Würdest du lieber von Papa oder mir ins Bett gebracht werden?“ „Du kannst entweder auf Papa warten oder ich bringe dich ins Bett.“ Mit der Wahl ist sie dann zufrieden. Bei unserer Tochter kommt es ausschließlich darauf an, dass sie sich verstanden fühlen will. Mit den meisten ihrer Wünsche kommen wir gut klar und haben kein Problem.
Für L gibt es keinen Plan B. Das ist für das Alter vollkommen normal.
Das minutenlange Weinen hatten wir zwischendurch auch und J ist Einzelkind. Er stand auch schon vor mit und sagte "J ist traurig", konnte aber nicht sagen warum. Vielleicht kann sie euch in der Situation sagen was sie möchte/ braucht. Sollst du bei ihr bleiben, möchte sie gedrückt werden oder alleine sein. Und wenn es gar nicht mehr geht und du "genervt" bist, dann darfst du das auch sagen.
Ich denke mir das so: Kind weint, dann wird es abgelenkt und findet das toll und plötzlich fällt dem Kind ein, dass es ja eigentlich traurig war und es weint wieder. Oft wissen sie am Ende gar nicht mehr warum sie überhaupt geweint haben. Du kannst das auf dich mit der Wut übertragen. Du bist total sauer auf deinen Mann und schmollst. Er macht etwas total Witziges und du musst lachen. Trotzdem ist die Wut auf ihn dadurch ja nicht verflogen und die Ursprungsemotion kommt wieder hoch.
Ich hoffe du verstehst was ich meine 😅