Bei wievielen Sachen macht ihr mit um einen Trotzanfall zu verhindern?

Hi.

Mein Sohn ist 3,5 und mitten in der Trotzphase seit langem.
Ich versuche manche Dinge, wo ich weiss da gibt es einen Trotzanfall zu vermeiden wenn es geht. (Hier war auch mal in einem Beitrag das Beispiel mit ner Banane die nicht abgebrochen werden darf, sowas kenne ich auch)
Nur hab ich das Gefühl dass es sich bei uns langsam häuft und ich frage mich ob ich um Trotzanfälle zu vermeiden „mit machen“ soll oder einfach nicht mehr. Ich nenne mal ein paar Beispiele. Heute in der früh: wir wollten das Rollo aufmachen um zu sehen ob es hell ist. Sohn geht ans eine Fenster und Ich gehe ans andere Fenster und fange schon an. Das war falsch, weil er wollte anfangen bzw er hat noch nicht los gesagt. Daraufhin macht er das Rollo wieder zu.
Wenn wir nach Hause kommen wird immer Hönde gewaschen. Wehe ich wasche mir zuerst die Hände, erst möchte er sich seine waschen, bis er aber mal anfängt dauert es ne gefühlte Ewigkeit.
Wenn wir über dem Hof laufen da gibt es verschiedene Fliesen): er spielt immer dass die eine Farbe der Fliesen eine Straße ist und die andere helle Farbe der Fußgängerweg. Wenn er mit seinem Laufrad fährt muss ich immer vor einer „Straße“ stehen bleiben und nach links rechts links schauen (was ich ihm immer predige wenn wir ne echte Straße überqueren, finds ja gut dass er das so verinnerlicht hat) , aber wenn ich das mal vergesse oder einfach grad nicht möchte weil Nachbarn da sind und ich mir komisch vorkomme, dann gibt es einen riesen Aufstand. Ich soll nochmal zurück gehen und das richtig machen und dann wendet er auch „wenn…dann“ Sätze an. Wenn du das nicht so machst dann komm ich nicht mit. Ich muss auch auf dem „Fußgängerweg „ laufen.
Das gleiche in der Tiefgarage, ich muss diesen weg gehen, wo eine „Brücke“ ist.
Meist will er die Türen aufmachen, egal ob hinter uns jemand wartet und es länger dauert.
Im Kita muss ich immer bei der Rutsche aussen rum gehen, das ist mein Weg.
Meist mache ich das weil ich keine Lust habe den ganzen Tag auf Trotz aber so langsam geht es mir zu weit. Ich muss ja schon jeden Handgriff überlegen . Ich frage mich ob der Trotz dann mal aufhört wenn ich es einfach immer so mache wie ich meine.
Ich hab da halt auch irgendwie dann keine Geduld dafür, dann zu trösten. Weil ich es übertrieben finde (ja ich weiss es is keine Absicht etc).
Auch Lichtschalter will meist er anmachen oder den Aufzug holen (wobei ich jetzt innen drücken darf)

Bei wichtigen Dinge bleibe ich natürlich Konsequent, auch wenn ein Wutanfall vorprogrammiert ist (nix süßes mehr, kein Fernseher mehr , wenn es um Gefahr geht etc). Nur bei so kleinen Dingen hab ich halt mit gemacht aber es wird halt gefühlt nicht besser. Ich dachte es ist ne Phase und geht vorbei.

Naja, ist das eine Art Zwang von ihm dass er das immer machen muss? Ich kenne es von anderen Kindern nicht so extrem.

Und würdet ihr eher öfters nachgeben und mit machen oder nicht mit machen und die Trotzanfälle in Kauf nehmen?

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Leider total normal 🫣 hier das gleiche in grün. Manchmal fehlen mir auch die Nerven und dann gibt’s einen riesigen Zwergenaufstand. Hinterher denke ich mir, ICH hätte nicht so stur sein sollen. Denn wenn man ehrlich ist, macht es für mich keinen Unterschied, ob ich es so mache, wie ich es möchte oder wie mein Kind es möchte 🤷‍♀️
Ich stelle es mir immer so vor: das kindliche Gehirn ist noch sehr emotional gesteuert ( da sonst wissenschaftlich erwiesen!) und das rationale Denken wird von den Emotionen ausgesetzt bzw. „überstimmt“. Sprich: wenn ein Kind in dem Alter etwas möchte, dann MUSS DAS AUCH SO SEIN SONST IST WELTUNTERGANG! Und es ist in der Gefühlswelt des Kindes wirklich ein Weltuntergang. Es ist also ganz ganz schlimm, wenn es so nicht klappt. Der Wutausbruch ist also ein ehrlicher Ausdruck der Gefühle. Diese Gefühle dem rationalen Sinn unterzuordnen müssen Kinder erst lernen (was sie mit solchen Situationen ja machen).

Um auf deine konkrete Frage zu antworten: ich versuche, immer dort „mitzumachen“, wo es die Situation erlaubt. Alle deine geschilderten Beispiele wären für mich solche Situationen. Dabei wäre es mir auch ehrlich wumpe, was Nachbarn denken. Du bringst deinem Kind Verkehrsregeln bei, was soll daran peinlich sein?🤔
Natürlich denke ich auch nicht immer dran oder ich habe gerade nicht die Nerven dazu. Dann muss ich aber auch den Trotzanfall aushalten. 🤷‍♀️
In gefährlichen Situationen diskutiere ich nicht, erkläre es hinterher aber, warum gewisse Dinge gerade nicht gingen.

Also du bist nicht alleine, aber DU bist der Erwachsene und solltest das rationale Denken den Emotionen unterordnen können - dein Kind lernt es gerade😉

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Oh man, das klingt anstrengend. Unser Sohn ist 3,5, aber so ausgeprägt ist das hier nicht.
Bei den Dingen, die er zuerst machen will (Knöpfe drücken, Hände waschen usw.). Du weißt es ja. Daher würde ich dann zb bei Licht und Rollläden warten bis er es gemacht hat. Machst du es doch mal, wäre es für mich kein Problem das Licht nochmal auszumachen.
Beim Händewaschen würde ich halt sagen: "Ich wasche jetzt meine Hände. Wenn du das zuerst machen willst, dann jetzt. Ich warte nicht länger." So sehr würde ich mich da nämlich nicht einschränken lassen.
Beim Spielen würde ich mitmachen, wenn ich Lust habe und es ansonsten lassen und auch so sagen.
Wenn es ums Türen öffnen geht und hinter euch ist jemand, kannst du diesen ggf vorgehen lassen. Ansonsten dem Kind sagen, dass das hier nicht geht und gut.

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Huhu,
Ich versuche mal zu sagen wie ich in den Situationen handeln würde.
Das mit dem Rollo, da gibt es verschiedene Methoden.
1. Du machst einen Wettkampf draus. 'auf die Plätze, fertig los'. Wenn er meckert, dass du das sagst, sagst du:'dann musst du halt schneller sein als ich du lame Schnecke 😘'
2. Du wirst sauer und akzeptierst den trotz Anfall. Er soll auch durchaus lernen, das er nicht alles bekommen kann was er will. Das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, den du ihm nicht vorenthalten solltest.

Das mit dem Hände waschen würde ich genauso handhaben. Lass nicht zu, dass er über deine Handlungen, die dich betreffen, bestimmt. Du bist die Erziehungsperson und nicht er.

Das mit der Straße, wenn wir mitten im 'Spiel' sind, dann würde ich mitspielen, egal ob mich wer sieht oder nicht. Wenn ich gerade keine Lust habe, dann würde ich ihn angucken und sagen 'max, die ganze Straße hier ist der Fußgängerweg. Ich finde es toll, dass du die Verkehrsregeln üben möchtest, aber ich kann jetzt nicht mit machen. Ich spiele ein anderes Mal mit. Verstanden?'
Ebenso in der Tiefgarage, ich würde ihn machen lassen, solange er nicht andere Leute Stört. Wenn er eine schlage verursacht/verlängert würde ich das einfach selber machen, sein weinen akzeptieren und sein wüten verhindern und ihm erklären:' Max, du bist noch klein. Es gibt Dinge die du nicht darfst nur weil du sie möchtest. Du musst mich immer fragen und wenn s nicht geht, dann ist das so. Ich will hier keine Diskussion mehr.' oder ähnliches. Auch erklären wieso er das jetzt gerade nicht darf ist wichtig.

Letzt endlich kann es durchaus so eine Art Zwang sein. Aber das bedeutet nicht, dass du sie immer ermöglichen musst.

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Ich provoziere keinen Wutanfall, aber ich verbiege mich auch nicht komplett, um ihn zu verhindern.
Das „zuerst machen“ ist hier auch mit 4,5 immer noch ein riesiges Thema. Meine Tochter will zum Beispiel gerne als die Treppe runter gehen. Wenn wir morgens runter gehen, rufe ich sie und sage ihr, dass sie als erstes gehen kann. Es kommt aber oft vor, dass sie gerade etwas anderes macht oder einfach da steht und nicht gehen will. Ich frage sie dann noch ein oder zwei mal, ob sie gehen will und kündige an, dass ich sonst mit der kleinen Schwester gehe. Und dann gehe ich auch. Häufig wird dann gewütet, aber ich habe wirklich weder Zeit noch Lust, 20 Minuten an der Treppe zu stehen und zu warten.
Alles, was du so schilderst, kenne ich von meiner großen Tochter auch. Ich würde das nicht als auffällig werten.
Meine Erfahrung ist: wenn man einen Grund für den Wutanfall beseitigt, sucht meine Tochter sich 3 andere. Daher ist meine Strategie: ich provoziere nichts, aber ich vermeide sie auch nichts ums verrecken. Ich begleite sie, ich lasse sie wüten und helfe ihr, sich im Anschluss zu beruhigen. Meist ist es besser, wenn die Wut raus kommt. Sonst haben wir den ganzen Tag eine tickende Zeitbombe im Haus.

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PS: mir ist es sehr wichtig, dass meine Kinder lernen, dass auch Gefühle wie Trauer, Frustration und Wut normal sind und dass sie einen guten Umgang und bewältigungsstrategien lernen. Sie sollen lernen, dass es keine bösen Gefühle sind, die unterdrückt werden sollen oder die man vermeiden muss.
Ich selbst habe als Kind meine Wut nicht gut ausdrücken können und keine Strategien gelernt (was kein Vorwurf an meine Eltern sein soll) und hab irgendwann autoaggressives verhalten an den Tag gelegt, weil ich nicht wusste, wie ich mit Wut umgehen soll. Ich habe lange gebraucht, dieses Verhalten zu korrigieren und die Gefühle zu akzeptieren. Daher will ich meinen Kindern wut, Trauer und Frust nicht „ersparen“ sondern mit ihnen gemeinsam Wege finden, diese Gefühle zu verarbeiten und zu bewältigen.

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Ganz deiner Meinung 👍

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Bei uns ist es nicht so ausgeprägt wie bei euch, aber bisweilen schon sehr nervig. Ich versuche ein gutes Mittelmaß zu finden - ich lasse mir nichts dauerhaft auferlegen, nur weil das Kind das eben so will. Und ich reagiere auf Wut genauso, wie das Kind andersherum argumentiert: "Ich möchte das (jetzt) nicht." Gleiches Recht für alle. Man muss lernen, dass alle Menschen "Nein" sagen dürfen, auch Eltern, und dass sich nicht immer alles so abspielen kann, wie man das selber will.

Wichtig fände ich nur, dass man dann dem Kind durch die Wut hilft. Es darf wütend sein, es soll verstehen warum es wütend ist, es muss Wege finden sich emotional später zu kontrollieren. Das erreiche ich aber deutlich schwerer, wenn ich jede Frustrationsmöglichkeit aus dem Weg räume. Ich würde es an deiner Stelle auch wettbewerbsmäßig machen - auf 3 zählen und dann das Rollo hoch. Wer zuerst im Bad ist dafür zuerst Hände waschen. Und so weiter.

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Ich mache es von meinem Gemütszustand abhängig.

Wenn ich grade keine Lust auf Theater habe und evtl noch was von Motte „fordern“ will (schnell zum nächsten Termin oder so), dann mache ich mit. Hab ich nerven und grade keine Lust, ihren „Befehlen“ zu folgen, „fechte“ ich es aus.

Manchmal sieht man auch Motte an, ob sie ein nein jetzt gut verträgt oder nicht. Ab und zu können wir auch Kompromisse schließen :) sie schlägt inzwischen auch öfter welche vor 😁

Aber aktuell (3,5 Jahre) ist das trotzen wieder seeeehr extrem. 😅

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Was ich an vielen deiner Beispiele schwierig finde, ist, dass sie dich persönlich und dein freies Handeln einschränken bzw. beschränken.
Das finde ich schon etwas anderes, als das Bsp mit der Banane (I remember) oder wenn das Kind den Lichtschalter selbst anmachen möchte.
Das würde ich nur sehr eingeschränkt mitmachen, vor allem weil es sich um ein Kind handelt, mit dem man sich schon gut unterhalten kann.
Ich denke schon, dass ein Kind irgendwann in ein Alter kommt, in dem man es "verziehen" kann und ich hätte da einfach Angst, dass mein Kind lernt, dass Mama allzeit nach seiner Pfeife tanzt. Ich finde, dass ein Kind schon lernen muss, dass jeder Mensch sein eigener Herr ist und einen eigenen Willen hat, dem man sich eben auch mal anpassen oder ihn zumindest akzeptieren muss. Auch kann ein Kind merken, dass Mama manchmal in Spiellaune ist und seine Anweisungen befolgt und manchmal eben nicht.
So ungefähr ab 3, manchmal auch schon früher, meine ich, sind Kinder langsam in der Lage, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und sie entwickeln Empathievermögen. Aus diesem Grund wäre es mir wichtig, solche Wutanfälle nicht ständig zu vermeiden, indem man nachgibt.
Sorry, wenn sich was doppelt, ich hab die Antworten nicht gelesen.

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Huhu,

Ich bin auch ganz oft mit ähnlichen Fragen beschäftigt wie du und konzentriere mich momentan darauf meine Bedürfnisse nicht allzusehr unterzuordnen.

Bei deinen Beispielen würde das so aussehen:

Ich habe das Bedürfnis mir jetzt die Hände zu waschen und nicht erst in 20 Minuten - durchsetzen

Rollo aufziehen/ Knöpfe drücken etc.
Habe ich kein Bedürfnis - machen lassen

Strasse überqueren
Ich habe das Bedürfnis das ich mich nicht vermeintlich komisch anschauen lassen möchte. Aber Strassenregeln sind wichtig und es ist gut das er diese verinnerlicht. - Das Bedürfnis des Kindes wiegt schwerer.

Tür aufmachen wenn jemand wartet.
Das Bedürfnis der wartenden Person wiegt schwerer - die durchlassen. Die Tür halt nochmals schliessen und dann darf er nochmals aufmachen.

Es ist wichtig das Kinder frustrierende Situationen erleben und durchleben können. Wie sollen sie es sonst lernen?

Dabei aber nicht vergessen wie schwer es für Kinder sein kann von einem gefassten Plan (ich mache gleich die Türe auf) abzuweichen. Und auch das es ohnehin ganz viele Sachen gibt die es nicht beeinflussen kann und frustrierend sind (zum Beispiel wollte mein Kind kürzlich warme Milch aber diese durfte ich dazu nicht aufwärmen. )

Im Zweifel bin ich eher nicht so streng und wähle mir die Kämpfe die mir wirklich wichtig sind.