Erstgeborenes sucht Aufmerksamkeit/ hat Verlustängste

Hallo,
ich habe folgende Situation und hoffe, dass hier jemand vielleicht weiterhelfen kann.

Unsere Tochter ist 2.5 Jahre alt. Vor sieben Wochen kam ihr kleiner Bruder auf die Welt. Sie ist eine tolle ältere Schwester! Streichelt ihn, redet mit ihm. Dass sie jetzt nicht mehr die volle Aufmerksamkeit bekommt, lässt sie zum Glück an uns Eltern aus:

1. Nicht auf bitten hören ( lass bitte die Tür zu). Rennt weg, dass man sie wiederholen muss.
2. Bewusstes "Fehlverhalten", zum Beispiel beim Essen auf den Tisch klettern. Also bewusste Provokation.
3. Extremer: hauen, kneifen, etc Wir versuchen seit Wochen dies mit Nein und Tut mir weh zu unterbinden. Sie lacht, es ist ein Spiel für sie. Es hilft nichts, sich dann zB einen Stuhl weiterzusetzen und zu sagen, dass man dann nicht direkt neben ihr sitzen möchte. Dann weint sie und legt nach dem Trösten von vorne los.

Dies Verhalten hatte sie teilweise schon vor der Geburt, es ist jetzt aber deutlich ausgeprägter. Uns ist bewusst, dass sie Aufmerksamkeit möchte.Wenn wir uns zB beim Hauen wegsetzen, erreicht sie natürlich das Gegenteil und möchte noch mehr Nähe. Es wird quasi ein Teufelskreislauf.

Ich versuche schon bewusst viel Zeit mir ihr zu verbringen. Nehme sie auch in den Arm, zwischendrin aber auch wenn sie zB gerade haut und es zulässt. Leider ist das Baby nicht ablegbar und schläft auch im Wagen schlecht. Es ist also gezwungenermaßen immer dabei. Trage darf ich noch nicht nutzen. Aber wir verbringen zB Stunden mit Vorlesen, Puzzeln, etc. mit voller Aufmerksamkeit für sie, nur dass der Kleine halt auf dem Stillkissen auf meinem Bauch schläft. Sie wird gelobt, ich gehe auf sie ein, selbst wenn ich das Baby zB gerade wickel. Sie hilft auch gerne mit.

Ich glaube sie hat Angst mich zu verlieren (sagt sie). Wenn ich nachts nicht bei ihr im Familienbett bin (Wickeln vom Baby), weint sie, weil sie Angst hat und steht auf und sucht mich und weicht mir dann nicht mehr von der Seite bis ich wieder zurück ins Bett gehe.

Ich habe sie schon gefragt, ob sie sich etwas wünscht, was ich anders machen soll, aber sie sagt nein. Mehr erzählt sie nicht, nur dass die nachts Angst hat, wenn ich nicht da bin.

Inzwischen lege ich das Baby manchmal auch einfach 15 min in den Laufstall. Wenn er nicht quengelt auch länger und spiele dann nur mir ihr.

Habt Ihr vielleicht noch Ideen, wie man sie wieder aufbauen kann? Sie tut mir so leid! Das Hauen zeigt mir, dass sich viel anstaut, was raus muss. Ich nehme es ihr nicht übel und kann das auch aushalten. Besser wäre jedoch, ihr Bedürfnis nach Aufmerksamkeit von Mama besser erfüllen zu können. Gibt es vielleicht noch andere Wege auf die Aggressivität zu reagieren, die nicht negativ behaftet sind, sodass sie nicht noch mehr Verlustängste hat?

Vielen Dank schon mal fürs Lesen!
Nordl1cht

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Jetzt übertragen die Situation bitte mal auf dich:

Dein Mann bringt eine andere Frau mit nach Hause und sagt dir, dass sie ab jetzt bei euch wohnt. Er beteuert, dass er dich nach wie vor liebt, aber die andere Frau jetzt auch Teil der Familie ist und er sie ebenfalls liebt. Er kümmert sich um dich, muss sich aber auch viel um die Neue kümmern, weil sie sich noch nicht auskennt und Hilfe benötigt.

So ist das in etwa für dein Kind. Da kannst du noch tausendmal sagen, dass du es wahnsinnig liebst, die Situation ist trotzdem erstmal so, dass "Konkurrenz" da ist. Lass deinem Kind seine Gefühle. Du musst jetzt liebevoll und geduldig sein und Verlässlichkeit ausstrahlen. Exklusivzeit einbauen. Da muss der Papa dann mal aufs Baby aufpassen. Da kannst du nichts beschleunigen.

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Vielen Dank erstmal fürs Antworten! Dass das Ganze Zeit braucht, ist mir klar, allerdings gibt es meines Erachtens schon Grenzen, was das aggressive Verhalten angeht und es muss doch Möglichkeiten geben aus dem Teufelskreis auszubrechen. Weitere Zurückweisung macht keinen Sinn und die Prügelei einfach auszusitzen wie ein Boxsack kann es doch auch nicht sein.

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Da hilft nur Geduld und Zeit.

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https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2014/06/entthronung-der-erstgeborenen-was-kinder-nach-der-geburt-des-babys-brauchen-und-wie-die-eifersucht-auf-das-baby-gemindert-werden-kann.html?m=1

Das hat mir sehr geholfen, vielleicht hilft es auch dir

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Oje, da kommt ja noch was auf uns zu...
Danke für den Link!

LG
I3luemchen 🤰31. SSW und 👧 23 Monate

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Vielen Dank für den Link! Das beschreibt unsere Situation sehr gut! Die Strategie probieren wir aus!

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Fühl dich gedrückt!
Als ich deinen Beitrag gelesen habe, musste ich direkt an unsere Situation vor ein paar Monaten denken.
Wir haben uns so viele Gedanken gemacht, was wohl die ersten Monate auf uns zukommt aber haben niemals mit so einer Wesensveränderung unseres Erstgeborenen gerechnet!
Bei uns wurde es wirklich erst nach circa 6 Monaten langsam besser …
Wir haben auch von Aggresivität, Verweigerung von Essen und ständigen Wutausbrüchen alles durch!
Uns hat es geholfen die Gefühle des größeren zu benennen, damit er sich selber besser verstehen kann.
Ansonsten hilft da leider wirklich nur die Zeit und ganz viel Ruhe und Gelassenheit… so schwer es manchmal auch fällt !
Ich wünsche euch ganz viel Kraft !

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Ich kann dir nur von mir berichten, genau dieselben Rahmenbedingungen. Kind 2,5 Jahre und Baby 8 Wochen alt.

Bei uns steht das große Kind immer noch an „erster Stelle“. Im Zweifel muss das Baby kurz warten. Wenn beide weinen, kommt zuerst der große dran. Weil der wird sich daran erinnern wen ich als erstes gewählt habe, das Baby wird sich nicht mehr dran erinnern mal 5 Minuten gemeckert und geweint zu haben.

Klappt bei uns so erstaunlich gut, wir haben wirklich überhaupt keine Probleme mit Eifersucht. Mittlerweile hat der große gemerkt, dass sich für ihn nichts geändert hat und entsprechend macht er sein Ding. Ich kann jetzt ohne Probleme mit dem Baby alleine ne Stunde auf der Couch liegen während er neben uns spielt. Wenn er dann mal aua macht, kommt er damit ich puste und manchmal legt er sich für 5 min zu uns zum schmusen, aber dann hat er keine Lust mehr und geht weiter spielen. Wenn er mich auffordert mit ihm zu spielen dann lege ich das Baby auch weg und habe dann wirklich Zeit nur für ihn.

Wenn das Baby in der Zeit meckert sage ich „Ohje Spatz, die Mausi meckert wieder. Sollen wir ihr flott eine Flasche geben damit sie aufhört zu meckern und wir in Ruhe spielen können?“ da ist er dann direkt dabei, darf mir helfen die Flasche zuzubereiten, darf die Flasche halten, oder das Baby liegt bei ihm auf dem Schoß während ich die Flasche halte, usw.

also kurz: ich beziehe ihn zu 100% mit ein und das ist bei uns glaub ich das Geheimnis