Arbeitende Mama und Kleinkind

Hallo zusammen,

mich würde mal interessieren, wie bei euch die Beziehung zu Eiren Kindern ist, wenn ihr wieder arbeitet.

Hab grad das Gefühl, die Beziehung zu meinem Sohn, 24 Monate leidet, aber ich weiß nicht, ob es wirklich am Job liegt oder was anderes sein könnte.


Von Anfang an:
Ich arbeite Mo, Di, Do, Fr von 7:00 bis 14:30. Morgens muss ich also weg, da schläft mein Kleiner noch. Papa bringt ihn in die Kita. Ich bringe nur Mittwochs. Abholen mache ich jeden Tag um 15:00. er ist von 8:00 bis 15:00 in der Kita.

Wenn ich ihn abhole strahlt er mich immer so viel an. Und ist immer total happy. Will kuscheln und will mir alles in der Garderobe zeigen. Jeden Schuh der da steht, jede Jacke, die da hängt. Nur Anziehen und gehen will er nicht. Eine Erzieherin hat mir den Tipp gegeben, mir die Zeit zu nehmen. Er war ja ganzen Tag ohne mich, sieht mich zum ersten Mal am Tag und will eben alles erzählen. Da er aber nicht reden kann, muss er eben zeigen. Also laufen wir durch die Garderobe. ich stelle fragen zu seinem Tag. Er brabbelt manchmal. Manchmal lacht er. Manchmal will er nur auf den Arm und kuscheln. Sobald ich ihn anziehen will, ist Theater groß. Ganz Kita kriegt das mit. Die Erzieherinnen versichern mir, es sei nicht so schlimm.

Zu Hause ist aber nichts mehr mit Kuscheln. Da will er nur noch toben und spielen. Ich versuche unsere Zeit zu Hause wirklich mit ihm bewusst zusammen zu verbringen, weil es mir das Herz bricht an solchen Tagen, wo er mich erst um 15Uhr zum ersten mal sieht. (Haushalt mache ich so viel es geht wenn der Kleine im Bett ist)

Und doch, wenn irgendwas nicht stimmt (hingefallen , angehauen, irgendwas nicht gekriegt...) sucht er nun Trost bei Papa.

An den Wochenenden, wo wir zu dritt den ganzen Alltag zusammen durchleben, sprich Mama muss auch mal Wäsche machen, Mama muss auch mal Spüle ausräumen oder Mama muss schnell unter die Dusche springen... er wird quengelig wenn er nicht meine ungeteilte Aufmerksamkeit hat. Ich versuche ihn dann so viel es geht mit einzubeziehen. Er macht auch ganz gut im Haus mit. Aber ich merke doch, es ist für ihn was anderes. Ob er etwas mit mir im haushält macht, oder ob ich mit ihm was mache, sprich spazieren gehen, mit ihm spielen, toben, Bücher lesen...

Ich hab das Gefühl, es fällt ihm schwer, so viel fremdbetreut zu werden und er ist etwas sensibel und braucht mich mehr als ab 15Uhr nach der Kita. Hab überlegt, ob es ihm gut tun würde, wenn ich ihn bereits um 14Uhr abholen könnte. aber an meinen Arbeitszeiten lässt sich jetzt nichts drehen. Die sind leider fest. Und ob 1h so viel ausmachen würde?


An die arbeitende Mütter: Was ich beschreibe, klingt es für euch normal, oder meint ihr mein Kleiner leidet darunter, dass er so viel in die Kita muss?

ah ja, wichtig wäre zu erwähnen, in die Kita geht er ab Sep.2017 und er hatte sich super schnell eingewöhnt. Erzieherinnen beschreiben ihn an sozial, sensibel. unkompliziert. Er spielt sowohl mit älteren Kids (fast 3, kurz vor Kiga-Übertritt) als auch mit den ganz kleinen (13-14 Monate). Den kleinen bringt er immer Spielzeug, kuschelt mit den kleinen ab und zu sogar. Und allgemein ist er sehr lieb.

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Ich kann da auch nicht auffälliges entdecken. Ich glaube eher es ist dein, durch gewisse Teile der Gesellschaft geprägtes schlechtes Gewissen. Ich kann dir aber sagen, dass gerade wir Mütter uns hoffnungslos übernehmen, wenn wir immer alles allein tragen wollen. Für die Kinder ist das meist nicht nur zum Vorteil. Nicht weil wir schlecht wären, sondern weil sie in die Welt hinein wachsen und wachsen müssen und wir sie hingegen immer betüdeln und beschützen wollen. Kinder lernen unheimlich viel, gerade durch andere Kontakte, gerade durch Kontakte zu anderen Kindern,gerade dadurch mehrere Systeme kennen zu lernen als das ihrer eigenen vier Wände. Natürlich alles zu seiner Zeit und in einem Rahmen, aber mit einer Arbeitszeit bis 14.30 Uhr ist der doch allemal gegeben.

Dass er dir alles zeigt in der Kita ist auch ein Zeichen seines eigenen Stolzes. Er findet sich zurecht, weiß wo alles ist, weiß wie es funktioniert. Das ist toll. Und das am Wochenende. Keine Mutti dieser Erde kann mir erzählen, dass sich ein Kind dass immer Zuhause ist so grundlegend anders verhält. Ich meine, Babys und Kleinkinder sind nicht befähigt auf Dinge lange zu warten. Wenn sie etwas wollen, wollen sie nicht warten. Und es ist ein Haupterziehungspunkt ihnen dieses dennoch mit wachsenden Alter abzuverlangen, weil es eben in dieser Welt nicht immer nur nach der Nase des Kindes gegen kann. Andere Menschen sind auch da, haben Bedürfnisse. Das zu lernen, ist sehr wichtig für ihn. Es braucht halt seine Zeit. Aber da wächst er hinein.

Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn du dich grämst. Er liest sich weder traurig noch schlecht erzogen noch verhaltensauffällig oder vernachlässigt. Er liest sich wie ein aufgeschlossenes Kind, dass mit der Situation wächst und seinen Weg finden wird, und sich von alleine das holt, was er braucht. Und daran ist nichts falsch. Sei stolz auf euch. Das wird schon. Würdest du jetzt alles umwerfen, würdest du nur signalisieren er wäre zu klein und hätte es nicht geschafft und was hättest du damit gewonnen? Ist es nicht auch toll, dass du ihm vorlebst, dass Arbeit und Fleiß etwas wichtiges sind um im Leben vorwärts zu kommen? Zählt es nichts? Zeit hätten wir alle gerne mehr, aber das ist das Leben. Das ist die Welt. Er ist ein Teil davon. Er weiß aus eigener Erfahrung, auch wenn du nur Zuhause wärst und immer da, dass du nicht immer Zeit hättest ;). Nutz den Nachmittag intensiv mit ihm, das ist mein Rat. Genießt es. Und seid nicht zu perfektionistisch mit dem Haushalt. Den kann man auch machen, wenn er schläft.

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Wunderbar geschrieben 👍👍

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Guten Morgen,
Für mich klingt sein Verhalten ganz normal. Der Alltag hat sich einfach verändert. Meine große Tochter ist mit ca. 20 Monaten in die Kita gekommen und war da teilweise von 9 bis 17 uhr. Manchmal ging es aufgrund meiner Arbeitszeiten nicht anders. An anderen Tagen konnte ich sie dafür schon 12 Uhr abholen. Im Kindergarten war sie meistens ein kleiner Engel und zu Hause hatte sie einen Wutanfall nach dem nächsten. Da hab ich mich auch oft schlecht gefühlt. Ich hab mich da damals viel belesen und so herausgefunden dass dieses Verhalten ein Zeichen dafür ist, dass sie sich unserer Liebe sicher ist. Also egal wie sie drauf ist, wir haben sie immer lieb. Und bei uns ist das mit dem Trösten immer unterschiedlich. Manchmal möchte sie Trost von Papa, mal von Mama.

Liebe Grüße von tante89 mit Mia (4 Jahre) und Luisa (7 Monate)

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Hallo, ich finde das Verhalten auch normal.
Mein Sohn (23 Monate) wird nicht fremdbetreut, ist aber tagsüber bei meinem Mann, da ich voll arbeite und er nur Teilzeit.
Ich denke, du hast eher ein zu Unrecht schlechtes Gewissen, und das überträgt sich auf deinen Sohn. Natürlich musst du nebenbei auch mal den Haushalt in seiner Gegenwart machen, aber das ist doch nicht schlimm und vermittelt ihm eher, dass er nicht durchgehend im Mittelpunkt stehen muss.
Ich habe drei Kinder und muss meine freie Zeit aufteilen. Ich habe nicht das Gefühl, dass das meinen Kindern schadet.
Mein Sohn ist sehr anhänglich und kuschelt unglaublich gern. Wenn er die Wahl hat und beide zuhause sind, zieht er klar mich vor.
Genieße die Zeit mit ihm, aber habe kein schlechtes Gewissen, dass du arbeitest.
Ich bin dank flexibler Arbeitszeiten auch zwei Nachmittage zuhause, das ist Gold wert. LG

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Ich glaube du machst dir ein schlechtes Gewissen oder lässt es dir machen. Ihr habt keine Alternative und ob dein Kind wenn ihr komplett zu Hause wärt anders wäre weißt du nicht. Ich denke auch nicht dass es so viel Unterschied macht, ob er ne Stunde weniger bleibt (mal abgesehen vielleicht davon, wenn ein Kind immer alleine das letzte ist, das abgeholt wird). Bei uns ist es seit einigen Monaten so, dass wenn ich es mal schaffe sie eine oder sogar zwei Stunden früher zu holen sie mich immer anblickt dass sie noch nicht nach Hause will.

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Was für eine Frage - natürlich leidet er.
Ihr habt entschieden, da müssen alle nun durch. Ihr werdet es überleben

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Es kommt natürlich auf dein Kind und auf die KiTa an, ob dein Kind zufrieden ist oder nicht. Alle Kinder, die ich beim Abholen sehe, wollen nicht angezogen werden ;-)

Meine Tochter geht seit dem sie 15 Monate alt ist in die KiTa. Wir haben dann auch relativ schnell die 8h, die sie dort bleiben kann genutzt. Wir arbeiten beide Vollzeit. Mein Mann bringt sie und ich hole sie nach 7-8h ab. Unsere Beziehung leider überhaupt nicht. Meine Tochter ist richtig glücklich in der KiTa. Sie möchte eigentlich immer dort hin und freut sich morgens. Sie freut sich auch, wenn ich sie abhole. Beim Anziehen macht sie manchmal Theater, aber nicht immer.

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Ich finde das hört sich alles ganz normal an. Bei uns lief es ähnlich. Mein Sohn ist 5. Seit seinem 2. Geburtstag arbeite ich 3x pro Woche. Manchmal hole ich ihn ab, manchmal mein Freund oder die Oma. Ich finde es schön dass dein Kind mit dir durch die Garderobe schlendert und dir zeigen will. Mein Sohn war diesbezüglich emotionslos. Hauptsache nach Hause. Bei uns läuft es seit eh und je super, und dass auch mal Papa die Nummer 1 ist finde ich gut und richtig.

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Natürlich bringt 1 Stunde jeden Tag etwas! Das sind 5 Stunden in der Woche. 15 Stunden Mama haben (Mo-Fr) ist etwas Anderes als 20 Stunden Mama haben und Mama tanken.
Warum überlegst du, ich vermute, du du merkst doch, dass da ein hoher Bedarf bei dem Kleinen ist. Grüsse