Morgen Termin für Schwangerschaftsabbruch, jedoch große Zweifel..

Hallo zusammen,
ich habe bisher noch nie in einem Forum geschrieben, aber ich weiß einfach nicht wie ich meine Gedanken sortieren soll und hoffe auf Menschen, die vielleicht schon ähnliches durchgemacht haben..

Ich war mir mit meiner Meinung bisher eigentlich sehr sicher, das ich keine eigenen Kinder haben möchte. Vor einer Woche habe ich jedoch erfahren, das ich trotz Verhütung in der 9. Woche schwanger bin. Da eine ausbleibende Periode bei mir aufgrund starker Zyklusschwankungen nichts ungewöhnliches ist, habe ich mir dabei erstmal nichts gedacht, als aber andere Symptome dazukamen habe ich einen SS-Test gemacht, welcher positiv ausfiel. Einen Tag später machte ich einen Termin beim Gynäkologen, dieser bestätigte mir eine Schwangerschaft in der 9. Woche.
Mein Partner betrachtete die Sache relativ nüchtern. Für ihn war klar das er kein weiteres Kind möchte (Er hat bereits einen kleinen Sohn) und da er meine Meinung zum Thema Kinderwunsch kannte, war er sich sicher das wir da einer Meinung sind. Ich war mit der Situation völlig überfordert und habe direkt gesag, das ich dieses Kind nicht möchte, woraufhin ich an eine Konfliktberatung weiter verwiesen wurde. Man kennt ja das Prozedere.. Schon beim Termin zur Konfliktberatung hatte ich Zweifel ob das wirklich die richtige Entscheidung ist. Natürlich war ich mir bisher immer sicher, aber dann war da dieses Ultraschallbild und plötzlich hat sich eigentlich die gesamte Denkweise verändert.. Das traute ich mich nicht meinem Partner zu sagen, da er auf seiner Meinung beharrt.
Morgen früh ist der Termin für den Schwangerschaftsabbruch und ich weiß einfach nicht was ich machen soll.. Ich habe meinem Partner heute mitgeteilt, das ich Zweifel habe und das ich diejenige bin, die die meiste Konsequenz aus dieser Entscheidung tragen muss. Er sieht das anders, er meinte das ich damit sein Leben ruinieren würde und das er zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Kinder möchte. Er macht mir Vorwürfe ich würde über sein Leben entscheiden und es wäre unfair, das ich jetzt Zweifel habe, weil wir doch im Vorfeld über evtl. Kinderplanung gesprochen haben.
Natürlich ist das alles mein Körper und meine Entscheidung und ich bin in dem Fall die, die damit Leben muss, aber mich plagen schreckliche Schuldgefühle. Meinem Partner (denn ich ruiniere ja evtl sein Leben) und dem ungeborenen Leben gegenüber.
Vielleicht hat jemand hier ähnliches erlebt und könnte seine Erfahrungen darüber mitteilen.

3

Huhu,

blöde Situation. Das tut mir leid. Mir ist nur sofort der Gedanke gekommen: Du ruinierst sein Leben wenn du das Kind austrägt?
Und wenn du es abtreibst? Dann ruiniert du vielleicht dein Leben und machst dir immer Vorwürfe.

Liebe Grüße. Ich hoffe du triffst die richte Entscheidung

1

Hallo,

ich kann deine Gedanken absolut nachvollziehen, mir ging es vor ein paar Wochen ähnlich. Ich wurde schwanger von einem Mann, mit dem ich eigentlich seit 2 Jahren nur eine Affäre habe (und selbst das ist wahrscheinlich zuviel ausgedrückt für das, was es war/ist). Ich hatte früher mal Kinderwunsch, dieser ist aber mit jedem Jahr weniger geworden. Heute bin ich eigentlich der Meinung, dass ich keine eigenen Kinder will.
Ich kann mit Kindern wenig anfangen, und ich habe auch glaube ich nicht mehr die Nerven für kleine Kinder (bin 32).

Aber natürlich hatte ich trotzdem Zweifel. So ein Schwangerschaftsabbruch ist keine Kleinigkeit und will gut überlegt sein, denn rückgängig machen kann man es nicht mehr. Es gibt viele Frauen, die im Nachhinein darunter leiden und es bereuen.

Und ich für mich habe natürlich auch die Meinung meiner "Affäre" miteinbezogen. Es ist nicht nur mein Leben, dass ich verändert hätte, sondern auch seins, uns zwar immens. Aber ob und wie sehr man den Standpunkt des "Partners" da einbezieht muss jeder für sich selbst entscheiden. Man sollte es jedoch nicht nur für den anderen tun.

Letztendlich habe ich dann Ende Dezember die Schwangerschaft beendet. In den ersten Tagen danach ging es mir nicht so gut, aber 6 Tage danach war ich mit meiner Chefin und deren 4 Kindern essen und als es da mal wieder drunter und drüber ging wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

2

Hallo,

ich muss gestehen, ich finde deine Situation tatsächlich sehr schwierig, weil ich beide Parteien verstehen kann.

Nicht immer läuft alles nach Plan. Ein schlagendes Herzchen beim Ultraschall kann alles verändern - auch wenn man vorher der festen Meinung war, keine Kinder zu wollen.
Das sollte auch dein Partner verstehen - du "zerstörst" hier nicht willentlich und mit böser Absicht sein Leben. Du stehst vor einer schwierigen Entscheidung und da regen sich Gefühle mit denen du vorher nicht gerechnet hattest.
Dass ihr euch vorher einig wart, spielt jetzt eigentlich keine Rolle mehr.

Ich kann aber auch ihn irgendwie verstehen - bei ihm hat sich die Gefühlslage eben nicht verändert und er ist überfordert von der neuen Situation und kann vermutlich auch keine Sinneswandlung nicht nachvollziehen.

Es gibt jetzt mehrere Varianten:
1) ihr bekommt das Kind, er gewöhnt sich auch irgendwann an den Gedanken und ihr werdet als kleine Familie glücklich
2) du bekommst das Kind, er trennt sich aber in der Konsequenz von dir oder nimmt in der Beziehung Abstand von dir und dem Kind, weil er es nicht akzeptieren kann
3) du entscheidest dich für die Abtreibung

Möglichkeit 1 könnte sich im Laufe der nächsten Monate entwickeln - darauf hast du aber keinen Einfluss.
Du musst sich also entscheiden, ob du das Kind notfalls auch ohne deinen Partner oder eben ohne die Unterstützung deines Partners groß ziehen möchtest.

Egal wie du dich entscheidest - irgendwer ist unglücklich. Daher kann ich deine Verzweiflung gerade sehr gut verstehen.

Wie schätzt du deinen Partner denn ein? Spricht da aktuell die Überforderung/Verzweiflung aus ihm? Würde er dir tatsächlich die nächsten Monate/Jahre weiter Vorwürfe machen und dich ggf. auch gar nicht bei der Erziehung unterstützen - solltet ihr zusammen bleiben?
Oder ist er der Typ Mann, der genug Verantwortungsbewusstsein verspürt, dass er sich letztendlich eben schon um dich und das Kleine kümmern würde?

Immerhin seid ihr für die aktuelle Situation beide verantwortlich - der Verhütung hat versagt, ihr habt euch im Vorfeld nicht für eine Sterilisation entschieden.
Natürlich habt ihr da auch beide das Mitspracherecht - aber eine Abtreibung ist eben die weitaus schwierigere Entscheidung, vor allem wenn dann doch ein Kinderwunsch aufkeimt.

Ich wünsche dir, dass du heute Abend nochmal ein ruhiges Gespräch mit deinem Partner führen kannst, vielleicht kann er ja doch Verständnis für dich aufbringen.

Und überstürze morgen nicht - bis zur Ultimo-Grenze (14 SSW) hast du ja noch etwas Zeit, richtig? Im Zweifelsfall sag den Termin morgen lieber ab, nimm dir noch ein paar Tage Zeit. Einen weiteren Termin kannst du dann immer noch vereinbaren.

4

Diese Entscheidung kannst eigentlich nur DU treffen. Eine Entscheidung die niemals rückgängig gemacht werden kann. Dein Partner hat bereits ein Kind, er kann leichter sagen, dass er keins mehr möchte. Er kann auch entscheiden ob er sich mit kümmern möchte oder nicht. Du alleine musst Ein Leben lang mit dieser Entscheidung, egal welche, leben. Ich war in einer ähnlichen Situation. Ich musste mir auch anhören, ich würde über sein Leben bestimmen und ich soll es weg machen. Ich habe es gemacht und der Mann war am Ende auch weg. Ich bereue es bis heute, es war mein Baby. Der Mann wird wahrscheinlich keinen Gedanken mehr daran verschwenden aber mich begleitet es ganz oft und macht mich traurig. Ich hätte es locker geschafft. Und ich denke, wenn ein Mann eine Frau liebt, dann ist ein Kind kein Problem und er würde auch nicht verlangen es wegzumachen.
Du musst diese Entscheidung nur für dich treffen, es ist dein Leben. Ich denke nach einem Abbruch nimmt auch eure Beziehung einen Schaden. So oder so. Du kannst mich gern auch über PN anschreiben aber tue nichts , wo du nicht 100% dahinter stehst.

5

Huhu,

also er hat an der Situation genauso viel Schuld wie du. Wenn man überhaupt von Schuld sprechen kann.

Ich war vor fast einem Jahr schwanger und habe dann einen Abbruch vornehmen lassen, weil mir mein Mann ein schlechtes Gewissen gemacht hat. Er meinte es ginge ihm gesundheitlich ja ach so schlecht. Er hat „nur“ Bluthochdruck und nimmt Tabletten. Im Hochsommer kann er aber im Garten arbeiten, das ist Wahnsinn. Das wirkt sich komischerweise nicht negativ auf seine Gesundheit aus. Bis heute steht der Abbruch zwischen uns. Ich mache ihm immer wieder Vorwürfe und immer wieder kommt die Trauer in mir hoch und die Frage, wie hätte es ausgesehen, was wäre es geworden? Müsste ich nochmals entscheiden, so würde ich mich absolut gegen einen Abbruch entscheiden.

Letztendlich musst du selber entscheiden, aber wenn du jetzt Zweifel hast, würde ich dir raten das Kind zu bekommen, egal ob mit oder ohne Mann.

Alles Liebe für dich

6

Ich kann euch beide verstehen. Zu deiner Perspektive muss man nichts sagen, als dass du eine Entscheidung treffen musst, die du ein Leben lang tragen musst.

Aus seiner Perspektive: es geht natürlich nicht nur darum, ob er Lust hat, ein zweites Mal Windeln zu wechseln und durchwachte Nächte zu haben. Er hat noch mal 25 Jahre Verantwortung, irgendwas zwischen 250-500 Euro pro Monat an Unterhalt für ein Kind und für drei Jahre Unterhalt zwischen 1 bis X Euro für dich. Er zahlt schon für ein Kind und vielleicht auch für eine Ex. Und möglicherweise ruiniert das nicht nur seine Pläne für die Zukunft sondern ihn wirtschaftlich. So ein Kind entspricht dem Wert einer größeren Luxusklasselimousine.

Aber: wenn er so fest überzeugt ist nie wieder Vater werden zu wollen, wäre die Vasektomie die logische Konsequenz gewesen. Diese Verantwortung hat er nicht übernommen. Und wenn er die Verantwortung einem anderen allein überlässt, muss er akzeptieren, dass er keine Entscheidungsgewalt mehr hat. Und faktisch kann er nur entscheiden, ob er da mit dir gemeinsam durch will oder ob er sich "freikauft" und geht. Alles Andere liegt nicht in seiner Hand. Möglicherweise sträubt er sich auch, weil er sein erstes Kind durch die Trennung ein Stück weit verloren hat.

In dieser Situation gibt es kein richtig und kein falsch. Entscheidest du dich für das Kind, musst du einkalkulieren es alleine im Alltag schaffen zu müssen. Entscheidest du dich dagegen, musst du damit rechnen, dass du leidest und ggf die Beziehung trotzdem schief geht, wenn du nicht dahinter stehst.

LG

7

Nimm Dir die Zeit die Du brauchst. Sag morgen ab und nimm Dir noch eine Woche, die Zeit hast Du ja.
Und so sehr ich Deinen Freund verstehen kann, letztlich ist es Deine Entscheidung.

Ich habe damals beim Herzschlag auch romantische Gefühle entwickelt und habe noch fast 3 Wochen gebraucht, bis ich mir sicher war.

Der Abbruch ist jetzt 1,5 Jahre her und wirklich bereut habe ich es zu keiner Zeit. Aber das ist meine Entscheidung, Deine ist vielleicht eine andere!

8

Hallo!
Die Entscheidung sollst du treffen, aber auf welcher Basis?! Nach nur einer Woche, nachdem du überhaupt erfahren hast, dass du schwanger bist. Schon morgen ist der Termin zur Abtreibung geplant. Was meint dein Partner damit, dass du die Konsequenzen trägst? Wieso ruinierst du sein Leben?!
Ich finde, für eine Entscheidung braucht man doch zwei wirkliche Möglichkeiten, zwischen denen man sich überhaupt entscheiden kann. Nimm‘ auf jeden Fall ernst, dass du heute Zweifel hast. Deine Entscheidung ist noch nicht fertig. Noch nicht genügend gereift. Kein Wunder, so rasant es ging. Was du jetzt, wo du schwanger bist, spürst, ist echt. Das bist du. Es ist ganz anders als wenn man sich nur theoretisch vorstellt, schwanger zu sein – oder es nicht werden zu wollen.
Nimmt dich damit an, so, wie es dir gerade geht?! Wer nimmt dich darin jetzt ernst und geht darauf ein? Es ist wichtig für dich, dass du es hier so aufschreibst und nochmal fragst. Du brauchst unbedingt Gehör! Ja, wie hier schon geschrieben wurde – sage den Termin morgen ab. Das ist nur fair dir selbst gegenüber #liebdrueck
Alles Liebe dir!

9

Liebe Schreiberin,
ich kann nachvollziehen, dass du in einer Zwickmühle steckst. Es ist einfach auch noch mal ein großer Unterschied, ob man theoretisch sicher ist, keine Kinder zu wollen oder ob man tatsächlich schwanger ist und man den Zwerg auf dem Ultraschall sieht. Da wird aus der grauen Theorie plötzlich etwas geürwifbares und die Gefühlslage kann ganz schön durcheinander geraten. Ich habe den Eindruck, dass du dich mit deinem Tempo ganz schön überfordert hast, indem du bereits morgen den Termin hast. Ich gebe meinen Vorrednerinnen absolut recht, dass du den lieber erst einmal absagen solltest, um wirklich mal in Ruhe in dich zu gehen.
Ich finde es sehr schwer zu beurteilen, was mit deinem Freund ist, ob es eher die Belastung des täglichen Versorgens ist, die ihn abschreckt, oder der Gedanke für ein weiteres Kind finanzielle Verantwortung zu übernehmen. Aber ich denke auch, dass es für einen Mann schwer ist, sich in eine schwangere Frau hineinzuversetzen. Wenn du in ein paar Tagen feststellen solltest, dass du das Kind behalten möchtest, würde ich das an deiner Stelle tun. Ihm zuliebe zu verzichten, würde eure Beziehung wahrscheinlich auf Dauer auch nicht verkraften.
Liebe Grüße und allesGute
Fluribum