Hat hier jemand ohne Kinderwunsch ein Kind bekommen?

Hallo zusammen,

ich stecke leider in einem ziemlichen Dilemma.
Mein Mann mit dem ich seit 11 Jahren zusammen bin, wollte schon immer Kinder.
Ich hatte noch nie einen Kinderwunsch, dachte aber der kommt bestimmt noch. Leider ist es nie passiert.
Mittlerweile bin ich 35 und ungeplant in der 8. Woche schwanger. Und unglücklich.
Die Rahmenbedingungen passen bei uns, wir sind finanziell abgesichert, haben ein großes Haus, meine Eltern wohnen hier in der ELW. Also eigentlich gute Bedingungen. Trotzdem möchte ich einfach keine Mutter sein und auch nicht schwanger sein.
Mein Mann kann sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen. Wir lieben uns beide sehr… führen ein tolles leben. Mir tut die Vorstellung furchtbar weh, dass ich ihn mit einer Abtreibung sehr unglücklich machen würde. Denn im Grunde wäre damit auch die Entscheidung für ein kinderloses Leben besiegelt. Ich denke nämlich nicht, dass sich dieser Wunsch noch bei mir einstellen wird.

Jetzt habe ich die Möglichkeit, das Kind ihm zuliebe zu bekommen in der Hoffnung, dass mir das Leben mit Kind doch gefällt.
Ich bin davon überzeugt, dass ich es auch lieben werde, habe aber natürlich eine riesige Panik davor, dass ich mir trotzdem mein altes Leben zurück wünschen werde.
Ich habe einfach keine Lust auf schlaflose Nächte und Kindergeschrei den ganzen Tag.
Ich liebe mein freies und selbstbestimmtes Leben und habe immer alles dafür getan, unabhängig zu sein. Das wäre bzw. ist schon direkt mit einem Schlag vorbei.

Schon jetzt gehört mein Körper einfach nicht mehr mir. Später ist zwar mein Körper wieder mir aber mein Leben nicht.

Vielleicht kennt hier jemand dieses Gefühl. Jemand der trotz fehlendem Kinderwunsch Mutter geworden ist und kann berichten?

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Also ich kenne es persönlich nicht, habe vier Kinder und bin mit dem fünften schwanger. Aber ich verstehe, wenn Frauen keinen Kinderwunsch haben.
Was ich nicht verstehe ist warum du nicht eine Verhütungsmethode gewählt hast, die sicher ist. Also Sterilisation, ist zumindest sicherer als andere. 😉
Nun ist es ja schon passiert, also solltest du zügig entscheiden was du machen möchtest. Eine Abtreibung ist allein deine Entscheidung, die Konsequenz könnte für deinen Mann halt sein, dass er sich trennt.
Eine Alternative wäre natürlich, dass er die Rolle des Vaters stärker ausfüllt, da er ja offensichtlich Kinder haben möchte. Du machst halt weiter mehr dein Ding und bist halt eher im Hintergrund. Ich finde es ist kein Muss, dass die Mutter der präsentere Elternteil ist.
Dazu müsst ihr aber deutlich miteinander reden und das klären. Und er muss das dann auch einhalten und nicht nach der Geburt anders machen wollen.

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Meine beste Freundin wollte nie Kinder. Hatte eine richtige Aversion. Dann, ungeplant SS, Kind behalten, sogar von Anfang an Alleinerziehend. Sie hat ihren Sohn bis zum letzten Atemzug aus tiefsten Herzen (sie starb leider letztes Jahr völlig unerwartet). Hat es nie bereut und hat sogar eine Umschulung als Erzieherin gemacht, weil sie das Thema "Kinder" dann so toll fand.

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Hallo Lenny, wie lange bist du am Versuch dran, dich an den Gedanken zu gewöhnen? Also -wie lange weißt du es schon, dass du schwanger bist?
Und wie war der erste Moment, die ersten Tage?
Es klingt so, als würdest du auf ein bestimmtes Gefühl warten, das dich überzeugt, dass "mit Kind" besser ist als "ohne Kind" oder zumindest auch gut.
Und wie geht dein Mann mit dir um jetzt, seit du schwanger bist, also - freut er sich jetzt unbändig und sieht nicht, dass es für dich jetzt einfach nicht so super ist? Und - war er denn unglücklich, weil ihr kein Kind hattet und du es auch nicht wolltest?
Mit so einer Spannung lebt es sich als Paar sicher nicht so einfach.
Ich weiß nicht, woran du so wirklich "hängst". Es ist jedenfalls kein "alles oder nichts". Also: mit Kind hast du nicht mehr dein eigenes Leben - ohne Kind schon. Warum meinst du, dass dein Leben nicht mehr bei dir ist?
Hast du Kindergeschrei und schlaflose Nächte durch Freunde oder Verwandte vor Augen?
Das sind die negativen Seiten. Und sind zeitlich begrenzt.
Kannst du dir vorstellen, dass du auch etwas hinzugewinnst? Auch dadurch, dass dein Mann sich freut? Das ist nicht unerheblich, finde ich.
Wie geht es ihm denn im Moment und kannst du über das mit ihm sprechen, was du hier schreibst?

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Hallo du Liebe,

bei uns war es auch so, dass mein Mann schon viele Jahre Kinderwunsch hatte und ich nicht bzw. sehr ambivalent war, was das Thema angeht. Ich bin auch eine Frau, die gerne unabhängig und vielseitig interessiert ist und hatte auch Angst davor, meinen Leben aufgeben zu müssen. Ich bin jetzt 36, bin mit 35 schwanger geworden.

Jetzt haben wir eine Tochter, die bald sechs Monate alt wird und meine Ängste sind nicht eingetreten. Ich liebe sie über alles, in einer Intensität, die ich mir nie hätte vorstellen können (Achtung, das ist nicht unbedingt schon am Anfang der Schwangerschaft bei jeder Frau so… bei mir hat sich das langsam entwickelt) UND ich bin noch ich und habe auch noch Zeit und Raum für mich. Dass mein Mann so großen Kinderwunsch hatte, ist ein Riesen Vorteil, dadurch ist er überall voll engagiert und ich kann auch Nächte durchschlafen, die er dann macht (mit Abpumpen), mal eine Freundin alleine sehen, ich war im Sommer (Geburt war im Juni) viel schwimmen, ich lese weiterhin interessante Bücher, nehme an Onlineveranstaltungen teil (mit meiner Tochter daneben oder während sie bei meinem Mann ist) usw.

Ich habe also noch so einiges an Leben, auch unabhängig von der Mamarolle… und zusätzlich die Freude an meiner süßen Tochter!

Du kannst mir gerne schreiben, wenn ich dir mit meinen Erfahrungen sonst noch weiter helfen kann oder du Fragen hast. Alles Liebe euch!

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Schöne Geschichte! :-D