Pferd mit Bindegewebsschwäche

Guten morgen ihr Lieben,

mein Herz ist so schwer vor lauter Sorgen um meinen Romeo.

Ich versuche mich kurz zu fassen.

Habe vor sechs Jahren einen Warmblutwallach übernommen, der ein handicap an der rechten Schulter hat. Unterschiedliche Vorderbeine und unreiner Takt sind die Folge. Er ist bedingt reitbar. Kleine Ausritte machen wir, überwiegend im Schritt.

Im Januar fing es an mit Kolik, er steckte sich bei einem anderen Pferd mit Würmer an, nahm viel ab. Das abnehmen schob ich darauf, dass er nun kein Stroh mehr zusätzlich zur Verfügung hatte und den Wurmbefall. Da fiel mir schon auf, dass seine Wirbelsäule sich an der Kruppe biegt wie ein Katzenbuckel. Dann macht. Sie einen Knick und verläuft wieder Richtung Schweif. Dachte, die würde man nur deshalb sehen weil er so abgenommen hatte. Nun wurde er wieder einigermaßen aufgepäppelt.

Vorletzte Woche dann lahmte er beim bergauf und bergab gehen von der Koppel. Seine sehnen waren an den Hinterbeinen geschwollen. Habe dann erst mal gekühlt und ihn in der box gelassen.

Tierarzt meinte dann, er könne für meinen Bub nichts machen. Das Hinterfesselgelenk steht ziemlich tief. Die Sehnen sind überlastet, das Bindegewebe zu schwach. Romeo ist ziemlich groß. Seine Beine könnten das Gewicht von ihm nicht mehr tragen. Aber wo soll mein Pferd noch abnehmen!? Er ist ja schon so ein schmaler Kerl! Er bekam jetzt Schmerzmittel und dann sollte man mal abwarten. Aber viel Hoffnung hätte der Tierarzt nicht. Ich sollte damit rechnen, dass ich Romeo gehen lassen muss.
Meine Bekannte macht Dorntherapie bei Tieren. Die habe ich noch kommen lassen weil ich denke, das alles vom rücken her kommt. Sie ist auch der Meinung, er habe sich verlegen, und daher eine Schonhaltung eingenommen, die auf Dauer auf die Bänder und sehnen geht. Bei ihr ist er nun in Behandlung erst mal. Der Tierarzt meinte, man könne es probieren. Zusätzlich bekommt Romeo jetzt Globuli. Calcium flouratum und Arnika. Wir machen noch eine Lasertherapie an den Hinterbeinen. Die Schwellung am rechten Bein ist weg gewesen, am linken Bein rückläufig.

Kennt jemand noch ähnliche Fälle? Wie ging es aus?

Ich schwanke zwischen hoffen und bangen. Mir ist nicht wichtig, dass er reitbar ist, aber zumindest schmerzfrei sollte er sein.

Für mich persönlich kommt noch hinzu, dass ich nicht weiß wie es finanziell weiter geht. Manchmal fressen mich die kosten auf. Mein Mann war arbeitslos und daran haben wir noch zu knabbern. Eine Trennung von meinen Tieren kommt für mich nicht in Frage! Wenn das auch einige verurteilen hier. Habe noch eine Stute. An beiden hängt mein Herz, und ein krankes Tier abgeben finde ich...

Naja. Das mit den Kosten bekommen wir irgendwie hin, wollte damit nur sagen, das der Geldbeutel grade nicht so dick ist, was ja in dem Zusammenhang auch eine Rolle spielen wird.

Wichtiger ist mir erst mal, wer kann mir Tipps geben, Hoffnung, oder einfach nur Erfahrungen?

Traurige Grüße Carrylind

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Wirklich helfen kann ich dir nicht (ich kann mir seine Probleme auch nicht wirklich vorstellen), aber hole dir auf jeden Fall noch mindestens eine weitere Tierarztmeinung.
Eventuell kannst du auch gleich in eine kompetente Klinik fahren und ihn dort mal komplett checken lassen. Das kostet meist nicht viel mehr als bei euch im Stall, die Geräte (Röntgen usw) sind aber unmittelbar verfügbar und besser als die mobilen, und es können gleich mehrere Tierärzte "mal draufschauen".

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Hallo Carrylind,

so richtig kann ich mir aus deinem Text auch nicht vorstellen, wie es deinem Pferd geht. Ich verstehe nur den Teil mit den Hinterbeinen und das hört sich für mich danach an, als wäre dein Wallach durchtrittig. Dagegen kann man leider wirklich nicht viel tun, solange die Pferde damit zurecht kommen, ist es okay, aber wenn die Fesselköpfe immer weiter runter sacken, können sie irgendwann nicht mehr schmerzfrei/lahmfrei laufen und dann wäre es sicher besser, dein Pferd zu erlösen.

Man muss ja auch bedenken, dass ein lahmes Pferd bei jedem Schritt Schmerzen hat - sonst wäre es ja nicht lahm! Taktunrein ist ja nur eine Form oder ein anderes Wort für Lahmheit, für mich hört es sich also sehr danach an (auch, wenn man das natürlich aus der Ferne nicht beurteilen kann!), als ob dein Pferd schon über einen längeren Zeitraum Schmerzen hat. Denn ein schmerzhaftes Pferd nimmt eben auch ab, so wie du es beschreibst. Gegen die Würmer ist er ja sicher behandelt worden, dann hätte er ja wieder zunehmen müssen. Und nur von Stroh nimmt sowieso kein Pferd zu, es kann also nicht daran liegen, dass er kein zusäätzliches Stroh mehr bekommt.
Dein Pferd hat mit der Schulter, dem Rücken, den Hinterbeinen und seiner Abmagerung ganz schön viele Baustellen. Ich würde mir mit Sicherheit auch eine 2. Meinung einholen. Aber wenn diese genauso ausfällt und du deinem Pferd ohne Dauergabe von Schmerzmitteln (und das ist keine Option, das geht nur mal für einen gewissen Zeitraum!) kein Leben mehr ermöglichen kannst, musst du ihn gehen lassen. So schwer das auch fällt!
Ich drücke dir die Daumen, dass sich dein Romeo vielleicht noch ein bisschen berappelt!

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Ja durchtrittig ist das richtige Wort. Manchmal muss ich nach den richtigen Wörtern suchen...

Taktunrein geht er wegen der körperlichen Einschränkung in der Schulter. Aber du hast recht. Es sind mehrere Baustellen die er hat, mit denen er aber immer gut zurecht kam. Im Endeffekt war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, wann diese Baustellen ihre Früchte tragen werden. Ihn zu erlösen, wenn er nicht schmerzfrei wird, natürlich klar. Alles andere hätte er nicht verdient und würde nicht meinen Prinzipien entsprechen. Dennoch suche ich natürlich nach Möglichkeiten ihn zu "retten". Die Frage ist natürlich, gebe ich ihn dann nicht gleich auf? Wäre es für mich der einfachere Weg, der bequemere? Ich kämpfe mit meinen Gefühlen, mit der Vernunft, mit dem Herzen. Habe.das Gefühl, wenn ich jetzt gleich den Entschluss fassen würde ihn zu erlösen, hätte ich kampflos aufgegeben. Immer mit dem Gedanken, er hätte einfach nur mehr Zeit und Ruhe gebraucht.

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Hi,

zu einen scheint Dein Wallach durchtrittig zu sein - das ist so lange kein Problem, wie er damit schmerzfrei laufen kann. Es gibt auch Spezialbeschläge (frag Deinen Schmied & Tierarzt, was er dazu meint!), um eine Verschlimmerung rauszuzögern, aber irgendwann kommt der Punkt, wo es eben nicht mehr geht.

Ungleiche Beine, selstam gewölbter Rücken, Lahmheit - das deutet für mich darauf hin, dass das Pferd

- schlecht bzw. gar nicht bemuskelt ist
- Schmerzen hat
- "schief" ist - was vermutlich die Ursache für die Schmerzen & Schonhaltung & fehlende Muskulatur ist

Ich würde:

1. einen Osteopathen/Chiropraktiker kommen lassen, der das Pferd von Kopf bis Schweif / Kopf bis Huf durchcheckt, ggfs. einrenkt und Dir dann sagt, wie Du weiter vorgehen musst, damit es nicht wieder so schlimm wird. Kostete bei meiner Stute nach unserem schweren Unfall ca 250€ incl. Anfahrt - und die wurde wirklich in allen gelenken bearbeitet - einschließlich dem Kiefergelenk!

2. ggfs. in eine Klinik fahren, die entsprechende Möglichkeiten des Osteo/Chiros bietet und sich zusätzlich mit Durchtrittigkeit auskennt (das ist nicht immer überall so...)

3. Bodenarbeit zum Muskelaufbau machen (empfehlenswert: Tellington Touch & Bodenarbeit) und nicht mehr reiten, wenn der TA das ok dafür gibt.

Natürlich kostet das erstmal Geld und ich war in der gleichen Situation wie Du (selbst lange arbeitslos gewesen, zwei Pferde, durch die Arbeitslosigkeit Schulden - und trotzdem immer an dern Pferden festgehalten), ABER Du musst entscheiden, was DU finanzieren kannst und willst - und wenn eben irgendwann der Geldbeutel leer ist, dann ist es bei einem kranken Pferd, welches Schmerzen hat (und die hat er, wenn er unrein läuft!) durchaus legitim, es gehen zu lassen. Zumal der TA dies bereits in den Raum gestellt hat.

Ich wünsche Dir viel KRaft und Erfolg bei der Suche nach der richtigen Entscheidung!

Gruß
Kim

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Sehr guter Beitrag. Das hätte ich auch nicht besser schreiben können.

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Danke!

Ich kann mich, besonders was das finanzielle und die daraus resultierende Entscheidung "pro/contra Tierarzt und/oder langwierige Behandlung" sehr gut in die TE hineinfühlen. Durchtrittigkeit habe ich bei einer Freundin mitbekommen, wie sehr das "herumprobieren", wie läuft das Pferd besser/schmerzfrei/ist es überhaupt noch möglich schmerzfrei zu werden (und wenn es nur auf der Weide ist), belastet. Man will ja nur das beste für sein Pferd und nicht zu früh aufgeben. Und dann so viele Baustellen...

Schade nur, dass die TE sich nicht mehr gemeldet hat, wofür sie sich entschieden hat. Mein Verständnis für die endgültige Lösung hätte sie, da der TA wohl schlechte bis gar keine Möglichkeiten mehr sieht, das Pferd schmerzfrei / schmerzarm zu bekommen. Und vor allem, weil ja Geld auch nicht auf den Bäumen wächst. Ich habe selbst schmerzlich erfahren müssen, wie schnell sich gute Lebensumstände ändern können - und habe viele Jahre lang gekämpft, nur um die Pferde halten zu können, um meiner Verpflichtung diesen gegenüber nachzukommen. Aber irgendwann konnte ich nicht mehr und habe mich von beiden Pferden getrennt. :-(