Midlife-Crisis oder Zweiter Frühling, oder was ist das?

Ich erkenne mich selber nicht wieder. Bin erschrocken über mich selber und kann dennoch nichts dagegen tun...

Kurz zu mir: ich bin 35+, seit vielen Jahren in einer Ehe, wir haben gemeinsame Kinder, beruflich gehe ich jetzt nach fast 20 Jahren einen anderen Weg. Und dann, ja dann sind da diese unerklärlichen Gefühle die mich in den Wahnsinn treiben.
Gefühlsmäßig haben sich mein Mann und ich schon seit einigen Jahren auseindergelebt und leben nebeneinander her. Das scheint für uns beide ok zu sein.
Doch nun: Seit längerem bekomme ich Herzrasen, wenn es um einen anderen Mann geht. Wir kennen uns über Freunde, sehen uns hin und wieder und dann sind diese Treffen so unglaublich. Es fing mit Umarmungen zur Begrüßung an, die ein bisschen längern dauern als normalerweise. Mittlerweile gibt es von ihm zarte Küsse am Hals, auf die Wangen. Jedesmal bin ich sehr aufgeregt und nervös und erhoffe mir immer wieder diese kurzen Momente. Mein Mann hat diese Begrüßungen in dieser Art schon mehrmals mitbekommen und hat anscheinend kein Problem damit. Die Gespräche mit dem anderen sind sehr tiefgründig. Er zeigt wahres Interesse an dem was ich erzähle. Im Gegensatz zu meinem Mann. Wir reden, wenn wir reden nur über belangloses oder wenn es um unsere Kinder geht. Der andere ist auch in einer Beziehung mit kind. Was will ich eigentlich mit dem Geschriebenen sagen? So richtig weiß ich dass nicht. Ist es normal, dass man sich wohl in der Nähe eines anderen fühlt, obwohl man verheiratet ist und Kinder im Spiel sind? Ich genieße seine Gegenwart sehr und freue mich jedesmal ihn wiederzusehen. Bisher haben wir uns immer nur in einer Gruppe gesehen. Seit kurzem sagt er mir zum Abschied, dass ich mich bei ihm melden soll damit wir zusammen Cafe trinken gehen können und uns eben mal ungestört unterhalten können. Zählt seine Verhalten bei Begrüßungen noch als "ok, das macht man eben so" oder eben nicht. Überschreitet er mit dem wie er es tut bereits Grenzen und sind meine Gefühle ok, solange eben nichts weiter passiert?
Als wenn das noch nicht verwirrend genug ist, gibt es seit einigen Wochen noch einen weiteren Menschen, der mir arg den Kopf verdreht. Eine Kollegin, die mittlerweile zur Freundin geworden ist, verursacht plötzlich dolles Herzklopfen bei mir. Die gemeinsame Zeit mit ihr ist wunderschön. Wir unternehmen mindestens einmal im Monat etwas zusammen und auch in Ihrer Nähe fühle ich mich so gut.
Sowohl bei ihr als auch bei dem anderen Mann fühle ich mich so lendig, wie schon sehr lange nicht mehr. Mein Mann ist mein erster Mann in jeglicher Hinsicht. Wie schon erwähnt ist von Gefühlen meinerseits nicht mehr viel übrig. Das weiß er auch und geht damit um, als hätter kein Problem damit.
Was ist das jetzt mit mir? Als Teenie war ich immer stolz, dass ich eine der wenigen war, die nicht jedes Wochenende einen anderen Kerl hatte, nur dann eben diesen einen, meinen Mann. Darüberhinaus war auch mein Leben bisher eher bieder, langweilig und wenig aufregend. Bin ich einfach nur eine frustrierte ehefrau, in meinem zweiten Frühlung und versuche etwas Nervenkitzel und verlorengegangen geglaubte Emotionen zu erwecken? Oder bin ich, sorry für das Wort, untervö.... und suche Abenteuer, auf welchem Weg auch immer? So aufregend diese wiedergefundnen Gefühle sind, weiß ich nicht wie ich damit umgehen oder sie sogar wieder verlieren soll.
Macht jemand zufällig, obwohl ich mir das gar nicht vorstellen kann, das selbe in irgendeiner Form durch oder hat es erlebt und kann mir Hilfestellungen geben wie ich aus dieser Miseere wieder herauskomme?
Mit meinem Mann habe ich schon mehrmals versucht wieder ein bisschen Abenteuer in unser Leben zu bringen, aber er will anscheinend nicht und mag es so, wie es ist.
Ob ich ihn um eine offene Beziehung bitten sollte? Um herauszufinden was das mit den beiden anderen zu bedeutetn hat, ob es etwas bedeutet, oder ob es nur die Suche nach mir selbst ist?

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Ich halte das für eine gute Idee, eure Beziehung zu öffnen. So wie Dein Mann bisher reagiert hat, erscheint es mir nicht unwahrscheinlich, das er Deine Idee annehmen wird.

Und dann kannst Du ohne schlechtes Gewissen schauen, was wirklich hinter Deinen Gefühlen steckt.

Und ist es nicht toll, wenn Du so offen mit Deinem Mann reden kannst ?

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Na mal schauen, ob er damit einverstanden ist. Er würde mich für andere freigeben um das zu tun, was es bei uns schon lange nicht mehr gibt.

Danke für deine klaren Worte.

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Ich frage mich, warum man so eine Beziehung überhaupt führt? Offene Beziehung ja schön und gut, wenn man sich sexuell öffnen möchte, aber hier geht es ja um ein ganzes Lebensgefühl, um Gespräche die du mit deinem Mann nicht hast, einfach mal wieder miteinander leben anstatt nur nebeneinander.

Sowas sollte doch als Dauerzustand erstrebenswert sein (ist ja auch keine utopische Vorstellung). Oder willst du dieses Lebensgefühl dann nur einen Tag die Woche, wenn überhaupt, und die restliche Zeit lebt du weiter neben deinem Ehemann her dem du nichts mehr zu sagen hast?

Geht es um die Kinder? Um Sicherheit? Ich würde es gerne verstehen.
Es ist ja nicht erstrebenswert den Kindern eine lieblose Ehe vorzuleben denke ich mir. Und mein Lebensgefühl einzubüßen oder zu limitieren wäre mir keine Sicherheit der Welt wert.

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Dein Denkansatz habe ich vor langer Zeit probiert durchzusetzen. Ich habe um Veränderung gebeten. Kein ständiges nur auf Sofa gehänge. Gemeinsame Zeit eben. Ein bisschen offenheit für neues. Doch von ihm kam dazu keinerlei Begeisterung. Durch den täglich alltagswahn habe ich damit arangiert und habe die letzten Jahre es als sehr angenehm empfunden. Jeder macht sein Ding, Familie findet mit den Kindern statt und mehr nicht. für mich ist es gut so, denn so habe ich "alles2 unter Kontrolle und weiß genau wie und wann was ansteht.
Natürlich gab es von meiner Seite Überlegungen die Ehe zu beenden, nachdem ich merkte, dass er so gar nicht bereit ist, etwas an unserer Situation zu ändern. Gut für mich: Ich kann kommen und gehen wie ich will. Er ist ja immer da. Wenn die Kinder etwas mit uns gemeinsam machen wollen, dann läuft es meist ganz gut. Wenn ich nun die Ehe beende, gebe ich meine Freiheit und Unabhängigkeit auf. Dann kann er über mich ein stückweit mitentscheiden. Und dazu bin ich noch nicht bereit. Für viele sicher nicht nachvollziehbar, aber ich kann damit gut leben.

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Es war wie gesagt kein Vorwurf, sondern wirklich eine ernst gemeinte Frage. Und ich kann deine Begründung schon verstehen. Ich denke dann wird es aber auf kurz oder lang darauf hinaus laufen, dass du die Ehe beenden wirst. Spätestens, wenn du merkst, dass du bei jemand anderem etwas Dauerhaftes findest, was dein Mann dir nicht geben will. Aber das sollte für deinen Mann dann nicht überraschend sein.

Meine Mutter ist in einer ähnlichen Beziehung, wie du es beschrieben hast. Er will nichts unternehmen, mag keine anderen Menschen und redet kaum. Meine Mutter ist das komplette Gegenteil. Es führt immer wieder zu Streit und trotzdem sind die beiden schon 20 Jahre mal mehr und mal weniger zusammen und ich verstehe es einfach nicht, wie man sich selbst so unglücklich machen kann 😅 nur hat meiner Mutter es natürlich deutlich einfacher. Die Kinder sind schon aus dem Haus, daher hat sie eh alle Freiheiten, mit oder ohne Partner.

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Du weißt nicht wie oft ich ganz genau diese Geschichte höre … in nur geringen Varianten.
Eigentlich ist alles irgendwo zwischen super gut und akzeptabel. Man ist gesettlet, erwachsen, reif. Es könnte für immer so weiter gehen.
Und dann erlebt man plötzlich einen Sturm der Gefühle. Ist verunsichert. Fühlt sich mies. Hinterfragt die langjährige Beziehung/Ehe. Denkt darüber nach, ob man betrügen soll. Wo Betrug anfängt. Hat ggf über Jahre miese Gefühle ……….

Ich erlebe folgendes Verhalten (von quasi allen Paaren in meinem Umfeld zwischen sagen wir mal 35 und 55):
1. Man trennt sich vom Partner und
a. versucht eine Beziehung mit dem neuen Schwarm
b. bleibt allein
c. sucht sich jemanden anderen
2. Man verheimlicht die Gefühle vor dem Partner und
a. Frisst es in sich hinein und leidet still vor sich hin. Ggf Ergebnis Variante 1
b. Betrügt den Partner. Ggf mit Ergebnis Variante 1
3. Man sprich mit dem Partner über die Gefühlswelt und findet eine gemeinsame Lösung z.B.
a. Öffnen der Beziehung
b. Beginn einer Parallelbeziehung
c. Gemeinsamer Weg durch die schwere Zeit der Verzichts
d. Partner ist ein Arsch und man ist bei Variante 1 nach der Offenbarung

Ich persönlich (ursprünglich extrem monogam überzeugt und echt spießig arrogant anderen Lebensformen gegenüber) habe mich in einen anderen Mann verliebt und wir haben eine Parallelbeziehung ein halbes Jahr lang gelebt. Ich mit Variante 3b, er 2b – bis die Frau es herausbekommen hat. damit war das beendet. Wir sind heute immer noch extrem wichtig füreinander. Gefühle sind abgeflacht, aber immer vorhanden.

Mein Mann lebte dies Gefühlschaos zeitversetzt mit einer gemeinsamen Freundin, wollte gern 3b und sie haderte zwischen 2a und b und sie haben es gemeinsam beendet, weil das nicht so geht. Sie leidet seither sehr unter 2a. Wir sind eng befreundet und wir machen viel miteinander. Aber sie leidet wirklich, insbesondere, wenn sie meinen Mann mit anderen Frauen erlebt bzw ihn als Freundin auch auffängt in Krisen. Starke Person. Aber immer leidend.

Dann rutschte meine Mann in einen Versuch 3a/b, die entsprechende Frau fällt gefühlt wöchentlich zwischen 1a, 1c, 2a, 2b,3b hin und her. Mittlerweile weiß es der Mann und hat ihr irgendwie verziehen, aber auch wieder nicht. er schafft 3c nicht. sie leidet offenbar sehr unter der Unmöglichkeit von 3b oder 1a.

Dann haben wir beide einen ziemlichen Knall gehabt. Ich verknallte mich in einen Vater eines Freundes unserer Kinder in einer bestehenden Familienfreundschaft. Wir versuchten ein Jahr zu viert 2 Paralellbeziehungen. Großfamilie. Für 3 Menschen war es wunderbar, der 4. (Freundin der Männer also) hat jetzt nach über einem Jahr in einer Lebenskrise alles weggeworfen und wir sind darum wieder getrennt. Wobei deren Primärbeziehung in meinen Augen nicht mehr zu retten ist.
Mein Mann leidet gerade wie ein Tier an ihren Lügen. Ich versuche mein bestes ihm 3c zu ermöglichen, hab aber manchmal auch nicht die Kraft (hatte 9 Tage lang befürchtet (rational völlig unmöglich) ungewollt schwanger zu sein von meinem (Ex-)freund und hätte selber Hilfe gebraucht). Ich gebe mir große Mühe, dass er sein verdientes Netz bei mir findet.

Dass sind unsere persönlichen Erlebnisse, aber ich bin für viele die Kummertante und ich kenne in diesem Aöter und Lebensabschnitt wirklich kein Paar, dass von beiden Seiten treu monogam, unverliebt lebt.

Wir selbst haben nie nie niemals damit gerechnet, dass wir so leben würden. Waren wirklich sehr überzeugt von Ehe und Treu, haben die Übersexualisierung der Gesellschaft verteufelt usw usw…. wir haben erkannt, dass das was wir erlebt haben völlig normal ist. Man verliebt sich eben neu. Man muss sich überlegen wie wertvoll die vorhandene Beziehung ist. Wenn Kinder im Spiel sind sollten diese einen großen Stellenwert in der Entscheidung bekommen.

Eine gute Beziehung basiert sehr auf Vertrauen und Ehrlichkeit. Wer betrügt sollte kein Verständnis erwarten. Und unterstellt seinem Partner große Schwäche. Dann kann man es auch gleich beenden.

Und wir empfehlen uneingeschränkt: rede mit deinem Partner. Gib ihm aber etwas Zeit zu verstehen. Verstehe seine Lage. Findet einen gemeinsame Lösung.

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Lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Ich werde sie mir am Abend in Ruhe durcharbeiten (die Zahlenkombinationen schauen interessant aus). LG

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Bei euch ist die Luft raus.
Du sehbst dich nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, Zärtlichkeit und Sex. Aufxdue Aussicht das zu bekommen reagierst du mit Verliebtheitsgefühlen.

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Du bringst es auf den Punkt.
Wo mich der Weg wohl hinführt? Die zeit wird es zeigen.

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A letzten Wochenende hatte ich Gelegnehit mit ihr ganz viel Zeit zuverbringen.

Schon unsere gemeinsame Zugfahrt und die direkte Nähe zu ihr waren unglaublich bauchkribbelig. Wir haben in den beiden Tagen richtig gute Gespräche geführt. So ganz anders, tiefer als die Gespräche mit meiner besten Freundin zum Beispiel. Gespräche die sehr persönlich waren (über die besprochenen Thema redet man glaube ich nicht mit jedem). Es gab auch Gespräche darüber, wie wir unsere bisherigen Partnerschaften erlebten. Zumindest weiß ich jetzt, dass sie einer intimen Nähe zu Frauen nicht abgeneigt ist und welche Vorlieben sie in ihrem Liebesleben hat. Sie hatt vor einigen Jahren eine wohl sehr gute Begegnung mit einer Frau und ist nicht abgeneigt, sich, sofern es sich ergibt noch einmal auf eine Frau einzulassen. Diese Worte gingen runter wie Öl ;) Wir waren am Abend auf einer Veranstaltung. Wir hatten Sitzplätze und sie musste mehrmals an mir vorbei. Dazu musste ich aufstehen, da die Sitze sehr eng waren. Jedesmal berührten wir uns, ich behaupte absichtlich :) Andere, die an uns vorbei mussten, schafften dies ohne jeglichen Körperkontakt ;) Einmal war da ihre Hand an meiner Hüfte, meine Hand strich über ihren Rücken, wir hielten uns kurz an der Hand als sie vorbeiging. Jedesmal durchzuckte es mich. Es fühlte sich so gut an.
Zurück im Hotel, waren wir leider todmüde und bis auf eine kurze Dusche (getrennt) war nichts mehr mit uns anzustellen. Am Morgen ging ich ins Bad als sie noch schlief und war schon fertig für den Tag als sie erwachte. Ihr verschlafenes "Guten Morgen", so süß. Nach dem Frühstück, einer Seightseeingtour machten wir in einem kleinen Park eine Pause und unterhielten uns eine gefühlte Ewigkeit. Vor der Pause hatte ich es geschafft, das Thema auf meine Lieblingsbücher zu schwenken (50 Shades of Grey) und eins ergab das andere. Nach und nach wurde das Gespräch persönlicher, intimer, vertrauter. Leider hatte ich Angst ihre Offenheit (sie war in der Tat sehr gesprächig was ihre Intimität angeht, ich hab es so genossen...) zu nutzen um mein "Verlangen" zum Thema zu machen. Im nachhinein sehr ärgerlich und mein Zögern bedauere ich zu tiefst. Sie war so offen, erwähnte auch ihre Erfahrungen mit einer Frau, doch von mir kam kein Wort dazu. Obwohl dieser Moment perfekt war. Ein Gutes hatte das Gespräch ja dann, ich weiß von ihrem Interesse an Frauen.
In wenigen Wochen sehen wir uns wieder zu einem nächsten Stadtetripp. Ich hoffe auf eine Fortführung des vertrauten Gesprächs und nehme mir vor, ganz mutig zu sein.
Auf unserer Rückfahrt ist sie ganz schnell eingeschlafen. Auch wenn wir uns dadurch nur wenig unterhalten konnten, hatte ich doch ausgiebig Gelegenheit sie beim Schlafen zu beobachten, auch wenn mir immer wieder die Augen zufielen...

Gefühlsmäßig ist nun noch mehr durcheinander. Ich habe mich mit ihr, in ihrer Nähe so wansinnig wohl gefühlt. So vertraut, so wunderbar...

Nun ist es doch etwas länger geworden, aber diese vielen tollen Momente mit ihr lassen keine kurzen, knappen Sätze zu ;)