Kein Sex, kaum Nähe, Kind 1 Jahr - wie geht das weiter?

Hallo,

Mein Partner und ich sind seit 10 Jahren zusammen und haben ein Kind von 13 Monaten. Seit Beginn der Schwangerschaft hatten wir keinen Sex mehr. Anfangs ging es mir nicht gut und nach der Geburt hatte ich länger keine Lust, wobei er aber in der ganzen Zeit (also auch in der Schwangerschaft) nicht einmal ankam und Sex wollte. Inzwischen möchte ich wieder, aber passiert ist noch nichts. Er sagt zwar, man könnte es ja mal wieder angehen, was super unmotiviert klang, aber dann weicht er wieder aus und sagt er braucht es einfach nicht so. Aber wie kann man denn als Mann nach über einem Jahr Pause keinen Sex wollen?

Auch fehlt mir seine Nähe seit der Geburt. Wir küssen uns meist nur flüchtig, kuscheln auch nicht mehr wie vorher, er umarmt mich kaum noch. Ich verstehe nicht so recht, was los ist und was ich davon halten soll. Auf anderen Ebenen läuft alles gut, er ist ein toller Vater, hilft mit im Haushalt und hat mich sehr unterstützt, als es mir eine Weile nicht gut ging. Eigentlich wollen wir im nächsten Jahr heiraten und denken auch über ein zweites Kind nach. Aber da nun sextechnisch gar nichts mehr passiert, passt das ja irgendwie nicht zusammen und das verunsichert mich gerade sehr. Wir sind irgendwie nur noch Eltern und kein richtiges Paar mehr.

Es ist schon so, dass wir nie ein besonders reges Sexleben hatten. Wir waren anfangs wohl beide etwas verklemmt und unsicher, da es für uns beide die erste Beziehung war und wir keine Erfahrung hatten. Es fällt uns leider nicht so leicht, darüber zu reden. Der Sex mit ihm hat mich auch nicht umgehauen, es blieb irgendwie bei den immer gleichen 2 Stellungen, weil ihn andere, die ich ihm mal vorschlug, überforderten und er nicht wusste was er machen sollte. Ich muss zwar auch nicht alles ausprobiert haben, habe mir da aber manchmal doch gewünscht, ich wäre an jemand erfahreneren geraten. Manchmal habe ich schon das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Andererseits fand ich es aber auch irgendwie gut, dass es nicht Sex war, was unsere Beziehung ausmachte. Auf anderen Ebenen passt es einfach so gut und ich fühle mich mit ihm einfach wohl.

Vor der Kinderwunschzeit hatten wir eigentlich maximal 1x die Woche Sex, oft weniger und es gab auch mehrere Phasen von einigen Wochen bzw. Monaten, in denen es keinen Sex gab (u.a. wegen 2 Jahren Fernbeziehung). Er hat mich auch nie direkt zu Sex gedrängt, was mich etwas gewundert hat, hatte immer gedacht, dass Männer ständig wollen. Durch den Kinderwunsch hatten wir dann öfter Sex, der dadurch anfangs auch besser wurde. Vorher kam ich oft nicht auf meine Kosten, was ihn leider nicht so kümmert, jedenfalls erkundigt er sich nie danach (und ich wollte ihm auch nie so direkt sagen, dass es für mich nicht ganz so „erfolgreich“ war). Je länger es aber dauerte (bin erst nach 2 Jahren schwanger geworden) desto frustrierender wurde es, lief halt nur noch nach Plan und eigentlich immer auf meine Initiative hin. Er gab da mal zu, dass ihm Sex alle 2 Tage (in der fruchtbaren Zeit) zu anstrengend sei, er bräuchte es nicht so oft.

Als ich dann endlich schwanger war, brauchten wir vielleicht beide erstmal eine Pause. Aber die ist ja jetzt nun lange genug und irgendwie scheint kein Ende in Sicht. Ich bin etwas ratlos. Liegt es an ihm? Er hat seit 6 Jahren eine chronische Krankheit, die auch die Libido beeinflussen kann? Oder liegt es an mir? Habe ich ihn wegen des (durchaus gemeinsamen) Kinderwunsches zu sehr unter Druck gesetzt? Und Ich hatte nach der Geburt noch 10 kg mehr als vorher und habe lange gebraucht, um die wieder loszuwerden. Jetzt wiege ich zwar sogar weniger als vor der Schwangerschaft, aber mein Körper sieht halt trotzdem nicht mehr ganz so aus wie vorher.

Wie können wir unser Sexleben wieder aktivieren und vielleicht auch verbessern? Gibt es da noch Hoffnung nach einer so langen Zeit? Es wird bei sowas ja oft gleich zur Trennung geraten, aber das kann ich mir nicht vorstellen, ansonsten passt ja eigentlich alles zwischen uns…

Sorry, dass es so lang geworden ist.

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Da er ja schon seit Beginn eurer Beziehung nicht so der "Sex-Treiber" war, wird sich da auch nichts dran ändern. Er braucht es anscheinend nicht, um zufrieden zu sein.
Ob die Krankheit daran schuld ist, kann ich nicht sagen, müsste man vielleicht mal nachforschen. Aber wenn es so sein sollte, könnte man ja daran was ändern.
Wenn dir das für den Rest des Lebens nicht reicht, dann bleibt eigentlich nur die Trennung oder die Öffnung der Beziehung.
Ich würde unter den Voraussetzungen aber weder ein zweites Kind noch eine Ehe in Betracht ziehen. Sex ist nicht alles, aber ein wichtiger Teil der Beziehung.
Vor allem, wenn sogar normale Zärtlichkeiten fehlen, wird das auf Dauer nicht funktionieren, egal ob er sonst ein guter Papa ist. Das kann er auch nach einer Trennung bleiben.
Mir persönlich wäre das zu wenig.

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Hallo,

ganz klar: Hör auf deine Zweifel und dein ungutes Bauchgefühl, das dich jetzt warnt, noch bevor es zur Hochzeit und noch einem Kind kommt.
Ihr seit in wesentlichen Punkten nicht kompatibel und du wärst nicht die Erste, die denkt, nach der Hochzeit und noch einem Kind wird alles besser und zack, es wurde nur noch schlimmer.

Persönlich glaube ich, ihr seid gute Eltern, Kumpel, WG-Bewohner. Auch viel wert, aber wenn man eine richtige Beziehung will, ist es eben zu wenig.
Ich bin absolut bei dir, mir wäre es auch absolut nicht ausreichend.

Als Rat oder Tipp würde ich dir geben, zu überlegen und wirklich nur mal kurz nachzudenken, was DU möchtest, ob du damit leben kannst.
Er wird nicht zum „Sexgott“ mutieren, der dich in allen Stellungen beglückt.
Auch passt euer Nähebedürfnis nicht zueinander.

Glaube mir, jetzt vielleicht noch nicht, aber irgendwann gehst du daran kaputt.
Schaff dir nicht noch ein Kind an, trennt euch sauber, euer Kind ist noch klein.
Bleibt Eltern und vielleicht Freunde, aber überlege dir wirklich gut, ob du deine Bedürfnisse auf Dauer unterdrücken kannst und auf echte Liebe verzichten kannst.

Dabei darf es ruhig um dich gehen. Das ist gesunder Egoismus.

Ich wünsche dir die richtige Entscheidung.

Alles Liebe!!

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Danke für deinen Beitrag. Es ging mir ja nicht darum, gleich einen „Sexgott“ aus ihm zu machen, das brauche ich gar nicht. Nur halt etwas mehr als es jetzt der Fall ist. Trennung ist halt leicht gesagt, wir sind seit über 10 Jahren zusammen, haben uns viel aufgebaut und dann ist da noch unser Kind, da trennt man sich doch nicht einfach so. Aus meiner Sicht jedenfalls. Ja, ich werde noch mal genauer über meine Bedürfnisse nachdenken und das nochmal ansprechen. Ich habe halt irgendwie Angst, mich für das Falsche zu entscheiden.

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Wie kann man jemandem zur Trennung raten, nur weil es mit dem Sex nicht klappt? Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!

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Hallo, wir haben zwei kleine Kinder und unser Sexleben ist sehr erfüllt. Es war aber auch schon vor unseren Kindern so und hat sich durch unseren Nachwuchs nicht verändert.
Bei euch klingt es so...bitte entschuldige, verkrampft und irgendwie fernab von Leidenschaft. Wenn dann noch Kinder ins Spiel kommen, wird die Sache meist komplizierter.
Ich würde an eurer Stelle versuchen, aktiver zu werden und ganz bewusst daran arbeiten. Vielleicht ein schöner Adventskalender für Paare? Oder ist ein gemeinsamer Abend ohne Baby möglich?
Liebe Grüße

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Danke für deinen Beitrag. Ja, vielleicht hast du recht, es ist tatsächlich irgendwie verkrampft. Selbst nach 10 Jahren und Kind… ich kann es mir auch nicht so recht erklären. Leidenschaft war eigentlich nie so wirklich im Spiel, wir haben uns eher über einen längeren Zeitraum aneinander angenähert. Kann eine Beziehung trotzdem so funktionieren?
Freier Abend ohne Kind ist schwierig, der Kleine schläft noch nicht alleine woanders. Mal schauen, wie wir sonst etwas mehr Paarzeit schaffen können. Adventskalender für Paare klingt gut, da schaue ich mich mal um.

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Du wirst nicht herumkommen mit ihm zu reden. Keiner kann hier aus der Entfernung sagen was der Grund ist. Ansonsten würde ich auch nicht warten, dass von ihm was kommt und ihn einfach verführen. Wenn du jetzt Zweifel hast, würde ich auch weitere Zukunftspläne mit ihm auf Eis legen.

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Hallo!
So wie es mir erscheint, habt ihr beide das selbe Problem. Scham im Umgang mit sexuellen Dingen.
Kann es sein, dass ihr euch beide irgendwie nicht so richtig gut fallenlassen könnt und zu verkopft und zu verkrampft an die ganze Sache heran geht?
Dass Sex euch eigentlich nie so richtig geheuer war, ihr euch eigentlich mehr schämt als dass es euch anturnt und ihr beide eigentlich auch noch nie offen darüber reden konntet?
Mir scheint genau das das Problem zu sein.
Auch du scheinst nicht wirklich zwanglos über Sex reden zu können geschweige denn einzufordern was dir gefällt.
Deswegen würde ich erstmal bei dir ansetzen. Was gefällt dir denn eigentlich so? Wie ist es darüber nachzudenken? Kommt irgendwann Scham auf, auch wenn du für dich alleine darüber nachdenkst?
Ich glaube, er ist ebenfalls total verklemmt und verkrampft was Sex angeht. Irgendwie habt ihr beide noch nie so richtig die Erfahrung machen können, dass Sex wirklich richtig Spaß machen und supertoll sein kann. Denn dafür braucht es ein gewisses sexuelles Selbstbewusstsein und das scheint ihr beide nicht wirklich zu haben.
Eine Trennung würde ich dir nicht raten. Du bist ein Teil des Problems und deine eigenen Komplexe wirst du durch eine Trennung nicht los.
Stattdessen solltest du behutsam probieren, schrittweise mit ihm über Sex zu reden. Nicht als Problemgespräch, sondern eher was ihn so antun oder was ihn davon abhält. Das wird harte Arbeit und eventuell bräuchtet ihr dabei Unterstützung durch einen Sexualtherapeuten.
Scham lässt sich nämlich sehr schwer besiegen.

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Ich persönlich fände es wichtig erstmal wieder Nähe aufzubauen.
Mal beim Spaziergang Händchen halten. Beim TV schauen am abend, mal handy weglegen und bisschen kuscheln. Wenn man von der Arbeit heim kommt sich umarmen etc.
Für mich hört sich das so an als ob sich das ganz mies eingeschlichen hat bei euch und ihr beide zu schüchtern seid da aus zu brechen. Intimität folgt dann, wenn das Vertrauen wieder da ist.
In wie weit das stattfindet ist natürlich etwas anderes, aber das Bedürfnis nach gegenseitiger körperliche Nähe, finde ich, ist Voraussetzung für eine Ehe. Sonst gibt es ja wirklich keinen Unterschied zur Freundschaft. Vielleicht könnt ihr es auch mit einem Paarspiel versuchen, da gibt es auch einiges ohne dass man körperlich intim wird, aber sich persönlich fragen stellt bspw...

Viel Erfolg!

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Hi,

ich kann manchen Vorrednern hier leider nur zustimmen.

Wenn du abends im Bett liegst, geh mal in dich und überleg dir ernsthaft, ob es das ist, was du dein restliches Leben lang willst.
Sei ehrlich zu dir selbst. Man KANN natürlich damit leben, aber jeder von uns hat nur ein Leben, und du solltest das Beste daraus machen. Wenn dich dein Partner nicht erfüllt (mit Liebe, Zärtlichkeit, Leidenschaft, Romantik), dann wirst du nie glücklich sein, da spreche ich aus Erfahrung.

Ich habe mir bei meinem Ex-Partner auch lange eingeredet, dass die Beziehung doch auch ohne Sex und Zärtlichkeit funktionieren kann; das kann sie aber nicht, bitte glaub mir.

Natürlich trennt man sich nach 10 Jahren und Kind nicht "einfach so", aber ist es nicht eher die Gewohnheit und die Bequemlichkeit, die dich bei ihm hält, anstatt der Liebe?