"Wenn du tot wärst könnte ich wieder Pornos gucken!"

Hallo zusammen,

ich würde gerne ein paar Meinungen einholen zu o.g. Aussage meines Mannes. Bitte keine Abwertungen sondern ernste Kommentare. Gerne Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Danke.

Wir sind seit 15 Jahren zusammen und verheiratet.
Am Anfang unserer Beziehung hatte er ein Problem mit Pornographie. Also eine richtige Sucht, nicht hin und wieder Pornos konsumiert. Wir hatten das besprochen. Therapie hat er abgelehnt - und gesagt er würde nicht mehr konsumieren. Vertrauensvorschuss hat er bekommen und ich glaube auch, dass er das nicht gemacht hat, weil wir damit transparent unterwegs waren. Alles kann man nie kontrollieren, will ich auch nicht.

Insgesamt definiert sich mein Mann sehr durch seine Sexualität und hat wenig Selbstbewusstsein. Wir hatten viele Herausforderungen in unserer Beziehung: Seine Eltern sind gegen unsere Beziehung, er hatte Krebs, keine Kinder- um ein paar zu nennen.
Seit Corona habe ich gemerkt, dass es ihm schlecht ging. Angst, Zwänge und für mich auch eine depressive Verstimmung. Ich gehe davon aus, dass der Konsum damals ein Mechanismus war um Druck und Stress abzubauen, was unter Corona nicht ging, weil wir beide 24/7 zusammen waren. Sein Zustand hat sich auch unter Therapie nicht verbessert im Gegenteil.

Vor einigen Wochen dann kam so eine Art breakdown. U.a. teilte er mir mit, dass er zwischendurch den Gedanken hat "Wenn du tot wärst, könnte ich wieder Pornos gucken!" - das war mehr als verletzend. Er hat auch Wutgedanken gegen mich und Gedanken wie: "wenn das mit uns nicht klappt gehe ich zurück zu meiner Exfreundin!" - wäre noch ok - dazu muss man wissen, dass er mich mit ihr am Anfang betrogen hat - nicht sexuell aber sie haben sich geküsst und wild geflirtet über Monate. Ich merke, dass mein Mann sehr verändert ist und eine Wut auf mich hat die (er und) ich nicht verstehen.
Er hat sexuelle Zwangsgedanken und ist unglaublich kränkbar. Jede Unterhaltung eskaliert direkt. Er wird direkt wütend. So kenne ich ihn gar nicht. Er ist eher der Typ über Gefühle rede ich nicht...
Insgesamt haben wir beschlossen, dass er einen Klinikaufenthalt benötigt.

Für mich spricht da ein Junkie und jemand der sehr verletzt ist- ich verstehe nur nicht warum. Er ist auch (noch) nicht in der Lage klar zu denken und sich so weit zu reflektieren.

Mein Problem: ich weiß nicht, ob ich mit den gesagten Dingen leben kann oder will. Unterm Strich war unsere Ehe sehr anstrengend. Ich liebe ihn und er liebt mich - das ist zwar bei solchen Worten nicht zu glauben, aber ich fühle das auch so.

Ich habe die Idee ihn zu verlassen und zugleich noch einmal abzuwarten was nach seiner Therapie passiert. Für mich kam das vor einigen Wochen halt schon überraschend. Ich bin noch im Prozess.

Danke für euer Kommentare!

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Ich würde nicht mit jemand zusammen sein, der mich tot sehen möchte. Egal aus welchem Grund.

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Hallo Larissa,

puh, komm erstmal her, ich drück dich!

Ich würde schon sagen, ich hab ähnliches erlebt.
Nach vielen Jahren musste ich feststellen, dass es einfach nicht geht meinen Partner zu verstehen. Ich hab immer nach der Lösung gesucht und versucht mich noch mehr anzustrengen.
Am Ende war nur eine Frage wirklich wichtig für mich zu beantworten: Will ich so leben?

Meine Antwort war nein, und deshalb bin ich gegangen.

Ich finde, dein Partner setzt dich emotional unter Druck. Ich kenne das. Heute würde ich damit nicht mehr leben wollen.

Bei allem Verständnis für Erkrankungen und schlechte Zeiten, der Respekt füreinander sollte nicht verloren gehen.
Positiv ist, dass ihr miteinander redet.

Vielleicht hast du ja die Möglichkeit mal ne kurze Auszeit zu nehmen und in Ruhe über eure Beziehung nachzudenken.
Ich wünsche dir alles gute!

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Hi Elliot,

danke dir ganz herzlich für deine Antwort. Wir sind ein ähnlicher Jahrgang habe ich gesehen.
Das mit emotional unter Druck setzen - da hast du wohl Recht. Guter Hinweis.
Abstand versuche ich - leider merke ich bei mir, dass ich der Typ bin der schnell viele Antworten braucht. Aber das geht nicht. Deshalb gehe ich mit dir mit. Abstand. Beide sortieren.
Ich habe auch überlegt ein paar Paargespräche zu machen, nicht mit der Idee, dass es wieder fkt., sondern mit der Idee, Antworten zu bekommen und die Sache ordentlich einzuordnen und sonst auch abzuschließen.

"Ich hab immer nach der Lösung gesucht und versucht mich noch mehr anzustrengen." Stimmt auch hier 1:1.

Danke dir!

LG

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Ja ne Beratung kann gut helfen. Hatten wir auch. Das sortiert bisschen und hält auch Emotionen in Schach.

Versuch mal nur bei dir zu gucken. Platt gesagt, aber die Antworten sind in dir.

Bitte gern!

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Oh man... So eine Aussage könnte ich, auch wenn ich es wollte, kaum verzeihen...
Und ich bin schon hart im nehmen...
Aber einiges kann man definitiv nicht verzeihen... Und dieser Satz unterliegt definitiv dem...

Wie alt seid ihr eigentlich? lohnt es sich denn wirklich zu kämpfen um zusammen zu bleiben?
Manchmal wenn man sich vom alten Ballast befreit öffnen sich neue Horizonte... Liebevoller Mann... ein paar Kinder... Wäre das was?

Ich bin eigentlich kein Mensch, der schnell zur Trennung raten würde...
Aber so ein aggressiver, ewig wichsender Kaliber von Ehemann, würde mich einfach nur noch anwiedern...

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Hallo, für mich ist sein Spruch ein Zeichen von Verzweiflung, ich empfinde ihn als wäre er in sich gefangen durch dich.Durch deine Erwartungen, durch deine immer eine Antwort haben wollen...brauchen usw.
Zwar versuchst du ihn zu verstehen, zu hinterfragen und irgendwo tolerant und locker zu sein, ihm gegenüber wie das du meinst mit dir könnte man offen über alles reden, aber er sieht/fühlt das wohl anders und kann sich auch nicht wehren.

Abgesehen davon, wenn jemand pornosüchtig war/ist, finde ich es dermaßen naiv zu glauben mit einem Versprechen und drüber reden, wäre es vorbei....bei so einer Denke fehlen mir echt die Worte, so blauäugig kann man doch nicht wirklich sein?!
Keine Sucht, absolut keine, ist so einfach zu beheben...
Er holt sich das schon, du bekommst es nur nicht mit, auch wenn du meinst du würdest das schon.
Dazu hat er sofort anfangs mit der Anderen rumgemacht und sorry, auch da glaube ich nicht das es so harmlos war wie du es glauben möchtest....

Aber...du hast ihn so genommen und ab da steht er schon unter Druck damit er alles geregelt bekommt.

Wenn du ihn halten möchtest, solltest du anfangen die Augen richtig aufzumachen und auch mal los lassen können, denn das kannst du nicht auch wenn du das anders siehst.
Niemand lässt mal locker wenn er ständig Antworten braucht.
Was hast du von den Antworten die nicht reichen werden?!
Es sind doch keine ehrlichen Antworten!

Ihr braucht eine Paartherapie wo man wirklich mal zuhört, ohne ein aber - ohne ein warum - ohne ein "du hast aber..." .....ihr braucht Ehriichkeit von beiden Seiten.

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Danke für deine Antwort. Bei einigen Sachen stimme ich dir zu, habe jedoch auch den Eindruck, dass du persönlich involviert bist und auch sehr vorwürflich, so als würdest du die andere Seite eher kennen.
Trotzdem danke für deine Nachricht.

Naiv bin ich auch nicht, denke jedoch, dass man keinen zu einer Therapie zwingen kann - damals zumindest nicht. Das bringt erstens nichts und zweitens, war es meine Entscheidung ihm diesen Vertrauensvorschuss zu geben was auch der Therapie widerspricht immer alles wissen zu müssen.
Es ist meiner Meinung nach auch seine Aufgabe zu schauen wie er mit "dem Druck den ich dann theoretisch" machen würde umgeht. Genauso wie ich. Thema Eigenverantwortlichkeit.

Dir alles Gute.

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Ich habe über zwei Sachen noch einmal nachgedacht - deine Nachricht erweckt den Eindruck als würdest du Menschen nicht gut vertrauen können, weil du sehr viel vermutest und unterstellst. Vielleicht hilft dir die Rückmeldung.

Das Zweite: "halten wollen" wie behalten wollen möchte ich niemanden - mein Mann gehört mir ja nicht. Das ist schon eine Ehe auf Freiwilligkeit :D Das mag in anderen Ländern anders sein, aber ich möchte niemanden "halten". Entweder jemand bleibt oder eben nicht.

Zudem beschreibst du mich, was du nicht kannst, weil du mich nicht kennst und ich mich mit deinen Interpretationen nicht wiederfinden kann und so wie du meinen Mann beschreibst auch nicht.
Vielleicht hilft dir die Rückmeldung für den nächsten "psychologischen Ratschlag".

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Räumliche Trennung
selbst eigene Therapie (warum tust du dir das an? Kann Liebe das tragen? hattest du häufiger Beziehungen, die so anstrengend waren? Was kannst du für dich tun? Jetzt und auch bei Trennung?

Dass er Therapie macht, wäre für mich Bedingung, dass ich überhaupt in Erwägung ziehe, zu beobachten.
Ohne Therapie: Trennung.

Damit das nicht so ein hin und her wird, würde ich mich auf jeden Fall räumlich trennen, auf eigenen Beinen stehen, Schutzzone, Rückzugsort usw. auch Sicherheit, wenn er jetzt schon so Gedanken hat, wäre ich mir nicht so ganz sicher.

Ob du dann vor Erleichterung aufatmest und gar keinen Kontakt mehr willst
oder ob du bereit bist weiter zu kämpfen (mit räumlichem Abstand), Therapie abwartest, selbst mit Therapeuten sprichst - sowohl eigenen für dich, als auch ggf. Paarstunden, wenn er etwas weiter ist.... kannst du dann immer noch entscheiden.

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Danke dir, der Fahrplan klingt ganz gut muss ich sagen.

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Was ist das Problem am Pornokonsum. Das werde ich nie verstehen. Ich schaue manchmal Pornos, mein Mann schaut manchmal Pornos. Da kann man sich 1. Ideen holen und 2. Sachen für die man im wahren Leben noch nicht bereit ist anschauen. Manchmal schauen meine Besties und ich auch Pornos zusammen, dass haben wir als junge Mädels ums Abi rum sehr häufig gemacht und jetzt als Ü30 Mütter, alle verheiratet mit Familien machen wir es ab und zu bei unseren Frauenabenden auch.
Vlt. musst du an deinen eigenen Komplexen und deinem eigenen Selbstwertgefühl arbeiten, wenn es dich so stört.

Natürlich ist die Aussage von deinem Mann nicht schön, es ist aber auch übergriffig einem erwachsenen Menschen Sachen zu verbieten, die ihm Spaß machen und keinem anderen Schaden zufügen.

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Danke für deinen Beitrag.
Kennst du den Unterschied zwischen Pornos gucken und einer Abhängigkeit?