Liebe ohne Leidenschaft?

Hi Zusammen

Ich bin echt ratlos und möchte gerne mal eine neutralere Meinung hören. Gerne auch von einem Mann.

Mein Partner und ich (beide Mitte 40) haben uns vor 1 Jahr kennengelernt. Bei mir hat es recht gefunkt, ich dachte ja eigentlich bei ihm auch.

Sex war ihm nie wichtig, das hat er von Anfang an gesagt. Aber wir küssen uns ständig, kuscheln die ganze Nacht und er sagt er liebt es, dass ich ihn ständig überall anfasse, das sei alles so neu für ihn. Nur er fasst mich unter der Gürtellinie nie an. Er sagt er hat da keine Erfahrung aber auch, dass er Frauen im Intimbereich nicht so mag. Ausserdem bin ich die Frau, mit der er alt werden will, nicht die mit der er Sex haben will… diese Trennung ist für mich schwer zu verkraften. Seit ich das weiss, fühle ich mich wie die vorletzte Wahl, die Vernunftentscheidung.

Aber in der Zwischenzeit sind auch Gefühle gewachsen. Er sagt, dass er mich liebt und er steht zu mir und integriert mich in sein Leben. Er hat sich noch nie so angenommen gefühlt wie von mir und mit mir macht sogar Sex Spass. Aber ich habe mich noch nie so abgelehnt gefühlt. Er sagt er würde mich (inzwischen) schön finden, aber ich habe Mühe das jetzt noch anzunehmen und begehren tut er mich immer noch nicht. Er liebt es, wenn ich IHN anfasse – nur umgekehrt hat er bei mir das Bedürfnis nicht. Er tut es manchmal mir zuliebe – aber ich merke halt auch wie leidenschaftslos es ist und deswegen mag ich es nicht mehr zulassen.

Ich verstehe diese Liebe ohne Leidenschaft nicht. Er versteht mein Problem nicht, weil doch sonst alles stimmt und er mich überall sonst anfasst und ob es nur um Sex geht. Nein, es geht nicht nur um Sex, es geht darum sich angenommen zu fühlen. Und ich fühle mich wie eine halbe Frau und komme damit nicht klar.

Ich weiss nicht wohin damit… ich möchte ihn nicht verlieren. Er ist ein toller Mann und ich bin verrückt nach ihm. Aber mit diesem Gefühl kann ich auf Dauer auch nicht umgehen.

Weiss jemand Rat? Bewerte ich die sexuelle Anziehung zu arg? Danke auf jeden Fall für Eure Ideen

1

Du bist verrückt nach ihm? Warum? Er sieht Dich als seine künftige Altenpflegerin und nicht als seine Sexualpartnerin? Sowas ist mir Gottseidank noch nie untergekommen, hätte ich auch nie leben können. Ein Mann, der mich nicht anfasst, weil er sich fast ekelt - und sich nur bedienen lässt, neeee danke.
Eigentlich bist Du noch echt zu jung, um SO zu leben.
LG Moni

2

Ich kannte bisher nur das andere Extrem - mein Exmann bekam nie genug und das ist auch anstrengend auf die Dauer. Menschen sind unterschiedlich in ihren sexuellen Bedürfnissen... Er ist in dem Fall zumindest authentisch und sagte von Anfang an, dass er mehr der Kuscheltyp ist. Ich habe halt nicht gedacht, dass es gerade so heftig ist.

Ich geniesse unsere körperliche Nähe, kuscheln, küssen, seinen Geruch, seinen Geschmack. Ich hätte halt gerne mehr Intimität. Aber es ist nicht so, dass er "nichts" für mich tut. Er ist immer für mich da, hält mich die ganze Nacht im Arm, fährt oft zu mir (weil ich wegen meiner Kinder mehr zu Hause sein muss). Wenn alles nur schwarz/ weiss wäre, wäre es einfacher... vielleicht habe ich es zu einseitig beschrieben...

3

Ja, es kam irgendwie....traurig rüber, resigniert, was ich durchaus verstehen könnte. Wenn ich dran denke, wie gut ich mich in dieser Beziehung mit meinem Mann verstanden habe, wie selbstverständlich, auch lustig und verrückt wir im Bett waren - und wie selbstverständlich ALLES war, dann kann ich es mir einfach nicht vorstellen, wie man auf Dauer mit jemand glücklich wird, der einen nicht anfassen will, nicht spontan nach mir greift, weil ihm gerade danach ist 😎 - wobei ich echt keinen "Extremsportler" meine.
Das ist ja das andere üble Extrem.
Sicher ist Sex nicht alles, aber auch als mein Mann schon älter war und längst nicht mehr gesund, reichte ein bestimmtes Glitzern in seinen Augen, dass wir eine unheimliche Verbundenheit hatten. Nur alleine mit Kuscheln errecht man diesen auch prickelnden Zustand wohl eher nicht.
Aber gut, das ist meine Erfahrung, Du musst wissen, ob Du auf Dauer so leben kannst.
LG

weiteren Kommentar laden
4

Es gibt auch asexuelle Menschen, die durchaus Liebe und romantische Beziehungen mögen. Nur fehlt ihnen sexuell nichts. Ebenso gibt es Menschen, die Sex als Selbstdefinition brauchen. Und ganz viel dazwischen.

Mir würde ohne Sex was fehlen (wobei es mir nicht fehlte, als organisch was im Argen lag). Ich liebe Sex, aber definiere mich nicht darüber.

Eine Beziehung zu führen, in der unterschiedliche Bedürfnisse zusammenprallen, wird es schwierig.
Käme eine offene Beziehung in Frage? Liebesbeziehung mit Gefühlen für ihn, Sex mit anderen? Es ist eine Frage. Manche können das, manche können das nicht.
Wenn es für beide eine Möglichkeit ist, kann es mit Kommunikation klappen.
Wenn es für eine/n von beiden nichts ist, dann nicht.
Dann ist zu klären, wie eine Beziehung funktionieren kann, ohne dass der/die eine ohne Sex verhungert und der/die andere sich nicht genötigt fühlt.

Zudem gibt es noch die 5 Sprachen der Liebe. Auch hier gilt: manche können einen gemeinsamen Nenner finden, andere nicht.

6

Danke für den Tipp, werde das Buch mal runterladen - Kindle sei Dank.

Offene Beziehung findet er auch nicht gut. Und ich ehrlich gestanden auch nicht. Es geht nicht wirklich um Sex, ich möchte mich VON IHM angenommen fühlen. Ich liebe die Intimität die bei schönem Sex zwischen zwei Partnern entsteht. Ich finde das stärkt und verbindet und das fehlt mir. Verbunden mit der Unsicherheit, dass es für ihn vielleicht klappen würde, wenn er mal so richtig verrückt nach einer Frau wäre. Aber so weit kam es wohl nie

7

Ich hatte beides schon mal.

Beide Seiten fühlen sich doof an, wenn man den Partner liebt.

Ich für mich habe tatsächlich gelernt, dass es echt enfacher ist, beide haben das gleiche Nähe/Sexbedürfnis.

Weil tatsächlich einer immer leidet. Und das will man ja nicht. Weder selbst, noch der, den man liebt.

Bei meiner nächsten Beziehung werde ich echt darauf schauen, ob das kompatibel ist. Denn entweder leidet einer oder es endet. Beides doof.

In deinem Fall leidest du. Und glaube mir, es wird mit der Zeit nicht einfacher und dein Bedürfnis einfach verschwinden. Du kannst es vielleicht unterdrücken, weil ja alles andere schön ist, aber es wird nicht verschwinden und dich immer wieder einholen.

8

Da kann man dir keinen wirklichen Rat geben. Entweder nimmst du es so hin und lebst damit, oder du gehst. Ihm reicht es, er will und kann nicht mehr geben als das was er da macht. Du brauchst mehr.

Für mich wäre das auch nichts. Für andere aber wohl optimal.

9

Hallo!
Leider hatte ich auch genauso einen Mann auch erwischt. Ich liebe ihn, er liebt mich und wir haben sozusagen gepasst wie Arsch auf Eimer. Aber die körperliche Nähe, der Sex und die Aufmerksamkeit haben mir gefehlt. Ich habe es öfter angesprochen aber er braucht das einfach nicht. Ich möchte aber nicht nur die tolle Frau an seiner Seite sein, die mit ihm im Garten ackert, zusammen kocht und für ihn da ist, ich möchte auch seine Geliebte sein. Wir haben uns nur am Wochenende gesehen und führten das letzte Jahr quasi nur ein WG Leben. Obwohl wir erst 1 1/2 Jahre zusammen waren.
Vor zwei Wochen habe ich noch einmal das Gespräch gesucht. Er kann sich nicht ändern, war quasi schon immer so und wusste von Anfang an dass das mal zum Problem werden wird. Er ist der Meinung dass ich da mehr verdiene und wir haben uns getrennt. Wirklich hart da ich ihn liebe. Allerdings kann ich mir so eine Beziehung bis ans Lebensende nicht vorstellen. Das Desinteresse von ihm hat extrem an meinem Selbstbewusstsein genagt. Ich fühlte mich hässlich und nicht attraktiv für ihn. Es ist so schade, mein Herz leidet aber mein Kopf sagt mir dass der Schritt richtig war. Obwohl ich wirklich gehofft habe dass er kämpfen wird und wir gemeinsam daran hätten arbeiten können. Ich weiß nicht was ich dir wünschen soll, auf jeden Fall viel Kraft um den einen oder anderen Weg zu gehen.
Liebe Grüße Francie

10

"Aber mit diesem Gefühl kann ich auf Dauer auch nicht umgehen."

Das ist die einzige Aussage, die hier wichtig ist. Du wirst nicht glücklich werden. Und dann macht das Aufrechterhalten nun mal traurigerweise keinen Sinn.

11

Ich weiß… eigentlich kenne ich den Weg und hatte gehofft etwas Hoffnungsvolleres zu hören. Es macht mich so traurig aber es hilft ja nicht es endlos hinzuziehen.

Danke Euch allen!

12

Leider hatte ich bisher keine Zeit für Deinen Beitrag, aber bevor Du gehst und endgültig aufgibst, sage ich Dir ganz schnell noch an diesem Abend: Sei nicht zu voreilig und werfe die Flinte nicht zu früh ins Korn!

Denn dieser Mann hat ein Problem und ist nicht einfach asexuell! Irgendetwas muss in seinem Leben geschehen sein oder irgendetwas hat ihn so beeinflusst, dass er die Berührung des weiblichen Genitals (etwas Wunderbares für andere heterosexuelle Männer) unbedingt meiden möchte. Ich habe dies umgekehrt von einer Frau kennengelernt und später begriffen, warum es bei ihr so war. Sie war nicht Missbrauchsopfer oder dergleichen - aber sie war durch ihre Erziehung im Elternhaus so geprägt, dass die Berührung von Genitalien als völlig unschicklich galt. Da steckte eine streng katholische Erziehung dahinter, welche sie darin gehindert hat, einfach Lust zu empfinden, wenn andere heterosexuelle Frauen Gefühle entwickeln.

Bevor Du nicht alle Register einmal ausprobiert hast, weißt Du über diesen an sich liebevollen Menschen etwas Wesentliches nicht.

weitere Kommentare laden
15

Ich kann dich sehr gut verstehen, in meiner Beziehung läuft es ähnlich. Ich bin 44, er 40. Er sagt, er liebt mich, er ist fürsorglich, und wir verstehen uns sonst sehr gut. Nur das körperliche läuft wie bei euch. Ich suche den Kontakt, fasse ihn an, zeige ihm das ich seinen Körper anziehend finde. Von ihm kommt sehr wenig in diese Richtung. Er hat zwar nie gesagt, das er meinen Körper nicht mag ...eher im Gegenteil. Er sagt, er mag meinen Körper ...aber mir fehlt, das er es auch zeigt. Er sagt, er braucht einfach keinen Sex ...wenn wir doch mal Sex haben, ist es schön, aber bin immer ich oben ...sprich, ich mache die Arbeit 🤪 ...meistens kommen noch Sprüche ...ihm wäre warm, der Mund trocknet aus, anstrengend...bla bla.
Und dann schleichen sich die Gedanken ein ...ob es wirklich so ist (damit käme ich klar), oder ob es doch irgendwie an mir liegt, und ob vielleicht mal eine kommt, die seine Leidenschaft weckt😖 ...
Wenn ich ihn frage, diesbezüglich...wird er manchmal ungehalten. Dann kommt auch der Spruch, ob es mir "nur um Sex" ginge ...aber nein, das ist es nicht. Es geht um dieses Gefühl wie du beschreibst...sich angenommen, begehrt zu fühlen. Manchmal denke ich auch schon, ich bewerte den Aspekt über. Für ihn ist Sex und Anfassen eben kein Liebesbeweis.
ich hab also keine Lösung, wie du siehst. Aber in meinem Kopf ist es leider immer present.

16

@LieberAnonym.

Zwar habe ich Deinen Beitrag schon gestern wahrgenommen, aber ich überlegte, ob ich überhaupt etwas mitzuteilen habe, was für Dich nützlich sein könnte. Ich weiß es nicht, drücke aber einfach einmal aus, was ich empfinde: Dieser Spruch, es gehe Dir "nur um Sex", ist durch und durch perfide. Selbstverständlich haben Paare meist einen Komplex an Emotionen im Sinn: Aber das einzigartige Zusammenspiel von Begehren, Lust, Empfinden von Nähe, Begehrt- und Angenommenwerden in einer Beziehung kann Sexualität nicht einfach ausschließen. Dieses "es geht nur um Sex" ist pures Abwehrverhalten und hat den Zweck, Scham zu erzeugen. Dabei hast Du wie jeder Mensch ein Recht auf Begehren und Lustempfinden - unabhängig, ob dies in einer Kombination mit anderen Emotionen und Bedürfnissen auftritt oder nicht! Keine Frage, dass die Kombination etwas ganz Wertvolles ist, aber "Sex" gehört auf jeden Fall für die meisten Menschen dazu. Mit einer Überbewertung hat das überhaupt nichts zu tun (im Gegenteil wird von Dir eine Unterbewertung verlangt!).
Direkte Ratschläge, ohne den anderen anzuhören, lehne ich ab, aber in diesem Fall wage ich mich ein wenig aus dem Fenster: Ich würde mir von ihm verbeten, Deine Emotionen in eine Schmuddel- und Schamecke schieben zu lassen. Mit einem Menschen, der sowas versuchte, würde ich zumindest vorerst keinen Sex mehr haben wollen. Hier hilft nur eine klare Ansage und ein Hilfsangebot. Denn nur bei wenigen Menschen glaube ich an echte Asexualität: Jedenfalls würde ich das erstmal mit Hilfe durch kompetete Berater abklären lassen, wenn er mitspielt. Dann könnt ihr immer noch eine Entscheidung treffen. - Das ist das Angebot, welches ich ihm machen würde. Aber was "Sex" angeht, würde ich vorerst einen Schlussstrich ziehen.

17

Ach Mensch, das tut mir leid. Irgendwie hofft man ja nicht allein mit so Themen zu sein, aber dann kann man sich so gut hineinfühlen wenn es anderen auch so geht. Ich kenne diese Suche nach der Wahrheit - liegt es mir oder an was anderem - so gut. Ich habe daran auch gemerkt, dass ich mein Vertrauen zu ihm verliere. Bei Dir ja auch - er sagt etwas, Du würdest es gerne glauben, aber das geht irgendwie nicht.

Ich wollte mich wirklich trennen, wir hingen jetzt eine Woche in der Schwebe und haben ausgemacht, dass wir das jetzt klären müssen. So oder so. Ich wusste auch nicht mehr, woher ich meine Zuversicht nehmen soll. Aber er hat mich so liebevoll und entwaffnend begrüsst, mich zum Kuscheln abgeführt und mir so eine tolle authentische Liebeserklärung gemacht - so kann ich irgendwie das Gefühl viel besser verstehen. Ich fühle mich jetzt bereit ihm wieder zu vertrauen und er fühlt sich bereit mit mir das Sexthema nochmal anzugehen.

Es kamen sicher (mindestens) zwei Seiten zusammen. Ihm ist Sex wirklich nicht so wichtig und so aktiv ist er sowieso nicht. Bei mir hingegen habe ich gemerkt, dass ich inzwischen ziemlich viel persönlich nehme und als Abweisung verstehe. Und was ich schlimm finde, kann er auch z.T. überhaupt nicht schlimm finden.. er hat einen ganz anderen Blick auf die Dinge. (Ja, wir haben immer darüber geredet, aber das heisst ja nicht dass beide immer dasselbe verstehen).

Ich bin jetzt bereit meine negativen Gedanken loszulassen, ihm wieder zu vertrauen und ihm einfach das zu glauben was er mir sagt. Ich denke das ist die Voraussetzung dafür, dass wir eine Chance haben. Mir ist schon klar, dass die Geschichte damit jetzt nicht zu Ende ist. Aber ich denke auch, dass das ein rechter Meilenstein ist.

Ich drücke Dir von Herzen die Daumen, dass Du für Dich/ Euch den richtigen Weg findest.