Anhänglich - wie lange?

Mein kleinster Sohn wird in 2 Monaten 5 Jahre alt. Er ist ein Nachzügler, seine beiden Brüder sind 13 und 12 Jahre alt.

Er war immer schön recht anhänglich. Mit 2 3/4 Jahren kam er in den Kindergarten und brauchte morgens immer ein ziemlich langes Ritual, bis ich zur Arbeit fahren konnte. Ich war bereit, ihm vom Fenster aus zu winken, Herzchen ans Fenster zu hauchen, mit dem Auto vorbeizufahren, zu blinken und zu hupen, um dann endlich auf die Autobahn düsen zu können.

Vor 2 Monaten nun hat er den Kindergarten gewechselt, da der alte Kiga weiter entfernt war und auch, weil ich mit der Erzieherin, die morgens im Kiga war, nicht zurecht kam. Sie kümmerte sich nie um meinen Sohn, ich hatte oft Sorge, dass er mir einges Tages mal hinterher laufen würde, da er die Tür aufbekam. Er war morgens fast immer als erstes Kind im Kiga.

Der Wechsel klappte anfangs auch prima. Positiv war, dass aus seinem alten Kiga zwei Erzieherinnen in den neuen Kiga meines Sohnes wechselten. Die Leitung sowie auch seine direkte Erzieherin, die er liebte.

Vor ca. 3 Wochen fing es an, dass mein Sohn abends nicht loslassen konnte, was früher weniger ein Problem war. Er musste noch dieses und jenes fragen, mich nochmal rufen, um mir völlig unwichtige Dinge mitzuteilen und das nervte mich irgendwann. Ich habe ihm mehrfach erklärt, dass wenn ich "Gute Nacht" gesagt habe, das ganze Ritual vorher natürlich abgespielt habe, dass ich dann nicht mehr reinkommen möchte. Rausgekommen ist er nie. Wir haben dann ein Belohnungssystem eingeführt. Er bekommt jeden Morgen ein Ausmalbild, wenn er abends ohne mehrfaches Rufen einschläft. Das hat sich dann auch wieder gelegt.

Nun ist es aber seit 2 Wochen so, dass er abends schon weint, dass er morgen nicht in den Kiga möchte. Eines Morgens kam ich gar nicht mehr weg. Er klammerte sich an meinen Hals und ich brauchte 20 Minuten, um ihn zu beruhigen. Auch im neuen Kiga ist er der erste. Auch hier sind die Erzieher morgens mit Küche und Vorbereitungen beschäftigt und kümmern sich eigentlich nicht (oder nur auf tägliches Bitten) um meinen Sohn. Der Kiga ist fünfgruppig, dementsprechend groß und manchmal weiß ich gar nicht, in welchen Räumen sich die Erzieher befinden, oder sie laufen einfach mal kurz vorbei und meinen Sohn muss ich in den Gruppenraum bringen, während er alleine dableibt.

Ich habe mir total den Kopf gemacht und dann auch im Kiga nachgefragt, ob irgendetwas vorgefallen sei. Man antwortete, dass er momentan eine Phase hätte, dass er anderen Kindern Dinge wegnimmt, ihnen wehtut, etwas kaputtmacht etc. Sie würden ihn jetzt an der "kurzen Leine" (was immer das heißt) halten und das würde ihm selbstverständlich nicht gefallen. Ich finde sein Verhalten keineswegs in Ordnung, habe mit ihm auch geredet und er sagte total süß zu mir, "dass er sein Verhalten ändern werde".

Auch gestern war es wieder so, dass er abends beim Einschlafen weinte, dass er heute nicht in den Kiga möchte. Er möchte bei mir bleiben.

Es ist auch generell so, dass er sehr anhänglich mir gegenüber ist.

Morgens im Kiga bin ich - glaube ich - die einzige Mutter, die quer durch den Spielplatz zu seinem Gruppenfenster läuft, um ihm am Fenster nochmal Herzchen dranzumalen, zu winken, Handküsschen zuzuwerfen, und immer wieder zu winken (irgendwann stolpere ich noch), bis ich nicht mehr sichtbar bin.

Jetzt habe ich die Situation mal niedergeschrieben, da sie mich echt traurig macht.

Problematisch an der Situation ist in meinen Augen, dass meine großen Söhne den Kleinen verwöhnen, ihm alles geben, selbst wenn sie gehauen werden, sich das gefallen lassen usw. Ich versuche, dass zu unterbinden, schimpfe mit ihm, lasse ihn auch manchmal einige Minuten auf einem Stuhl sitzen (was er hasst, aber es hilft - zumindest kurzzeitig) Er ist ein Kind, das meine ganze Aufmerksamkeit fordert und nicht bereit ist, sie mit seinem Brüdern zu teilen. Wenn ich mich z. B. mit ihnen am Mittagstisch unterhalten möchte, stört er laufend, redet immer dazwischen, immer lauter.

Es ist echt schwierig und ich meine, dass meine Großen in dem Alter nicht so anstrengend waren, aber vielleicht habe ich das auch schon vergessen.

Jedenfalls wäre ich für nützliche und hilfreiche Tips und Ratschläge echt dankbar!

urbani

1

Hallo!

Ich denke, er hat bei Euch zu Hause die Kronprinzenrolle und wird von allen - incl. seinen Brüdern - nach Strich und Faden verwöhnt.
Ich denke auch, dass Du dieses Unterbrechen der Gespräche bei Tisch auf jeden Fall unterbinden musst, notfalls würde ich ihn vom Tisch aufstehen lassen, wenn er nicht warten kann, bis die anderen ausgesprochen haben. Hauen geht auch gar nicht, da musst Du Dir adaquate Konsequenzen überlegen. Mit fast 5 sollte er aus dieser Phase längst raus sein.
Auch würde ich die Abschiedszeremonie im KiGa nicht so zelebrieren und diese kurz und knapp halten. Er wird sicher erst kurz weinen, wenn Du gehst, aber er geht doch schon lange in den KiGa und kennt das Ritual #krat. Lass Dir nicht auf der Nase rumtanzen!
Meine grosse Tochter ist 4,5 und ist meist auch die Erste im KiGa. Und die Erzieherinnen sind auch meist in der Küche mit Vorbereitungen beschäftigt. Bei uns werden die Kinder allerdings gefragt, ob sie helfen möchten. Manchmal hat sie Lust, manchmal malt sie dann lieber. Die Erzieherinnen müssen sich doch nicht permanent um ihn kümmern.

Sweety

2

Ich habe es schon mehrfach probiert, mich kurz zu verabschieden und dann hinauszugehen, aber wenn ich sehe, dass er am Fenster weint und es ist niemand bei ihm, kann ich einfach nicht anders. Es ist auch schon passiert, dass er mir bis zur Tür hinterhergelaufen ist, diese aufmachte und auch dort war keine Erzieherin sichtbar. In meinen Augen müssten die Erzieherinnen die Kinder wenigstens persönlich entgegennehmen, begrüßen o.ä. So kenne ich das zumindest aus den Kindergartenerfahrungen meiner großen Söhne.

Und es ist definitiv so, dass er von seinen Brüdern verwöhnt wird. Ich fühle mich oft alleine auf weiter Flur, wenn ich mit ihm schimpfe und meine großen Söhne, ihn dann unter dem Tisch übers Bein streicheln, um ihn zu trösten.

Mein ältester Sohn war mit 5 Jahren schon in der Schule und hat niemals so ein Theater veranstaltet. Auch er war oft der erste im Kiga und dennoch konnte ich mich mit einem dicken Kuss und Winken verabschieden, ohne so ein Ritual zu zelebrieren. Allerdings hat mir die Leitung des alten Kigas erklärt, dass es eben Kinder gebe, die so ein Ritual brauchen und dass das völlig in Ordnung wäre.

Heute morgen bin ich mit meinem Sohn direkt zur Erzieherin gegangen, habe ihr erzählt, dass er schon gestern weinte, weil er nicht in den Kiga wollte und dass sie ihn bitte ein wenig ablenken möge. Das hat sie dann auch klasse gemacht. Ein Herz ans Fenster gemalt und gewunken und weg war ich. Nur leider klappt das nicht auf Dauer, weil in dem Kiga 16 Erzieher arbeiten und täglich jemand anders Frühdienst hat. Ich muss also täglich aufs Neue die Erzieherin bitten, meinen Sohn miteinzubeziehen. Aber das werde ich dann wohl tun. Eigentlich meine ich, dass das selbstverständlich für eine Erzieherin sein sollte.

urbani

3

Hallo!

Für mich hört es sich so an, als könntest du deinen kleinen Liebling nicht loslassen. Er merkt deine Unsicherheit, und reagiert dann darauf. Nächstes Jahr wird er 6. Wie willst du ihn für die Schule verabschieden? Wenn du Herzchen malst,... wird er garantiert von Anfang an ein Außenseiter. Da du ihn soooo lieb hast, ist das glaube ich nicht das, was du ihm wünschst.
Laß ihn sich von dir lösen dürfen, und selbständig werden.

lg karin (lili bald 4 u. julian 2 beide werden kurz verabschiedet)

4

Ich habe mehrfach versucht, mich kurz von ihm zu verabschieden, aber er weint immer am Fenster. Einmal bin ich dann trotzdem gegangen und am Mittag, als ich ihn abholte, erzählte mir die Erzieherin dann, dass er geweint hat.

Ich weiß nicht, wie ich das veranstalten soll. Wenn ich nun gar nicht mehr ans Fenster komme, das wäre für ihn die schlimmste Strafe. Ich habe ihm schon mal gesagt, wenn er am Fenster immer weint, dann komme ich da nicht mehr hin und da wollte er mich schon im Gruppenraum nicht mehr gehen lassen.

Es stimmt, ich liebe ihn sehr, aber ich liebe auch meine beiden großen Söhne sehr und trotzdem hatte ich diese Probleme nicht mit ihnen, als sie noch so klein waren.

Und unsicher bin ich auch nicht. Ich bin seit fast 2 Jahren wieder berufstätig und erkläre ihm auch immer wieder, dass das eben so ist, dass Mama und Papa arbeiten müssen und seine Brüder in die Schule gehen müssen. Er muss eben in den Kindergarten. Trotz allem funktioniert das aber nicht so, wie ich es gerne hätte.

Ich würde deine Tips ja gerne praktisch umsetzen, weiß aber nicht, wie ich das tun soll!

urbani

5

Hallo!

Ich schreibe dir kurz, wie es bei uns funktioniert hat. (Ich weiß ein jeder ist anders, aber ich habe ja nur meine eigenen Erfahrungen)

Meine Tochter ist ein sehr offener Mensch. Sie ist anfangs alleine in den KiGa gegangen #schock (hat mich gar net gebraucht?!?) Sie hat ca. 2 Monate geweint, als ich sie abgeholt habe. Dann war einmal viel Streß im KiGa, und sie hat beim Bringen geweint, und auch gesagt, daß sie nicht will.(die hatten ein Theaterstück vorbereitet) Am schlimmsten hat sie geheult, als ich sie hochgenommen habe, und sie nochmal gedrückt. Also habe ich nach Absprache mit der Tante, mein Mädel gleich nach dem Anziehen, einem knappen Bussi, sozusagen zur Tante hineinge"drängt". Die Tante hat dann meine Kleine liebevoll empfangen. Sie sind dann gemeinsam am Fenster zum Winken gestanden.
Bei uns ist es halt so, daß ich weiß sobald meine Kleine weint wird sie von der Tante liebevoll getröstet. (auch mal auf den Schoß genommen,...oder sie schauen zum Spielzeug oder Aquarium,...)

Bei meinem Sohn, wars so, daß ich nach ein paar mal schnuppern ihn für eine Stunde alleine dort gelassen habe. Beim Abholen hat er dann geweint. In der 2. Woche hat er beim Hinbringen geweint. Dann war er eine Woche krank. Die 3 Tage darauf hat er beim Hinbringen getobt (hat sich aber immer innerhalb von ca. 5 min von den Tanten beruhigen lassen) Am 4. Tag war die Oma beim Hinbringen dabei, da ist er hineingegangen, als ob nie etwas gewesen ist #schock
Wir haben alle groß geschaut. Er hat da vermutlich der Oma gezeigt, wie groß er schon ist. Seit diesem Tag gibts kein Geheule mehr.

Ich habe trotz Weinens die Abschiede kurz gehalten. Allerdings hatte ich immer das Gefühl, daß es meinen Kindern gut geht, sie sich dort auch wohlfühlen. Es war halt bloß der Abschied. Und ich habe immer wieder gesehen, daß sich die Tanten weinenden Kindern liebevoll annehmen.

Der einzige Rat, den ich an dich habe, ist, daß du mit der zuständigen Tante einmal ein Gespräch führst. Sie kennt euch ja, da kann sie doch normalerweise am besten helfen. Sie ist ja auch ein Profi in Sachen eingewöhnen. ;-) Vielleicht sagt sie auch, daß sie deinen Sohn erst "warm werden läßt" und ihn nicht gleich nimmt und tröstet, weil sie ihm noch nicht so vertraut ist, und er das nicht möchte.

Ich wünsche euch alles Liebe und Gute, und hoffe es funktioniert bald besser.

lg karin (lili fast 4 und julian 2 jahre)

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