Vertrauen gebrochen - wie lange dauerts, bis Kind wieder vertraut?

Hallo,
Wir (mein Mann und ich) haben gerade Probleme mit unserem 3jährigen, weil wir uns einmal verabschiedeten, als wir ihn und seinen kleinen Bruder bei der Oma abgeliefert haben, er es aber nicht richtig mitbekommen hatte. Er lies sich erstmal gut von Oma ablenken und trösten, als er richtig bemerkte, dass wir nicht mehr da waren. Aber die langfristige Folge: er lässt sich nirgends mehr hinbringen ohne beim Abschied verzweifelt zu weinen. Wenn Oma ihn abholt, dann ist das problemlos wie immer.#wolke
Wer hat auch solche Erfahrungen gemacht?
Wann fasst sich das Kind wieder?
Unsere Lösung bis jetzt: Wir versuchen ein paar Wochen lang solche Situationen nicht mehr herbeizuführen, weil wir nicht wissen, ob sein Verhalten auch dadurch verschärft wird, dass wir unser drittes Baby erwarten (bin in 40+6). Lorenz hat zwar schon einen Bruder. Der ist knapp 14 Monate jünger als er. Als dieser kam, war Lorenz noch so klein, dass wir keine Anzeichen von dem „Entthronen des Erstgeborenen“ bemerkt haben. Wir vermuten, dass er die Anspannung, das warten auf das Baby, spürt und dadurch Verhaltensweisen wie Klammern auftreten. Und das Entthronen jetzt erst stattfindet.
Obige Schlüsselsituation war schon Ende Juni und seitdem wurde der Aufstand immer schlimmer, wenn er irgendwohin (natürlich nur vertraute Personen, aber auch 3 Mal der Kindergarten in der Eingewöhnungszeit) gebracht werden sollte. Auch wenn Lorenz nicht lange weint, er verhält sich so völlig anders als sonst, wenn er merkt, dass er abgeliefert werden soll, dass wir das Gefühl haben, ihn regelrecht zu brechen. Sätze wie: "ich brauch dich die ganze Zeit" oder vorher schon: "gehst du dann wieder weg?" zeigen seine Notsituation.
Kleine Bemerkung am Rande: Lorenz ist hochbegabt und sehr sensibel. (Bitte reitet in euren Antworten nicht darauf rum, was hochbegabt heißt. Leider ecken wir oft genug an, weil Lorenz hochbegabt ist - wir wissen, dass es so ist und was das heißt. Denn ich freue mich über jeden Tipp und jede Erfahrung, die ich bekommen kann.. ) Ich wollte es nur erwähnen, falls sich jemand mit Hochbegabung auskennt und einen speziellen Tipp hat, dann würde ich mich riesig freuen.
Corina2

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Hallo Corina,

du hast das Urvertrauen das dein Kind in dich gesetzt hat, bzw. in euch, massiv enttäuscht. Wie soll so ein kleiner Mann verstehen, das ihr in einem Moment da seid und im nächsten dann weg. Ich bin ein absoluter Gegener dieser heimlichen Abschiede.
Lieber ein paar Tränen auf Mamas oder Papas Arm vergießen dürfen beim Abschied, als hintenrum einfach geparkt zu werden.
Schon als Säuglinge lernen wir den Kindern das wir da sind und auch wenn sie uns nicht sehen, sind wir ihnen nahe.
Er wird es auch so von euch gekannt haben und auf einmal braucht er seine Mama und seinen Papa und sie sind nicht da. Woher soll er wissen das ihr bald wiederkommt, wenn ihr es ihm nicht vermittelt habt in diesem Moment, Oma hin oder her. Denke auch nicht, das das was mit deiner Schwangerschaft zu tun hat, was er jetzt tut. Du hast sein kleines Vertrauen gebrochen, jetzt musst du es zurück erarbeiten.
Nimm ihn auf den Arm, gib ihn jemande vertrautes und sage du bist in einigen Minuten wieder da. Und dann sei wieder da....so macht ihr das mit immer länger werdenden Zeiten, ist ein langer Weg, aber du weisst wofür du ihn gehst. Dadurch das du ihm dabei wieder Verlässlichkeit zeigst, kann er wieder vertrauen fassen zu dir und deinen Handlungen.
Das ist gerade so kurz vor dem ET wichtig, weil wie wird es für ihn sein wenn Mama ins KH geht und einige Tage nicht kommt? Versuch dich in ihn hinein zu versetzen, lass ihm die Zeit die er braucht und reich ihm immer wieder deine Hand und beweise ihm, das er dir immer noch vertrauen kann.
Alles Gute und viel#klee dabei,
Nina

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Danke für die deutliche und ehrliche Antwort und für die Tipps.
zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass wir uns nicht absichtlich heimlich verabschiedet haben, sondern, dass wir einfach nicht merkten, dass er es nicht richtig mitbekommen hatte. seitdem achte ich besser auf seine Reaktion, wenn ich mich verabschiede und unterbreche ihn, wenn es notwendig ist, beim Spiel, nehme ihn zur Seite... immer wenn ich gehe. Dadurch nehme ich auch in Kauf, dass er bei mir erstmal weint. Diese Situationen haben wir jetzt nur noch herbeigeführt, wenn entweder Oma gebabysittet hat oder mein Mann oder ich. du bestätigst mein neues Verhalten als richtig, das ist schön zu hören. Danke

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ich denke solche Phasen sind normal, die hat jedes Kind mit oder ohne ersichtlichen Auslöser mal. Bei euch gab es einen Auslöser. Aber euer Sohn ist auch schon 3 Jahre alt und in diesem Alter kann man schon recht vernünftig mit Kindern reden, ihnen Dinge erklären und damit auch beweißen, dass man wiederkommt wenn man geht.
Ich halte es auch für völlig normal, wenn ein Kind während der Eingewöhnungszeit im Kiga mal Theater macht und Trennungsangst hat.

Letztendlich kommen bei euch viele Sachen zusammen: ein mal habt ihr ihn "sitzen lassen", er hat Eingewöhnung im Kiga und er wird schon wieder großer Bruder - ;-) das sind gleich drei Dinge auf einmal - das geht nun wirklich nicht - wie die Werbung so schön sagte....
Ich denke, das ist alles völlig normal und mit berechembaren Verhalten und der Zeit wird das wieder besser


(Ps: wie wurde die hochbegabung in diesem Alter festgestellt??)

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Wir haben Lorenz noch nicht testen lassen. Angeblich gibts zwar Tests ab diesem Alter, aber wir sahen es noch nicht für notwendig und möchten diesen Test auch möglichst lange hinauszögern, um Lorenz nicht zu überfordern. Letztendlich ist ja egal, wie hoch der IQ ist. Wir wissen noch nicht ob er in allen Bereichen hochbegant ist oder nur in manchen. Das wird sich noch zeigen. Der Kinderarzt hat es erkannt, meine Schwiegermutter (sie ist ein regelrechter Bücherwurm) hat uns Bücher gegeben, die uns etwas Einsicht in das Thema gegeben haben, das gab immer wieder Bestätigung (manchmal aber auch Hoffnung, dass es nicht so ist, dann wieder Bestätigung...), eine Freundin arbeitet mit hochbegabten Kindern zusammen, die Erzieherinnen haben uns nach 3 Terminen darauf angesprochen, Leute, die man alltäglich trifft, sprechen uns an, manche haben eigene Erfahrungen und geben uns Bestätigung. Auffällig sind die perfekte Sprache, der Umgang mit Zahlen, aber auch Fahigkeiten wie Uhrzeit lesen, KfZ-Kennzeichen den Städten zuordnen... und dazu ein Riesengedächtnis (von verschiedensten Leuten Alter und Geburtstag...)
Meine Freundin meinte, dass es so eindeutig ist, dass wir dafür keinen Experten brauchen, erst wenn es Probleme geben sollte oder wir Förderprogramme nutzen wollten.
Bist du auch Elternteil eines (vermutlich) hb. Kindes? Bin auf der Suche nach Leuten, mit denen ich mich austauschen kann.
Viele Grüße
Corina2

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nein, meine Tochter ist meines Erachtens guter Durchschnitt mit gesundem Selbstbewußtsein (auch wenn sie so ihre Macken hat) und darüber bin ich froh.

Meine Freundin arbeitet als Pädagoge mit ADS-Kindern eine andere Freundin ist in der Förderung von hochbegabten Kindern tätig.
Bei uns gibt es in diesem Förderzentrum eine Elterngruppe zum Austausch, vielleicht gibt es bei euch auch soetwas?

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Er ist ein Kind. Mit 3 Jahren ein noch sehr kleines Kind. Erstgeboren oder nicht - ich finde, mit 3 Jahren darf man beim Abschied ruhig "Theater" machen dürfen, man darf klammern, weinen, sich an Mama oder Papa schmiegen...

Meine Tochter wird im Dez. 3 Jahre alt und vor kurzem hatten wir die gleiche Phase. Klammern, heulen, wenn Mama in die Arbeit fuhr. Nur - dagegen gibt es halt keine Alternative. Vernünftig reden hat aber nix gebracht - waren wohl doch "Erwachsenenargumente", die ein knapp 3-jähriges Kind kaum versteht :-

Wir gestalten das Abschiednehmen jetzt sehr spielerisch. Wenn ich im Auto sitze, kommt meine Tochter nochmal her, Bussi, umarmen, fest drücken und dann winke ich ihr so lange ausm Fenster, bis ich ums Eck rum bin... Seitdem gibt es keine Tränen mehr - weil meine Tochter für sich (und mich) ein Ritual gefunden hat, mit dem sie Abschied nehmen kann von mir....

Wenn ich dann wieder komme höre ich: "Mama, ich hab dich sooo vermisst" :-)

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Danke! Rituale (hätte ich ja selbst drauf kommen können...), mal sehen, was sich finden lässt.

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Hallo Corina2,

ich denke nicht, dass du das Vertrauen deines Sohnes verspielt hast oder gebrochen.

Du schreibst ja, dass er die Verabschiedung nicht richtig mitbekommen hat. Ich kann mir die Situation vorstellen.

Er ist 3 Jahre alt und erlebt nun natürlich viel bewußter als zu früheren Zeiten, was es heißt, dass Mama und Papa gehen und es einige Zeit dauert, bis zu wieder kommen. Seine Reaktion darauf, so toll findet er das erstmal nicht.

Unsere Tochter hatte sich mit 18 Monaten total leicht in der Krippe eingewöhnt und erst mit 2,5 Jahren fing mit einem Male der Trennungsschmerz mit Weinen und Schreien morgens bei ihr an. Ich denke zu diesem Zeitpunkt hat sie wohl eine Vorstellung davon bekommen, dass sie eine ganze zeitlang ohne Mama verbringen wird.

Wenn euer Sohn im Moment so klammert und es für euch machbar ist, würde ich versuchen, ihn vorerst weniger bei der Oma zu lassen. Vielleicht spricht er nach einiger Zeit den Wunsch selbst aus, insbesondere, wenn ihr es vielleicht als Privileg des/der Großen darstellt bei der Oma sein zu dürfen (im Gegensatz zum Baby)...

Unser 5 jähriger Sohn hatte auch mal eine Phase, da stand er schon mit gepacktem Rucksack bei Oma vor der Tür und wollte dann doch lieber bei uns bleiben, da war er auch so 3 Jahre. Wir haben das 3 x erlebt, danach haben wir eine Pause von 8 Wochen gemacht und danach wollte er gern wieder bei Oma schlafen.

Also alles Gute für euch,

LG

Ilka

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danke für den Tipp. auch du Bestätigst mein Verhalten als richtig. Wir machen grad Oma-Pause...

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hi du!

ich denke, ihr werdet viel zeit brauchen und überdeutlich erklären müssen, dass ihr um punkt 17 uhr wieder da seid und ihn abholt. gib ihm die möglichkeit, dass er dich jederzeit anrufen kann von der oma aus. kann dein großer schon ein bisschen die uhr lesen? sophie konnte mit 3,5 j. die vollen stunden lesen (will heißen 9.30 war bei ihr 9 uhr), was sehr geholfen hat. sie guckt oft auf die uhr und sagt mir, wann was passiert (z. b. "um 6 uhr kommt papa von der arbeit).

dein sohn denkt wahrscheinlich, jetzt kommt das baby und ich muss WIEDER zur oma. ich werde abgeschoben. er merkt natürlich, dass sich etwas großes ereignen wird, auch wenn er das ausmaß nicht verstehen kann, was ein neues geschwisterchen mit sich bringt.

gib ihm viel, viel zeit. er ist sensibel, wie du schon schreibst.

lg & eine schöne geburt!!!

julia

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Wir stellen oft einen Kurzzeitmesser (auch für in 10 mIn gehts ins bett...), der evtl. auch 2 mal gestellt werden muss, wenn ich 3 Stunden weg bin und der KZM nur bis 99 geht. Das hat am Freitag geholfen. Die Uhr kann er noch nicht so gut lesen, oder zumindest nicht so zuverlässig, dass er in einem Sehnsuchtsanfall nicht doch darauf beharrt recht zu haben, aber tatsächlich falsch liegt. er will lieber wissen, wie viele Minuten ich weg bleibe.
Wir hoffen darauf, dass das ereignis "Baby-da" dann doch nicht so schlimm für ihn ist, wie es jetzt für ihn bedrohlich erscheint...