Welche Konsequenzen für 3,5-jährige Trotzkopf?

Moin,

eins vorweg: ich schreibe hier auf dem Account meiner Frau. Ich bitte deshalb vorsorglich die vereinte Mütterschaft um Gnade ....... In der Annahme (ihr wisst noch: .. Gnade ...), daß hier der Großteil den Mama-Part übernommen hat, habe ich gerade die spontane Idee, ob ihr nicht bei Urbia eine Papa-Ecke einrichten wollt. Ich fände es interessant, die Sicht- und Handlungsweise von anderen Vätern kennenzulernen. Was natürlich auch die Mamas nicht abhalten sollte zu antworten.

Zur Vorgeschichte: Wir haben drei Kinder. Unser Großer ist fast 18, die mittlere ist 3,5 und die kleine erst 3 Monate alt. Während unseres ersten "Erziehungsversuches" hatte ich nie das Gefühl oder das Bedürfnis eine Community zu Rate ziehen zu müssen - er war pflegeleicht, verständlich und selbst während der Pubertät oder in der Schule hatten wir (fast) keine Probleme. Nun lernt er einen Beruf und ich habe da ein sehr gutes Gefühl. Das nur dazu, falls unsere Erziehungskompetenz in Frage gestellt werden sollte.........

Jedes Kind ist anders - wie wahr. Aber so anders? Unsere mittlere ist seit einiger Zeit wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Und das liegt nicht primär an der Geburt ihrer kleinen Schwester. Sie war schon vorher so drauf (Krippenspiel-Gottesdienst 2012 - eine apokalyphtische Katastrophe....). Das Jekyll/Hyde-Verhältnis liegt bei 90:10, d.h. sie ein liebes Kind, das schon zeitig sehr kommunikativ war, spät lief, schon immer nach Aufmerksamkeit lechzte und ihre Agressionen immer nur an uns auslässt.

Vielleicht ist das unser Problem: Ihre Trotzphase (oh Gott, ich kann das Wort "Phase" schon bald nicht mehr hören - jegliche kontinuierlichen Entwicklungsschritte werden heutzutage wie Briketts in Phasen gepresst) begann wie bei so vielen anderen mit ca. 2,5 Jahren. Ich vermute nun mal, daß sie zum Ende dieser Trotzphase ihre neue Schwester vor die Nase bekommen hat und das die Sache verlängert.

Im Kiga ist sie immer die Liebste und Ruhigste. Die Kindergärtnerinnen, die 2012 mit in der Kirche saßen, konnten nicht glauben, daß dies das gleiche Mädel sein soll. Das nur nebenbei. Genau diese Damen bekommen nun ab und dann mal mit, was unsere junge Dame manchmal mit ihrer Mama abzieht und geben in meinen Augen sinnlose und nichtsagende Kommentare (... blabla... nicht durchgehen lassen ... blabla) ab. Und ich betone ganz ganz wichtig: Sie bekommt trotz der jetzigen Situation noch die selbe Aufmerksamkeit zuteil. Sie bekommt viel vorgelesen, wir puzzlen zusammen, nehmen uns viel Zeit beim Gutenachtgehen usw. Sie schafft es zuhause nicht, sich längerfristig allein zu beschäftigen - jemand muss immer um sie herum sein und wenn mal keine Zeit ist, dann wird gejammert und die Tränendrüse ausgequetscht. Sie wird überall mit eingebunden, d.h. beim Kochen, Wickeln usw. Sie will immer gerne mit helfen, das ist natürlich super und wir unterstützen das logischerweise.

Aber sobald etwas gegen ihren Willen geht dreht sie von Zeit zu Zeit regelrecht am Rad. Beispiel gefällig? Wir waren heute vormittag einkaufen und wegen Sinnlosigkeiten hatte sie sich reingesteigert und das Ende vom Lied war, daß ich ein kratzendes, brüllendes, sich womöglich selbstverletzendes Nervenbündel bändigen musste. Ohne festhalten wirft sie sich, eigene Verletzungen in Kauf nehmend, auf den Boden oder rennt davon. Worte von uns verpuffen wie Rauch. Heute musste ich neben dem eigentlichen Festhalten auch noch die Hände halten weil sie mich kratzen wollte. Was heißt "wollte": ich gebe ihr ja immer wieder die Chance. Sie hatte ein "ich bin wieder lieb" rausgebracht, ich ließ los, sie fing sofort wieder an das Weite zu suchen und als ich sie wieder hielt, hatte sie mich gekratzt am Handrücken. Und das alles vor Augen selbsternannter Moralapostel, Supereltern, Gutmenschen und "Nicht-Kinder-Quäler" im Supermarkt.

Was habe ich nun für Alternativen in der Öffentlichkeit mein Kind zur Räson zu bringen? Was heute nur wieder "geholfen" hatte, war das Aussitzen ohne selber Durchzudrehen. Nach 15min Geschrei und Freiheitsberaubung war alles wieder okay. Sie weiß danach schon sehr gut, daß das was sie gerade abgezogen hatte nicht okay war, aber...... Ja, was nun aber?

Zuhause halten wir es ähnlich. Heute abend war Geschrei, weil im kalten Treppenhaus keine Hausschuhe angezogen werden wollten. Kein Weg drin. Der Plan im Trotzkopf ließ das einfach nicht zu. Mit gut zureden, ala "komm, hol deine Schuhe und wir ziehen die gemeinsam an" war absolut nichts zu wollen. Nein, nein und nochmals nein. Na gut, dann kannst du eben nicht mitkommen zur Tante XYZ. Zieh bitte die Schuhe an. Nein!! Okay, dann geh ich allein.

Das zu akzeptieren als normale Konsequenz klappt nicht und darüber mache ich mir echt Gedanken. Sie rennt dann los, Wutecke oder Wuteimer oder sonstige Tipps helfen da nicht. Zur Zeit hilft da nur der gute alte Gurt. Nicht so wie ihr gleich denkt. Der Gurt im Antilop-Kindersitz von Ikea. Der Sitz ist wegen Fingereinquetschgefahr am Küchentisch verschraubt. Alles wird aus ihrem Händebereich geräumt und falls ihr Lieblingskuscheltier "Schaf" nicht gleich vor Wut wegfliegt, dann tobt sie solange drin bis sie fertig ist.

Was sind also eure Konsequenzen. Das ist so immer so leicht daher gesagt: sei doch mal konsequent. Was sind eure endgültigen Maßnahmen falls Reden, Zuspruch, Logik, Versprechungen nicht mehr helfen??

Schönes Weihnachten.

Michael

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Huhu,
eins mal vorweg: Ich finde deinen Schreibstil klasse! Obwohl es an sich keine lustige Thematik ist, musste ich herzhaft lachen.
Ich würde dir empfehlen, alles was sie richtig/super/toll/nach Absprache macht überschwänglich zu loben. (auch wenn es -eigentlich- Selbstverständlichkeiten sind und nicht unbedingt gelobt werden müsste)
Benimmt sie sich daneben, d.h. wenn keine Gefahr besteht (weder für sie, noch für andere), wird darauf nicht eingegangen. Es wird einfach ignoriert.
So lernt sie, dass sie nach wie vor Aufmerksamkeit bekommt, ihr aber das Gebrüll nicht toleriert. Da sie während ihres Ausrasters eh keinen kühlen Kopf hat, bringt alles gute zureden nichts.
Hat sie sich dann wieder beruhigt, würde ich sie auf den Schoß nehmen und ruhig sowie liebevoll nachfragen, warum sie das macht und was aus ihrer Sicht los war.
Kinder nehmen Dinge und Situationen ganz anders wahr.

Lg
PS: Das ist nicht meinem schlauen Kopf entsprungen, genau so einen "Fall" hatten wir vor den Ferien in einer Klassenarbeit als Fallbeispiel.

PPS: Es gibt ein Forum für Väter hier :)

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hallo :)

erst mal: eine trotzphase gibt es entweder gar nicht oder lebenslang.

was die kleinen erleben ist das entstehen des eigenen willens und der damit verbundene versuch, diesen auch durchzusetzen. obwohl sie gerade anfangs selbst oft noch nicht wissen, was sie wirklich wollen und sich selbst und alle anderen damit in den wahnsinn treiben können, dass sie ihre meinung schneller ändern als sie blinzeln können.

mit trotz hat das aber wirklich nichts zu tun, im gegenteil: das kind fühlt sich selbst hilflos seinen eigenen bedürfnissen und (über-)reaktionen ausgeliefert.

entsprechend ist es am schönsten, wenn die eltern es schaffen, ruhig zu bleiben und das kind durch den grossen frust zu begleiten, ohne selbst abzugehen wie schmidts katze.

soll heissen: konsequent bei der ansage bleiben und tatsächlich natürlich auch die hände festhalten, weil man sich natürlich nicht kratzen lässt, aber ruhe bewahren, verständnis signalisieren (manche kinder mögen es, wenn man ruhig mit ihnen spricht, anderen hilft es eher, wenn man sie in den arm nimmt, wieder andere fühlen sich am wohlsten, wenn man ihnen anbietet, sie in ruhe zu lassen) und lieb haben.

liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten.

in der öffentlichkeit musst du dein kind nicht anders "zur räson" bringen als zu hause. wer kinder hat, der kennt die situation, wer nicht, hat ohnehin keine ahnung und darf ignoriert werden.

waren die schuhe wirklich unbedingt notwendig, um krankheit abzuwenden? oder hätte sie nicht auch die erfahrung machen können, dass man ganz schön kalte füsse bekommt ohne hausschuhe?

natürlich müssen kinder auch frustrationstoleranz lernen, aber trotzdem ist es gut und hilfreich, wenn man den frust auf die stellen begrenzt, wo er wirklich nötig ist. soll heissen: wenn man einen anfall im vorfall verhindern kann, indem man auf das kind eingeht, dann ist das kein zeichen von schwäche, sondern von liebe.
es wird noch genug situationen geben, wo du nicht auf den willen eingehen kannst, weil es z.b. gefährlich für das kind wäre.

allgemein kommen die kinder mit "nein" besser zurecht, die weniger davon hören als die, die ständig nein hören.

was eine wutecke oder die stille treppe helfen soll, konnte mir auch in der ausbildung niemand erklären, das ist echter schwachsinn. das hilft höchstens, ein kind zu brechen, aber nicht zur erziehung.

wenn dann alles zu spät ist, lege ich mein kind da nieder, wo es sich nicht verletzen kann und warte in ruhe ab, bis es sich in meine arme wirft und sich trösten lässt.

alles gute, viel geduld und viel kraft!

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Hallo Michael,

Es soll sogar vorkommen, dass bei urbia nicht gleich die Steine fliegen - vor allem, wenn jemand (wie du) nett schreibet und um Hilfe bittet. Ich drücke dir die Daumen, dass fu verschont bleibst ;-)

Nur nebenbei - es gibt ein Forum für Väter bei Urbia. Allerdings glaube ich, dass Du in einem häufiger frequentiertem forum wie diesem auf mehr Antworten hoffen darfst.

Unsere Tochter wird im März vier. Bisher sind wir von zu heftigen Ausbrüchen, wie du sie beschreibst, verschont geblieben (musste über deinen Kommentar zu Phasen schmunzeln - ich habe auch schon ab und an gedacht "bitte, bitte, bitte lass es nur eine Phase sein!"). Auch verletzt sich unsere Tochter nicht selbst und rennt weg - von daher weiß ich nicht, in wie weit Du meine Taktik anwenden kannst / möchtest aber ich schreibe Dir trotzdem mal...

Unser letzter Ausweg ist das Time Out. Stille Treppe / Stiller Stuhl - wie Du es auch nennen magst, ein gruß an die Super Nanny - es funktioniert bei uns wirklich gut. Es gibt eine Verwarnung, dann eine zweite unter Androhung der Konsequenz (Time out) und dann geht es beim dritten verstoß ins Time out. Ziehe nicht über los...

Sie bleibt drei Minuten (=Alter : Jahre = Minuten) dort. Für sie ist es die schlimmste Strafe, wenn sie aus dem Geschehen genommen wird und nicht mehr bei uns sein kann. Danach gehe ich zu ihr, spreche kurz über das Fehlverhalten, bestehe aber nicht auf eine Entschuldigung, nehme sie in den Arm und der Alltag geht weiter.

Auch bewährt hat sich, wenn ich der Situation den Rücken kehre. Sie flippt beim spielen aus oder tut mir weh? Dann sage ich ihr, dass ich so nicht mit ihr spielen mag, dass es mir weh tut und gehe aus dem Zimmer. Meistens klappt es im zweiten Anlauf gut :-)

Viel Erfolg!

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Hey...

Es hört sich an, als ob Du von meinem Sohn sprichst - ich habe auch immer den Vergleich mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde gezogen und diese Supermarktsituationen kenne ich nur zu gut.
Mein Sohn ist jetzt 5 1/2 und auch gerade wieder in einer fürchterlichen Phase. Irgendwann ist der Spuk dann aber auch wieder vorbei. Bei uns half eigentlich immer nur aussitzen. Das heißt sowohl Kind als auch wir müssen da durch. Wir haben versucht immer ruhig zu bleiben - alles andere, wie z.B. selber anfangen rumzuschreien macht alles nur schlimmer.

Wir waren / sind sehr konsequent aber trotzdem verständnisvoll. Mein Sohn darf wütend sein und um sich boxen (natürlich nicht auf uns) aber inzwischen sage ich ihm, dass er das in seinem Zimmer ausleben darf. Wenn er nicht in sein Zimmer geht entziehe ich mich der Situation bis er sich beruhigt hat. Später reden wir dann nochmal kurz über die Situation.

In der Öffentlichkeit ist das in der Tat sehr schwierig, hier würde ich zur Not nach Hause fahren, wenn gar nichts mehr geht - wenn ihr es aushaltet, es im Supermarkt halt aussitzen. Hier wäre gut die Dinge vielleicht vorher zu besprechen. Z.B. "Wir kaufen heute KEINE Süßigkeiten" oder "Du darfst Dir beim Einkaufen EINE Sache aussuchen wenn alles gut klappt" .

Unsere Konsequenzen in dem Alter wären z.B. folgende gewesen:
Spielzeug wird rumgeschmissen - Spielzeug kommt weg zumindest für den Tag.
Es wir mit Essen gespielt - das Essen kommt nach EINER Verwarnung weg.
Kind will keine Schuhe anziehen - hm schwierig, bist Du denn dann tatsächlich alleine gegangen? Das würde ich dann auch machen. Das heißt ich habe immer nur was angedroht, was ich im Zweifelsfall auch gemacht hätte bzw. habe.

Wichig ist dranbleiben und sofort reagieren, nach spätestens einer Verwarnung nicht zuviel reden, wenn sich die Gemüter beruhigt haben vielleicht nochmal kurz erklären.

Manchmal hilft es auch die Situation mit Humor zu nehmen. Wir sagen z.B. "Jetzt kommt ja schon wieder dieses hässliche Wutmonster (unser Synonym für Mr.Hyde ;-) ). Was will denn das schon wieder hier? Geh weg Du blödes Ding, Du wohnst hier nicht.... " Oft muss mein Sohn dann selber über sich lachen und hilft dabei dieses Monster zu vertreiben.

Oder aber das Positive hervorheben. Kind will sich nicht anziehen: "Zeig mir doch mal wie schnell Du sein kannst" statt "zieh Dich jetzt endlich an.

Ich wünsche uns weiter starke Nerven#winke

LG

5

Guten morgen,
als mein Sohn mal kurze Zeit so drauf war, hat es super geholfen, wenn er aktiv gegen seine Wut was machen durfte. Er durfte beispielsweise so fest er kann gegen ein Kissen boxen, dass ich wie ihm Ring vor mich gehalten hab ;-). Oder auch Kissenschmeißen im Zimmer hat Wunder geholfen.

Meistens haben wir solche Sachen zu zweit gemacht und es hat dann irgendwann in Lacher, bzw. in Kissenschlachten, geendet.

Könnte ich mir für Euch auch vorstellen, da bei ihr in dem Moment ja schon Aggressionen da sind, die offensichtlich rausmüssen. Auf unsere Art und Weise kann man sie ablassen, ohne sich selbst oder andere zu gefährden.

Für den Supermarkt ists natürlich nicht praktikabel. Vielleicht hilft es, die Situation zu verlassen - also mal raus vor die Tür des Supermarktes - und sie soll sich die Wut rausschreien? Ist zwar etwas "unangenehm", vor der Tür zu stehen mit einem wütenden, schreienden Kind, aber besser, als wenn sie den ganzen Laden aufmischt ;-)
Sowas in der Art hat mal bei einem Jungen geholfen, bei dem ich Babysitter gemacht hab und der auch eine sehr geringe Frustrationstoleranz hatte. Er durfte sich dann ans Fenster stellen und so laut schreien bis die Luft ausging. Danach war er wieder friedlich :-)

Da gibts übrigens coole Hörspiele. Die heißen "Die Wutwolke" und gefallen meinem Sohn sehr gut. Mit Bilderbüchern wie die Motzkuh etc. konnte ich ihn nicht beeindrucken.

Ich wünsche Euch auch schöne, und vor allem friedliche ;-) Weihnachten!

LG

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Du hast keine guten Alternativen. Lass dein Kind seine Wut ausleben, damit tust du ihm langfristig einen sehr guten Gefallen. Es lernt seine Gefühle kennen und auf Dauer auch, mit ihnen klarzukommen. Meinem Kind hilft manchmal Regulation von außen, z.B. dass ich ihr anbiete, mit ihr zu kuscheln. Nach durchgestandenen Gefühlen gibt es keine Konsequenzen. Ich rede mir ihr manchmal noch: "Du warst gerade sehr wütend, weil ich dir kein Ei kaufen wollte!" - "Ja!" Ende.

Keine Schuhe anziehen wollen? Gut, halt nicht. Nehm ich die halt mit. Kein Problem. Wenn sie in der Straßenbahn die Schuhe auszieht, soll sie halt. Nehm ich die mit und sage ihr, dass ihr Strumpfhose kaputt geht, wenn sie ohne Schuhe draußen läuft. Der Rest bleibt ihr überlassen. Ende. Nicht mitkommen können ohne Schuhe ist absolut unlogisch.

Ich mache keine künstlichen Konsequenzen. Bei uns treten Konsequenzen ohne mein Zutun auf. Wenn sie ohne Schuhe rausgeht, kriegt sie kalte Füße oder die Strumpfhose Löcher, zusätzlich dämliche Sprüche von Passanten.

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Ich lasse meinen kindern auch viel Entscheidungsfreiheiten. Meine Grenze ist allerdings erreicht, wenn dinge kaputt gehen können. Und nur damit mein Kind ohne Schuhe laufen kann, akzeptiere ich nicht, dass die Strumpfhose kaputt geht und ich neue kaufen muss. Selbst wenn es nur 2 Euro sind.
Auch weiß ich nicht, ob ich ihr einen Gefallen tue, alles selbst zu bestimmen. sie geht zu einem Tagesvater, der 5 kinder betreut. wenn der jedem Kind seinen Willen lässt, dann wird es schwer für, ihn gewisse Dinge durchzuführen, die er geplant hat. Selbstbestimmung ja, aber meine kinder lernen auch, dass gewisse Dinge zum Wohle der "Gemeinschaft" auch fremdbestimmt werden und diese dann auch mal gegen den eigenen Willen ausfallen.

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Um den Tagesvater brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die Kinder verhalten sich woanders immer ganz anders als zuhause.

Ich vertrete meine persönlichen Grenzen. Die können meine Kinder akzeptieren. Wenn ich nicht will, dass die Strumpfhose kaputtgeht, haben meine Kinder die Wahl, ob sie Schuhe anziehen oder die Strumpfhose ausziehen.

Welche Dinge meinst du mit zum Wohle der Gemeinschaft? Ich sehe einen großen Nutzen für die Gemeinschaft darin, wenn Kinder nicht zum Mitläufer werden sondern aktiv ihre persönlichen Ziele verfolgen.

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Hi Michael,

ich glaube, dass die meisten von uns früher oder später mit so einem Verhalten unserer Kinder konfrontiert werden. Und da immer ruhig und gelassen zu bleiben ist auch nicht möglich. Wenn ich zum Termin, zur Arbeit oä los muss und das Kind bockt, kann und will ich es nicht aussitzen. Unser "Osama" ist 5 Jahre alt und Gott sei Dank aus dem Gröbsten raus.

Ich verstehe auch, dass die Kids ihre Wut nicht beherrschen können, ich lasse mir aber auch nicht von einem 3- oder 4-jährigem Zwerg auf der Nase rumtrampeln und ich disskutiere nicht. Das heißt: Kind will nicht das anziehen, was ich heraussuche? Ok, dann gehen wir im Pyjama los (bzw. ich schleppe das um sich schlagende Bündel ins Auto). Habe natürlich Klamotten mit. Das habe ich 2 mal durchegezogen - nie wieder Disskusionen über Klamotten.

Kind will nicht Zähneputzen? Ok, dann gibt es eben keine Gutenachtgeschichte, kein Nachtisch oä. Spätestens dann werden freiwillig Zähne geputzt. Beim Schlagen oder Kratzen herrscht bei uns die absolute Null-Toleranz-Strategie. Es ist nämlich eine Sache, ein Kind von 10 oder 15 kg festzuhalten - später mit 22 kg ist es nicht mehr so easy. Noch bevor das Kind zuschlägt gibt es eine Warnung. Dann ab ins Zimmer (strampelnd tragend schleifend). Wenn Kind brav ist, darf es wieder kommen. Anderenfalls wieder ins Zimmer. Und wenn sie schreien, dann schreien sie. Und ich bin auch nicht gerade ruhig dabei - ich finde, dass dass Kind auch gerne an der Stimme erkennen darf, dass es jetzt ernst wird. Ich schreie nicht, werde aber lauter und bestimmter. Und hinterher auch nicht großartig "besprechen" warum nun das Kind wütend war oder nicht. In den Arm nehmen, Eieiei machen und fertig. Ich habe zB einen Kalender eingeführt mit :-) oder :-(. Für ein :-) gibt es eine Belohnung, für :-( keine. Hat bei uns jetzt nicht so funktioniert, vllcht funktioniert es bei anderen.

Aber egal welche Methode man anwendet, man darf niemals nachgeben und die Konsequenz, die man angedroht hat, muss man in der Lage sein durchzusetzen. Auf keine Fall mit Liebesentzug bestrafen oder nachtragend sein. Ansonsten mit Sachen strafen, die klein sind, beim Kind aber große Wirkung haben und damit rechnen, dass das einen weiteren Ausbruch nach sich zieht. Da muss man einfach durch. Ihr seid die Erwachsenen, sie ist das Kind. Und es muss nicht immer eine Erklärung geben, warum was gemacht wird oder nicht.

Leider ist auch hier ein guter Rat teuer.

So lieber Michael, dann wünsche ich Euch frohe und ruhige Weihnachten. Und jetzt wirst Du wahrscheinlich erleben, wie ich hier in der Luft zerrissen werde, weil ich auf mein Kind nicht eingehe und die "Probleme nicht diskutiere". #ole

LG #niko

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puh, ich will dich bestimmt nicht in der luft zerreissen, aber ich hoffe, dass du dein kind nicht so extrem erziehst, wie du hier schreibst.

das ist nämlich keine erziehung, sondern dressur oder drill.

du schreibst, du darfst das kind nicht mit liebesentzug bestrafen - aber es muss den raum verlassen, wenn es nicht die gefühle hat, die dir vorschweben. damit gehst du aus der beziehung und brichst den kontakt ab. die botschaft lautet: hast du "böse" gefühle, dann will ich keine beziehung mit dir haben. erst, wenn du wieder "gute" gefühle hast.

man darf niemals nachgeben? sag niemals nie. auch eltern dürfen mal (mal, nicht ständig!) zugeben, dass sie sich geirrt haben oder im unrecht waren, dass sie vielleicht zu streng waren, weil sie es gerade eilig hatten oder so etwas.

wenn man es morgens eilig hat, ist das immer schuld der eltern, weil sie keinen puffer eingeplant haben und zu spät aufgestanden sind. warum muss das kind das ausbaden?

ein um sich schlagendes kind im schlafanzug ins auto - und dann womöglich noch in die kita zu bringen ist entwürdigend. wenn ich das als erzieherin sehen würde, würde ich mit der mutter mal über grundrechte reden.

natürlich hast du erfolg mit harten methoden. was denkst du, warum kinder jahrelang geschlagen wurden und auch heute noch geschlagen werden? weil es schnellen "erfolg" bringt.

aber es wäre kein ideal, das ich anstreben würde.

ich bin ganz deiner meinung, dass man sich nicht auf der nase herumtanzen lassen muss/sollte, aber so extrem muss man nun auch nicht werden.

das ziel ist immer die goldene mitte.

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Endlich mal eine vernünftige Antwort.

Ich habe es auch lange mit:" Das Kind darf alle Gefühle ausleben" versucht. Und was habe ich nun davon? Das 4-jährige Kind droht mir und versucht mich zu erpressen. Das hätte ich mich bei meinen Eltern NIE NIE NIE getraut.

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Hallo Michael,

Wir haben hier so etwas zu Hause: Männlich, mittlerweile 9 Jahre alt, und was soll ich sagen: So langsam wird es besser....
Aber wenn ich an seine frühere Kindheit zurück denke....Schon immer sehr willensstark, auch schon als Säugling, früh sprachlich begabt, diskussionsfreudig und eine Frustrationstoleranz, die gegen Null tendiert. Im Kindergarten eher zurückhaltend und schüchtern, auch heute noch im Hort sehr angepasst, nicht auffallen wollend, aber zu Hause#augen
Wenn ich mich an unseren Urlaub in der Jugendherberge in Juist zurück erinnere. Himmel, war das peinlich, da ist er 4 geworden... Später waren wir in Bremerhaven und konnten ihn nur mit Gewalt davon abhalten, sich theatralisch ins Hafenbecken zu stürzen, weil wir der Meinung waren, 2 Eis am Tag würden reichen....Die kleinste Kritik genügt, und er verschwindet heulend in seinem Zimmer, und wehe uns, er hat mal die Hausaufgaben im Hort nicht geschafft, da geht hier die Post ab.
Wir wissen nicht, woran es liegt. Er hat einen Bruder, der ist 8 Jahre älter, kein Problem...Zum Jüngeren sagen wir immer, wäre er das erste Kind gewesen, hätten wir nur eines...
Aber dennoch wollen wir ihn natürlich nicht missen, er bereichert unser Leben auf noch eine andere Art als der Große, ist charmant, liebevoll, witzig, es wird nicht langweilig mit ihm.
So wirklich raten kann ich Dir nichts, aber ich kann Dir sagen: Du bist nicht allein!

LG, Gabriele

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Ich musste bei deiner Aufzählung lachen! Richtig erfrischend geschrieben! Mein Tip: Erfreue dich an deiner Tochter und schere dich nicht darum, was andere denken könnten! Für uns erscheint so ein Grund eines Trotzanfalls als Lapalie.Für die Kinder hat es aber Bedeutung.Nur der Erwachense versteht die Wichtigkeit nicht und versucht mit aller Macht seine Grundsätze durchzusetzen.Bei meinem Sohn handel ich nach dem Prinzip, dass er vieles selbst mit entscheiden darf und er ein "Nein" sehr selten zu hören bekommt.Wenn es aber Nein heißt, dann heißt es auch Nein! Das hat er schon sehr früh verstanden.