Unsicheres Kind

Hallo,
unsere 5 jährige Tochter war schon immer zurückhaltend und brauchte Zeit in unbekannten Situationen. Sie ist eher eine Folgerin als die Bestimmerin, nur zu Hause nicht.
Das führt z.B. dazu, dass sie nur zum Sport geht, wenn eine Freundin dabei ist. Ohne diese mag sie nicht bzw. sie hat es 1x geschafft, aber musste dann doch weinen. Oder sie möchte dann kein Frühstück in der Kita essen, weil das die Freundin gerade nicht macht, obwohl unsere Tochter Hunger hatte.
Sie mag dann gar nicht darüber sprechen, hält sich die Ohren zu, wenn wir das thematisieren. So fällt es uns schwer, genau herauszufinden, woran es nun lag.
Mir tut es im Herzen weh, sie so zu sehen. Wir als Eltern waren ähnlich als Kinder und erwarten auch kein extrovertiertes Kind. Dennoch möchten wir sie unterstützen.
Was können wir denn tun? Annehmen so wie die Situation ist? Wie können wir sie zum darüber sprechen bringen oder ist das noch zu früh für das Alter? Wie können wir ihren eigenen Willen/ Meinung gegenüber anderen Menschen fördern?
Danke

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Hallo,

ich war als Kind auch so.

Deswegen haben wir bei unseren Kindern schon sehr früh darauf geachetet, dass sie Dinge selbst regeln.
Bei mir kam dann nämlich immer Mama und hat mich "gerettet".
So machen die Kinder aber kein positive Erfahrung, dass sie es auch alleine schaffen.

Unsere Tochter ist sowieso ein ganz anderer Typ, als ich und sehr selbstbewusst, aber unser Sohn ist mir sehr ähnlich. Aber der ist auch nicht so ängstlich, wie ich früher.

Mit einer 5-jährigen über die Gründe für dieses Verhalten zu sprechen, bringt, meiner Meinung nach, gar nichts. Da kommt doch nur "Ich traue mich halt nicht.".
Übersetzt heißt das "Ich habe Angst, dass ich etwas falsch mache und dann schimpft nachher noch einer mit mir, oder ich blamiere mich für alle Ewigkeiten."
Ich esse bis heute ungern irgendwo außer Haus alleine am Tisch. Warum? Tja, irgendwie fühle ich mich dann immer unwohl. Genauer kann ich es aber mit über 40 noch nicht erklären. ;-)

Da würde ich mit dem Kind eher besprechen, was für Nachteile ihr selbst durch ihr Verhalten entstehen und dass das doch eigentlich ärgerlich ist.
Man kann auch durchspielen, was denn schlimmstenfalls passieren kann und ob das denn wirklich so schlimm ist, oder ob das nicht jedem mal passiert.

Dinge selbst zu regeln, fängt z.B. so an, dass man sein Schokobrötchen beim Bäcker oder sein Eis selbst bestellt.
Bei uns gab es dann auch noch Druck in der Form, dass wer sich nicht traut, eben nichts bekommt. Hilfe gab es in der Form, dass man beim Bestellen Mamas Hand halten darf oder dass man vorher durchspricht, wie man sinnvollerweise vorgehen könnte.
Wenn die Kinder das dann geschafft haben, sind sie total stolz und beim nächsten mal fällt es schon leichter.

Die nächste Stufe wäre dann z.B. im Restaurant zu fragen, ob man den Kinderteller auch mit einer anderen Beilage bekommen kann oder die Kassiererin fragen, wofür der rote Knopf im Supermarkt an der Kasse ist, also Dinge, wo man mit Fremden etwas besprechen muss.
Die meisten Leute sind freundlich, wenn die Kinder höflich nach etwas fragen.

LG

Heike

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Meine Tochter ist auch sehr schüchtern und ich war es auch. Wir besprechen ganz oft wie etwas ablaufen wird. Zum Beispiel als heute der Nikolaus in den Kindergarten kommen sollte. Meine 5 jährige hat mir hinterher ganz stolz berichtet sie hätte laut Danke gesagt (fürs Geschenk). Sie hat zum Beispiel bis vor kurzem es nicht geschafft sich zu verabschieden im Kindergarten. Ich fand es schon langsam unhöflich. Also haben wir es zu Hause geübt und wenn ich dann im Kindergarten mich verabschiedet habe und sie es wieder nicht schaffte selbst was zu sagen, war ich nicht sauer oder enttäuscht, daß merken die Kinder und der Druck wächst. Wir haben es einfach nur ab und zu geübt und jetzt kann sie es. Wenn sie es schafft lobe ich sie hinterher. Sie ist dann total stolz. Also eigentlich spielen wir zu Hause die Situationen schon mal durch und üben. Sowas braucht einfach viel Zeit. LG

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Danke für Eure Ideen und Gedanken. Wir haben auch schon probiert, Brötchen etc. beim Bäcker zu bestellen. Das hat 1x geklappt, dann wieder nicht und sie möchte dann nur bezahlen. Ab und zu kommt auch schon ein Danke.
Wenn ich im Vorfeld diese Situation besprechen möchte, lehnt sie das ganz häufig ab. Also üben ist schwierig, ich versuche das immer nebenbei einzubauen.
Was für mich ebenso wichtig ist, dass sie nicht einfach ihre Freundin nur nachmacht, sondern auch mal eine andere Meinung vertritt. Das klappt ab und zu, aber sehr oft ändert sie ihre Meinung zu Gunsten ihrer Freundin. Auch das erklären wir, dass es eben unterschiedliche Meinungen geben kann und trotzdem befreundet ist. Aber das ist ganz schwierig. Ich habe einfach Angst, dass sie nicht traut, ihre wahren Bedürfnisse ausserhalb der Familie zu äußern.
LG

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Ich kann dich verstehen, ich denke du machst das richtig und es ist ein Lernprozess über viele Jahre. Sie wird hoffentlich immer älter, selbstbewusster und setzt dann auch ihre Bedürfnisse um /durch.
Meine 2 Jahre jüngere Tochter (3)traut sich jetzt schon mehr als die große Schwester (5). Das ist einfach eine Typsache. Aber je älter sie werden, desto mehr trauen sie sich. War zumindestens bei mir so. LG