Trotzendes Kind - Wie beende ich die Endlosschleife?

Hallo liebe Forumsgemeinde,

heute brauche ich mal ein paar Ideen, wie ich mit Trotzanfällen meines Kindes besser umgehen kann.
Mein Sohn (3) hat seit einigen Wochen Trotzanfälle (oder sind es gar keine?), bei denen er immer wieder den gleichen Satz sagt. Die Situationen sind schwierig zu beschreiben. Ich schildere mal als Beispiel die von heute Morgen.

Wir machen uns fertig für den Kindergarten. Er möchte dabei gerne als erster fertig werden, um zu "gewinnen" (er geht seit zwei Monaten in den Kiga und seitdem ist gewinnen und erster sein ein großes Thema). Ich helfe ihm beim Waschen, plötzlich läuft er in sein Zimmer und fängt an zu spielen. Meine Ansprache, dass wir doch gleich fahren wollen und er sich noch waschen und anziehen muss, ignoriert er. Daraufhin ziehe ich seinem kleinen Bruder (fast 1) die Jacke an und lege ihn in den Maxicosi. Der Große kommt aus seinem Zimmer und fordert, ich solle dem kleinen die Jacke wieder ausziehen. Ich verneine und da beginnt die Endlosschleife. "Mami, zieh xy die Jacke wieder aus." Immer wieder dieser Satz, zunächst normal gesprochen, dann weinend, später grölend.

Was mache ich? Ich erkläre ihm, warum ich die Jacke nicht wieder ausziehe. Ich sage ihm, er könne ja trotzdem noch "gewinnen", wenn er sich jetzt beeilt, da xy seine Mütze noch gar nicht auf hat. Ich versuche ihn gemäß dem "gewünschtesten Wunschkind" in seinem Trotzanfall zu begleiten. Das ging heute einigermaßen gut. Wenn der kleine Bruder auch noch anfängt zu weinen, wird's schwierig. Ich versuche ihn abzulenken, da ich mal gelesen habe, man solle eine andere Hirnregion aktivieren, damit die Kinder wieder ansprechbar werden. Wann sind nochmal die Dinosaurier ausgestorben? Hat heute nicht geklappt.

Ich würde ihm so gerne helfen, bin aber mit meinem Latein am Ende. Habt ihr Ideen, was man probieren kann? Es ist für mich wirklich schwer auszuhalten, immer wieder den gleichen Satz entgegen gegrölt zu bekommen. Und mein Sohn ist natürlich auch fix und fertig.
Kennt das jemand von seinem Kind auch? Wie geht ihr damit um?
Ich danke schon mal für eure Ideen.

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Hallo,

wer nicht da ist, wenn es losgeht mit dem Anziehen, verliert.
So ist es eben.

Das würde ich ihm genauso sagen. Wenn er dann weint, tja, dann soll er beim nächsten Mal nicht wieder spielen gehen.
Wenn er beim nächsten mal wieder verschwinden will, würde ich ihm sagen, dass er so wieder verlieren wird.

Den Kindern alles immer Recht machen zu wollen, oder sie abzulenken, ist nicht zielführend. Das gilt nur für Babies.
Dein 3-jähriger ist in der Autonomiephase. Da muss man spätestens mit der Erziehung anfangen.
Es läuft im Leben nicht immer so, wie man das gerne hätte. Das müssen Kinder lernen.

Was Du versuchst, führt zu einer völlig überzogenen Anspruchshaltung bei den Kindern.
Die brüllen als nächstes andere Kinder, Erzieherinnen und später die Lehrer an, wenn es nicht so läuft, wie sie wollen.
Es gibt heute schon viel zu viele von denen, weil weltfremde Erziehungsratgeber die totale Harmonie suggerieren, wenn man ihnen folgt.
Da ist vielleicht zu Hause Harmonie, aber der Rest der Welt hat nur Stress mit den verwöhnten und zutiefst egoistischen Produkten dieser Erziehung.

LG

Heike

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Richtig! Bin sowas von deiner Meinung. Und iwann ist es dann nicht mehr die Jacke, sondern die Weigerung aufzustehen, in die Schule zu gehen, was auch immer.... dann kommt man aus der Nummer nicht mehr so leicht raus.
Frustrastritionstoleranz!!

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Solche Erfahrungen mache ich so oft. Kinder, die selbst bei Dingen, die allen Kindern Spaß machen, verweigern, weil irgendetwas nicht so ist, wie sie es gerade wollen. Die Auslöser für solche Wut sind dann selbst bei Grundschulkindern nicht auszumachen. Eben wie bei einem Kleinkind. Ihre Eltern haben ihnen nicht ermöglicht, über die Trotzphase hinauszukommen in ihrer Entwicklung.
Das Schlimme: Die Kinder leiden wahnsinnig darunter. Sie können sich nicht auf's Lernen konzentrieren, das produziert Frust, mit dem sie nicht umgehen können. Ein Teufelskreis.
Mir tun die Kinder echt leid. Sie ärgern sich den ganzen Tag, das muss so anstrengend sein.

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Warum hat er heute morgen diesen Satz gesagt? Weil er noch spielen und nicht gehen wollte oder weil er als Erster fertig sein wollte?

Da es bei solchen Sachen um keine wichtigen Sachen geht, wäre ich seiner Bitte gleich nachgekommen. Und hätte x die Jacke ausgezogen.

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Er hat es gesagt, weil er als erster fertig sein wollte. Ich habe ihm ja gesagt, dass er noch erster werden könne, wenn er sich jetzt beeilt.
Würdest du wirklich dem kleinen Bruder die Jacke ausziehen? Und wenn der kleine Bruder die Jacke gar nicht ausziehen möchte? Das löst ja das Grundproblem nicht, sondern schafft nur weitere.

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Da er gewinnen will, hätte ich ihn auch gewinnen lassen. Ich hätte den Kleinen erst dann fertig gemacht, wenn der Große fertig ist und gewonnen hat.

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Ich hätte dem kleinen Bruder die Jacke auch nicht wieder ausgezogen.

Du hast ihm ja noch die Möglichkeit zum erster sein aufgezeigt. Ich hätte ihm aber noch mal erklärt das er nicht erster werden kann wenn er weiter spielt und sich nicht fertig macht.

Ich würde aber auch nicht immer auf das erster sein eingehen und ihn "gewinnen" lassen, ich habe meinen kleinen Mann heute früh das ins Bad getragen und fertig gemacht ... ihm ruhig dabei erklärt das wir uns für die Kita fertig machen müssen.

Er hat sich durch die ruhige klare und kurze Ansage auch wieder beruhigt und ist dann auch alleine und ohne weitere Proteste aus der Wohnung raus.

Ich halte übrigens überhaupt nichts vom Ablenken da es das eigentliche Problem nicht löst und ja bestehen bleibt. Ich begleite ihn in seinem Trotz und erkläre im ruhigen ton warum es grade nicht geht oder er was machen soll.

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Kennst du das Problem auch? Ich habe das Gefühl, dass ich mit meiner ruhigen und klaren Ansage nicht zu ihm durchdringe, da er einfach weiter diesen einen Satz sagt.

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Wir hatten letztens auch ein längere auseinander Setzung, nach dem ich ihn etwas in seinem Bock gelassen habe. Bin ich auf seine höhe und habe ihm ruhig erklärt warum es jetzt sein muss, er hat sich da beruhigt und die Sache erledigt und wir haben uns umarmt und ich mich bedankt das er gehört hat.

Ich habe ihm auch gesagt das ich verstehe das es gerade nicht machen mag, aber das es bei uns eine Regel ist bzw. es Zeit ist für die Kita.

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Hallo,
Eine echte Lösung habe ich leider nicht. Aber uns geht es hier ähnlich. Ich finde deine Ruhe echt bewundernswert und eigentlich bin ich der Meinung, dass Du vieles schon richtig gut machst. Ich gebe mir Mühe, das ähnlich zu händeln wie Du. Trotzdem fällt es mir oft schwer, die Nerven zu bewahren. Gerade unter Zeitdruck fällt mir das dann schwer. Ablenkung finde ich hier auch immer eine gute Idee. Und ich bitte unseren Sohn dann häufig um Hilfe, wenn sich das irgendwie anbietet. Er darf dann beispielsweise noch das Lieblingskuscheltier vom kleinen Bruder holen. Meistens klappt das ganz gut. Außerdem muss er sich normalerweise bei uns alleine anziehen. Wenn es aber so läuft wie du das beschreibst, dann biete ich ihm oft auch an, dass ich ihm beim Anziehen helfe, bei der Jacke z.b. wo die Ärmel so schwer über den Arm gehen, allerdings nur, wenn er wirklich jetzt mitmacht. Das klappt meistens auch noch ganz gut. Und ich versuche immer zu verstehen, warum er gerade so reagiert. Teilweise fällt mir das sehr schwer und ihm gelingt es noch nicht so richtig, das immer zu erklären. Er ist auch drei. Die übung hilft aber ;-)

Ich finde ballettfans Antwort total nachvollziehbar. Ich glaube, ich würde es trotzdem nicht machen, also die Jacke wieder ausziehen. Ich gebe mir Mühe, unseren Sohn immer so gut wie möglich zu begleiten. Allerdings bin ich trotzdem der Meinung, dass ich die Vorgaben mache. Und wenn ich den kleinen Bruder nunmal schon fertig in der Babyschale liegen habe, dann geht es eben los. Der Grund dafür ist für mich hier ganz einfach, dass ich den kleinen Bruder mehr damit belasten würde ihn wieder aus der Babyschale zu holen und ihn wieder auszuziehen, um ihn dann später gleich wieder anzuziehen (was alles meist in Tränen endet, weil er das nicht mag) als wenn ich meinem großen Sohn jetzt zumute über seinen Schatten zu springen.

Weiterhin gute Nerven!

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Danke dir für deine Antwort. Es tut gut zu wissen, dass es Leidensgenossinnen gibt!
Dir auch weiterhin gute Nerven.

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Hallo. Ich finde du machst es soweit sehr gut! Aber vergiss nicht, das Kinder auch negative Gefühle und Situationen kennenlernen müssen/dürfen. Nur daraus kann man etwas lernen. Lernen ist ein Prozess. Ein Kind darf auch mal motzig sein, ohne das man es aus der Situation nimmt. Einiges kann man ihnen schon zumuten. :)

An dich sende ich viel mentale Kraft und eine Prise innere Ruhe, wenn es mal wieder kaum auszuhalten ist. 💐

Lg

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Vielen Dank für deine Antwort! Die Vorstellung, dass es für ihn gerade ein Lernprozess ist, lässt mich die Situation beim nächsten mal sicher leichter ertragen.

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Hallo, ich bin auch Mama einer Dreijährigen. Sie ist teils extrem trotzig und fordernd. Willensstark ohne Ende.
Klar, begleite ich sie bei ihren Ausbrüchen, ich habe aber irgendwann gelernt, dass ich ihr nicht jedes unschöne Gefühl abnehmen möchte, soll, muss. Sie bekommt nicht immer ihren Willen, weil wir einer Gemeinschaft leben und auch andere Bedürfnisse haben und die manchmal eine höhere Priorität haben.
Er will gewinnen? Dann muss er seine Jacke eben zuerst anziehen. Auf gar keinen Fall würde ich dem Bruder die Jacke nochmal ausziehen. Das wäre wirklich ein falsches Signal, er muss auch lernen Frustrationen auszuhalten.
Er will bei euch im Bett schlafen? Okay, aber selbstverständlich bleibt der Papa da auch liegen und flüchtet nicht, nur weil ein Kleinkind gerade einen Rappel hat.
Kinder dürfen Grenzen spüren und die Wut, die daraus entstehen kann, können wir als Eltern begleiten, sofern das Kind das zulässt in dem Moment.
Alles Liebe

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Danke für deine Antwort. Es tut gut zu lesen, dass es woanders auch mal so zugeht.
Du hast recht, er muss auch unschöne Gefühle kennenlernen. Oben schrieb jemand, dass er in den Situationen etwas lernt. Das hilft mir, es besser auszuhalten.

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Ich habe auch einen Sohn der verdammt stur sein kann und mir auch gar nicht mehr zuhört wenn er seinen Willen durchsetzen will.
Mittlerweile fehlt mir die Geduld immer wieder aufs Neue darauf einzugehen.
Einige Male kamen wir zu spät wegen solcher irrsinnigen Probleme.
Ziehe einfach meinen Ablauf durch, auch wenn er schreit und brüllt.
Würde mich einfach anziehen und auch deinen Kleinen. Irgendwann wird er hoffentlich einsehen dass er sich eben beeilen muss 😉

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Es tut wirklich gut zu lesen, dass andere so etwas auch kennen.
Tatsächlich bin ich irgendwann einfach mit dem Baby gegangen und der Große kam dann schreiend hinterher. Ohne Schuhe und Jacke. Die hat er sich aber zum Glück noch anziehen lassen, als wir am Parkplatz vom Kiga standen.

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Es sind oft harte Zeiten, für Mama und Kind, aber das hilft nichts.
Bei uns war einkaufen immer ein Horror. Der Kleine hat aus unerklärlichen Gründen gebrüllt. Mein Mann war total genervt, unterm Strich haben wir die Hälfte vergessen und sind mit schlechter Laune daheim angekommen.
Irgendwann habe ich dann beschlossen dass der Kleine im Buggy angeschnallt wird und ein Erwachsener nimmt den buggy und der andere den Einkaufswagen, als der Kleine irgendwann feststellte das immer einer mit ihm nach draußen geht, wo es natürlich langweilig ist hat er es kapiert. Mittlerweile können wir auch zwei Stunden lang einkaufen gehen und es ist Ruhe.
Die Phasen sind echt schwierig und teilweise könnte ich meinen Kleinen in ein Erdloch drücken, aber wir wahren als Kinder wahrscheinlich nicht anders😂😂😂😂

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Hallo
Kann es sein, dass bei euch auch einfach ein Problem mit der Kommunikation besteht?
Zumindest so wie du die Situation beschreibst, ist das ja etwas verwirrend.
Ihr steht im Bad und macht ihn/euch fertig, er geht einfach spielen und du sagst ihm „Wir wollen uns doch fertig machen“, gehst daraufhin direkt zu seinem Bruder, packst ihm ein und willst gehen? #gruebel
Den Ablauf finde ich, wenn er tatsächlich so ist, ziemlich unglücklich.

LG

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Ich glaube nicht, dass das grundsätzliches Problem ist.
Es ist halt immer schwierig, eine Situation genau so niederzuschreiben, dass jeder sie sich gleich vorstellt. Es war klar, dass wir gleich in den Kiga fahren und beide Kinder dafür fertig gemacht werden müssen. Der Große wollte zuerst. Dann unterbricht er das und macht auch nach Aufforderung nicht weiter. Da ist es für mich völlig normal, dass dann der Kleine fertig gemacht wird. Und dann ging es ja schon los mit der Endlosschleife. An welcher Stelle genau siehst du ein Kommunikationsproblem?
Ich habe weiter oben noch ein weiteres Beispiel geschildert, was weniger komplex ist.
Papa soll aus dem Bett. Nein, natürlich nicht, da es ja Papas Bett ist, der dich netterweise hier schlafen lässt. Nächste Ansage ist, wenn du hier im Bett bleiben möchtest, musst du leise sein, weil wir schlafen wollen. Weitere Endlosschleife. Also nehme ich ihn aus dem Bett und gehe mit ihm in sein Zimmer, bis er sich beruhigt hat, was aber locker mal eine halbe Stunde dauern kann.
Denkst du dennoch, dass man mit anderer Kommunikation solche Eskalationen verhindern könnte?

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Ich hätte die Jacke des Kleinen grundsätzlich nicht ausgezogen,sondern ihm gesagt, dass ich wahrscheinlich schneller bin als er. Sobald die Jacken an sind, Tränen wegwischen und erklären was jetzt doof war und ob es seinen Ärger und nun schlechte Laune wert war. Seine Freunde warten nun auf ihn und er bockt zuhause rum.
Klappte bei uns.

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Achso.. Papa weg!
Mama und Papa haben ein Bett und er hat sein Bett. Wenn er euch besuchen kommt, dann bleibt Papa definitiv liegen. Falls es dem Kind nicht passt, kann es wieder in sein Bett gehen.
Bei uns wurde dann gut geweint. Ich hab ihr angeboten zu kuscheln und ruhig zu sein, weil wir schlafen wollen oder, dass sie in ihr Bett gehen kann. Sie blieb liegen und weinte natürlich, aber seit dem fiel der Satz nicht mehr.