Entwicklungsdiagnostik. Und dann?

Hallo!
Meine Tochter Mia ist jetzt fast 4. Nach einem halben Jahr Kita hatte ich ein Gespräch. Da war Mia 2,5 Jahre. Die Erzieher und ich waren uns einig, dass sie sprachlich und kognitiv schon sehr weit für ihr Alter ist und es eine Diskrepanz gibt weil sie sozial-emotional altersangemessen entwickelt ist. Deshalb auch immer mal wieder Wutausbrüche. Habe mir aber nichts weiter dabei gedacht, in dem Alter sind die Kinder ja sehr unterschiedlich entwickelt.
Mit 3,5 wieder Gespräch. Rückmeldung aus der Kita: Sie wissen oft nicht mit ihr umzugehen, befürchten, dass sie sie auch schon mal überfordern aufgrund der oben beschriebenen Entwicklung. Sie meinen aber auch, sie sollte in ihren Interessensgebieten noch mehr gefordert werden um ihr in ihrer weiten Entwicklung gerecht zu werden. Gespräche mit ihr seien auf dem Niveau von 4-5jährigen. Sie schlagen mir vor, eine Entwicklungsdiagnostik zu machen um abzuklären wo mein Kind genau steht. Damit die Förderung gezielter sein kann.
Ich war erstmal erschlagen, habe mich dann aber entschlossen den Schritt zu gehen. Die Diagnostik hat aber noch nicht stattfinden können.
Jetzt waren wir zur U8. Ergebnis: Weit entwickelt. Sowohl kognitiv/sprachlich als auch motorisch. Kinderarzt rät in Hinblick auf Schule zur Dianostik, Musikschule (kognitiver Ausgleich) und Vereinssport (soziale Entwicklung fördern).
Ich bin langsam etwas verunsichert, wo uns dieser Weg noch hinführt. Mia ist Einzelkind, für uns war ihre Entwicklung immer normal. Ich möchte meinem Kind keinen Stempel aufdrücken durch irgendwelche Testungen. Aber vielleicht sind die auch für etwas gut?
Hat jemand Erfahrungen mit Entwicklungsdiagnostiken oder Testungen? Waren eure Kinder nur phasenweise weiterentwickelt oder sind sie es immer noch? Haben sie aufgrund der kognitiven Reife soziale Schwierigkeiten? Gehen sie auf eine normale Grundschule oder bekommen sie eine besondere Förderung?

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Huhu, ich kann dir keine persönlichen Erfahrungen mitgeben jedoch die von meinem Mann. Kinder sind unterschiedlich wie sonst was.

Mein Mann war/ist hochbegabte jedoch wurde darauf nie eingegangen so das er einfach irgendwann nur noch frustriert war.
Nur noch mist gemacht etc etc

Das muss bei deiner natürlich nicht so sein aber mein Mann hätte sich Eltern gewünscht, die das unterstützen und stolz sind.
Dafür, daß sie nirgendwo reingesteckt wird, bist du zuständig.

Wird schon 👍

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Testung macht Sinn, wenn sich Probleme anbahnen oder schon bestehen.

Dann wenn die Daignose kein Stempel ist, sondern ein AHA-endlich hat das Kind einen Namen so und jetzt fangen die Hilfen an.


Welche Förderung strebt der Kindergarten an?
Mehr Geld durch Zuschüsse, zusätzliche Kraft,
frühere Einschulung?


Es gibt Hochbegabte, die super durch die Schule kommen,
privat und nebenbei gut ausgelastet sind
gut von Lehrern unterstützt werden. Sie sind wie sie sind, bekommen Herausforderungen, ohne in den Durchschnittsbereich gedrückt zu werden.

Und es gibt Hochbegabte, die die kognitive Herausforderung brauchen, um einigermaßen im Alltag klar kommen zu können.
- frühere Einschulung (Testung)
- Klasse überspringen (Testung)
- Angebote für Hochbegabte (Testung oder auch nicht)
- Internat für Hochbegabte (kognitiv älter, sozial-emotional jünger oder gleich alt)

Reicht Vereinssport für die soziale Entwicklung aus
oder braucht sie differenziertere, gezieltere Förderung?

Wie weit geht die Spanne bei ihr auseinander?

Interessant wird es, wenn zusätzlich zur Hochbegabung noch anderes hinzukommt.

Mein ADHS lässt mich oft auf die Schnauze fallen, bei HB voller Geschwindigkeit. Von 200km/h eine Vollbremsung #schwitz
Im Durchschnitt kam ich gut durch die Schule. Im Ergebnis kam es darauf an, was gerade mehr Power hatte. #schwitz


Was sinnvoll ist, dass man bei kogntiver Fähigkeiten die Emotionen nicht außer acht lässt.

Sie IST so alt wie sie ist.
Auch wenn sie kognitiv älter wirkt.
Ist sie emotional so alt, wie sie ist, kann es leicht untergehen, aber sie einigermaßen gut damit klar kommen.

Ist sie sozial-emotional hinterher und man übersieht es oder übergeht es, kann es wirklich zu einer Überforderung kommen.


Die Frage ist, was ihr damit machen wollt und wie sie sich entwickelt.

Diagnose als Möglichkeit für passende Hilfe: super.
Diagnose aus Unsicherheit, aber keiner weiß dann damit umzugehen: schwierig.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Dann wenn konkret Hilfe sinnvoll erscheint.

Kontakte sichern, im Auge behalten, schon mal recherchieren, wo man hinkann, falls man es braucht: DAS ist sinnvoll.

Sofort lostesten, weil man noch nicht weiß, wie es sich entwickeln könnte: unter Umständen etwas früh.

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Dein KInd wird kein anderes durch eine Diagnose. Aber unter Umständen kann sowas helfen. Mein Sohn wurde in der dritten Klasse auf Druck seiner Lehrerin getestet, sie hat mir immer wieder dazu geraten und ich wollte das auch nicht, weil ich wie du Bedenken hatte, man drückt ihm einen Stempel auf. Für ihn war es das Beste, was wir machen konnten: Mir war vorher absolut nicht klar, dass er sich offenbar als Außenseiter gefühlt hat durch seine Art zu denken und zu handeln. Für ihn hat die Diagnose Hochbegabung für sich selbst etwas zurechtgerückt. Als es dann in der Schule Probleme gab, weil er sich gelangweilt und blöde Verhaltensweisen entwickelt hat, hat uns die Beratungsstelle, die die Testung gemacht hat und in Kontakt zur Schule ist, sehr geholfen.

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Ich arbeite beim Jugendamt, wir fordern diese Diagnostiken dauernd an. Die Kosten werden auch übernommen falls eure kk das nicht zahlt (zumindest in meinem Landkreis).
Finde nicht, dass die Kinder stigmatisiert werden. Sie konnte so aber auf eine hochbegabten Schule gehen oder in eine besondere Klasse. Es gibt zb auch Internate, falls sie später darauf Lust hat. Da könnt ihr dann auch einen Antrag beim JA stellen auf Kostenübernahme.

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Hallo
Was ist schon normal? Auch "die Hochbegabung" gibt es nicht.
Du musst es mal etwas anders sehen. Dein Kind ist gut dabei, in einigen Bereichen dem durchschnittlichen Gleichaltrigen vorraus. Auf der anderen Seite aber in einem anderem Bereich so auffällig, dass empfohlen wird nachzuforschen um sie besser unterstützen zu können.
Viel weiter würde ich erst einmal nicht denken, auch aus Selbstschutz vor einer möglichen Enttäuschung (im Sinne von einer Erklärung für ein Verhalten haben, durch ein Ergebnis).

LG

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Von Hochbegabung hat bis jetzt noch keiner gesprochen. Es wird durch erfahrene Erzieher und den Kinderarzt wahrgenommen, dass sie in bestimmten Bereichen schon weiter ist als andere und das ist sogar für andere Eltern offensichtlich (das macht es nicht gerade einfach...). Ehrlich gesagt, habe ich mehr Angst vor einer Testung, die nachher besagt, dass sie hochbegabt ist, als vor einer Testung, die zeigt, dass sie normal und einfach fit ist. Ich wüsste gerade nicht, wie ich mit einem hochbegabten Kind angemessen umgehen kann. Ich hätte Angst, ihr nicht gerecht werden zu können.

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Genau aus diesem Grund, deiner Angst, würde ich nicht testen. Wenn sie schon viele Dinge kann, die andere Kinder nicht können, dann schau, was sie noch nicht kann. Motorisch fördern, das Kognitive kommt ja ganz von allein.

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Meine große Tochter war und ist immer noch recht weit in ihrer kognitiven Entwicklung, sie ist auch sehr groß für ihr Alter, aber sozial-emotional normal für ihre 6 Jahre. Die ersten Worte mit 7 Monaten, mit 1,5 Jahren hat sie über 90 Dinge benennen können, Reime und kleine Gedichte mit 3 Jahren, Kinderbücher nach 2-3x Lesen auswendig wiedergegeben ab 3 Jahren, Buchstaben und Zahlen waren mit knapp 5 der Hit und mittlerweile rechnet sie bis 10 im Kopf und liest, zwar noch langsam, aber sie kommt ja erst August in die Schule 🙈Der Kinderarzt und die Erzieherinnen haben nie etwas Richtung Tests gesagt. Wofür auch? Es muss nicht alles einen Namen haben und sie bekommt es definitiv irgendwann mit, dass sie etwas besser kann als andere. Dafür gibt es Kinder die motorisch ziemlich fix sind 🤷‍♀️
Also wenn die Erzieherinnen nochmal irgendwelche Tests anfordern, weil sie nicht wissen, wo das Kind steht, würde ich sie fragen, ob sie in der Ausbildung aufgepasst haben. Denn normalerweise müssen und sollten sie das Kind abholen können bzw in den Interessen des Kindes fördern können..
Vereinssport ist super, das lässt sie emotional nochmal reifen. Unsere Tochter hat normalerweise 1x Tanzen und 1x Handballtraining/ Woche und malt und bastelt sehr viel.
Achso, wir haben den direkt Vergleich mit ihrer jüngeren Schwester (ganz normal entwickelte 5-jährige) und gleichaltriger Cousine sowie ihre Freundinnen.

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Also auch Erzieherinnen wissen ohne Tests nicht immer alles!
Bei einem meiner Söhne gab es schon im Kindergarten häufiger Probleme. Er verzweifelte sehr schnell und rief immer wieder "Ich kann das nicht"! Die Erzieherinnen bemühten sich sehr, kamen aber nicht dahinter, was sein eigentliches Problem war.
In der Schule wurden die Probleme noch viel größer, sodass er getestet wurde. Es kam heraus, dass er eine sehr schwere LRS und eine visuelle Wahrnehmungsstörung hat.
Im Nachhinein erklärte sich dadurch auch den Erzieherinnen sein Verhalten, aber das konnten sie ohne Tests einfach nicht herausfinden!

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Hätten die Erzieherinnen denn da was ändern können? Sie sind ja keine Therapeuten. Ich nehme an, dass er schon älter war als 4. Die Kleine der TE hat ja an sich keine Probleme.

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Unser Sohn fiel auch schon früh auf, aber für uns war er als Einzelkind einfach "normal".

Wir haben uns auch lange vor einem Test "gedrückt", bis mich eine Mutter von 3 hochbegabten Kindern ansprach. Sie hatte unseren Sohn 10min beobachtet und erzählte mir von den Problemen, die ihr Ältester durch eine zu späte Testung hatte.

Der Testtermin verschiebt sich jetzt durch Corona leider ständig😪

Natürlich ändert sich nichts, aber grade in Zeiten, in denen jedes "Problemkind" eine eltern-assistiere Hochbegabung hat, ist ein offizielles Gutachten kein Schaden.