Fast 3 jährige kann nicht alleine spielen

Hallo,


Meine Tochter wird nächsten Monat 3 Jahre alt und ist ein Einzelkind.
Sie war schon immer sehr auf mich bezogen. Schon als Baby lies sie sich schwer ablegen. Ich genieße es mit meiner Tochter Zeit zu verbringen und spiele gerne mit ihr. Inzwischen denke ich aber, dass sie gar nicht mal für 10 Minuten etwas für sich machen kann. Ich muss ja schließlich auch mal den Haushalt machen oder so.
Ich habe ihr schon alles mögliche zum Spielen angeboten, aber ich muss wenigstens dabei sitzen, sonst unterbricht sie ihr Spiel. Mit ihr etwas zu spielen und dann zu sagen „so, jetzt spiel mal schön weiter, währenddessen mache ich xy...“ geht gar nicht. Selbst wenn sie mit ihren Puppen spielt, erwartet sie, dass ich immer für sie mit verstellter Stimme spreche. Sie hilft mir gerne im Haushalt mit. Wenn ich ihr aber sage, sie soll jetzt mal ein bisschen ein Buch anschauen oder so, dann kommt nur als Antwort:“Nein, ich kann/möchte nicht alleine spielen.“ Oder sie möchte Fernsehen. Wenn ich mich mal durchsetze und sie ist gezwungen sich selbst zu beschäftigen (und ich rede nur von 10-15 Minuten) dann passiert wieder etwas wo sie doch wieder meine Aufmerksamkeit hat. Den ganzen Tag heißt es „Mami, Spiel mit mir!“ Teilweise war es schon so, dass sie anfing zu schreien, wenn ich mal telefonierte. Die Corona Zeit hat alles nochmal erschwert, da sie nur mich um sich hatte. Dabei dachte ich es wird besser, jetzt wo sie wieder im Kindergarten ist und auch wieder mehr Spielverabredungen hat. Wenn ihre Großeltern da sind, bin ich abgeschrieben.
Ist das normal oder habe ich den Zeitpunkt verpasst wo ich mich hätte mehr zurücknehmen sollen?

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Nein, Du hast den Zeitpunkt nicht verpasst, Du kannst jederzeit beginnen das mit ihr zu üben. Und das würde ich an Deiner Stelle auch tun.

Lass sie immer mal kurz warten. Wirklich nur ganz kurz und dann zuverlässig zu ihr gehen und mitspielen. Sie muss in der Zeit auch nicht spielen, sie darf einfach auf Dich warten während Du z.B. Deinen Kaffee fertig trinkst, 3 Seiten liest, ein Sudoku oder ein paar Sportübungen machst (möglichst langweilig für sie ;-)). Nur so 2-3 Minuten. Aber das immer mal wieder.

Wenn sie dann gewöhnt ist, zu warten und weiß, dass Du dann sicher zu ihr kommst, kannst Du erstmal die Zeit ein kleines Bisschen ausdehnen auf 3-5 Minuten.
Und wenn das klappt, dann kannst Du ihr vorschlagen, dass sie entweder wartet, oder schon mal zum Spielzeug vorgehen kann.

So kannst Du das immer bisschen dehnen. Je nach Leistungsfähigkeit Deiner Tochter.

Du kannst sie nicht zwingen alleine zu spielen, aber Du darfst Dir ruhig ein paar Minuten für Dich und Deine persönlichen Interessen nehme. Sie darf bei Dir bleiben, aber Du bist gerade nicht Spielpartner und nur im Notfall ansprechbar.

Aber erwarte grundsätzlich nicht zu viel. Gerade in dem Alter tun sich sehr viele Kinder schwer alleine zu spielen. Ja, es gibt auch Kinder, die im Kleinkind-/Kinderhartenalter ganz zufrieden ne Stunde im Kinderzimmer verschwinden. Aber das sind Ausnahmen! Die meisten Kinder suchen Gesellschaft.

Also entweder Freunde einladen, oder man muss die Lücke halt selbst füllen. Das ist der Preis beim Einzelkind. Alles hat Vor- und Nachteile. ;-)

Und: Oft nehmen wir die 5-10 min, die sich unsere Kinder selbst beschäftigen, garnicht wahr, weil wir selbst so beschäftigt sind. Achte mal ganz genau darauf, ob es solche kurzen Phasen nicht doch immer mal gibt. Während Du Frühstück richtest, Deine Zähne putzt, oder oder oder... Es muss ja nicht immer ein großes Spiel mit Puppen sein, es kann ja auch eine explorative Beschäftigung während des Wartens sein.

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Es wird besser. Wir haben auch ein Einzelkind. Ich kann dir da wirklich nur raten konsequent zu sein.

Wir haben hier sehr früh Kaffeezeiten für uns eingeführt. So lange wir Kaffee trinken, beschäftigen wir uns nicht großartig mit dem Kind. Wenn er uns nervt, trinke ich noch eine zweite oder dritte Tasse.
Er hat auch genervt, geschrien, gebockt aber schnell begriffen, dass er nicht weit damit kommt. Nach der Kaffeezeit haben wir gemeinsames Spiel zur Aussicht gestellt.

Ich würde feste quality time einführen. Soll heißen, dass du zu bestimmten Zeiten und Aktionen, mit ihr spielst und dann auch bei ihr bist.
Meinem Sohn half es wenn ich ihm angekündigt habe, wann was passiert z.B. ich mache jetzt die Wäsche und Sauge. Wenn ich damit fertig bin spielen wir was. Überlege dir schon mal was wir machen wollen.
Wenn dann Theater gemacht wurde, habe ich ihm gesagt, dass ich so keine Lust habe mit ihm zu spielen und trinke jetzt meinen Kaffee,Tee what ever. Danach probieren wir es erneut. Wenn er nervt, hat er Pech gehabt. Ich spiele dann nicht. Geheule gab es dann auch. Das muss man aushalten und umlenken.

Wecker stellen hat in dem Alter auch gut geklappt.
Wenn der Wecker schnellt spielen wir oder ich höre auf zu spielen wenn der Wecker geht. Er hat sich dann immer gefreut wenn die Zeit um war und ich den Wecker noch mal um 5-10 Minuten verlängert habe.

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Ich lese hier gerne mit, denn so ein "Exemplar" habe ich auch Zuhause. :-)
Im Prinzip genau wie du es beschrieben hast.

Meine Tochter spielt auch keine 5 min alleine, außer in ihrer matschküche. (Da spielt sie deutlich länger. Sie ruft zwar oft um mit etwas zu zeigen, aber wenigstens spielt sie da)

Die Kaffeezeiten, die hier schon erwähnt wurden, mache ich auch. Das funktioniert ganz gut.
Wenn ich was in Haushalt mache, guckt sie lieber zu, statt was für sich zu spielen.

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Tja, meiner wird im November 4 und ist immernoch genau so🙈 er hat auch schon als Baby sehr viel Körperkontakt und Nähe gebraucht, das zieht sich so durch. Es gibt immer wieder Zeiten, da spielt er 5-10 Minuten allein, aber die sind halt nicht unbedingt dann, wenn ich sie gerne hätte. Ich kann auch langsam nicht mehr.

Meine Tochter, 1,5 Jahre, war schon als Neugeborenes mit sich und der Welt im Einklang ubd kann sich ewig selbst beschäftigen. Ich glaub, das ist teilweise einfach Typsache.

Kluge Tipps hab ich keine, aber du bist nicht alein!

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Vielen Dank für eure Erfahrungsberichte, Tipps und einfach mal interessant zu hören, wie es bei euch so ist.
Tatsächlich ist es nicht so, dass sie nie alleine spielt. Es gibt als auch mal kurze Momente. Trotzdem werde ich jetzt mal die ein oder anderen Tipps anwenden, bin aber beruhigt, dass manche Kinder sich eben mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigen können.

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Kann dir leider auch nur sagen, dass es bei meinem 3,5 jährigen Sohn genauso ist 🙄 und es ist wirklich anstrengend für mich!! Er sagt immer, dass er nicht alleine spielen kann.
Kann auch nicht jeden Tag Spielkameraden und deren Mütter einladen, das bedeutet meist noch mehr Stress für mich, wenn ich dann noch alles aufräumen muss, Kuchen backen muss usw.
Also ich lese einfach mal mit 🙂

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Hallo,
Du bist nicht allein! Unsere Tochter wird bald 4 und ist immer noch so.
Sie ist quasi Einzelkind, da die großen Halbgeschwister 11 und 15 Jahre älter sind.

Sie ist aber auch bei anderen Kindern sehr tonngebend, selbstbewusst und entscheidet meist, was gespielt wird. Am liebsten rund um die Uhr Rollenspiele. Das spielt sie auch mit mir dann, den ganzen Tag, sofern man es zulässt. Ich habe erst nachmittags nach der Arbeit Zeit , und es hilft wirklich nur der Fernseher,, wenn man mal in Ruhe Kaffee trinken will.

ABER: es wird besser. Ich stelle fest, dass sie zunehmend kreativer wird und sich immer etwas länger mit sich selbst beschäftigen kann. Und der Fernseher wird zum Glück auch immer uninteressanter.

Ich glaube, da muss man einfach durch. Hier stehen ja viele Tipps, die ich mir auch jetzt mal zu Herzen nehmen werde 😉

Alles Liebe