Ist das Verhalten normal?

Hallo liebe Community,

Mein Sohn und mein Neffe sind im selben Alter (3).Mein Sohn ist ein sehr ruhiges, ausgeglichenes Kind das gerne kuschelt und sich auch mal ne Stunde mit Buch schauen, Duplo bauen etc beschäftigen kann.
Mein Neffe ist das komplette Gegenteil. Er kann nicht lange still sitzen (ausser beim Fernsehen), beim Essen fängt er an rumzulaufen (Eltern haben schon resigniert) und spuckt dann auch mit Essen herum.
Er wird dafür geschimpft aber es interessiert ihn nicht sonderlich.
Er ist relativ anstrengend, da er bei keiner Beschäftigung lange bleibt. Brettspiele fängt er an mitzuspielen aber nach einer Runde wirft er den Würfel weg.
Will mein Sohn im Garten Fussball spielen, nimmt er ihm den Ball weg und wirft ihn ins Gebüsch.
In der Sandkiste bewirft er meinen Sohn mit Sand, tritt ihm absichtlich auf die Finger, schubst ihn. Zuhause klemmt er ihm absichtlich die Finger in der Tür ein. Seine Eltern wollen das nicht wahrhaben und wiegeln ab.
Auch mich hat er schon gehauen, seine Mutter haut er auch.
Er nimmt meinem Sohn Spielzeug weg und teilt auch nicht.
Ich habe schon mit seiner Mutter geredet, ob sie sich nicht vielleicht Hilfe suchen möchte, da ja beide schon sehr entnervt sind. Sie will aber zu keiner Beratung, sie meinte sein Verhalten sei völlig normal. Ich will mich aber natürlich auch nicht einmischen.

Mein Sohn liebt ihn trotzdem, auch wenn er viel einstecken muss. Mir tut er leid, da ein normaler Spielenachmittag nicht möglich ist. Es gibt immer Geschrei und Geweine. (mit anderen Kindern geht das.. Da wird gespielt, gelacht etc) Sie gehen in dieselbe Betreuungseinrichtung, aber dort hat man sie schon getrennt.
Ist das Verhalten meines Neffen normal? Es ist nicht nur ne Phase, er ist immer so. Was denkt ihr?

LG

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Hallo,

letztendlich ist es nicht Dein Problem, ob Dein Neffe sich normal verhält.

Ich denke, er bekommt zu wenige Grenzen und Konsequenzen. Nur schimpfen bringt nichts.
Das geht zum einen Ohr rein und zum anderen raus.

Ich würde Treffen der Kinder auf Familienfeiern beschränken.
Wenn Dein Sohn sich gegen den Neffen nicht wehren kann oder will, macht das keinen Sinn.
Wenn Ihr Erwachsenen Euch öfter sehen wollt, würde ich das auf abends ohne Kinder verschieben.

LG

Heike

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Danke für deine Antwort. Hm ja du hast recht, es ist nicht mein Problem aber er liegt mir ja auch am Herzen und ich möchte auch, dass es ihm gut und nicht unter Defiziten leidet, gegen die man was unternehmen könnte. Wenn er mir egal wäre, hätte ich nicht den Post verfasst.
Vielleicht hat ja jemand Erfahrung und möchte sie mit mir teilen.

LG

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Dein Engagement in Ehren, aber wenn seine Eltern nicht reagieren wollen, könnt ihr nichts ausrichten.

Überlegt euch, was ihr bereid seid zu erdulden und zieht eure Grenzen.

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Hallo :)
Meine Tochter (3 Jahre alt) und eine ihrer Freundinnen (3,5 Jahre alt) sind ähnlich wie du es beschreibst. Meine Tochter ist eher ruhig, gibt gern nach, teilt alles usw, die Freundin ist ein kleiner Wirbelwind, manchmal grob, teilt man gern und mal gar nicht gern.
Wir schimpfen nicht mit dem Mädchen sondern suchen Kompromisse, das klappt eigentlich ganz gut. Außer bei Spucken und Hauen - das geht gar nicht. Nimmt sie meiner Tochter etwas weg, erklären wir ihr, dass das so nicht geht, sie das auch nicht wollen würde und sie doch meine Tochter einfach fragen kann, ob sie das haben darf. Ja, es ist anstrengend, aber 1 mal die Woche ist für mich jetzt nicht schlimm und alles andere geht mich nichts an. Ob sie viel vor dem TV sitzt, sich kaum lange mit einer Sache beschäftigen kann, ist nicht mein Kaffee. Wir reden zwar darüber, ich gebe Ratschläge wenn gefragt, aber ich mische mich nicht direkt ein.
Es wird aber laufend besser, mittlerweile haut oder schubst sie gar nicht mehr. Ich denke, wenn man dem Kind Alternativen aufzeigt und nicht jedes Mal schimpft, ist diese Phase schneller vorbei.
Vergleichen würde ich die beiden aber nicht. Jedes Kind ist anders. Nur weil sich dein Kind oder Meines 1 Stunde mit Duplo/Playmobil beschäftigen kann, heißt das nicht, dass dein Neffe/die Tochter meiner Freundin, das auch können muss. Da sind ja auch die Interessen der Kinder völlig verschieden 🙃

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Danke für deine Antwort. Das macht mir echt Mut.. Naja wenn man so viel Kontakt hat vergleicht man zwangsläufig. Es war auch nicht wertend gemeint. Mich interessiert eben, ob es ein "normales" Verhalten ist so provokant zu sein, weil ich es eben gar nicht kenne. Es lag auch schon mal der Begriff "ADHS " in der Luft..

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Naja, man kann nur den beraten, der sich beraten lassen will. Du hast die Eltern ja schon darauf angesprochen, dass du Handlungsbedarf siehst... Wenn sie dann ganz klar sagen, dass sie diesen Bedarf nicht sehen, kannst du ja nicht mehr viel tun. Bzw. würde ich dann auch nicht mehr meine Aufgabe darin sehen, die Eltern überzeugen zu wollen.

Du schreibst ja, dass entspannte Spielnachmittage nicht möglich sind, weil das Kind sich quasi durchgängig daneben benimmt. Sieh doch einfach zu, dass die Spielkontakte auf ein Minimum reduziert werden und triff dich mit den Eltern ansonsten abends ohne Kinder.

Wenn die Eltern dann irgendwann fragen, weshalb du die Kinder nicht mehr verabreden möchtest, sei ehrlich und sag ihnen, dass es dir zu anstrengend und für deinen Sohn zu stressig ist, weil die Spielversuche jedes Mal in Streit und ärgern enden. Vielleicht rüttelt sie das ja auf..

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Ach ja, das Verhalten des Jungen ist nicht mehr "normal". Es gibt einen Unterschied zwischen "wild spielen" und antisozialem Verhalten.

Ein Dreijähriger sollte gelernt haben, dass spucken, hauen, ärgern etc. nicht okay ist und sich entsprechend verhalten. In dem Alter kommt es natürlich noch ab und zu zu Ausrutschern, das ist klar. Grundsätzlich sollte das Kind sich aber sozial verhalten können.

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Danke für deine Antwort. Ich habe sowas befürchtet, aber seine Eltern sind vehement der Meinung dass alles normal ist 🤷🏻‍♀️

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Leider ist sein Verhalten nicht normal, sondern auffällig und störend. Und das Schlimme ist, es wird sich ohne Verhaltenstherapie auch nicht ändern. Ich tippe auf ADHS und dissoziale Verhaltensstörung.

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Ohje also von selbst normalisiert sich das nicht? Ich hatte gehofft dass es sich reguliert 😕

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Wow. Bin beeindruckt von deinen Fähigkeiten so ein komplexes Krankheitsbild in dem Alter sogar durch Ferndiagnose zustellen! Und das sogar mit eindeutiger Prognose! Das wäre doch ein Geschäftsmodell. Man schreibt ein paar Sätze über ein fremdes Kind und du nennst uns die Krankheit. Wieviele Jahre Psychologiestudium ich mir hätte sparen können! Und erst die Kostenersparnis für die Krankenkassen! Hut ab.

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Hey!

Könnte ADHS sein- das wird sich im Laufe der Entwicklung zeigen. In der Diagnostik sagt man, dass sich Kinder bis zur Grundschule noch entwickeln können. Die Diagnose würde man erst in der Grundschule stellen, aber eben dann auch sein Verhalten in der Kindergartenzeit berücksichtigen.

Manche Eltern reagieren leider erstmal nicht und stecken den Kopf in den Sand. Natürlich ist sein Verhalten nicht normal- das wollen die aber nicht wahrhaben. A) bedeutet das, dass ihr Kind anders als andere ist. B) bedeutet es Anstrengung in der Erziehung, C) Aufwand in Sachen Therapie und D) Komplikationen im KiGa, der Schule und sonstigen anderen Bereichen.
Ihr solltet euch abgrenzen und eben überlegen, was ihr bereid seid zu ertragen. Wenn ihr reagiert, könnte es den Leidensdruck der Eltern erhöhen und sie zum Handeln zwingen.

Liebe Grüße
Schoko

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Danke für deine Antwort. Ich habe es befürchtet.. Ich hoffe ja, dass es sich noch gibt.. Aber ihm scheint etwas Empathie zu fehlen und ich habe schon etwas Sorge wie es wird, wenn er größer wird. Ist er das Kind, das die anderen im Kiga tyrannisiert? Ich hoffe nicht!

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Empathie entwickeln die Kinder erst ab etwa 4 Jahren. Für ein Kind bei dem scheinbar nur geschimpft und nicht gehandelt wird hört sich sein Verhalten recht normal an. Normal in Form von es ist nicht "krank" Das bekommen die im Kindergarten (wenn die Eltern denn mitziehen) eigendlich recht gut "geradegerückt"

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Als ich noch nur meine Tochter hatte, die als Kleinkind ungefähr so ruhig und angepasst war, wie dein Sohn, hätte ich geantwortet, dass das kein normales Verhalten ist und dem Kind einfach zu wenig Grenzen aufgezeigt werden. Die Eltern müssen daran schuld sein...
Tja... und dann kam unser kleiner Rambo... ein Musterbaby, aber ab 18 Monate eine Katastrophe. Er haute, er biss, er nahm Spielzeug weg, war laut, wild, hyperaktiv, wie die Axt im Wald.
Heute ist er 3,5 und immer noch manchmal außer Kontrolle (Wutausbrüche mit Hauen und Kratzen, Sachen durch die Gegend werfen, allgemein und oft recht laut und wild, „Duracellhäschen“ harmlos ausgedrückt, hört manchmal überhaupt nicht).
Trotzdem benimmt er sich schon um Welten besser, als noch vor einem Jahr. Da hätte ich mich am liebsten mit ihm eingeschlossen, da er so aggressiv gegenüber anderen Kindern war, oft auch aus heiterem Himmel.
Das macht er nun glücklicherweise nicht mehr. Damals habe ich mich in Grund und Boden geschämt.
Und glaube nicht, wir hätten ihm keine Grenzen aufgezeigt. Wir waren oftmals zu streng mit ihm. Nur leider hat das sein aggressives Verhalten noch verstärkt.
Jetzt sehe ich solche Kinder, wie deinen Neffen, mit ganz anderen Augen. Ich weiß, dass es tatsächlich solche „schwierigen“ Kinder gibt, die man zum Teil auch überhaupt nicht mit Grenzen und Strafen erreichen kann. Man ist tatsächlich bis zu einem gewissen Grad machtlos, weil man nichts verändern kann.
Es gibt bessere und schlechte Tage.
Ein Ratschlag von einer Mutti mit Mustersohn hätte mir nichts geholfen, sondern hätte mich noch mehr runtergezogen.
Was mir geholfen hätte, wäre Verständnis gewesen. Ich hätte gerne Dinge gehört, wie, da macht ihr alle wohl gerade eine sehr anstrengende Phase durch oder, der Junge xy hatte in dem Alter auch mal so eine wilde Phase, aber das verwächst sich.
Das hätte mir Mut gemacht.
Bei einem 3 Jährigen wird auch keine Therapie oder Sonstiges angeboten.
In diesem Alter ist tatsächlich noch jedes Verhalten normal, auch Extremes. Und es verwächst sich zum Glück tatsächlich ein Stück weit.
Das ich nie den ruhigen, angepassten Mustersohn haben werde, weiß ich, wobei er tatsächlich im Kindergarten angepasst ist, dafür zu Hause nicht immer ;)
Trotzdem liebe ich ihn genau so sehr wie meine Mustertochter ❤️

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Danke für deine Antwort und deine Geschichte. Das war wirklich sehr hilfreich für mich. Ich glaube dass es sehr anstrengend sein muss.. Das beobachte ich bei den Eltern meines Neffen auch. Ich werde versuchen Ihnen mit mehr Verständnis zu begegnen. Es tut auch gut zu hören, dass es keine Verhaltensstörung sein muss. Ich hoffe auch, dass es sich noch verwächst.

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das unterschreibe ich voll. Manche Kinder haben einen sehr starken Charakter und sind trotz gleicher Erziehung einfach "unbeherrschter" als andere.

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Hallo 🤗
Tatsächlich finde ich das Verhalten von beiden Jungs nicht wirklich optimal. Auch wenn du es wahrscheinlich nicht hören willst... wie verhält sich dein Sohn in den "schwierigen" Situationen? Gibt er mal ein Kontra? Sagt er "Nein", wenn er was nicht möchte auch zu den Kindern? Wehrt er sich wenn er z.b. mit Sand beworfen wird? Wenn er eher "passiv" auf die "Angriffe" reagiert, würde ich schauen, dass man ihm das beibringt, sonst wird er es sehr schwer haben leider (spreche leider aus Erfahrung und sich im Erwachsenalter zu ändern kostet echt viel Kraft).
Aber auch das Verhalten deines Neffen ist nicht optimal. Ich finde in dem Alter weiß man schon was man darf und was nicht und mit Sand bewerfen gehört zu den ersten Sachen die eigentlich auf dem Spielplatz "verboten" werden. Man kann sich so oft wiederholen, aber spätestens nach dem die Kinder selbst Sand abbekommen macht es "Klick". Es kann natürlich noch während eines Wutanfalls passieren, aber nicht ständig und spätestens nach dem Wutanfall sollte zumindest Einsicht da sein. Das lese eigentlich bei deinem Neffen nicht raus. Da sind die Eltern gefragt, die das Verhalten des Jungen objektiv reflektieren müssten. Auch so mit beißen und schlagen. Spielzeug wegnehmen gehört eigentlich zu der Entwicklung dazu. Um aber ein gesundes Verhalten zu entwickeln, muss jemand gegenüber sitzen, wer sein Spielzeug auch verteidigen kann, wenn er selbst damit spielen möchte.
Wie kommuniziert dein Neffe? Ein extremes Verhalten konnte ich bei den Kindern beobachten die in der Sprachentwicklung noch nicht so weit waren und immer wieder aggressiv wurden, wenn man sie nicht verstanden hat. Vielleicht ist es einer der Punke wo man einsetzen kann.

Viele Grüße 🤗

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Danke für deine Antwort. Ja du hast leider recht, mein Sohn verhält sich viel zu passiv. Er wehrt sich gar nicht und lässt sich alles gefallen. Manchmal wünschte ich, er würde einfach zurück schubsen, aber er läuft dann weinend zu mir. Ich erkläre ihm dann, er soll dem anderen sagen "hör auf damit, das will ich nicht". Leider wird das aber von seinem Gegenüber nicht respektiert.
Mein Neffe versteht grundsätzlich alles und kann sich auch mitteilen. Er spricht nicht so schön aber okay für sein Alter (sag ich als Laie) mein Sohn ist allerdings weiter in der sprachlichen Entwicklung. Wenn man meinem Neffen erklärt, dass erst der andere dran ist mit dem Spielzeug, will er das nicht akzeptieren und flippt aus🤷🏻‍♀️ er wird zornig und aggressiv, weint auch.

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Grundsätzlich kenne ich so gut wie keinen 3 Jährigen, der gerne sein Spielzeug teilt.
Muss man auch nicht.
Ein Erwachsene teilt seinen Besitz, wie das Handy oder sein Auto ja auch nicht gerne, also warum von einem Kind verlangen, dass geistig bei weitem nicht so weit entwickelt ist, wie ein Erwachsener.
Viel besser finde ich Tauschgeschäfte oder man fragt das Kind, was es von seinen Sachen kurz ausleihen möchte.
Bei uns ist dies eine alltägliche Handhabe bei den Spielsachen.
Wenn meine Kinder den Besitz eines anderen Kindes, ohne Fragen nehmen oder es gar abnehmen, gebe ich es dem Kind augenblicklich zurück und fordere meine Kinder auf, darum zu bitten. Das andere Kind muss aber nicht teilen, wenn es nicht mag.

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Ich denke ja nicht, dass Schimpfen gross etwas bringt, im Gegenteil. Es ist doch so, wie in den 1900ern die Wrestling Shows. Ein "Schiedsrichter", der die ganze Zeit mit Disqualifikation droht, gehört zur Show dazu. Meiner Meinung nach bringt es mehr, wenige Regeln zu haben, die dafür dann auch immer gelten und anstatt zu schimpfen die Kinder gleich aus der Situation zu nehmen. Unsere Tochter ist wie dein Sohn auch von der ruhigen Sorte, aber wenn mal was ist, dann nehme ich sie raus, warte, bis ihre Aufregung verflogen ist und sage dann, was es aus meiner Sicht zu sagen gibt. Dieses "Schimpfen", also mitten in der Situation irgendwas rumzubrüllen, bringt glaube ich bei den wenigsten Kindern was, weil sie da kaum aufnahmefähig sind. Für deinen Neffen wird es einfach normal sein, dass die Eltern rumbrüllen.