Schwimmkurs-Frust

Hallo zusammen,

meine Tochter (fast 5) besucht zur Zeit einen Schwimm-Intensivkurs. Wir sind sehr froh, überhaupt einen Platz bekommen zu haben. Leider tut sie sich im Kurs sehr schwer, vor allem hat sie Angst, Wasser ins Gesicht zu bekommen. Sie planscht gern, aber sie Füße müssen den Boden berühren und das Wasser am besten nur zum Bauchnabel gehen. Ins Wasser springen, sich entspannt auf eine Schwimmnudel legen oder gar unter Wasser tauchen - keine Chance.

Wir haben eigentlich von Geburt an große ln Wert auf Wassergewöhnung gelegt, mit 4 Monaten war sie in ihrem ersten Babyschwimmkurs, hat dann noch weitere Kurse bis zum 2. Geburtstag besucht. Auch regelmäßige Schwimmbadbesuche mit der Familie gab es bis zur Corona-Krise. Angst hatte sie da nie und war gern im Wasser.

Dann waren die Hallenbäder geschlossen und letzten Sommer (als man ins Freibad hätte gehen können), musste sie aufgrund einer Fraktur einen Gips tragen und wir konnten nicht zum Baden. Diesen Sommer im Freibad konnten wir zum ersten Mal ihre Angst sehen und dies setzt sich nun auch im Kurs fort.

Es ist überhaupt kein Problem, wenn sie im Laufe des Kurses das Schwimmen nicht erlernt. Sie steht bereits auf der Warteliste für weitere Kurse. Aber sie ist kognitiv schon recht weit und merkt natürlich, dass die anderen Kinder im Kurs nicht solche Schwierigkeiten haben. Sie ist deshalb sehr traurig und möchte nicht mehr zum Kurs gehen. Aber ihre Angst kann sie einfach nciht überwinden.

Wie können wir ihr helfen? Regelmäßige Schwimmbadbesuche haben wir natürlich vor. Aber habt ihr sonst noch Tipps?

Sollen wir den Kurs doch abbrechen?

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Als ehemalige Schwimmlehrerin möchte ich folgendes sagen:
Wassergewöhnung erreicht man In der Regel nicht in einem Babyschwimmkurs. Das ist dafür viel zu früh.
Intensivkurse sind oft relativ “stressig” für die Kids, da ja theoretisch innerhalb kurzer Zeit das Schwimmen erlernt sein soll.
Wassergewohnung ist, wie du selbst weißt, die erste Voraussetzung fürs Schwimmen lernen. Dazu zählt sie Erfahrung, dass das Wasser Auftrieb gibt, kann man zum Beispiel lernen, wenn man durchs Wasser gezogen wird, auf dem Wasser schwebt. Erst mit und später ohne Hilfe. Dann muss man oftmals Atemübungen am Wasser machen um auch da Vertrauen zu fassen. idealerweise übertragen die Kids bei der Wassergewöhnung einfach Dinge die sie an Land machen ins Wasser. (Stark Vereinfacht gesagt)

Dann kommt das Alter des Kindes dazu. Die allermeisten Kinder sind erst mit etwa 5 Jahren Koordinativ dazu in der Lage schwimmen zu lernen. Es kann also sein, dass deine Tochter auch körperlich durch die Übungen stark herausgefordert ist, was vermutlich der Angst im Umgang mit dem Element Wasser nicht förderlich ist.

Wenn die Möglichkeit bestehen sollte, sich nach einem Verein in deiner Nähe, der eine Nicht-Schwimmerausbildung ohne Kurssystem anbietet. Ich habe fast 10 Jahre lang Nichtschwimmer und Schwimmanfänger ausgebildet. Manche brauchen für eine Entwicklungsstufe 2 Monate, andere 1 Jahr. Alles völlig im normalen Rahmen.

Alles Gute!

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Hallo!

"Wenn die Möglichkeit bestehen sollte, sich nach einem Verein in deiner Nähe, der eine Nicht-Schwimmerausbildung ohne Kurssystem anbietet."

Das halte ich auch für die beste Variante, allerdings sollte man sich das Nichtschwimmertraining vorher genau anschauen. Mein Sohn ist mit 5 in einem solchen Verein angefangen (früher hat der Verein keine Kinder genommen), er hatte zu dem Zeitpunkt schon sein Seepferdchen. Trotzdem wurde er noch zu den absoluten Nichtschwimmern gesteckt. Die Kinder trainierten in KNIETIEFEM Wasser und die meisten sind mehr gelaufen als das sie geschwommen wären. Und in dieser Nichtschwimmergruppe blieb mein Sohn erst einmal. Irgendwann - ich glaube, bis dahin war ein Jahr vergangen - durfte er in die 2. Gruppe wechseln, das "Training" fand aber immer noch im Nichtschwimmerbereich statt, das Wasser war maximal 80cm tief. Nach einem weiteren halben Jahr waren wir im Sommer viel im Freibad, und hier hat mein Sohn dann Bronze gemacht. Nach den Ferien im Schwimmverein durfte er zunächst in die Gruppe 3 (endlich in tiefem Wasser), beim 2. Training nach den Ferien hat ihn die Trainerin (eine andere als in der Woche zuvor, sie hatte ihn auch nicht schwimmen gesehen) wieder in die Gruppe 2 gesteckt. Nach 3 Jahren regelmäßigem Training hat der Verein meinen Sohn trotz Bronze-Abzeichen noch nicht als Schwimmer gesehen. Gleichzeitig hatte meiner Tochter, die 2,5 Jahre älter ist und schon länger im Verein schwamm, Schwimmunterricht in der Schule, wo sich zeigte, dass sie in über 3 Jahren noch nicht einmal eine Schwimmtechnik KORREKT beigebracht bekommen hatte. Daraufhin hab ich meine Kinder abgemeldet und bin lieber selbst mit ihnen schwimmen gegangen.
Ich meine, es gibt sicher Kinder, die ein solch langsames Vorgehen brauchen, die mit 5 erst einmal ans Wasser gewöhnt werden müssen. Aber meine Kinder hatten beide ihr Seepferdchen, als sie in den Verein eingetreten sind, sie hatten keine Angst vor dem Wasser und brauchten diese Eingewöhnung nicht. Und hier wurde einfach nicht individuell genug auf die Kinder geschaut. Und wie ein Kind in 50cm tiefem Wasser schwimmen lernen soll, ist mir ohnehin schleierhaft. Das verleitet doch viel zu sehr dazu, dass die Kinder sich mit den Füßen abstoßen (selbst ein besonders zart geratener 5jähriger dürfte deutlich aus dem Wasser ragen).

LG

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Das ist sehr schade, dass du diese Erfahrung gemacht hast. Meine Erfahrung sieht da zum Glück anders aus:
Nichtschwimmer und Anfänger in kleinen Gruppen im Nichtschwimmerbecken, Anfänger (also mit Seepferdchen und grundsätzlich schwimmfähig) zusätzlich immer wieder für kurze Einheiten auf der langen Bahn. Intensives Einüben verschiedener Techniken und eine Ausbildungsanlage nach Schweizer Modell (sehr kindorientiert und auf vielfältige Bewegung ausgerichtet). Fortgeschrittene Anfänger dann ausschließlich auf der langen Bahn. Die meisten durchliefen dieses dreistufige Programm in 1,5 bis 2,5 Jahren und stiegen aus der Anfängergruppe 2 aus, wenn sie bis zu drei Schwimmarten in Grobformen beherrschten, sicher vom Beckenrand und vom Startblock springen konnten und mindestens 5 Meter sowie 1,20m tief tauchten.

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Da habe ich doch kürzlich erst einen Podcast zu gehört von Ochsenglitter. Kann ich zu dem Thema Wassergewöhnung empfehlen. Gibt zwar keine Tipps, aber zeigt auf, warum gerade Babyschwimmen eher kontraproduktiv sein kann. Zumindest die Beispiele die sie dort nennt.
Sie meint, dass das halt für das Baby alles her stressig ist. Die Anreise, das ganze drum herum. Und dann werden in machen Kursen so Sachen gemacht wie Wasser über den Kopf schütten etc. (Was ich auch als Erwachsener schon nicht so geil finde) und dieses Untertauchen. Ich weiß nicht inwiefern das bei euch gemacht wurde. Allerdings meinte sie, dass genau das Kind von ihr das beim Babyschwimmen war später Angst vor Wasser hatte. Und die beiden, die nicht beim Babyschwimmen waren wurden richtige Wasserratten.
Also so viel zum Thema Babyschwimmen.
Ich würde schlicht den Druck rausnehmen. Ich habe damals in der Grundschule im letzten Schuljahr noch gerade so das Seepferdchen geschafft.
Ich bin jetzt 27 und bisher hat mir das so gar nichts genutzt. Richtig schwimmen musste ich bis heute nicht. Ich genieße eher die Ruhe im Wasser.
Natürlich ist Schwimmern lernen wichtig. Aber um Himmels Willen, lass dich Mal die Kurse aus und vor und schau erstmal dass ihr einfach schön zusammen Zeit im Wasser verbringt. Ohne Druck etc. Das schon der nächste Kurs wartet... Also ich finde du übertreibst es ein wenig. Da hätte ich als Kind auch keine Lust.

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Bzw lass das ganze Thema erstmal sein und beschränke es erst auf die Badewanne. Und dann erstmal Hallenbad mit euch und dann kann man nochmal über Schwimmkurse nachdenken. Aber immer weiter und weiter obwohl das Kind Angst hat ist nicht zielführend.

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Nein, das hast du falsch verstanden: Der nächste Kurs wartet noch nicht 😉 Wir haben hier teilweise Wartezeiten von 1,5 - 2 Jahren, deshalb die Warteliste.

Wir werden auf jeden Fall bis dahin ganz entspannt ins Hallenbad gehen, danke für deine Impulse. (Untertauchen und Wasser über den Kopf gab es allerdings bei unserem Babyschwimmkurs nicht)

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Deine Tochter ist zwei Jahre älter als unsere, möglicherweise sind meine Erkenntnisse nicht übertragbar. Ich schreibe es aber nun trotzdem: Unsere Tochter war bis zu Corona auch immer in Baby- und Kleinkindschwimmkursen. Danach gab's irgendwann im Herbst 2020 noch einige Kurse, danach ist das Bad pleite gegangen und danach konnten entweder mangels alternativen Standords oder wegen Coronabeschränkungen nie mehr Kurse stattfinden oder wenn, dann zu weit weg. Die meisten, die diese Kurse anbieten, dürften mittlerweile auch in andere bzw. in ihren ursprünglichen Job gewechselt haben.

Ich habe irgendwann mitgekriegt, dass das Therapiebecken des örtlichen Pflegezentrums ausserhalb der Therapiezeiten für die Allgemeinheit zugänglich ist und gehe da nun mit meiner Tochter regelmässig hin, wochentags ist praktisch nichts los. Das Wasser ist 31 °C, was dazu führt, dass wir etwa doppelt bis dreimal so lange im Wasser bleiben können, bevor ihr kalt ist. Sie dürfte einige Stunden gehabt haben, um das meiste wieder zu können, was sie schon mal konnte.

Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn ihr mal etwas privat üben geht? Ich weiss nicht, wie eure Schwimmkurse aussehen, aber vielleicht geht es ihr da im Moment einfach zu schnell, oder vielleicht ist auch die Situation unmöglich, dass alle anderen schon viel weiter sind als sie selbst?

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Brecht den Kurs ab, richtig schwimmen können ist aktuell zweitrangig, die Angst muß erst weg. Meine hatte diese Angst von kleinauf, warum auch immer.
Bei einer Freundin im Pool, ohne Lehrer oder uns Erwachsene, nur mit Spaß und Toben hat sie das überwunden. Erst danach konnte man an einen Schwimmkurs denken.

Okay, die Poolsaison ist wohl gelaufen, aber vielleicht könnt ihr ja ihre Freundin mit ins Sxhwimmbad mitnehmen. Bleibt im flachen Wasser und haltet euch komplett zurück. Kein gutes zureden, keine Überredungsversuche.

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Ich würde den Kurs abbrechen und selbst erstmal mit ihr regelmäßig schwimmen. Hier sind intensiv Kurse täglich schwimmen (außer Sonntag).. find ich ziemlich krass für ein Kind was angst hat sich da jeden tag mit auseinander zu setzen.

Es spricht nix dagegen wenn sie nächstes Jahr neu startet, wenn sie mit euch bis dahin gerne ins Schwimmbad geht.

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Ich finde es gut, dass du das Thema so im Blick hast und das Problem erkennst. Ich würde auch daheim und privat "üben".
Wenn du mal googelst nach "Wassergewöhnung" findest du auch viele Übungen. Das fängt an mit Gesicht waschen, ins Wasser pusten, Wasser über Arme und Beine gießen, usw...
Da kann man sich langsam rantasten.
Und wenn die Angst vorm Wasser weg ist, kann das Kind die Dinge aus dem Schwimmkurs auch sehr schnell umsetzen.

Meine Tochter hatte zum Glück keine Angst vorm Wasser, ist viel getaucht (ohne Schwimmhilfen), hat sich im Wasser gedreht, ist reingesprumgen
"geschwommen", im Wasser geglitten, so dass sie nach 4Std Intensivkurs schon 3-4m alleine Brustschwimmen kann.
Sie ist erst 4Jahre aber hat eben vorher schon eine gute Wasserlage gehabt und musste quasi nur die Bewegungen lernen. Also das asu dem Schwimmkurs kann deine Tochter dann schnell aufholen, wenn sie viele Erfahrungen im Wasser gemacht hat:-).