Mein Kind will nicht in den Kindergarten

Hallo,

Ich bin recht verzweifelt und erhoffe mir hier ein paar Tipps/Erfahrungen.

Kurz zu meiner Tochter: sie ist 3,5 Jahre alt, ein sehr aufgeweckt, fröhliches und quirliges Kind, aber sehr, sehr sensibel. Sie war auch schon immer sehr anhänglich und ist es mit ihren 3,5 immernoch. Sie hat einen kleinen Bruder, der nächsten Monat 2 Jahre alt wird.

Meine Tochter wurde bis sie 3 wurde zuhause von mir betreut, einmal die Woche ging sie von ca 10 bis 16 Uhr zu meinem Vater - das hat sie heiß geliebt und ist immer sofort mit. Da konnte sie sich also gut trennen, ebenfalls, wenn der Papa mit ihr losgezogen ist.

Im Januar ist sie im Kindergarten gestartet. Die "Eingewöhnung" lief folgendermaßen ab: einen Tag vor Start war ich nachmittags für 1 Stunde mit ihr im Kindergarten, da hat sie die Erzieherin und die Räumlichkeiten kennengelernt (der kiga hat nur vormittags geöffnet, da waren also keine anderen Kinder). Am nächsten Tag habe ich sie für eine Stunde hingebracht, in der Zeit saß ich im Foyer (durch eine Schließer getrennt) und habe gewartet. Wir haben dann die Zeit gesteigert und irgendwann bin ich dann mal nachhause, sodass sie in der 2. Woche schon allein die volle Zeit dort war. Das ging bis Mitte Mai wunderbar, also fast ein halbes Jahr. Und dann ging es wie aus dem Nix los, dass sie partout nicht mehr hinwollte. Nachdem auch Gespräche mit ihr und ihrer Erzieherin nicht zu Tage gefördert haben, was der Grund für ihr plötzliches Verhalten ist, habe ich sie 2 Mal brüllend und zappelnd abgegeben - war so richtig schlimm. Mit an die Türe klopfen, schreien, sich körperlich gegen die Erzieherin wehren etc. Das habe ich genau 2 Mal gepackt, ein drittes Mal hätte ich das nicht können - also habe ich sie dann zuhause gelassen und wieder das Gespräch im kiga gesucht. Wir hatten dann vereinbart, wir machen einen Cut, und versuchen es nach Pfingsten nochmal mit einer "Eingewöhnung" wie am Anfang. Das hat gestern gut funktioniert. Sie ist zwar unter Tränen rein, aber hat sich darauf eingelassen und gesagt, dass wir es probieren. Die Stunde war gut laut der Erzieherin und meine Tochter hat danach auch gesagt, dass es ihr gut gefallen habe. Heute morgen dann das übliche Theater, sie will partout nicht hingehen. Sie wollte am Abend nicht schlagen, weil sie nicht wollte, "dass es morgen wird" wegen dem Kiga, sie hat sich morgens kaum anziehen lassen. Bis vor die Wohnungstür habe ich sie irgendwie gebracht, aber gegen das Schuhe anziehen und losgehen hat sie sich so gewehrt, sie hat sich einfach in der Ecke neben dem Schuhschrank versteckt jnd geweint. Nach 25 Minuten (allein VOR der Wohnungstür, wie gesagt, es ging ja direkt beim Aufstehen los), habe ich es nicht mehr ertragen, und sie zuhause gelassen.

Sie hat dann heute Mittag endlich erzählt, dass ein größerer Junge sie mal gekniffen habe, und dass ihr das sehr wehgetan habe und sie jetzt Angst vor ihm hat. Meint ihr, dass nur das ihr Verhalten erklären kann? Ich mein es ist im Kiga ja sicher fast schon normal, dass da auch gerauft wird. Siebhat damals auch nicht geweint, sagte sie, sondern ist dann mit dem Mädchen, mit dem sie gespielt hat, weggelaufen. Sie ist wirklich sehr sensibel, aber kann sie das so aus der Bahn werfen? Mir fiel es dann, als sie das sagte, auch wie Schuppen vor die Augen, warum sie seither ihren Bruder so kneift, immer in den Arm, und auch schon so, dass er geblutet hat - sie hat das vorher noch nie gemacht. Das hat mir auch Kopfzerbrechen bereitet, warum sie plötzlich so aggressiv ihm gegenüber geworden ist. War vorher auch nicht immer harmonisch zwischen den beiden, aber zumindest ist sie vorher nie körperlich geworden.

Och hab ihr jetzt gesagt, wie sie sich verhalten kann, wenn ihr jemand wehtut, und das haben wir geübt "laut STOP! HÖR AUF!" rufen. Das üben wir auch weiter

Leider hat Ihre Erzieherin diese Woche nicht nehr intensiv Zeit für Sie, am Dienstag nächste Woche könnte sie wieder hingehen.

Was habt ihr für Ideen/Gedanken?

Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben. Ich bin echt verzweifelt und dankbar für jede Antwort.

LG

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Hallo,

es ist ja ganz normal, das Kinder egal wie die Eingewöhnung gelaufen ist nach einigen Monaten einen Rückfall bekommen und nicht mehr hingehen wollen. Eine Erzieherin hat mir Mal erklärt, am Anfang ist alles neu, das Spielzeug aufregend, die Kinder neugierig und man hat Spielpartner. Irgendwann kommt die Reflektion: das ist jetzt mein Alltag, ich soll hier jetzt jeden Tag ohne Mama sein. Nee das will ich nicht... Und jedes Kind kommt da unterschiedlich mit klar

Ich habe auch einen sehr sensiblen Jungen, auch ihm hat ein Junge ein ganzes Jahr sehr schwer gemacht (der ganzen Gruppe) und er wollte auch nicht gerne hin und hat öfter erzählt, er wurde von dem Jungen ein wenig geärgert. Es tat mir auch jedes Mal unglaublich leid und ich wollte ihn nur helfen.
Aber man muss eben bedenken, man kann dem Kind nicht in jeder Situation helfen, es wird immer jemanden geben , der einem das Leben etwas schwerer macht, ärgert, man ist getrennt von Mama. Ich denke es sind einfach Schritte, die die Kinder bewältigen müssen, sie müssen lernen damit umzugehen und wie sie aus den Situationen herauskommen können. Und in einer so geschützen Umgebung wie dem Kindergarten läuft es ja noch recht sanft, in der Schule wird es alles noch schwieriger, da ist man nicht immer unter so einer Aufsicht wie einer Erzieherin im Kindergarten. So hart es ist, sie müssen durch einiges durch um weiterzukommen, auch einfach in ihrer eigenen Entwicklung
Ich verstehe wie sehr es dir schwer fällt und auch deiner Tochter, aber ich denke durch das Mal zu Hause lassen wird es leider nicht besser.
Schreit sie denn die ganze Zeit dann durch oder lässt sie sich beruhigen?

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Hallo,

danke für Deine Antwort. Es ist nicht so, dass ich erwarte, dass sie da jeden Tag Lust drauf hat oder da immer alles rosig ist - ich sehe das wie Du, sie müssen lernen, mit bestimmten Situationen umzugehen und daran zu wachsen. Dazu müsste sie ja nur erstmal in den Kindergarten gehen. Für mich hat es sich nach roher Gewalt ihr gegenüber angefühlt, sie da tobend und schreiend und weinend reintragen zu lassen und sie dort vor meinen Augen gegen ihren Willen einsperren lassen - nix anderes ist das ja. Das ist für mich einfach kein respektvoller Umgang auf Augenhöhe, nicht liebevoll und achtsam. Deshalb mache ich das so nicht mehr. Ich glaube auch nicht, dass diese Art damit umzugehen die Ursache, weshalb sie so nachdrücklich nicht hinwill, löst. Es ist mehr als "ich hab keine Lust", sie steht seit dem einen Tag, an dem das losging, unter Dauerspannung. Ich kann sie ja schlecht "an den Haaren" aus dem Haus zerren. Das geht jeden Morgen so. Wenn wir es schon aus dem Haus geschafft hatten und den halben Weg gegangen waren, rannte sie wieder zurück etc pp - ich hab ja auch immernoch ihrem Bruder hier bei mir, der muss das ja auch immer irgendwie mitmachen - wir alle drei, jeden Tag...

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Lässt sie sich denn beruhigen wenn du weg bist?

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Ich hab dir eine PN geschickt ;-)

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Wenn du so verzweifelt bist, dann hole dir Hilfe. Ich habe in ähnlicher Situation mit einer Familienberatungsstelle gesprochen, also mit einer Mitarbeiterin davon.

Das hat mir gut getan. Ich habe an ein paar Schrauben gedreht und schwups, da klappte Familienleben wieder.

Kann ich nur zu raten, das tut so gut.

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Was du da erlebst, ist ganz normal. Wie eine andere Userin schon sagte - am Anfang ist alles toll und neu und die Kinder gehen gerne in den Kindergarten. Dann kommt bei fast allen Kindern eine Phase, in der sie realisieren, dass das nicht nur Spaß ist. Sie sollen jeden Tag hin, auch wenn sie lieber noch trödeln oder zuhause spielen würden oder den Tag mit der Mama verbringen oder mal ausprobieren was passiert, wenn sie „nein“ sagen und deutlich zeigen, dass ihnen das so heute nicht in den Kram passt.
Gar nicht selten hören die Kinder sofort auf zu schreien, wenn die Eltern außer Sichtweite sind.

Erfahrungsgemäß tun sich die Kinder insbesondere dann schwer, wenn die Eltern unsicher werden und das Geeiere - daheim bleiben, verhandeln, bitten, nur ein bisschen, wieder mit nachhause nehmen - losgeht.

In den Kindergarten gehen ist keine Entscheidung auf Augenhöhe, das bestimmen Erwachsene für Kinder. Wenn du richtig findest, dass deine Tochter in den Kindergarten gehen soll (und es keine grundsätzlichen Bedenken gegen diese spezielle Einrichtung gibt) bring sie hin. Erkläre ihr, warum sie da hin soll und dann zieh es durch. Oder melde sie ab und hoffe, dass sie in die Schule wollen wird. Was würdest du da machen, wenn sie nicht hingehen will?

Das Geeiere macht es der ganzen Gruppe schwer, es ist belastend für die Kinder (und Erzieher), wenn einem Kind nicht die Möglichkeit gegeben wird, richtig anzukommen und es deshalb über einen langen Zeitraum eine (von oft nur 2 auf 25 Kinder) Erzieher*innen für sich alleine braucht und/oder viel schreit.

Ich schreibe aus Erzieherinnensicht.

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Hallo,

danke für Deine Antwort.

Es ist bei meiner Tochter tatsächlich mehr, als "ich will einfach nicht". Sie steht total unter Daueranspannung, spricht den ganzen Tag immerwieder davon, dass sie nicht dahin möchte. Beim ins Bett gehen, direkt nach dem Aufstehen, am Wochenende etc pp - sie kann gar nicht abschalten. Man kennt ja sein Kind, und kann schon abschätzen, ob das nur "Gebocke" ist oder nicht.

Die Frage ist ja trotzdem, wie man damit umgeht. Ich finde es tatsächlich keine gute Lösung, die körperliche Überlegenheit auszunutzen in der Form, man zwängt es einfach gegen all seine aufgewendete körperliche Kraft dorthin. Wie gesagt, sie läuft nicht mal aus dem Haus, sondern verschanzt sich zwischen Schränken zB. Ich kann sie nicht gegen ihren Willen dorthin schleppen.

LG

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Hallo :)

Jetzt kenne ich natürlich weder dein Kind noch dich und kann deshalb nur von meinen Erfahrungen berichten. Damit kann ich völlig daneben liegen.

Meiner Erfahrung nach ist es nicht ungewöhnlich, dass Kinder während der Eingewöhnung in die Kita für einige Wochen durch den Wind sind. Besonders, wenn sie eine sehr starke Bindung an ihre Eltern haben und Kindergarten sehr anders ist, als was sie von zuhause gewöhnt sind.

Durch den Wind bedeutet - schläft schlecht, klammert, Babysprache, weint/trotzt mehr, nässt vermehrt ein (nicht unbedingt alles auf einmal).

Meistens ist das „nur“ die Umstellung und gibt sich nach einigen Wochen von alleine, mit der eintretenden Routine und Sicherheit. Die allermeisten Kinder gehen anschließend gerne in die Kita.

Manche Kinder leben diese Phase sehr intensiv aus und sind so verunsichert, dass sie alles was sie können tun, um der neuen Situation nicht ausgesetzt zu werden. Es kommt vor, dass Kinder zuhause schon anfangen zu weinen, sich nicht anziehen wollen, sich an der Tür festklammern…

Da gilt es genau hinzuschauen: Ist in der Kita irgend etwas passiert, was diese starke Reaktion rechtfertigt? Oder steigert sich das Kind möglicherweise in etwas hinein?
Vielleicht war es vorher sehr behütet und hat zum ersten Mal einen etwas unangenehmen Zusammenstoß mit einem Kind gehabt.

Es hilft dem Kind nicht, wenn es zu sehr behütet wird, irgendwas ist immer doof und man muss lernen damit umzugehen. Ebenso muss man lernen sich zu wehren und Hilfe zu holen.

Für manche Kinder ist Gruppenbetreuung auch nichts. Die mögen das nicht. Es ist zu viel Fremdbestimmung, zu laut, nicht bei der Mama. Es gibt in Deutschland keine Kindergartenpflicht, sie muss nicht unbedingt gehen.

Manche Kinder, kommen in großen Gruppen nicht zurecht oder mit einem offenen Konzept, für die kann der Versuch in einer anderen Einrichtung lohnen.

Letztendlich musst du dir klar werden, was du willst. Gar keine Tränen gibt es bei den allerwenigsten Kindern rund um die Eingewöhnung. Und wirklich oft verstärkt sich diese normale Phase, wenn Eltern unsicher werden, weil sie zum Beispiel denken, dass das Kind sich unbedingt über den Kindergarten freuen muss. Aus Kinderssicht sind da erstmal fremde Leute mit fremden Regeln, man muss sein Zeug teilen (schlimmer noch, man darf seins meist nichtmal mitbringen), bekommt gelegentlich mal ein Schippchen übergebraten und wird wenn man Pech hat geärgert oder wer isst einem das Frühstück weg. Das ist schon eine ganz schöne Umstellung, nicht jedes Kind tut sich leicht damit.
Manche schaffen es ein Jahr später, bei manchen verfestigt sich das Problem dann eher noch.

Wie wichtig ist dir denn, dass sie in genau in diesen Kindergarten geht?

Kannst du mit den Erzieherinnen sprechen und fragen, wie sie die Sache sehen und was sie vorschlagen?

Viele Grüße

:)