Kind behauptet, ich würde es hauen. Was tun?

Hallo an alle,
da ich mir nicht mehr zu helfen weiß, brauche ich mal Rat von außen.
Und zwar hat mein Sohn in dieser Woche bereits zwei Mal mir gegenüber behauptet, ich hätte ihn gehauen und das stimmt natürlich nicht.
Und ich hab absolut keine Ahnung, ob das normal ist und wie man damit umgeht.
Er flunkert in letzter Zeit häufiger und bisher waren es immer eher harmlose Dinge, das jetzt finde ich aber nicht ok.
Die erste Situation war wie folgt: wir haben unseren Baum geschmückt und ich bin mit der Lichterkette um den Baum herum, er stand auch da und da hab ich ihm ganz sanft zur Seite geschoben, damit ich vorbei kann.
Da hat er direkt gesagt, ich hätte ihn grade gehauen.
Der Papa war dabei und hat natürlich auch gesehen, dass es nicht stimmt.
Wir haben dann versucht mit ihm zu reden und bisher dachte ich, er hat es verstanden. Aber grade kam es wieder vor.
Er wollte baden , ich hab ihm sein Shirt ausgezogen und er ist mit dem Kopf ein wenig stecken geblieben, also hab ich versucht ihn da möglichst sacht zu befreien. Wahrscheinlich hat es an seinen Haaren gezogen, jedenfalls hat er dann auch wieder gesagt, ich hätte ihn grade gehauen.

Ich bzw wir haben ihn noch nie gehauen oder geschlagen, hier wird nichtmal aus Spaß auf seinem Popo getrommelt oder Ähnliches. Ich bin, was Gewalt angeht, echt strikt dagegen und habe noch nie jemandem bewusst weh getan und ich muss echt zugeben, dass mich das emotional wirklich sehr trifft, dass er sowas sagt.

Zudem frage ich mich, wie ich dann damit umgehen soll, wenn er sowas mal von wem anders behauptet und auch, was passiert, wenn er sowas im Kindergarten plötzlich erzählt.

Ist das eine Phase? Er ist 3,5 Jahre alt und sprachlich eigentlich wirklich weit, aber seit er in den Kindergarten geht, ist er wütender als sonst und hat sich ein wenig verändert. Ich hab das aber als normalen Vorgang interpretiert, der sich nach einer Zeit wieder gibt und versuche ihn dann immer kindgerecht aufzufangen.

Bin jetzt aber so geschockt, dass ich nicht weiß, wie man damit am besten umgeht.

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Man merkt, dass das Thema bei dir viel auslöst und das finde ich bei diesem Thema auch verständlich. Vielleicht gelingt es dir trotzdem, es einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dein Sohn hat nichts Schlimmes gemacht. Er hat ein Wort verwendet, um zu beschreiben, dass er etwas, was du getan hattest, körperlich unangenehm fand. Er geht in den Kindergarten, da kommt es wahrscheinlich oft vor, dass Kind A Kind B aus Versehen anrempelt, Kind B dann schubst, Kind A sich mit hauen wehrt etc. und wenn es dann Ärger gibt, denken beide Kinder, das andere hätte zuerst gehauen. So ist halt die Wahrnehmung bei Kindern (und leider auch manchen Erwachsenen).
Dein Kind hat nicht gesagt "ich werde zu Hause von meinen Eltern misshandelt", und gemeint hat er das auch nicht. Das wissen auch Außenstehende mit etwas Menschenverstand. Wenn ich von einem Kindergartenkind höre "meine Mama hat mich gehauen", dann weiß ich, dass es da viele Optionen gibt. Das Kind könnte Geschichten erzählen, das Kind könnte ein körperliches Einschreiten der Mutter (z.B. festhalten, wenn das Kind etwas gefährliches tun will) als hauen bezeichnen, es könnte auch um ein Spiel gehen, bei dem man sich z.B. gegenseitig mit einem Luftballon haut, was weiß ich.. Wenn das Kind sowas ohne Angst im Beisein der Mutter sagt, würde ich erstmal nicht vermuten, dass das Kind zu Hause misshandelt wird.

Ich weiß ja nicht, WIE ihr mit eurem Sohn darüber gesprochen habt. Habt ihr seine Empfindung aufgegriffen und Verständnis dafür gezeigt, dass er das als hauen empfindet? Oder habt ihr ihm einfach widersprochen und ihm seine Wahrnehmung abgesprochen? Habt ihr gemeinsam überlegt, was eine passendere Bezeichnung wäre?

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Wir haben versucht ihm den Unterschied zu erklären.
Ich hab ihm direkt gesagt, dass ich ihn nur zur Seite geschoben hab bzw. dass sein Shirt an seinen Haaren gezogen hat und das für ihn unangenehm war, dass Hauen aber etwas anders ist.
Dass hauen bedeutet, dass man jemanden mit Absicht weh tut. Er haut ja selbst manchmal auch, wobei er es meiner Meinung nach bisher nie mit Absicht getan hat, wahrscheinlich versteht er das deswegen nicht, dass es mich halt echt verletzt, wenn er es sowas sagt.

Ich weiß halt nur nicht, was man noch machen kann, weil er dann irgendwann auch total abblockt und anfängt, sich abzulenken.
Hab natürlich auch wissen wollen, ob was im Kindergarten vorgefallen ist, ob er was beobachtet hat oder ihn ein Kind gehauen hat. Aber er erzählt nichts.

Bearbeitet von ladida18
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"Ich weiß halt nur nicht, was man noch machen kann"
Naja, garnichts. Das Kind wieder in Ruhe lassen. Es ist nichts schlimmes passiert, es wird auch nichts schlimmes passieren, wenn sich die Situation noch ein paarmal wiederholt und euer Sohn versteht das Drama nicht. Er weiß nicht, dass manche Eltern ihre Kinder körperlich misshandeln bzw. mit Absicht schlagen, er kommt gar nicht auf die Idee und das ist doch erstmal positiv zu bewerten.

Und was das Lügen/Geschichten erzählen angeht, ja das fand ich am Anfang auch schwer zu verdauen. Letztendlich verschwimmen aber in dem Alter die Grenzen zwischen Realität, Befürchtung und Wunschvorstellung. Deswegen sage ich lieber Geschichten erzählen als lügen. Das ist ganz normal und kann man vermutlich auch nicht ändern.

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Vielleicht fehlt ihm das Vokabular, so dass auch das, was du gemacht hast, für ihn hauen ist. Möglicherweise weiss er auch nicht, dass hauen grundsätzlich Absicht unterstellt. Ich nehme an, dass er grundsätzlich zwischen Absicht und Versehen unterscheiden kann, ihm im konkreten Fall aber die sprachliche Differenzierung fehlt. Ich würde ihm an deiner Stelle erklären, dass du ihn beiseite geschoben hast oder dass du ihm versehentlich beim Ausziehen an den Haaren weh getan hast.

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Wir haben ihm das mehrfach versucht zu erklären, haben aber das Gefühl, es kommt nicht richtig an.

Es ist eine echt schwere Situation für mich, ich kann da auch nicht locker mir umgehen, weil mich das so erschreckt.

Und grundsätzlich, dass er grade allg so viel flunkert.
Also man ist ja oft dabei und sieht was er tut und trotzdem lügt er dann oft.

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Wir hatten auch so eine Phase mit 2-3J., da war es tatsächlich einfach so, dass "hauen" für alles stand, was durch andere kam und auch nur im Geringsten wehtat - egal ob Unfall oder schon beim kleinsten Ziepen beim Haarekämmen/waschen. Ich weiß allerdings noch wie ich beim Pädagogen nachgefragt hatte, weil die Phase sich dann auch noch mit einer 1monatigen Trotz- und Wutanfallsphase überschnitt.

So kam einmal ein Wutanfall vor, wo ich mich in Grund und Boden geschämt habe: war draußen mit Kind spazieren, Wutanfall brach herein und mir wurde "hauen" aus heiterem Himmel und natürlich auch noch gerade als andere vorbeigingen, vorgeworfen. Den eiskalten Schauer kann man sich ja gut vorstellen. Half aber nichts, tief durchatmen und ruhig den Wutanfall überstehen - es war ja auch nichts wirkliches passiert.

Gleichzeitig spielte aber auch die On/Off-Überlastung durch Kiga (jede Woche Wechsel wegen krank) und die einfache Erschöpfung des Kindes eine große Rolle: es wurde immer deutlicher, dass die "Hau"-Reaktion immer mit Erschöpfung einherging - vor allem wenn das Kind es selbst gerade nicht eingestehen wollte. Haben dann wieder das "nach Kiga 30 min. Ruhe/Kuschelritual" zurückgeholt und das hat recht gut geholfen

Also toitoitoi, bleib standhaft, du machst das gut so!#pro

PS: frag evtl mal bei den Erzieherinnen nach, ob das gerade ein kleines Thema in der Gruppe ist - selbst wenn er im Kiga lieb und ruhig ist, kann es passieren dass er es im Schutze seiner Mami auslebt und versucht einzuordnen. Von verschiedenen Pädagogen habe ich übrigens Rückhalt dazu bekommen: solche Situationen sind dann auch ein Lob an die Mamis: er darf er selbst sein, sich ausdrücken, fühlt sich hier sicher und das zeigt er dir auch! Auch wenn es eine unangenehme und schmerzhafte Situation war.

Bearbeitet von Arjha
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Wir hatten das hier auch schon. Ich reagiere da mal mit Ironie, mal mit nachfragen, mal mit einer Entschuldigung. Also zu deinen Beispielen:
„Ich wollte dich nur sanft bei Seite schieben. Habe ich dir dabei weh getan?“ oder „Herrje, da hab ich dir ja jetzt fast die Ohren lang gezogen mit dem Pulli. Lass mal sehen, sind die noch richtig dran?“ …

Ich finde du dramatisierst das etwas. Das viele erklären macht da einen totalen Elefanten draus, dabei ist das eine Mücke.

Bearbeitet von ourhope123
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Hey,

Ich glaube, ein bisschen ist das eine normale Phase. Meine 3-jährige hat grade ständig furchtbares aua. Wenn ihre Schwester sie nur berührt, ist das Drama riesig, abgesehen davon tut es ihr furchtbar weh, wenn ich sie wasche...

Vielleicht kannst du zu deiner Entlastung mal das Gespräch im Kindergarten suchen. Erzähl, dass dein Sohn in letzter Zeit häufiger erzählt, dass er gehauen wird. Ob das im Kindergarten auch so ist, ob hauen zwischen den Kindern grade ein Thema ist. Vielleicht wissen sie da was. Und können es auch gleich besser einordnen, wenn er dort was erzählt. Vielleicht entlastet dich das etwas. Grundsätzlich glaube ich aber, dass Erzieher sowas gut einordnen können. Dein Kind ist garantiert nicht das erste, dass sowas erzählt.

Und zum Thema "lügen". Ich schreibe das bewusst in Anführungszeichen, weil es in dem Alter deines Sohnes einfach noch was anderes ist. Vor allem geht da noch so viel durcheinander: was ist wirklich passiert, qas hätte passieren können, was hätte ich mir gewünscht, was habe ich mal in einer Serie gesehen, was hat mir mal jemand erzählt, wie war es gestern, was heißt überhaupt gestern.... Da verschwimmt im Kopf noch so viel, dass ich es fast schwierig finde, da von Lügen zu sprechen. Und auch sonst ist das ja irgendwie eine normale Entwicklung. Erstmal merken, dass es besser wäre, etwas anderes zu erzählen, dahin zu merken, dass einem auch nicht alles geglaubt wird, dann irgendwann die Erkenntnis, dass einem dann allgemein weniger geglaubt wird, wenn man lügt... Ich glaube, im gewissen Rahmen ist das einfach auch ein Entwicklungsprozess in dem Alter. Nichts, was darauf schließen lässt, dass er später mal ein Lügner wird.

Vielleicht kannst du für dich mal sortieren, warum es dich so extrem triggern. Dein Sohn weiß noch gar nicht, was das Problem ist, wenn er sowas rum erzählt. Wahrscheinlich merkt er einfach, dass er so einen Effekt erzielt. Ich vermute, dass er deinen Erklärungen auch nicht richtig folgen kann. Ich würde kürzer halten: "Nein, ich habe dich nicht gehauen, ich habe dich aus Versehen zur Seite geschoben. Tut mir Leid, dass es dir weh getan hat, ich passe jetzt besser auf."

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Solang er es nur in den konkreten Situationen sagt, denke ich auch, das "hauen" einfach synonym für "Hey Mama, das ist unangenehm" gebraucht wird. Ich würde da nur kurz drauf eingehen ("Tut mir leid Schatz, ich wollte dir nur helfen dich aus deinem Pulli zu befreien/ an dir vorbei gehen...") und sonst kein großes Drama draus machen.
Solang er im Kindergarten oder sonst wo nicht rumerzählt, Mama und Papa würden ihn hauen (beim Titel dachte ich, es würde darum gehen) finde ich, ist alles ok

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Klingt so als würde er das Wort erst mal als Ersatz für „etwas ihm Unangenehmes“ benutzen

Mein Sohn ist noch kleiner (25M) und sprachlich recht schlecht.. bei ihm ist gerade alles AUA
Ein Markerl im Tshirt das kratzt, ein Langarmbody der sich beim Anziehen am Ärmel etwas hochgezogen hat und „drückt“, eine Haube die schief sitzt etc.
Wird alles mit einem bösen und lauten Mamaaa Auaaa Mama neeiiin aua
Kommentiert 🤷‍♀️

Ich würde es ihm erklären und ansonsten erst mal unkommentiert lassen. Ich denke nicht dass er sich dessen bewusst ist was solche Aussagen für dich bedeuten.