Mein Sohn ist seit einem halben Jahr im Kindergarten und hat sich schnell mit einem Jungen eng angefreundet.
Wir waren inzwischen zweimal zusammen bei diesem Jungen zu Hause zum Spielen. Die Treffen sind gut verlaufen und ich konnte die Eltern sowie die Geschwister kennenlernen. Alle sind sehr nett und wir haben uns gut verstanden.
Es hat sich herausgestellt, dass die Familie einer christlichen Freikirche angehört. Keine offizielle Sekte, aber tendiert laut Internet in diese Richtung.
Ich habe mich mit der Mutter ganz offen und locker darüber unterhalten und es kamen schon einige Glaubenssätze zu Tage die ich so nicht unterstützen kann. Z.B. der Mann stellt die Autorität im Haus dar, Frau ordnet sich unter. Bestimmter Kleidungsstil ist verboten, kein Zusammenleben vor der Ehe usw.
Ich habe kein Problem damit dass mein Sohn mit christlichem Glauben in Berührung kommt (wir gehören einer "normalen" Landeskirche an), aber diese Freikirchen muten für mich teilweise schon etwas gefährlich an (meine persönliche Meinung, ich möchte niemandem zu nahe treten).
Ich möchte nicht dass mein Sohn an diese Art von Glaubenssätzen (wie oben genannt) herangeführt wird. Diese Freikirche betreibt in unserem Ort eine sehr beliebte Pfadfindergruppe, der der neue Freund meines Sohnes auch angehört. Diese Gruppe war mir schon vor der neuen Freundschaft meines Sohnes gut bekannt und kommt für uns nicht in Frage da auch dort diese Art von religiösen "Regeln" an die Kinder herangetragen werden die für mich nichts mehr mit reinem christlichen Glauben zu tun haben. Da ist natürlich nun meine Befürchtung da, dass mein Sohn dort irgendwann auch hin möchte wenn er über seinen Kumpel davon erfährt.
Wie würdet ihr in meiner Situation reagieren? Die Freundschaft komplett verbieten erscheint mir grausam und möchte ich auch nicht, zumal sein Freund ein sehr netter Junge ist.
Den Kontakt nur auf den Kindergarten beschränken?
Bisher spielt das Thema Religion zwischen den beiden keine Rolle, aber wenn sie älter werden und womöglich auch im Schulalter noch befreundet sind, würde mein Sohn sicherlich in deren Haushalt auch allein ein und aus gehen und so automatisch mehr mit deren Lebensstil in Berührung kommen.
Bitte nicht falsch verstehen: Jeder kann so leben wie er mag und seinen Glauben haben. Das toleriere ich voll und ganz. Aber da die Lebensumstände, die diese Freikirche vorgibt für mich teilweise gefährlich anmuten möchte ich nicht dass mein Sohn diese irgendwann für sich übernimmt.
Freikirche
Hallo.
Ich kann dich verstehen. Aber ich würde da glaub ich nicht den Kontakt einschränken.
Noch ist den Kindern Religion wahrscheinlich relativ egal und die Regeln sind noch nicht relevant. Aber wenn sie grosser werden, kann es natürlich anders werden. Aber auch dann hast du die Chance, deinem Kind deine Werte zu vermitteln. Ich bin katholisch und habe sehr viele Freunde, die gar nicht glauben und eine Freundin, die Zeugin Jehova ist. Wir haben keinen Stress, selten aber manchmal tauschen wir uns aus was die Werte und Ansichten angeht. Ich finde es spannend, andere Ansichten zu hören, mache meine Regeln aber selbst und habe auch null Stress, wenn andere für sich ihren Rahmen weiter oder enger stecken.
Es ist doch gut auch die andere Seite zu sehen, dann kann offen drüber reden was es ist.
Wenn Sie euch bekehren wollen, dann würde ich anders reagieren.
Liebe Grüße
Wie heißt diese christliche Freikirche denn?
Also im Grunde ist der Glaube einer Familie ja eine rein private Angelegenheit und hat mit deinem Kind, welches vielleicht 1 x im Monat dort spielt, nichts zu tun.
Es sei denn, sie haben das Bedürfnis andere Menschen mit ihrem Glauben zu bekehren. Ja, gut, das ist eine andere Geschichte. Dann würden sie höchstwahrscheinlich dich oder deinem Sohn immer mit ihren Glaubensvorstellungen konfrontieren.
Haben sie denn selbst angefangen über ihren Glauben mit dir zu sprechen oder nur auf deine Nachfrage hin? Weil du schreibst, die Frau ordnet sich unter usw. Haben sie das von allein alles so erzählt? Kann ich mir irgendwie schwer vorstellen.
Ich würde es erstmal nicht als Problem ansehen. Denn in den allermeisten Weltreligionen ordnet sich die Frau unter und es sind eben auch nicht alle Kleidungsstile erlaubt. Was sagt das nun schon. Das ist deren privater Glaube und hat zwischen 2 Kitakindern ja erstmal keinen Wert.
Ich würde es erstmal weiter laufen lassen und solltest du merken, dass dir oder deinem Kind immer wieder der Glaube versucht näher getragen zu werden, dann euch eventuell distanzieren.
Ich musste als Kind auch zur Freikirche. Meine Eltern sind dort Mitglied. Die Freikirchen sind lästig, aber nicht gefährlich meiner Meinung nach. Ich habe mich als Jugendliche komplett davon distanziert. Leider hatte ich es auch schwer Freunde zu finden. In unserem Haus hingen halt überall so christliche Sprüche. Das kam nie gut an und ich konnte quasi niemanden mit nach Hause nehmen.
Ich finde die Glaubenssätze auch altbacken und habe sie nicht für mich übernommen.
Sie tun so als wären sie Freunde, aber das sind sie nicht. Als meine Eltern sich trennen wollten war aus Richtung der Freikirche die Hölle los. Sie durften nicht mehr hin. Nachdem sie wieder zusammen waren, war wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Das sind einfach extrem oberflächliche Menschen.
Zu der Pfadfindergruppe würde ich ihn nicht schicken. Das würde ich ihm kindgerecht erklären warum das nicht geht. Gegen die Freundschaft mit dem Jungen spricht nichts. So schön, dass er einen normalen Kontakt gefunden hat und kennenlernt wie es in normalen Familien abläuft.
Wir reden hier von 1 Stunde in der Woche ? Oder 90 Minuten? In denen für 10 Minuten etwas von Glauben erzählt wird ? Halte ich für absolut ungefährlich für dein Kind. Die " Werte", die du nicht gut findestv( ich auch nicht) werden ja noch nicht aufgegriffen. Da geht es erstmal um Kontakt , Gemeinschaft etc. Das ist positiv zu sehen.
Wenn zu Hause etwas " schräges" ankommt, dann kann man darüber reden, aber ein generelles Verbot würde ich nicht geben.
Mein Bruder und ich waren auf einer Kath. Grundschule, obwohl wir evangelisch waren. Das christliche Morgenritual gehörte für uns einfach zu, genau wie täglicher Religionesunterricht. Und doch sind wir bei konfirmiert und haben nicht konvertiert. Ich bin ausgetreten aus der Kirche, und das, obwohl ich jahrelang zur Jungschar vom CV JM gegangen bin Und sogar im Kirchenchor gesungen habe und die jährliche Bibelfreizeit ( 5 Tage) mitgemacht habe.
Du willst diese Ideologie nicht für dein Kind, kann ich verstehen, aber was da jetzt passiert ist wirklich harmlos, im Gegenteil, eher noch profitiert dein Kind davon. Er wird dir nicht entrissen. Besser so, als befreundet sein mit einer Familie, in der der ganze Tag der Fernseher läuft und alle Computerspiele ständig zur Verfügung stehen, ohne Altersbegrenzung.
DAS würde mir Sorgen machen....
"aber wenn sie älter werden und womöglich auch im Schulalter noch befreundet sind, würde mein Sohn sicherlich in deren Haushalt auch allein ein und aus gehen und so automatisch mehr mit deren Lebensstil in Berührung kommen."
Manchmal halten Kita-Freundschaften so lange, manchmal nicht. Das wird man sehen.
Sich jetzt schon mit 3 Jahren (?) Gedanken zu machen, was vielleicht später mal sein KÖNNTE, falls er mal alleine dort ein und aus geht, so mit 10 Jahren, ist einfach unnötig.
Ich würde es laufen lassen und schauen, wie dein Sohn reagiert, was er erzählt, ob er Fragen stellt oder mit euch über was reden möchte. Kann ja auch sein, dass ihr ihm die Gleichberechtigung so gut vorlebt, dass er es im Haushalt des Freundes "komisch" findet und bei euch zuhause anspricht. Dann kann man ja erklären, dass andere das anders handhaben und ihr euch aus Gründen A, B und C für Eure Lebensweise entschieden habt. So würde ich an Themen herangehen, die andere Haushalte anders händeln, und die sich ggf. auf sein späteres Bild einer Ehe auswirken KÖNNTEN. Aber auch da kann man sagen, dass dieses "klassische/veraltete" Rollenbild halt etwas ist, was beide wollen müssen.
Aber zum Beispiel das Zusammenleben nur in der Ehe ist vermutlich etwas, das Dein Sohn dort zwar mitbekommt, was aber wohl kein Thema in der Jungsfreundschaft sein wird. Das kann jedes Paar für sich entscheiden, er sieht dort maximal eine andere von vielen möglichen Konstellationen.
Es steht dir auch gar nicht zu, darüber zu urteilen, ob die Frau vielleicht genau in diesem Lebensmodell glücklich ist und darin aufgeht. Ob die Familie das so gut finden darf oder nicht. Dein Sohn lernt durch Euch, dass es verschiedene Wege gibt. Der im Freundeshaushalt ist einer davon, euer Weg zuhause ein anderer. Er wird immer wieder in seinem Leben mit Ansichten und Werten in Berührung kommen, die ihr nicht teilt (haben wir hier grad mit unserem Neunjährigen - in Sachsen kurz nach der Wahl ) Eure Aufgabe als Eltern ist es auch, ihm Toleranz und das Vertreten seiner eigenen Meinung beizubringen.
Und WENN es in 7 Jahren oder so dann wirklich dazu kommt, dass ihr das Gefühl habt, sie würden ihn "missionieren" wollen oder der Kontakt tut ihm nicht mehr gut, verunsichert ihn oder läuft in eine falsche Richtung, dann könnt ihr immer noch eingreifen. Aber dann ist euer Sohn auch älter und versteht eure Bedenken besser.
Bis dahin, aus jetziger Sicht, würde ich es einfach erstmal so laufen lassen.Ihr wart dort, Du fandest sie nett, wie sie ihre Ehe führen hat damit erstmal nichts zu tun.
Die Freundschaft würde ich nicht verbieten, die Pfadfindergruppe schon.
Hallo,
ich kann nur etwas Ablehnen oder Zustimmen was ich kenne. Ich kenne kein Kindergarten- und Schulkind, das sich bewusst mit Glauben in seiner Vielfalt auseinandersetzt. Und ich kenne verdammt viele. Meine Meinung dazu ist, je mehr ich über meinen Glauben/Wertesystem weiß, umso weniger anfällig bin ich für Sekten.
Bei den Protestanten, dazu gehören auch die Freikirchler, gibt es ein breites Feld und hier unterscheiden sich gefühlt sogar die einzelnen Gemeinden (Lutheraner). Wir haben in den Nachbardörfern eine Besonderheit aus der Landeskirche, mei, ich muss da ja nicht mitmachen, aber ich kann ihre Bedeutung würdigen.
So, Sohnemann hat einen Freund, der einer Freikirche angehört, der missioniert genauso wenig wie die Mormonin in der Klasse.
Toleranz leben ist meiner Meinung nach, etwas was sich viele Menschen auf die Fahne schreiben, aber nicht schaffen umzusetzen.
Wie würde ich jetzt mit meinem Kind "arbeiten", in die Kirche gehen, meinen Glauben leben, mein Wertesystem erklären unabhängig einer Konfession. Mit den Entscheidungen deines Kindes leben, immer! im Gespräch bleiben. Junior ist inzwischen fünfzehn und wir haben verschiedene Phasen inzwischen durch, aber wir sind da, dass er sagt er ist Christ und mehr wollte ich nicht. Sein Kumpel möchte gerne Theologie studieren und ich bin ihm sehr dankbar, dass er sich Junior zum Wechsel an die Schule angenommen hat. Der zieht mit den Jungs durch die Innenstadt, ein ganz normaler Jugendlicher. Seine Weltsicht ist eine andere, aber er akzeptiert auch die Andere. So stelle ich mir Toleranz vor, übrigens die anderen Kumpels aus der Clique auch seine.
Viele Grüße
Hi,
ich hätte nichts gegen die Freundschaft. Wir leben zu Hause eine gleichberechtigte Partnerschaft vor, von daher ist es völlig ok für mich, wenn meine Kinder auch mal hören und sehen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt.
Man kann dann gemeinsam darüber reden und erklären, warum man es anders macht.
Ein Freund meines Sohnes ist auch in einer anderen Kirche, frag mich jetzt nicht welche. Die Eltern sind nett und der Junge auch und mein Sohn hat noch nie irgendwas mitgebracht von dort was religiös ist. Es ist ihm aber eh total egal und er will sogar vom Religionsunterricht befreit werden, weil ihn das Thema so langweilt :D Das ist aber auch unter den Jungs gar kein Thema.
Meine Tochter hat auch muslimische Freundinnen und da werden ja auch andere Feste gefeiert. Eine Mutter trägt ein Kopftuch, die andere nicht und klar kamen dann auch Fragen auf warum. Ich finde es immer eine schöne Gelegenheit darüber zu reden und auch was über die Feste in anderen Religionen zu erfahren, genauso wie über die Gefahren von Religion zu reden.(ab einem gewissen Alter)