Ständig kritisiert

Hallo liebes Forum,
ich bin vor ein paar Tagen von einem großen Familienausflug (mit Eltern, Bruder, Cousin) zurückgekehrt, der eigentlich insgesamt ganz toll war, bis auf eine Ausnahme- das Miteinander von meinem Bruder und meinem Sohn (5) und mir. Wir hatten vor der Geburt ein tolles Verhältnis, weshalb er auch Patenonkel von meinem Sohn ist. Seitdem er auch Vater ist (Sohn, 4 Jahre) begegnet er uns sehr negativ. Er kritisiert meinen Sohn in vielen Situationen, die eigentlich gar kein Problem darstellen. Bsp: Mein Sohn ist in den Garten gegangen um Fußball mit seinem Sohn zu spielen. Er kommt, fährt ihn an, was er hier im Garten will und ob er denn nicht mal nachdenken kann ob vielleicht die Babys im Haus später mal über die Wiese krabbeln wollen (wir hatten 2 Gärten), es würde ihm hier nicht alles alleine gehören und außerdem möchte sein Sohn gar kein Fußball mit ihm spielen. Dieser rief dann, doch ich will und mein Bruder dampfte wütend ab. So ist er ihm gegenüber immer und ich weis echt nicht wieso. Mit seinem eigenen Sohn ist er nie so. Sie erziehen ihn ohne Nein und tolerieren fast alle seine Verhaltensweisen. Bei Wutanfällen reagieren sie verständnisvoll. Mein Erziehungsstil kritisieren sie. Die Beiden haben von meinem Eltern ein Mitbringsel bekommen. Nachdem sich mein Sohn bedankt hatte, sagte er zu mir: "Wir zwingen unseren Kindern keine Worte auf, die sie sagen sollen, nur weil die Gesellschaft das erwartet. " Dann dreht er sich zu seinen Sohn und sagt: "Denk dran, du musst das nicht sagen, wenn du nicht willst." In den letzten Tagen setzte er dann noch ne Schippe drauf und kritisierte mich, dass ich nicht genug auf die Bedürfnisse meines Sohnes eingehe. Unsere Söhne sind beim Fußball zusammengestoßen. Ich hab meinem Sohn in den Arm genommen, geschaut wo es wehtut und da er nicht geweint hat und alles bewegen konnte hab ich gesagt: "Ach schau, es war zum Glück gar nicht so schlimm." Dann habe ich mit ihm weitergespielt. Mein Bruder meinte später zu mir, das man das nicht sagen darf weil man die Gefühle der Kinder runterspielt. Unser Zusammensein macht langsam kein Spaß mehr. Ich habe schon überlegt ihn mal um ein Gespräche zu bitten, weil gerade mir die negative Haltung zu meinem Sohn nicht passt. Ich bin aber fast sicher, dass es dadurch nur schlimmer werden würde. Was meint ihr? Soll ich das Gespräch trotzdem suchen? Wir sehen uns aufgrund der räumlichen Distanz eher selten. Oder mach ich wirklich alles falsch?

4

Mir wäre der Kragen geplatzt, als er das Kind so angefahren hat.

Wenn er auf dem Missionierungstrip ist, würde ich schon erwidern: "du erziehst dein Kind, ich meins. Wenn du jetzt zum Erziehungsberater umgeschult hast, miete einen Raum und nimm Eintritt." oder so ähnlich.

Es ist ja wohl ziemlich daneben, einen 5Jährigen anzufahren "Du bist nicht allein hier", ihm falsche Aussagen zu unterstellen, kurz: sich wie die Axt im Wald zu benehmen und dann was von extremer Bedürfnisorientierung zu faseln. Halte doch mit seinen eigenen Methoden dagegen: Kinder werden nicht angegangen und schon gar nicht werden ihnen Falschaussagen unterstellt. Das ist finsterste, schwarze Pädagogik.

Würde mein Kind dem nicht mehr allein aussetzen.

1

Erziehung ist doch sehr individuell, dein Bruder denkt an einigen Stellen anders als du, dass birgt Stresspotential.

Allerdings wird es mit zunehmendem Kindesalter besser, so meine Erfahrung.

Ich würde den Kontakt erstmal auf Eis legen, es auf die klassische Familienfeste beschränken und wenn es da ( also auf diesen Festen) wieder besser wird, dann kann man nochmal einen Versuch starten.

Ein Gespräch über Erziehungsgrundlagen können nur im Streit enden, da kriegt man selten Konsens mit anderen.

2

Wenn es um die unterschiedlichen Erziehungsstile geht, würde ich einfach ignorieren oder sagen jeder macht wie er meint. Da bin ich auch der Meinung, dass es kein richtig oder falsch gibt. Wenn ich jedoch merken würde, dass mein Kind ungerecht behandelt wird, wie zum Beispiel das mit dem Fußball im Garten, da würde ich glaube, ich nicht ruhig bleiben können. Was ist denn mit der Mutter des Kindes? Hat dein Bruder eine Frau? Wenn du mit ihr ein gutes Verhältnis hast kannst du vielleicht mal mit ihr sprechen?

6

Danke für deine Antwort. Mein Bruder hat eine Frau. Sie ist eher ruhig und redet in einem normalen Ton mit meinem Sohn, allerdings sucht sie eigentlich keinen Kontakt zu ihm. Über sein Verhalten meinem Sohn gegenüber könnte sie mit meinem Bruder aber kein ruhiges Gespräch führen. Das gäbe vermutlich Streit. Er kann mit Kritik schwer umgehen und ist dann eigentlich immer beleidigt.

3

Also dein Bruder hat ja wohl ein Knall. Mehr kann ich dazu eigentlich gar nicht sagen. Die Sachen, die er sagt würde ich persönlich gar nicht ernst nehmen.
Verständlich ist, dass somit ein gemeinsames, gemütliches Beisamensein erheblich erschwert wird.
Ich persönlich würde ein letztes Gespräch führen und die Dinge einfach ganz ehrlich erläutern und wenn du merkst, dass dies nicht zur Besserung der Situation innerhalb von zwei Monaten führt, dann wäre das Beste für alle Beteiligten vermutlich die Reduzierung des Kontakts auf ein Minimum, d.h.: Geburtstage, Weihnachten und mehr nicht.
LG

5

Du machst nicht alles falsch, du machst es anders. Ich persönlich kann schon mit diesem ""Wir zwingen unseren Kindern keine Worte auf, die sie sagen sollen, nur weil die Gesellschaft das erwartet"-Kram nichts anfangen, in vielen Fällen zieht man sich damit kleine selbstverliebte Egoisten heran. Aber es ist seine Sache. Und wenn ihr euch sowieso selten seht, würde ich vermutlich kein Gespräch führen, sondern beim nächsten Mal klar sagen, dass jeder sein eigenes Kind maßregelt, tröstet, lobt oder sonstiges. Das macht die Sache anstrengender, klar, aber du wirst ihn ja nicht bekehren und er dich auch nicht.

Manche Menschen haben ein gewisses Sendungsbewusstsein bei solchen Sachen. Das würde ich einfach ignorieren und notfalls auch klar darauf hinweisen, dass du dir das verbittest - du möchtest die Zeit mit ihm gerne genießen und keine Aufrechnung aller vermeintlichen Erziehungsfehler.

7

Letztlich gibt es unterschiedliche Erziehungsstile... das muss jeder selber wissen. ABER: Wenn er mein Kind so anraunzen würde, wäre meine erste Frage, ob er noch alle Latten am Zaun hat. So drastisch muss man es wohl ausdrücken. Er soll seine Kinder erziehen, wie er will, aber Deine Erziehung geht ihn nichts an. Wenn er das nicht akzeptieren will, gibt es eben außerhalb der üblichen Feiern keinen Kontakt mehr. Und bei diesen Feiern würd ich ihn auch sofort ausbremsen, falls er es wieder wagen sollte, sich unpassend zu benehmen.

8

Jeder erzieht seine Kinder individuell und das sollte man akzeptieren. Jedoch sollte man anderen auch nicht in die Erziehung reinrede (außer vielleicht konstruktive Kritik).

Ich würde an deiner Stelle das Gespräch mit ihm suchen. Er ist zwar dein Bruder und es könnte noch mehr Stress geben, aber du kannst das nicht so stehen lassen.

In erster Linie bin ich der Meinung, dass man Kinder nicht anschreien bzw. so anfahren sollte. Und schon gar nicht sollten das andere machen. Das ist schon der erste Punkt, den ich ansprechen würde. Und dann würde ich noch ansprechen, dass es nicht in Ordnung ist, permanent alles zu kritisieren.
Wenn er das nicht akzeptieren kann, dann wird der Kontakt reduziert oder komplett eingestellt. Das wäre meine Vorgehensweise.

Dein Sohn merkt das ja auch bzw. wird es irgendwann merken. Und dann denkt er vielleicht, dass er wirklich etwas falsch macht oder ist traurig, weil der Onkel so blöd dir gegenüber ist.