Den ganzen Tag Gejammer

Mein 4-jähriger ist an und für sich ein fröhliches Kind. Jedoch hat er seit Monaten so Tage, an denen er den ganzen lieben, langen Tag jammert. Und gewisse Themen werden jeden Tag bejammert.
Beispielsweise der Kindergarten: Seit Monaten jammert er bereits nach dem Aufstehen, dass er nicht in den Kindergarten will. Und hole ich ihn ab, mault er, dass ich ihn zu früh abgeholt hätte. Also so viel dazu, dass es ihm dort nicht gefallen würde. 🤷🏻‍♀️ Ich habe auch schon bei den Pädagogen nachgefragt. Die haben so gar nicht das Gefühl, dass es ihm dort nicht gefällt. Und auch ihn habe ich schon mehrfach gefragt, aber bekomme nie eine nachvollziehbare Antwort, warum es ihn nicht gefällt. (eher in die Richtung: ich wollte in den Bewegungsraum, aber XY nicht; ich wollte alleine Murmelbahn spielen, aber XY wollte, dass ich mit ihm diese oder jenes mache; ich wollte heute nicht in den Garten gehen, ...)
Nachmittags fahren wir zu einem Spielplatz. Egal, welcher Spielplatz: Es ist immer der Falsche. Auch wenn ich ihn vorher gefragt habe, wo er hin möchte. Kaum sind wir aber da, ist es nach einiger Zeit gut.
Wir treffen uns zu einem Playdate mit einem seiner Freunde: Ich habe den falschen Freund ausgewählt. Kaum spielt er mit ihm, ist es gut.
Abends gibt es Abendessen. Auch wenn er mal im Vorfeld gefragt wurde, was er möchte: Es ist das Falsche und er beschwert sich lautstark.

Habt ihr auch solche Exemplare daheim? Wie schafft ihr es, nicht die Fassung zu verlieren? Weil nach Tagen des ständig immer gleichen Gejammers ist das immer gut Zureden und darauf Eingehen manchmal echt schwierig. Ist das nur so eine typische Phase? Quasi die Vorstufe zur Wackelzahn-Pubertät - und er hört sich tatsächlich manchmal an wie ein nörgelnder Teenie. 🙄 Oder ist das ein Hinweis auf seinen späteren Charakter? 🫣

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Wenn's so ist, wie Du beschreibst, würde ich auf das Gejammer gar nicht mehr grossartig eingehen. Es könnte durchaus sein, dass all das Gejammer einfach ein Ritual geworden ist und keineswegs ein Zeichen seelische Not. Er jammert, Du wendest Dich ihm zu, er hat Deine volle Aufmerksamkeit. Wer würde das nicht prima finden?

Grüsse
BiDi

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Das kann natürlich gut sein. Könnte es sein, dass das eine Art "Nachahmung" seiner kleinen Schwester sein? Sie ist eineinhalb und wenn sie weint, wird sie hochgehoben. Und für ihn ist das Äquivalent dazu zu jammern und schon hat er meine Aufmerksamkeit. 🤔
Wobei ihn zu ignorieren funktioniert auch nur bedingt, weil er dann stattdessen auszuckt, weil ich ihm nicht zuhöre.

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Mein Mädchen ist gerade vier und bei uns ist es das Gleiche. Ich habe das Gefühl sie weiß selbst nicht was sie möchte. Wenn ich sie nachher abhole wird es entweder zu früh oder zu spät sein. Dabei ist es genauso abgesprochen.

Dazu schlägt und tritt sie wild um sich vor Wut. Wir haben zusammen erarbeitet was ich denn als Ausgleich bekomme wenn sie mich schlägt. Sie tut mir weh und dafür bekomme ich nun ihre Einhörner und darf sie behalten so lange ich möchte. Das schmerzt bei ihr am meisten. Seit dem Deal hat sie ihre Wutausbrüche wieder im Griff und es sind bisher ihre Einhörner.

Ich hoffe dass es bei uns bald ruhiger wird und dann beruhigt sich ihr Gemüt wieder. Irgendwas passiert gerade in ihrem Hirn 🙄

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Wie schafft ihr es, nicht die Fassung zu verlieren? Gar nicht. Wir verlieren beide regelmäßig die Fassung. Es ist halt manchmal zuviel und zu unsinnig, wegen was da ausgerastet wird. Das können wir manchmal einfach nicht aushalten. Aber wir geben uns Mühe, das zählt, finde ich.
Was tu ich beim allmorgendlichen "ich will nicht in die kiiiiitaaaaa"? Ich sage einfach gar nichts dazu. Überspiele das mit Mhmmm. Oder sowas wie "wir putzen jetzt erstmal Zähne". 5 Minuten später heißt es dann "ich will jeeeeeetzt in die Kita" und es kann nicht schnell genug gehen. Am Anfang hab ich noch reagiert mit, ist ja logisch, "aber die Kita gefällt dir doch so", "aber deine Freunde sind doch auch schon da" bla bla bla.. alles überflüssig und führte zu noch mehr Widerstand und Jammerei.
Ansonsten hilft manchmal auch, dem einfach Raum zu geben und "okay" zu antworten. Aber gut, das kann ich mir grad leisten, weil ich in Elternzeit mit Baby2 bin. Es ist aber noch nicht vorgekommen, dass er tatsächlich Zuhause bleiben wollte 😆
Ich bin mir sehr sicher, dass die Ausraster und Meckereien am Nachmittag einfach daher rühren, dass mein Sohn müde und fertig ist. Plus dem fehlt Ruhe und Exklusivzeit mit mir, weil kleines Geschwisterchen. Aber auch vorm Baby hatten wir diese Zusammenbrüche regelmäßig. Kita ist einfach total anstrengend für Kinder, egal wie alt und wie lange sie schon gehen. Ich würde an deiner Stelle einfach mal versuchen, nachmittags nen Gang zurückzuschalten. Kein Spielplatz, kein Playdate - erstmal zuhause ankommen, ne Runde Buch lesen, kuscheln oder was auch immer dein Kind gern hat, um runterzukommen und dann kann er immer noch sagen, dass er jetzt gern ne Runde auf den Spielplatz möchte.

Bearbeitet von Weihnachtsbaby2020
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Und ich glaube auch gar nicht, dass das unmittelbare Ziel ist, diese Wutausbrüche oder Jammereien immer und von vorn herein vermeiden zu wollen. Die angestauten Gefühle müssen ja auch irgendwohin. Aber ich versuche, mich davon nicht triggern zu lassen und zu warten, bis es von allein wieder abebbt. Und danach ist das Kind meist wie ausgewechselt, fröhlich als ob nie was gewesen wäre.

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Ich denke es ist eine Mischung aus, müde, Hunger und feststellen, dass die eigene Entscheidung doch nicht so toll war.

Wie oft haben wir als Erwachsene doch schonmal gedacht, wenn wir wohingehen und noch eine andere Alternative hatten. Naja, wäre ich vielleicht doch lieber woanders hingegangen.?

Dann sucht man sich einen Spielplatz aus und dann fällt einem dort ein, ach da gibt es ja doch nicht die Rutsche, sondern nur die andere. Ich will doch lieber zu Spielplatz XY.

Ich habe da immer gerne vorher gefragt: Warum willst du denn zu dem Spielplatz? Gibts da was besonderes und so konnten wir das auch mal vermeiden, weil wir dann auf dem richtigen Spielplatz waren.

Beim Kindergarten: Ja, ich weiß, das sagst du jeden Morgen und wenn ich dich abhole, meckerst du wieder, dass ich zu früh bin und du länger bleiben willst. Auch wenn du jetzt gerade das Gefühl hast, dass du nicht hin willst. Du hast dort viel Spaß und deine Freunde und deswegen gehen wir da hin.

Das wie ein Mantra wiederholen, meist so nach 3 Wochen war das Thema wieder für eine längere Zeit zu Ende.

Beim Essen gibt es immer die Alternative sich ein Brot zu schmieren. Das haben meine dann sogar ein paar Mal bei ihrem Lieblingsessen gemacht, weil sie da plötzlich keine Lust drauf hatten. Mir war das dann schnuppe, dann essen sie eben einen Tag mal nix Warmes, bringt sie nicht um, aber wir hatten Ruhe am Tisch.

Und sonst einfach aushalten.

Meine Tochter ist im Mai 6 geworden und war damit ein Vorschulkind. Die letzten 3 - 4 Monate war sie ständig am rumbrüllen, aber wirklich, die halbe Straße hat sie gehört. Wenn der Bruder sie mal geärgert hat, wurde wieder gehauen und gekniffen. Sie war wieder fast jede Nacht bei uns, kam oft abends nochmal raus, nachdem ich sie ins Bett gebracht hatte.
Sobald irgendwas nicht nach ihrem Willen lief, eine Geschrei und Gebrüll und gleichzeitig immer Hilfe gewollt beim Anziehen, beim auf die Toilette gehen, also Sachen, die sie schon längst alleine kann.
Jetzt ist sie die 4. Woche in der Schule, in der Zeit hatten wir noch 2 schlechte Tage, aber sie bleibt abends in ihrem Bett, schläft meistens durch, letzte Woche kam sie nur eine Nacht runter. Sie broddelt immer noch, wenn sie nicht ihren Willen bekommt, aber brüllt nicht mehr rum, man kann wieder vernünftiger mit ihr reden. Alleine anziehen klappt jetzt auch weitestgehend wieder, auch alleine aufs Klo gehen.

Da war wohl einfach viel Angst vor dem unbekannten Schule, wie das wohl wirklich ist, Abschiedsschmerz vom Kindergarten usw. das da einfach in ihr brodelte. Das hat sich jetzt soweit aufgelöst, sie kennt die Schule jetzt, es macht ihr Spaß, sie ist stolz, dass sie schon alleine heimläuft, morgens traut sie sich noch nicht alleine :D Und schon ist das Kind wieder ausgeglichener.

Unser Großer hatte da auch seine schwierigeren Zeiten, war aber zum Glück nicht ganz so extrem :D

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haha... ja, so ein Exemplar haben wir auch zuhause, auch 4 Jahre alt! Ich hab leider keinen Tipp. Mal gehe ich möglichst geduldig und mitfühlend drauf ein, mal schalte ich auch eher auf Durchzug - aber das merkt er dann widerum und meckert auch wieder.. Insgesamt muss ich eher aufpassen, dass es mich nicht auch psychisch runterzieht. Es ist wahrscheinlich kein untypisches Kinderverhalten, aber er sagt ja übersetzt im Grunde den ganzen Tag "Alles ist schlecht!" - das Gegenteil einer positiven Weltsicht. ;) Freue mich sehr auf das Ende dieser Phase.... Man hat wirklich als Mutter abends das Gefühl trotz aller Bemühungen wieder alles falsch gemacht zu haben.